.Bücher
zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Birdschand ("Sturmstadt") ist die Hauptstadt der iranischen
Provinz
Süd-Chorasan (ehemals Subprovinz Birdschand). Sie ist
bekannt als historische Provinzhauptstadt und Hauptanbaugebiet für
Safran.
Birdschand ist eine sehr alte von über 20 Burgen
umgebene Stadt an der Opium-Seidenstraße. Der Name der
Handelsstrecke beruht auf der Tatsache, dass einstmals über
diesen Weg Opium aus
Afghanistan in Richtung Europa geschmuggelt wurde. Historisch gesehen war Birdschand der Sitz teilautonomer
Herrscher und ein Zentrum für Karawanen. Auf einen Hügel in
mitten der Stadt steht noch heute eine gewaltige Festung, die
Paeen-Schahr-Burg.
Birdschand und sein Umland gehörten bereits während der
Achameniden-Dynastie zur Entstehung des Persischen Reiches.
Die Stadt fand in der frühen Geschichte u.a. in den Büchern
von "Ma'jm Albaldan", "Markopolo", "Jaghut hamui", "Moghaddassi",
"Hamadollah-e Masstufi" und "Hafes Abru" Erwähnung.
Der Aufstieg gelang Birdschand erst nach dem Einzug des
Islam. Die ehemals zur Provinz
Chorasan gehörende Region
wurde 2004 ausgegliedert, so dass Birdschand als
Provinzhauptstadt en Bedeutung geonnen hat. Während der
Sassaniden-Dynastie wurde das Gebiet Chorasan und Birdschand
durch Sepahbod (Dreisterne General) Padgoosban und vier
Markgrafen – jeder Kommandeur einer der vier Teile Chorasans –
regiert.
Nach der Eroberung durch die
Muslime 651 n.Chr. wurde das damalige Großgebiet
Chorasan in vier Gebiete
geteilt, die nach den vier großen Städten
Nischapur,
Merw,
Herat, und
Balch benannt wurden.
Birdschand wurde des Öfteren in seiner frühen islamischen
Geschichte von Erdbeben zerstört. In dem Buch "Farhanghe Aameh"
finden die Erdbeben-Geschichten Birdschands oft Erwähnung.
Bis 820 n.Chr. kontrollierten
Abbasiden die Region, gefolgt durch die Tahiriden ab 896
und der Samanid-Dynastie ab 900 n.Chr..
Mahmud von Ghasni
eroberte Birdschand 994 n.Chr. Einige Jahre später unterlag
er dem vormarschierenden
Ahmad Sandschar. 1157 wurde ganz
Chorasan durch die
Chwarazmiden beherrscht und einige Zeit darauf, durch Mongolen
erobert, dem Territorium der Mongolen Ilchanate hinzugefügt.
In 14. Jh. n.Chr. begannen Unabhängigkeitsbewegungen. 1468
erlangte
Tamerlan (Timur Lenk)
die Macht. 1507 wurde die Gegend durch Stämme aus
Usbekistan besetzt und
Birdschand zerstört.
Die Stadt erlangte unter den
Safawiden im 17. Jh. n.Chr. erneut Bedeutung und
entwickelte sich zum regionalen Regierungssitz. Aus der Zeit
der
Safawiden stammen die
meisten bis heute erhaltenen Festungsanlagen. Die
ursprünglichen Festungen wurden durch die Mongolen meist
restlos zerstört wobei auch der damalige Fürst der Stadt bei
der Verteidigung ums Leben kam. Als beeindruckendste Festung
gilt die gewaltige Furg-Zitadelle. Unter den
Safawiden wird in zahlreichen
Schriften erwähnt, dass die Region viele Dichter,
Schriftsteller und Wissenschaftler hervorgebracht hat und der
Stadt Birdschand - auf dem Hügel "Mahur" errichtet - die
Herrschaft über die Provinz Ghahestan oblag.
Nach dem Verfall der historischen Stadt "Ghaen" in der Zeit
der
Safawiden (wahrscheinlich
aufgrund eines Erdbebens) entwickelte sich Birdschand zum
unangefochtenen Zentrum der Provinz Birdschand. Danach
regierte der Alam-Klan über die Region als Gouverneur bis zum
Ende der Ghadjar-Dynastie. Der Vater des Premiers Alam war der
Amir von Birdschands Subprovinz Ghaenaat, bis in die
Pahlavi-Dynastie hinein. Der parallel zum staatlichen
Gouverneur das Volk vertretender letzter Stammesführer/Fürst
von Birdschand, war seinerseits mit dem Klan und dem
vorletzten Kaiser Reza Schah Pahlavi verwandt.
Als der Herrscher der
Qadscharen Naser ad-Din Schah ermordet wurde, trat an
seiner Stelle Muzaffar ad-Din Schah
an der Macht. Er folgte den wirtschaftlichen und
politischen Ratschlägen aus Russland, was die Briten als
Einflussverlust deuteten. Mit der Hilfe einiger
Mullas
und der Parole, dass der Kommunismus Atheismus sei, gelang es
Großbritannien ihn vom Thron zu stürzen. Der darauf folgende Einmarsch der
Osmanen am Ende der Dynastie, die zu Beginn
noch von den meisten Iranern als Befreier angesehen würden,
hinterließ eine Politik der verbrannten Erde. Die Soldaten
dachten nur an ihr eigenes Wohl im untergehenden Reich.
Dadurch wurden die
Osmanen noch mehr verhasst als die Russen.
1907 n.Chr. teilten Großbritannien und das russische
Zarenreich die Region um
Iran
untereinander auf. Birdschand blieb dabei
weitestgehend von den Geschehnissen der internen Aufteilung
unberührt. Englische Truppen rückten durch Birdschand nach
Chorasan vor,
nachdem ein Protektoratsabkommen vom 9. August 1919 vom
persischen Parlament nicht ratifiziert wurde und revolutionäre
Wirren in Russland auch südlich des Kaukasus übergriffen.
Im August 1941 fielen russische und englische Truppen unter
Bruch des Völkerrechts in Iran ein. Ohne organisierte Abwehr
fiel Birdschand den Briten zu, die vom Irak und vom Persischen Golf aus
operierten. Bittere Armut und fehlende medizinische Versorgung
waren die Folge. Opium diente als Allzweckheilmittel. Malaria
war hier zu jener Zeit weit verbreitet.
Im Zweiten Weltkrieg flogen russische Kampfpiloten nach Birdschand und kauften Nahrung. Die Stadt hatte als erste
iranische Stadt moderne Wasser- und Entwässerungsversorgung
sowie gleichzeitig mit der Landeshauptstadt
TeheranT eine
öffentliche Schule Schukatije. Zu jener Zeit wurde Birdschand durch eine Bundesstraße (persisch
"Schahrah") mit der südlichen Provinzhauptstadt Sahedan und
der nördlichen Provinzhauptstadt
Maschhad verbunden, die zudem
zur Eisenbahn führte. Unter der Herrschaft
Schah Reza Pahlavis,
wurde die erste Stadtverwaltung mit 12 Beamten gegründet und
das erste Krankenhaus der Stadt "Imam Ridha" in Betrieb
genommen. Der erste Bürgermeister der Stadt Herr "Afschar" war
sechs Jahre im Amt.
Die Stadt Birdschand galt in der Geschichte immer wieder als
letzte Zuflucht für Flüchtlingswellen. Auch in den Afghanistan-Kriegen gab
es hier große Flüchtlingswellen aus
Afghanistan.
Imam Chamene'i wurde 1963 vom Schah wegen "Verwicklung in islamische
Umtriebe" in der Stadt Birdschand verhaftet und
erst nach einiger Zeit wieder freigelassen.
Ein starkes Erdbeben zerstörte 1968 die Stadt und forderte
12.000 Menschenleben. Bei einem Beben der Stärke 7,3 am
10. Mai 1997 kamen bis zu 2.400 Menschen um. Das Beben hatte
nahe der Grenze zu
Afghanistan 11 Dörfer verwüstet und auch in Birdschand erheblichen Schaden angerichtet.
Birdschand erlangte am 29. September 2004 (genehmigt durch das iranische
Parlament am 18. Mai 2004 und den
Wächterrat am 29. Mai 2004)
wieder die Eigenständigkeit im Iran.
Die Stadt ist vor allem berühmt für ihre
Safran- und Teppichproduktion. Die qualitativ feinsten Chorasan-Teppiche
sind im Handel nach einem früheren Stadtteil als Mood-Teppiche
bekannt. Birdschand vermarktet zudem eine fast ausschließlich
in seiner Provinz vorkommende und angebaute Frucht namens
Anaab - hauptsächlich in getrockneter Form.
Zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt zählen: