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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Vertrag von Balta Liman war ein Handelsabkommen zwischen dem
Osmanischen Reich und dem
Britischen Königreich aus dem Jahr 1838, das zur Ausbeutung
des Osmanischen Reichs führen
sollte.
In dem Vertrag wurde dokumentiert festgeschrieben, dass die
als "liberal" bezeichnete Wirtschaftspolitik der
Westlichen Welt auch den
Osmanen auferlegt wird. Im
Gegenzug erhoffte sich das marode und wirtschaftlich
angeschlagene
Osmanische Reich
Investitionen britischer Kaufleute. Durch den Vertrag wurden
staatliche Kontrollen über viele Wirtschaftsbereiche
privatisiert. Britischen Kaufleuten und ihren Mitarbeitern
wurde der uneingeschränkten Zugang zu allen osmanischen
Märkten ermöglichen die Besteuerung der Ausländer erfolgte im
gleichen Maß wie für lokale Kaufleute, so dass diese gegen die
moderneren Unternehmen der
Westlichen Welt ins Hintertreffen gerieten um teilweise
aufgekauft wurden. England erlaubte Bauern aus dem
Osmanischen Reich den Export
von Agrargütern nach England und schaffte vorher existierende
protektionistische Maßnahmen ab.
Im Vorfeld des Vertrags von Balta Limani stellte sich der
ägyptische Gouverneur
Muhammad Ali Pascha mit Unterstützung der Franzosen im
Herbst 1831 gegen das
Osmanische
Reich. Mehmet Ali hatte nicht das Gebiet erhalten, das er
sich von
Mahmut II. erhofft
hatte, nachdem er 1824 militärische Erfolge im Kampf gegen
griechische Rebellen gezeigt hatte. Als Reaktion darauf führte
Ali Paschas Sohn Ibrahim Pascha die ägyptische Armee dazu, den
Libanon und
Syrien zu stürmen und die
Streitkräfte der
Osmanen zu
verjagen.
Mahmut II. wusste,
dass Großbritannien und Frankreich dahinter standen und wandte
sich an Russland, um Hilfe zu erhalten, was wiederum Ali
Paschas Fortschritte stoppte. Nach zählen Verhandlungen konnte
Ägypten den größten Teil
des eroberten Landes behalten. Der
Hunkar Iskelesi
Vertrag zwischen Osmanen und Russen sicherte den
Fortbestand des
Osmanischen Reichs.
Der langfristige Plan der Briten zur umfassenden Herrschaft
war angesichts der Einbindung von Russen aktuell nicht
umsetzbar, so dass Briten versuchten auf dem Verhandlungsweg
immer weiteren Einfluss zu gewinnen. Um den Zugang zu den
Märkten der
Osmanen zu
erhalten, waren sie sogar bereit
Muhammad Ali Pascha
fallen zu lassen. Großbritannien half dem
Osmanische Reich,
Muhammad Ali Pascha
zu besiegen und erhielt als Gegenleistung den vollständigen
Zugang zu den Handelsmärkten der
Osmanen.
Im Jahr 1820 hatten Großbritannien und das
Osmanische Reich einen
Handelstarif eingeführt, der in 14 Jahren auslaufen sollte.
Nach 1834 wollte keine Partei das ursprüngliche Abkommen in
seiner damaligen Form erneuern. So arbeiteten Reşit Pasha
(Berater des Sultans), David Urquhart (ein englischer
Diplomat), Lord Posonby (der britische Botschafter) und
Generalstaatsanwalt John Cartwright an der Ausarbeitung des
Vertrags von Balta Liman. David Urquhart wurde nach
Istanbul geschickt, um sich
mit Reşit Pasha anzufreunden und ihn davon zu überzeugen, dass
der Vertrag dem
Osmanischen Reich
zugute kommen würde. Urquhart arbeitete hart daran, osmanische
Persönlichkeiten davon zu überzeugen, dass der Vertrag zu
ihren Gunsten wäre. Er veröffentlichte Artikel in
Istanbuls Zeitungen, in denen
er die angeblichen Vorteile der Freihandelsmärkte auflistete.
Seine Propaganda hinterließ ihre Wirkung. Dabei sollte der
Vertrag fast ausschließlich britische Interessen dienen.
Großbritannien war in der industriellen Revolution weltweit
führend und benötigte einen größeren Markt und mehr
Ressourcen, um expandieren zu können. Osmanische Produzenten
hätten dem nichts entgegen setzen können.
Die Briten unterstützten zeitweilig den nach
Selbständigkeit strebenden Gouverneur von
Ägypten
Muhammad Ali Pascha um Druck auf die
Osmanen auszuüben. England
wollte zudem den russischen Einfluss auf die
Osmanen vermindern, die diese
seit dem
Hunkar
Iskelesi Vertrag hatten. Die
Osmanen hofften zwar sich mit dem Vertrag finanziell zu
konsolidieren, durchschauten aber wohl nicht die langfristig
verheerenden Folgen für die eigene Wirtschaft.
Im Jahr 1838 wurde der Vertrag von Balta Liman als
Handelsvertrag zwischen dem
Osmanischen Reich und dem Vereinigten Königreich
Großbritannien und Irland unterzeichnet. Er ist
benannt nach
Balta Liman.
Die Einfuhrzölle wurden auf 3% festgesetzt; 3% auf Exporte;
9% auf den Transit exportierter Waren; und 2% auf den Transit
importierter Waren. Die
Osmanen
stimmten auch der Abschaffung aller Monopole zu.
Siehe dazu:
Vertragstext des Handelsabkommens von Balta Liman
Nach dem Vertrag nahmen die Importe in das
Land erheblich stärker zu als die Exporte, was die
osmanische Industrie lahm legte. In einem osmanischen Bericht
von 1866 wurde behauptet, die Zahl der Textilwebstühle in
Istanbul und Uskar sei von 2.730 auf nur 23 gesunken. In
ähnlicher Weise wurden die Brokatwebstühle von zuvor 350 auf
nur vier reduziert und die Zahl der Baumwoll- oder Nankingwebstühle von
40.000 auf nur 5.000. Der rasche Zustrom billiger
britischer Textilien mit vertraglich festgelegter Verhinderung
einer protektionistischen Politik zerstörte die
Industrialisierung des
Osmanischen Reichs und beschleunigte den Untergang.