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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Muhammad Aurangzeb Alamgir war Großmogul
Indiens Anfang des 18. Jh. n.Chr..
Als Sohn Schah
Dschahans setzte sich in einem Bruderkrieg 1658 gegen seine
drei Brüder durch, nachdem sein Vater im September 1657 schwer
erkrankt war. Der Hauptrivale, sein zudem hindufreundlicher
ältester Bruder Dara Schikoh und dessen zweijähriger Sohn
wurden hingerichtet, ein zweiter Bruder als Gefangener zu Tode
geschunden, der dritte ins Exil nach Burma vertrieben und der
Vater Schah Dschahan bis zu seinem Lebensende als Gefangener
in Agra eingesperrt. Die Machtergreifung erfolgte am 31. Juli
1658.
Auch seine drei Söhne rebellierten gegen ihn und wurden
zeitweise im Gefängnis eingesperrt. Aurangzeb verbot
Musik
bei Hof, entließ die Maler und ließ nur ein bedeutendes
Bauwerk errichten, die
Badschahi-Moschee in
Lahore.
In späteren Jahren trat er im weißen Gewand auf und man sah
ihn oft im
Heiligen Qur'an lesen.
Aurangzeb brach mit dem Konzept der annähernden
Gleichberechtigung von
Muslimen und Hindus, das schon sein Vater vernachlässigt
hatte. Er ließ 1669 im ganzen Land Hindutempel zerstören -
unter anderem den ältesten Shivatempel in Benares, an dessen
Stelle eine
Moschee gebaut wurde. Er ersetzte viele Hindus in der
Verwaltung, insbesondere im Steuerwesen und den hohen
militärischen Rängen, durch
Muslime. Schließlich führte er 1679 die
Schutzsteuer [dschizya] wieder ein, die einst von
Dschalaluddin Muhammad Akbar abgeschafft worden war. Im
Gegenzug bfreite er die Hinus aber auch wieder vom Wehrdienst.
Allerdings war die Zahl der zerstörten Tempel gemessen an
der Gesamtzahl sehr gering und einige Zerstörungen lassen sich
auf Kriegseinwirkungen, Zweckentfremdung usw. zurückzuführen.
Aurangzebs Maßnahmen zur Zusammenfassung und Stärkung des
islamischen Rechts [scharia] - unter anderem in der
Gesetzessammlung Fatawa-i-Alamgiri - kam auch indirekt den
Hindus zugute, da die nun erhobenen stuern geringer war, als
diejenigen zuvor.
Als der Oberbefehlshaber der Nordwestgrenze, wo es um 1674
n.Chr. zu Aufständen gekommen war, namens Radscha Dschaswant
Singh von Dschodhpur 1678 starb, ermutigte das Aurangzeb zur
Besetzung Dschodhpurs, obwohl ein Thronerbe für das Fürstentum
nachgeboren wurde. Das hatte den Abfall fast sämtlicher
Radschputen-Familien unter der Führung Mewars zur Folge und
rächte sich in den Dekkan-Feldzügen gegen die Marathen. Obwohl
schnell ein notdürftiger Friede mit dem Rana von Mewar
geschlossen wurde, blieben die Radschputen bis 1709 in
Gegnerschaft zu Aurangzeb. Weitere Aufstände gab es von den
Sikh.
Ab dem Frühjahr 1682 führte Aurangzeb Feldzüge gegen die
Marathen sowie die muslimischen Dekkan-Sultanate und ließ den
Norden 26 Jahre lang ohne seine Verwaltungsspitze zurück. Das
Ergebnis waren Korruption und allgemeine Auflösung der
Verwaltungsstrukturen, so dass Räuber sogar Karawanen in der
Nähe der Hauptstadt plündern konnten. Die Eroberung
Bidschapurs 1686 und des als uneinnehmbar geltenden Golkonda
1687 gelang ihm zwar, aber die Eingliederung Südindiens in die
Reichsverwaltung blieb oberflächlich. Das war nicht zuletzt
auf den Kleinkrieg der Marathen zurückzuführen, die Aurangzebs
Armee ununterbrochen zusetzten.
Während Aurangzebs Herrschaft wurde die Kluft zwischen
Hindus und
Muslimen zunehmend größer. Die Verwaltung des Reiches
wurde der Aufstände nicht mehr Herr, Zentralindien war fast
unpassierbar, der Staat war bankrott und alle Kunsttätigkeit
eingestellt. Die Bauern bewaffneten sich und setzten sich
gewaltsam gegen die Steuereintreiber zur Wehr. Am 3. März 1707
starb Aurangzeb in Ahmadnagar und hinterließ ein zerstrittenes
Reich. Seine berühmte Tochter war
Zab
Nisa. Seine Nachfolge trat sein zweitältester Sohn
Bahadur Schah I. an.
Johann Melchior Dinglinger erstellte zusammen mit einem
Künstlerteam das weltberühmte Kunstwerk „Hofstaat zu Delhi am
Geburtstag des Großmoguls Aurengzeb“.