Achbariyya
  Achbariyya (Traditionalisten)

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Die Achbariyya (Traditionalisten) sind eine Denkrichtung innerhalb der Zwölfer-Schia. Ihr kennzeichnendes Merkmal ist, dass sie bei der Rechtfindung im Gegensatz zu der Usuliyya (Ursprungsbetonten) den Schwerpunkt auf die "Tradition" der Überlieferung (achbar) legen und die logische Schlussfolgerung für aktuelle Fragestellungen vermeiden.

Gemäß der Achbariyya darf außer dem Heiliger Qur'an ausschließlich auf die überlieferte Verfahrensweise [sunna] der Ahl-ul-Bait (a.) zurückgegriffen werden. Daher lehnen sie auch Vorbilder der Nachahmung, die eine selbständige Rechtsfindung [idschtihad] praktizieren. Auch wird eine Qur'an-Exegese abgelehnt, die nicht ausschließlich auf Aussagen der Ahl-ul-Bait (a.) beruht. Dieser sture Dogmatismus wird an einem Umstand deutlich, der mit dem Leichentuch zusammenhängt. So soll gemäß einer Überlieferung Imam Sadiq (a.) seinen Sohn Ismail ibn Dschafar in einem Leichentuch begraben haben, auf dem gestanden haben soll: "Ismail bezeugt, dass es keinen Gott gibt außer ALLAH". Die Vertreter der Achbariyya begraben heute noch ihre Verstorbenen mit der gleichen Aufschrift mit "Ismail" auf dem Tuch, unabhängig davon, wie der Verstorbene hieß.

Die Bewegung der Achbariyya entstand bzw. etablierte sich im 17. Jh. im Irak und hat heute noch Auswirkungen auf die Lehren in den dortigen Religions-Hochschulen. Allerdings ist die offene Lehre heute nur noch in Bahrain anzutreffen. Mit dem Sieg der Islamischen Revolution im Iran, die von der Usuliyya (Ursprungsbetonten) getragen wurde verlor die Achbariyya auch an Anziehungskraft für folgende Generationen.

Achbaris selbst geben als frühe  Gelehrte ihrer Gedankenwelt Kulaini und Scheich Saduq an. Allerdings gab es zu jener Zeit kein solche Differenz zwischen Schiiten. Und  Gelehrte wie z.B. Allama Hilli haben bereits für Gedanken etabliert, die der erst später aufkommenden Achbariyya widersprachen.

Entscheidender Aspekt in der gegenwärtigen Diskussion ist, dass Achbaris das Prinzip der Statthalter der Rechtsgelehrten [waliy-ul-faqih] ablehnen. Ein wesentlicher Aspekt im Unterschied zwischen Achbariyya und Usuliyya besteht dementsprechend darin, wie die Vorbereitung auf die Rückkehr des Imam Mahdi (a.) zu gestalten ist. Während die Usuliyya die Meinung vertritt, dass ein Maximum an Vorbereitung dadurch erfolgt, dass man die irdischen Gegebenheiten versucht anzustreben, die Imam Mahdi (a.) bei seiner Rückkehr etablieren wird, vertritt die Achbariyya die Meinung, dass das nicht möglich sei und daher alles, was Imam Mahdi (a.) etablieren wird, ihm zu überlassen ist.

Letztendlich kann weder geschichtlich eindeutig festgelegt werden, wann jene unterschiedliche Betrachtungsweise aufgekommen ist, noch können alle Unterschiede detailliert festgeschrieben werden, zumal diese sich auch wandelten. Auch ist unklar, wann und wer die Bezeichnung für beide Gruppen eingeführt hat. Übereinstimmung gibt es aber darin, dass mit dem Erfolg Imam Chomeinis die Position der Achbariyya letztendlich beendet wurde, selbst wenn die historischen Ausläufer noch weiter existieren. Der Sieg der Islamischen Revolution im Iran und die Gründung der Islamischen Republik Iran wird daher vor allem auch als Selbstreinigungsprozess innerhalb der Zwölfer-Schia verstanden. Allein in seiner Person konnte Imam Chomeini die Hoffnung auf die baldige Rückkehr des Imam Mahdi (a.) bündeln, was von Imam Chamene'i fortgesetzt wurde.

Am 6.1.1988 veröffentlichte Imam Chomeini ein Rechtsurteil [fatwa], in dem es sinngemäß heißt, dass die Islamische Regierung die absolute souveräne Macht repräsentiert, die ALLAH Seinem Propheten Muhammad (s.) übertragen hat. Damit wurde auch eine Brücke zu Sunniten geschlagen, die zwar an die Vertretung der Macht durch den Vertreter Gottes auf Erden, den Kalifen, glaubten, dieses aber zu einer Art Erbmonarchie verkommen war. Die außerordentliche innerislamische Bedeutung jenes Rechtsurteils [fatwa] führte dazu, dass einige von einer Art "Usuli" Revolution sprachen.

Zuweilen werden sie auch Hatamiya genannt.

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