Abdulghaffar Chan
Abdulghaffar Chan

Aussprache: abdulgahffuur chaan
arabisch:
عبد الغفار خان
persisch:
خان عبدالغفار خان
englisch:
Abdul Ghaffar Khan

1890 - 21.1.1988
??? - ???
n.d.H.

.Bücher zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.

Abdulghaffar Chann war Anfang des 20. Jh. n.Chr. der Gründer und Leiter der gewaltfreien Unabhängigkeitsbewegung “Diener Gottes“ (“Chuda-i-Chidmatgar“) in Indien.

Abdulghaffar wurde in der damaligen britischen Kolonie Nordwest (Indien), in der Grenzprovinz Utmanzai geboren. Er war Sohn eines “kleinen Chan“, also eines lokalen Großgrundbesitzer. Seine Familie war angesehen, wohlhabend und auf regionaler Ebene sehr einflussreich. Im Gegensatz zu den anderen Großgrundbesitzern, und den mächtigeren sogenannten “großen Chans“ war seine Familie friedfertig, kümmerte sich um Bedürftige, ignorierte die herrschenden Kastensysteme und kooperierten nicht mit den britischen Kolonialisten.

Abdulghaffar kam als fünfjähriger in eine Madrasa in seiner Provinz und mit acht Jahren ging er auf das Edwards-College in der Provinzhauptstadt Peschawar. Sein Wunsch, seinem Volk zu dienen, brachte ihn in die Armee. Wegen seiner Körpergröße von fast zwei Metern wurde er zum Eliteregiment auserwählt. 1912 brach er seine Armeekarriere ab. Sein großer Bruder, der in London Medizin studiert hat, wollte Abdulghaffar nach London zum Ingenieurstudium schicken. Die Abreise nach London scheiterte aber schließlich am Widerstand seiner Mutter. Abdulghaffar entschied sich in Indien zu bleiben und zu heiraten, um den Wunsch seiner Mutter nachzugehen und seinem Volk zu dienen. Einige Jahre später stirbt seine Frau an Grippe.

Die Großgrundbesitzern in Indien erhielten von den britischen Kolonialherren Unterstützung und Machtbefugnisse, die sie sich durch eine hohen Analphabetenrate aufrecht erhalten wollten. So konnten im Jahre 1911 nur 2 % der paschtunischen Männer und so gut wie gar keine Frauen lesen und schreiben. In der Madrasas wurde den Paschtunen von zum Teil analphabetischen Qur´an-Lehrern, das Auswendiglernen des Heiligen Qur'ans beigebracht.

Dieser Missstand in seiner Gesellschaft veranlasste Abdulghaffar als zwanzig Jähriger eine Schule in seiner Stadt zu gründen, um seinen ärmeren Mitbürgern den Zugang zur Bildung zu ermöglichen. Kurze Zeit später eröffnete er weitere Schulen, die aber von den britischen Besatzern verboten und geschlossen wurden. Abdulghaffar war zwar wohlhabend, führte aber ein einfaches Leben und setzte sich mit ganzer Kraft für die Gesellschaft ein. Mit der Bildung der Gesellschaftsmitglieder wollte Abdulghaffar das Ende der Feudalstrukturen erzielen und die Paschtunen von sozialer und wirtschaftlicher Abhängigkeit befreien. Als Folge der paschtunischen Abhängigkeit erkannte er die fehlende Bildung. Er war davon überzeugt, dass eine politische Aufklärung und ein politisches Selbstbewusstsein der Paschtunen sie von der Herrschaft der britischen Besatzer befreit. Erst wenn die Paschtunen den Zusammenhang von Besatzung und Ungerechtigkeit und ihrer Passivität erkannt haben, könnten sie sich für den Widerstand mobilisieren.

Aufgrund seiner Bildungsoffensiven wurde er immer wieder verhaftet und gefoltert, kam aber nach einigen Wochen oder Monaten wieder frei. Insgesamt verbrachte Abdulghaffar 15 Jahre in britischen Gefängnissen. Abdulghaffar war alsbald im Volk so bekannt und respektiert, dass seine Verhaftung immer Proteste nach sich zog, sodass die Briten die ohnehin schon kaum zu kontrollierende Region, nicht provozieren wollte und ihn relativ in Ruhe ließen.

1920 heirate Abdul Ghaffar erneut und gründete ein Jahr darauf in Utmanzai die Azad High School. Obwohl die Lehrer eingeschüchtert oder, wenn die Einschüchterungsversuche misslangen, mit höheren Gehältern abgeworben wurden, wurde die Schule ein großer Erfolg und es folgten weitere Schulen. Neben seiner Bildungsoffensive intensivierte er auch seine politischen Aktivitäten. Er zog von Ort zu Ort und betrieb politische Aufklärung. Um die Paschtunen zu mobilisieren, hielt er zahlreiche Reden und klärte sie auf. Er appellierte an ihre Ehre, der wundeste Punkt der Paschtunen. Er sprach den paschtunischen Männer Mut und Tapferkeit ab -die höchsten paschtunischen Tugenden: „...Schämt euch! Ihr Feiglinge! Ihr seid Feiglinge weil eure Autorität in der Hand anderer ist. Die Kontrolle über eure Mütter und Töchter liegt in der Hand von anderen. Ihr seid keine Paschtunen! Ihr seid die Sklaven der Briten...“

Abdul Ghaffar warf den Paschtunen Gleichgültigkeit gegenüber ihrem eigenem Volk vor und dass sie ihrem eigenen Untergang tatenlos zusahen: „...50% der Kinder in eurem Land sind krank. Die Krankenhäuser sind für die Briten bestimmt. Das Land gehört uns, die Ressourcen gehören uns, alles gehört doch uns, aber wir hungern und sind nackt. Wir haben weder Essen noch Unterkunft. Es ist unsere Pflicht uns um die Armen zu kümmern und sie mit Brot und Kleidung zu unterstützen...“

Er hielt ihnen die Opferbereitschaft der verhassten Besatzer vor. Diese seien zwar politisch wie moralisch im Unrecht, halten aber zusammen und seien bereit für ihr Volk alles zugeben, sogar ihre Leben: „Der Grund weshalb die Briten uns beherrschen ist: Sie verfügen über einen Geist der Einheit; während wir zerstritten sind.“ Denn die Paschtunen schwächten sich durch unsinnige Blutsfehden, anstatt vereint gegen den gemeinsamen Feind vorzugehen. Er sagte: „Hört auf wie Schafe zu meckern. Brüllt wie Löwen.“ Mit seinen Reden provozierte er die Paschtunen und schärfte ihren Blick auf die sozialen und politischen Missstände. In den Dörfern sprach er auch über Sauberkeit und Hygiene und packte selbst mit an, wenn es um den Bau von Brunnen und Latrinen ging. 1921 rief Abdulghaffar die 'Gesellschaft zur Reform der Paschtunen' ins Leben die neben der Bildungsarbeit auch politische Tätigkeiten, die sich über die Reform der Gesellschaft in der Bevölkerung ausbreiten sollte.

1926 kommt auch seine zweite Ehefrau bei einem Verkehrsunfall während einer Reise nach Mekka und Jerusalem ums Leben. Er entscheidet nie wieder zu heiraten. 1928 initiierte er eine Zeitschrift, “Paschtun“ die viermal im Jahr herausgebracht wurde. Mit dieser Zeitschrift wurden rund zehn Millionen Paschtunen in der Nordwest-Grenzprovinz und Afghanistan erreicht. Die Zeitschrift behandelte politische, kulturelle und religiöse Fragen, Bildung und Literatur, Gleichberechtigung der Frauen, aber auch Gesundheit und Landwirtschaft. Diese Zeitschrift bildete für die Paschtunen ein Sprachrohr und gab ihnen frischen Selbstbewusstsein, wurde deshalb von den Briten verboten. Auch die “Großen Chan“, die Großgrundbesitzer und ihre Hof-Gelehrten, verurteilten diese Zeitschrift, weil sie das bestehende System und ihre Machtpositionen in Frage stellte. Es war auch eines der ersten Maßnahmen der neu gegründeten Regierung Pakistans, 1947 diese Zeitschrift zu verbieten und sämtlich noch verfügbaren Exemplare zu Vernichtung.

Für Abdulghaffar war die selbstlose Handlung, Glaube und Liebe das Wesen des Islam. Er war der Meinung, dass Gott keine Dienste vom Menschen benötige und Gottesdienst verstand er als Dienst für die Schöpfung. Aus dieser Lebenshaltung heraus gründete er mit anderen Paschtunen 1929 die Bewegung der “Diener Gottes“ [Choda-i-Chidmatgaran], die wegen ihrer roten Hemden als “Rothemden“, bekannt wurden.

Die gewaltfreie paschtunische Bewegung war ungewöhnlich, weil die Stammeskultur der Paschtunen traditionell eine sehr kriegerische war. Die Briten hatten viele Paschtunen für ihr berüchtigte kriegerische Art für ihr “Garwhal“-Regiment rekrutierten. In einem sozialen und kulturellen Umfeld, in dem jedes Stammesmitglied immer bewaffnet war, organisierte Abdulghaffar 1929 die “Gottes Diener“ als eine Truppe für gewaltfreie Aktionen. 1930 waren 500 Mitglieder der “Gottes Diener“ beigetreten. Der Höhepunkt der Bewegung lag in der Zeit der Salzmarschkampagne von Mahatma Gandhi, als die “Gottes Diener“ durch einen spontanen, gewaltfreien Massenaufstand die Großstadt Peschawar (damals ca. 200.000 Einwohner) übernahmen und für neun Tage mit dem Aufbau einer eigenen Verwaltung begannen. Dies führte zu Repression von den britischen Besatzungstruppen, welches aber zu einer breiten Solidarisierung mit den “Diener Gottes“ führte. 1938 hatte die Bewegung der “Diener Gottes“ über 100.000 Mitglieder. Die “Diener Gottes“ waren keine politisch-säkulare, sondern eine religiös motivierte Bewegung. Zwar war die Bewegung als eine rein soziale Bewegung gedacht, „doch die britische Unterdrückung“, so Abdulghaffar „macht es der Bewegung unmöglich fern vom politischen Geschehen zu sein.“ Die “Diener Gottes“ wurden politischer, sie entwickelten sich zu einer indisch-paschtunischen Widerstands- und Befreiungsorganisation. Als solche organisierten sie sich auch anders. Um erfolgreich gegen eine Armee bestehen zu können, so Chans Überzeugung, müsse man ebenfalls die Schlagkraft einer Armee entwickeln, und das erforderte andere, straffere Strukturen. Die “Gottes Diener“ wandelten sich nun zu einer “Streitkraft“ und übernahmen alle Merkmale einer regulären Armee: Eine strenge Hierarchie mit denselben Dienstrangbezeichnungen (General, Offizier, Rekrut..), mit Abzeichen und Fahnen, mit Disziplin und Gehorsam, mit Drill und Trainingslagern. Auch eine Art Uniform wurde eingeführt, die allerdings lediglich in der günstigen rotbraunen Einfärbung der normalen (individuell verschiedenen) Kleidung bestand, weshalb sie auch “Rothemden“ (Red Shirts) genannt wurden. Die “Diener Gottes“ waren die erste unbewaffnete Armee in der Geschichte -streng hierarchisch, religiös, und radikal gewaltlos.

Abdulghaffar und Mahatma Gandhi lernten sich 1928 kennen und waren im Kontakt, doch war die Bewegung der “Diener Gottes“ immer eine eigenständige, islamische Bewegung. 1938 besuchte Gandhi die Nordwest-Grenzprovinz und fand eine weiterentwickelte islamisch-gewaltfreie Bewegung vor. Der kriegerische Charakter der paschtunischen Kultur verwandelte sich vielmehr in einen entschlossenen Glauben in die Macht des moralischen Zwangs. Abdulghaffar Chan berichtete Gandhi von einer Erfahrung aus einer Diskussion über die Bewegung mit einem Muslim: „....Er kritisierte mich stark und sagte, dass ich den Geist des Islam unterminiere, wenn ich Gewaltfreiheit zu den Paschtunen predige. Ich sagte ihm, er wisse nicht, was er sage und dass er das nicht sagen würde, wenn er mit eigenen Augen die wundervolle Transformation gesehen hätte, die die Idee der Gewaltfreiheit inmitten der Paschtunen bewirkt und ihnen eine neue Vision von nationaler Solidarität gegeben habe. Ich zitierte Absätze und Verse aus dem Heiligen Qur'an, um die große Bedeutung aufzuzeigen, die der Islam dem Frieden beimisst. Frieden [salam] ist sein (des Heiligen Qur'an) zentraler Kern. Ich zeigte ihm weiterhin, dass die größten Persönlichkeiten in der islamischen Geschichte eher durch ihre Entbehrungen und ihren Verzicht bekannt wurden als durch ihre Brutalität.“

1940 erklärt sich Gandhi bereit, die Briten im zweiten Weltkrieg zu Unterstützen um seine Verhandlungsposition in der Unabhängigkeitsfrage zu verbessern. Abdulghaffar Chan tritt deswegen aus der India National Commitee (INC) aus und erklärte, dass seine Gewaltlosigkeit keine Strategie ist, sondern ein Lebensprinzip. Anders als Gandhi, der die Gewaltlosigkeit als Mittel sah, sah Abdulghaffar die Gewaltlosigkeit als eine allgemeine Lebenshaltung die er aus den islamischen Lehren herleitete. Abdulghaffar war eine tolerante Führerpersönlichkeit, er rief die Muslime zur Einheit auf und mit anderen Religionsmitgliedern Zusammenzuarbeiten. So beteiligten sich die “Diener Gottes“ an vielen Kampagnen zur Verständigung zwischen Muslimen und Hindus, und selbst innerhalb der Bewegung der “Diener Gottes“ wirkte eine hinduistische Minderheit mit. Obwohl diese Hindus die islamische Ausrichtung der Organisation kritisierte, wurden sie als Minderheit mit nicht-islamischem Glaubenshintergrund zugelassen. Auch Frauen waren Mitglieder der Organisation und beteiligten sich gleichberechtigt an den politischen Aktionen.

Beim Eintritt in die Organisation der “Diener Gottes“ mussten die neuen Mitglieder ein Eid abgeben, ein Auszug: „...Ich werde meinen Wohlstand, meinen Komfort und mein Leben für die Freiheit meiner Nation und meines Volkes hingeben. Ich werde nie Spaltung, Hass oder Eifersucht in meinem Volk fördern und will den Unterdrückten gegen die Unterdrücker zur Seite stehen. Ich werde kein Mitglied irgendeiner Konkurrenzorganisation werden, noch will ich in irgendeiner Armee stehen. Ich will treu alle legitimen Anweisungen meiner Offiziere beachten. Ich will im Einklang mit den Prinzipien der Gewaltfreiheit leben. Ich werde allen Geschöpfen Gottes gleich dienen, und mein Ziel wird die Freiheit meines Landes und meiner Religion sein. Ich werde nie eine Auszeichnung für meinen Dienst verlangen...“

Abdulghaffar sprach auf mehreren Kundgebungen und wurde deshalb mehrmals verhaftet und gefoltert. So kam es einmal nach einer Großkundgebung soweit, dass paschtunische Soldaten die von den Briten für das Garwhal-Regiments rekrutiert wurden, sich mit den “Diener Gottes“ solidarisierten und sich weigerten, einem Feuerbefehl auf die Menge zu gehorchen. Dieses Ereignis schockte die Briten derart, dass sie eine ganze Truppendivision und ein Luftwaffenkontingent neu heranführen mussten. Diese Zeit nutzten die “Diener Gottes“, eine Art Regierung zu etablieren. Auf dem Lande um Peschawar starteten sie eine Kampagne für Steuerboykotts und den Boykott von Abgaben an die Regierung für bereitgestellte Bewässerungsanlagen. Die “Diener Gottes“ eröffneten Steuerbüros und sammelten Steuern von den Landbesitzern. Als die neuen Truppen der britischen Besatzer eintraf, begann eine der schlimmsten Repressionswellen in der Geschichte der südasiatischen Unabhängigkeitsbewegungen. Unzählige “Diener Gottes“ und Sympathisanten wurden erschossen oder erhängt. Es gelang den “Diener Gottes“ nun noch einmal, sich auf ihrer ländlichen Basis zu reorganisieren und sogar zu verbreitern. Erst der vergebliche Widerstand gegen die Teilung des indischen Subkontinents und die Staatenbildung Pakistans führte zum Niedergang der Bewegung.

1940 unterstützten die Briten die Muslim League, ein Zusammenschluss der Großgrundbesitzer, um eine Spaltung und Schwächung der paschtunischen Muslime und der Allianz der “Diener Gottes“ und Ghandis INC in der Nordwest Grenzprovinz zu provozieren. So rief die Muslim League den 'Direct Action Day' (16. August 1946). Der landesweite 'Direct Action Day' war kurz nach einer massiven Wahlniederlage der Muslim League in der Nordwest Grenzprovinz ausgerufen worden, die ihre Pakistan-Pläne gefährden konnten; durch die religiösen Unruhen, obschon gezielt herbeigeführt, sollte allen Beteiligten die Notwendigkeit einer Teilung Indiens vor Augen geführt werden. Trotz der muslimisch-hinduistischen Gewaltexzessen mit mehreren Tausend Toten und Verletzten, blieb es in der Nordwest Grenzprovinz weitgehend ruhig, da die Nichtmuslime von Tausenden von “Dienern Gottes“ geschützt wurden.

Abdulghaffar war gegen eine Spaltung Indiens. Einzig die “Diener Gottes“ waren es, die bis zuletzt für ein geeintes multireligiöses Indien eintraten, und dies nicht alleine mit Worten, sondern durch den Einsatz ihres Lebens, als sie sich schützend vor die attackierten Hindus und Sikhs stellten, gegen ihre eigenen Glaubensbrüder gewandt. Doch schließlich war auch die hinduistische INC für die Spaltung Indiens. So blieb Abdulghaffar Chan am Ende der Einzige, der sich für ein friedliches Miteinander der Religionen in Indien einsetzte. Er sagte: „Eine Revolution ist wie eine Flut, sie kann Segen mit sich bringen aber auch Zerstörung.“

Nach der Gründung Pakistans wurde die Nordwest Grenzprovinz an den angrenzenden Provinzen aufgeteilt, sodass die Nordwest Region keine eigene Provinz mehr darstellte. 1948 gründete Abdulghaffar eine Oppositionspartei in Pakistan 'Pakistan Peoples Party' und wurde deswegen verhaftet und ohne Gerichtsverfahren ins Gefängnis gebracht. Sechs Jahre später 1954 kam er frei, nahm aber nach seiner Freilassung seine politische Aktivitäten wieder auf. 1956 wurde Abdulghaffar wieder festgenommen und die “Diener Gottes“ Organisation in Pakistan verboten. 1958 übernahm ein Militärregime unter dem Paschtunen Ayub Chan die Regierung in Pakistan und ging mit aller Gewalt gegen die “Diener Gottes“ vor. Ein “Diener Gottes“ Veteran kommentierte den Wechsel der britischen zur muslimischen Herrschaft über die Nordwest Grenzprovinz: „Es hat nur ein Wechsel der Uniformen stattgefunden.“ Die “Diener Gottes“ Organisation wurde zerschlagen.

1959 wird Abdulghaffar wegen Krankheit aus der Haft entlassen und nach wenigen Monaten wegen erneuter politischer Tätigkeit weitere drei Jahre inhaftiert. 1964 kam Abdulghaffar wieder frei und entschied sich daraufhin, ins Exil nach Afghanistan zu gehen. Von den ersten rund 17 Jahren pakistanischer Unabhängigkeit hatte Abdul Ghaffar somit knapp 15 Jahre in pakistanischen Gefängnissen verbracht - so lange wie zuvor unter den Briten. Somit verbrachte Abdulghaffar dreißig Jahre seines Lebens hinter Gittern.

1972 kündigte der Präsident Bhutto die Wiederherstellung der Demokratie in Pakistan an. Abdulghaffar schöpfte neue Hoffnung und wagte die Rückkehr aus dem afghanischen Exil nach Pakistan. In Pakistan gründet er eine Friedens- und Versöhnungsbewegung doch nachdem wenige Monate später diese Bewegung großen Zulauf erfahren hatte, wurde die Bewegung verboten und Abdulghaffar erneut verhaftet. 1976 kam er frei und ging endgültig ins afghanische Exil und starb dort am 21. Januar 1988. Im Jahr 1987 erhielt er als erster Nicht-Inder die Auszeichnung Bharat Ratna (Juwel von Indien, der höchste zivile Verdienstorden in Indien).

© seit 2006 - m-haditec GmbH - info@eslam.de