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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Abdulghaffar Chann war Anfang des 20. Jh. n.Chr. der Gründer
und Leiter der gewaltfreien Unabhängigkeitsbewegung “Diener
Gottes“ (“Chuda-i-Chidmatgar“) in
Indien.
Abdulghaffar wurde in der damaligen britischen Kolonie
Nordwest (Indien),
in der Grenzprovinz Utmanzai geboren. Er war Sohn eines
“kleinen Chan“, also eines lokalen Großgrundbesitzer. Seine
Familie war angesehen, wohlhabend und auf regionaler Ebene
sehr einflussreich. Im Gegensatz zu den anderen
Großgrundbesitzern, und den mächtigeren sogenannten “großen
Chans“ war seine Familie friedfertig, kümmerte sich um
Bedürftige, ignorierte die herrschenden Kastensysteme und
kooperierten nicht mit den britischen Kolonialisten.
Abdulghaffar kam als fünfjähriger in eine
Madrasa in seiner Provinz und mit acht Jahren ging er auf
das Edwards-College in der Provinzhauptstadt Peschawar. Sein
Wunsch, seinem Volk zu dienen, brachte ihn in die Armee. Wegen
seiner Körpergröße von fast zwei Metern wurde er zum
Eliteregiment auserwählt. 1912 brach er seine Armeekarriere
ab. Sein großer Bruder, der in London Medizin studiert hat,
wollte Abdulghaffar nach London zum Ingenieurstudium schicken.
Die Abreise nach London scheiterte aber schließlich am
Widerstand seiner Mutter. Abdulghaffar entschied sich in
Indien zu bleiben und zu heiraten, um den Wunsch seiner Mutter
nachzugehen und seinem Volk zu dienen. Einige Jahre später
stirbt seine Frau an Grippe.
Die Großgrundbesitzern in
Indien
erhielten von den britischen Kolonialherren Unterstützung und
Machtbefugnisse, die sie sich durch eine hohen
Analphabetenrate aufrecht erhalten wollten. So konnten im
Jahre 1911 nur 2 % der paschtunischen Männer und so gut wie
gar keine Frauen lesen und schreiben. In der
Madrasas wurde den
Paschtunen von zum Teil analphabetischen Qur´an-Lehrern,
das Auswendiglernen des
Heiligen Qur'ans beigebracht.
Dieser Missstand in seiner Gesellschaft veranlasste
Abdulghaffar als zwanzig Jähriger eine Schule in seiner Stadt
zu gründen, um seinen ärmeren Mitbürgern den Zugang zur
Bildung zu ermöglichen. Kurze Zeit später eröffnete er weitere
Schulen, die aber von den britischen Besatzern verboten und
geschlossen wurden. Abdulghaffar war zwar wohlhabend, führte
aber ein einfaches Leben und setzte sich mit ganzer Kraft für
die Gesellschaft ein. Mit der Bildung der
Gesellschaftsmitglieder wollte Abdulghaffar das Ende der
Feudalstrukturen erzielen und die
Paschtunen von sozialer und wirtschaftlicher Abhängigkeit
befreien. Als Folge der paschtunischen Abhängigkeit erkannte
er die fehlende Bildung. Er war davon überzeugt, dass eine
politische Aufklärung und ein politisches Selbstbewusstsein
der
Paschtunen sie von der Herrschaft der britischen Besatzer
befreit. Erst wenn die
Paschtunen den Zusammenhang von Besatzung und
Ungerechtigkeit und ihrer Passivität erkannt haben, könnten
sie sich für den Widerstand mobilisieren.
Aufgrund seiner Bildungsoffensiven wurde er immer wieder
verhaftet und gefoltert, kam aber nach einigen Wochen oder
Monaten wieder frei. Insgesamt verbrachte Abdulghaffar 15
Jahre in britischen Gefängnissen. Abdulghaffar war alsbald im
Volk so bekannt und respektiert, dass seine Verhaftung immer
Proteste nach sich zog, sodass die Briten die ohnehin schon
kaum zu kontrollierende Region, nicht provozieren wollte und
ihn relativ in Ruhe ließen.
1920 heirate Abdul Ghaffar erneut und gründete ein Jahr
darauf in Utmanzai die Azad High School. Obwohl die Lehrer
eingeschüchtert oder, wenn die Einschüchterungsversuche
misslangen, mit höheren Gehältern abgeworben wurden, wurde die
Schule ein großer Erfolg und es folgten weitere Schulen. Neben
seiner Bildungsoffensive intensivierte er auch seine
politischen Aktivitäten. Er zog von Ort zu Ort und betrieb
politische Aufklärung. Um die
Paschtunen zu mobilisieren, hielt er zahlreiche Reden und
klärte sie auf. Er appellierte an ihre Ehre, der wundeste
Punkt der
Paschtunen. Er sprach den paschtunischen Männer Mut und
Tapferkeit ab -die höchsten paschtunischen Tugenden:
„...Schämt euch! Ihr Feiglinge! Ihr seid Feiglinge weil eure
Autorität in der Hand anderer ist. Die Kontrolle über eure
Mütter und Töchter liegt in der Hand von anderen. Ihr seid
keine
Paschtunen! Ihr seid die Sklaven der Briten...“
Abdul Ghaffar warf den
Paschtunen Gleichgültigkeit gegenüber ihrem eigenem Volk
vor und dass sie ihrem eigenen Untergang tatenlos zusahen:
„...50% der Kinder in eurem Land sind krank. Die Krankenhäuser
sind für die Briten bestimmt. Das Land gehört uns, die
Ressourcen gehören uns, alles gehört doch uns, aber wir
hungern und sind nackt. Wir haben weder Essen noch Unterkunft.
Es ist unsere Pflicht uns um die Armen zu kümmern und sie mit
Brot und Kleidung zu unterstützen...“
Er hielt ihnen die Opferbereitschaft der verhassten
Besatzer vor. Diese seien zwar politisch wie moralisch im
Unrecht, halten aber zusammen und seien bereit für ihr Volk
alles zugeben, sogar ihre Leben: „Der Grund weshalb die
Briten uns beherrschen ist: Sie verfügen über einen Geist der
Einheit; während wir zerstritten sind.“ Denn die
Paschtunen schwächten sich durch unsinnige Blutsfehden,
anstatt vereint gegen den gemeinsamen Feind vorzugehen. Er
sagte: „Hört auf wie Schafe zu meckern. Brüllt wie Löwen.“
Mit seinen Reden provozierte er die
Paschtunen und schärfte ihren Blick auf die sozialen und
politischen Missstände. In den Dörfern sprach er auch über
Sauberkeit und Hygiene und packte selbst mit an, wenn es um
den Bau von Brunnen und Latrinen ging. 1921 rief Abdulghaffar
die 'Gesellschaft zur Reform der
Paschtunen' ins Leben die neben der Bildungsarbeit auch
politische Tätigkeiten, die sich über die Reform der
Gesellschaft in der Bevölkerung ausbreiten sollte.
1926 kommt auch seine zweite Ehefrau bei einem
Verkehrsunfall während einer Reise nach
Mekka
und
Jerusalem ums Leben. Er entscheidet nie wieder zu
heiraten. 1928 initiierte er eine Zeitschrift, “Paschtun“ die
viermal im Jahr herausgebracht wurde. Mit dieser Zeitschrift
wurden rund zehn Millionen
Paschtunen in der Nordwest-Grenzprovinz und Afghanistan
erreicht. Die Zeitschrift behandelte politische, kulturelle
und religiöse Fragen, Bildung und Literatur,
Gleichberechtigung der Frauen, aber auch Gesundheit und
Landwirtschaft. Diese Zeitschrift bildete für die
Paschtunen ein Sprachrohr und gab ihnen frischen
Selbstbewusstsein, wurde deshalb von den Briten verboten. Auch
die “Großen Chan“, die Großgrundbesitzer und ihre
Hof-Gelehrten, verurteilten diese Zeitschrift, weil sie das
bestehende System und ihre Machtpositionen in Frage stellte.
Es war auch eines der ersten Maßnahmen der neu gegründeten
Regierung
Pakistans, 1947 diese Zeitschrift zu verbieten und
sämtlich noch verfügbaren Exemplare zu Vernichtung.
Für Abdulghaffar war die selbstlose Handlung, Glaube und
Liebe das Wesen des
Islam.
Er war der Meinung, dass
Gott
keine Dienste vom Menschen benötige und Gottesdienst verstand
er als Dienst für die Schöpfung. Aus dieser Lebenshaltung
heraus gründete er mit anderen
Paschtunen 1929 die Bewegung der “Diener Gottes“ [Choda-i-Chidmatgaran],
die wegen ihrer roten Hemden als “Rothemden“, bekannt wurden.
Die gewaltfreie paschtunische Bewegung war ungewöhnlich,
weil die Stammeskultur der
Paschtunen traditionell eine sehr kriegerische war. Die
Briten hatten viele
Paschtunen für ihr berüchtigte kriegerische Art für ihr “Garwhal“-Regiment
rekrutierten. In einem sozialen und kulturellen Umfeld, in dem
jedes Stammesmitglied immer bewaffnet war, organisierte
Abdulghaffar 1929 die “Gottes Diener“ als eine Truppe für
gewaltfreie Aktionen. 1930 waren 500 Mitglieder der “Gottes
Diener“ beigetreten. Der Höhepunkt der Bewegung lag in der
Zeit der Salzmarschkampagne von
Mahatma Gandhi, als die “Gottes Diener“ durch einen
spontanen, gewaltfreien Massenaufstand die Großstadt Peschawar
(damals ca. 200.000 Einwohner) übernahmen und für neun Tage
mit dem Aufbau einer eigenen Verwaltung begannen. Dies führte
zu Repression von den britischen Besatzungstruppen, welches
aber zu einer breiten Solidarisierung mit den “Diener Gottes“
führte. 1938 hatte die Bewegung der “Diener Gottes“ über
100.000 Mitglieder. Die “Diener Gottes“ waren keine
politisch-säkulare, sondern eine religiös motivierte Bewegung.
Zwar war die Bewegung als eine rein soziale Bewegung gedacht,
„doch die britische Unterdrückung“, so Abdulghaffar
„macht es der Bewegung unmöglich fern vom politischen
Geschehen zu sein.“ Die “Diener Gottes“ wurden
politischer, sie entwickelten sich zu einer
indisch-paschtunischen Widerstands- und
Befreiungsorganisation. Als solche organisierten sie sich auch
anders. Um erfolgreich gegen eine Armee bestehen zu können, so
Chans Überzeugung, müsse man ebenfalls die Schlagkraft einer
Armee entwickeln, und das erforderte andere, straffere
Strukturen. Die “Gottes Diener“ wandelten sich nun zu einer
“Streitkraft“ und übernahmen alle Merkmale einer regulären
Armee: Eine strenge Hierarchie mit denselben
Dienstrangbezeichnungen (General, Offizier, Rekrut..), mit
Abzeichen und Fahnen, mit Disziplin und Gehorsam, mit Drill
und Trainingslagern. Auch eine Art Uniform wurde eingeführt,
die allerdings lediglich in der günstigen rotbraunen
Einfärbung der normalen (individuell verschiedenen) Kleidung
bestand, weshalb sie auch “Rothemden“ (Red Shirts) genannt
wurden. Die “Diener Gottes“ waren die erste unbewaffnete Armee
in der Geschichte -streng hierarchisch, religiös, und radikal
gewaltlos.
Abdulghaffar und
Mahatma Gandhi lernten sich 1928 kennen und waren im
Kontakt, doch war die Bewegung der “Diener Gottes“ immer eine
eigenständige,
islamische Bewegung. 1938 besuchte Gandhi die
Nordwest-Grenzprovinz und fand eine weiterentwickelte
islamisch-gewaltfreie Bewegung vor. Der kriegerische Charakter
der paschtunischen Kultur verwandelte sich vielmehr in einen
entschlossenen Glauben in die Macht des moralischen Zwangs.
Abdulghaffar Chan berichtete Gandhi von einer Erfahrung aus
einer Diskussion über die Bewegung mit einem
Muslim:
„....Er kritisierte mich stark und sagte, dass ich den
Geist des
Islam
unterminiere, wenn ich Gewaltfreiheit zu den
Paschtunen predige. Ich sagte ihm, er wisse nicht, was er
sage und dass er das nicht sagen würde, wenn er mit eigenen
Augen die wundervolle Transformation gesehen hätte, die die
Idee der Gewaltfreiheit inmitten der
Paschtunen bewirkt und ihnen eine neue Vision von
nationaler Solidarität gegeben habe. Ich zitierte Absätze und
Verse aus dem
Heiligen Qur'an, um die große Bedeutung aufzuzeigen, die
der
Islam dem Frieden beimisst.
Frieden [salam] ist sein (des
Heiligen Qur'an) zentraler Kern. Ich zeigte ihm weiterhin,
dass die größten Persönlichkeiten in der
islamischen Geschichte eher durch ihre Entbehrungen und
ihren Verzicht bekannt wurden als durch ihre Brutalität.“
1940 erklärt sich
Gandhi
bereit, die Briten im zweiten Weltkrieg zu Unterstützen um
seine Verhandlungsposition in der Unabhängigkeitsfrage zu
verbessern. Abdulghaffar Chan tritt deswegen aus der India
National Commitee (INC) aus und erklärte, dass seine
Gewaltlosigkeit keine Strategie ist, sondern ein
Lebensprinzip. Anders als
Gandhi,
der die Gewaltlosigkeit als Mittel sah, sah Abdulghaffar die
Gewaltlosigkeit als eine allgemeine Lebenshaltung die er aus
den
islamischen Lehren herleitete. Abdulghaffar war eine
tolerante Führerpersönlichkeit, er rief die
Muslime zur
Einheit auf und mit anderen Religionsmitgliedern
Zusammenzuarbeiten. So beteiligten sich die “Diener Gottes“ an
vielen Kampagnen zur Verständigung zwischen
Muslimen und Hindus, und selbst innerhalb der Bewegung der
“Diener Gottes“ wirkte eine hinduistische Minderheit mit.
Obwohl diese Hindus die
islamische Ausrichtung der Organisation kritisierte,
wurden sie als Minderheit mit nicht-islamischem
Glaubenshintergrund zugelassen. Auch Frauen waren Mitglieder
der Organisation und beteiligten sich gleichberechtigt an den
politischen Aktionen.
Beim Eintritt in die Organisation der “Diener Gottes“
mussten die neuen Mitglieder ein Eid abgeben, ein Auszug:
„...Ich werde meinen Wohlstand, meinen Komfort und mein Leben
für die Freiheit meiner Nation und meines Volkes hingeben. Ich
werde nie Spaltung, Hass oder Eifersucht in meinem Volk
fördern und will den Unterdrückten gegen die Unterdrücker zur
Seite stehen. Ich werde kein Mitglied irgendeiner
Konkurrenzorganisation werden, noch will ich in irgendeiner
Armee stehen. Ich will treu alle legitimen Anweisungen meiner
Offiziere beachten. Ich will im Einklang mit den Prinzipien
der Gewaltfreiheit leben. Ich werde allen Geschöpfen Gottes
gleich dienen, und mein Ziel wird die Freiheit meines Landes
und meiner Religion sein. Ich werde nie eine Auszeichnung für
meinen Dienst verlangen...“
Abdulghaffar sprach auf mehreren Kundgebungen und wurde
deshalb mehrmals verhaftet und gefoltert. So kam es einmal
nach einer Großkundgebung soweit, dass paschtunische Soldaten
die von den Briten für das Garwhal-Regiments rekrutiert
wurden, sich mit den “Diener Gottes“ solidarisierten und sich
weigerten, einem Feuerbefehl auf die Menge zu gehorchen.
Dieses Ereignis schockte die Briten derart, dass sie eine
ganze Truppendivision und ein Luftwaffenkontingent neu
heranführen mussten. Diese Zeit nutzten die “Diener Gottes“,
eine Art Regierung zu etablieren. Auf dem Lande um Peschawar
starteten sie eine Kampagne für Steuerboykotts und den Boykott
von Abgaben an die Regierung für bereitgestellte
Bewässerungsanlagen. Die “Diener Gottes“ eröffneten
Steuerbüros und sammelten Steuern von den Landbesitzern. Als
die neuen Truppen der britischen Besatzer eintraf, begann eine
der schlimmsten Repressionswellen in der Geschichte der
südasiatischen Unabhängigkeitsbewegungen. Unzählige “Diener
Gottes“ und Sympathisanten wurden erschossen oder erhängt. Es
gelang den “Diener Gottes“ nun noch einmal, sich auf ihrer
ländlichen Basis zu reorganisieren und sogar zu verbreitern.
Erst der vergebliche Widerstand gegen die Teilung des
indischen Subkontinents und die Staatenbildung
Pakistans führte zum Niedergang der Bewegung.
1940 unterstützten die Briten die Muslim League, ein
Zusammenschluss der Großgrundbesitzer, um eine Spaltung und
Schwächung der paschtunischen
Muslime und der Allianz der “Diener Gottes“ und Ghandis
INC in der Nordwest Grenzprovinz zu provozieren. So rief die
Muslim League den 'Direct Action Day' (16. August 1946). Der
landesweite 'Direct Action Day' war kurz nach einer massiven
Wahlniederlage der Muslim League in der Nordwest Grenzprovinz
ausgerufen worden, die ihre Pakistan-Pläne gefährden konnten;
durch die religiösen Unruhen, obschon gezielt herbeigeführt,
sollte allen Beteiligten die Notwendigkeit einer Teilung
Indiens vor Augen geführt werden. Trotz der
muslimisch-hinduistischen Gewaltexzessen mit mehreren Tausend
Toten und Verletzten, blieb es in der Nordwest Grenzprovinz
weitgehend ruhig, da die Nichtmuslime von Tausenden von
“Dienern Gottes“ geschützt wurden.
Abdulghaffar war gegen eine Spaltung
Indiens. Einzig die “Diener Gottes“ waren es, die bis
zuletzt für ein geeintes multireligiöses Indien eintraten, und
dies nicht alleine mit Worten, sondern durch den Einsatz ihres
Lebens, als sie sich schützend vor die attackierten Hindus und
Sikhs stellten, gegen ihre eigenen Glaubensbrüder gewandt.
Doch schließlich war auch die hinduistische INC für die
Spaltung Indiens. So blieb Abdulghaffar Chan am Ende der
Einzige, der sich für ein friedliches Miteinander der
Religionen in
Indien
einsetzte. Er sagte: „Eine Revolution ist wie eine Flut,
sie kann Segen mit sich bringen aber auch Zerstörung.“
Nach der Gründung
Pakistans wurde die Nordwest Grenzprovinz an den
angrenzenden Provinzen aufgeteilt, sodass die Nordwest Region
keine eigene Provinz mehr darstellte. 1948 gründete
Abdulghaffar eine Oppositionspartei in Pakistan 'Pakistan
Peoples Party' und wurde deswegen verhaftet und ohne
Gerichtsverfahren ins Gefängnis gebracht. Sechs Jahre später
1954 kam er frei, nahm aber nach seiner Freilassung seine
politische Aktivitäten wieder auf. 1956 wurde Abdulghaffar
wieder festgenommen und die “Diener Gottes“ Organisation in
Pakistan verboten. 1958 übernahm ein Militärregime unter
dem
Paschtunen Ayub Chan die Regierung in Pakistan und ging
mit aller Gewalt gegen die “Diener Gottes“ vor. Ein “Diener
Gottes“ Veteran kommentierte den Wechsel der britischen zur
muslimischen Herrschaft über die Nordwest Grenzprovinz: „Es
hat nur ein Wechsel der Uniformen stattgefunden.“ Die
“Diener Gottes“ Organisation wurde zerschlagen.
1959 wird Abdulghaffar wegen Krankheit aus der Haft
entlassen und nach wenigen Monaten wegen erneuter politischer
Tätigkeit weitere drei Jahre inhaftiert. 1964 kam Abdulghaffar
wieder frei und entschied sich daraufhin, ins Exil nach
Afghanistan zu gehen. Von den ersten rund 17 Jahren
pakistanischer Unabhängigkeit hatte Abdul Ghaffar somit knapp
15 Jahre in pakistanischen Gefängnissen verbracht - so lange
wie zuvor unter den Briten. Somit verbrachte Abdulghaffar
dreißig Jahre seines Lebens hinter Gittern.
1972 kündigte der Präsident Bhutto die Wiederherstellung
der Demokratie in Pakistan an. Abdulghaffar schöpfte neue
Hoffnung und wagte die Rückkehr aus dem afghanischen Exil nach
Pakistan. In
Pakistan gründet er eine Friedens- und Versöhnungsbewegung
doch nachdem wenige Monate später diese Bewegung großen Zulauf
erfahren hatte, wurde die Bewegung verboten und Abdulghaffar
erneut verhaftet. 1976 kam er frei und ging endgültig ins
afghanische Exil und starb dort am 21. Januar 1988. Im
Jahr 1987 erhielt er als erster Nicht-Inder die Auszeichnung
Bharat Ratna (Juwel von Indien, der höchste zivile
Verdienstorden in Indien).