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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Die Geschichte der Blinden und des
Elefanten gilt als
Meisterwerk der
Mystik [tasawwuf]
im Verständnis um Wahrheit.
Einer der Ersten, der sie
veröffentlicht haben soll, war
Sanai.
Allerdings ist die Geschichte auch bei
al-Masudi zu finden und hat ihren Ursprung in
Bilawhar und Yudasaf. Später ist sie auch bei
Dschalaleddin Rumi in abgewandelter Form zu finden.
Bereits vorher ist die Geschichte aber im Buddhismus bekannt.
Die Geschichte bei
Sanai in
seinem "Der ummauerte Garten der Wahrheit" lautet wie folgt:
Jenseits von Ghor lag eine Stadt. Alle ihre Einwohner
waren blind. Eines Tages kam ein König mit seinem Gefolge in
die Nähe; er brachte sein Heer mit und lagerte in der Wüste.
Er besaß einen mächtigen Elefanten.
Die Bevölkerung war begierig, den Elefanten zu sehen,
und einige aus dieser Gesellschaft von Blinden rannten los, um
ihn zu finden. Nachdem sie nicht einmal wussten, was für eine
Form oder welchen Umriss ein Elefant hat, betasteten sie ihn
blindlings, um durch die Berührung seiner Körperteile
Aufschluss zu erhalten. Jeder bildete sich ein, etwas zu
wissen, weil er einen Teil fühlen konnte.
Als sie zu ihren Mitbürgern zurückkehrten, wurden sie
von aufgeregten Gruppen umringt; jeder einzelne dieser Blinden
war begierig die Wahrheit von denen zu erfahren, die doch
selber in Blind waren. Sie fragten wie der Elefant geformt sei
und welche Gestalt er habe, und die hörten sich alles an, was
man ihnen erzählte.
Der Mann, der das Ohr des Elefanten betastet hatte,
wurde nach dem Wesen des Elefanten gefragt. Er sage: "Er ist
ein großes, raues Etwas, weit und breit wie eine Decke." Und
der den Rüssel betastet hatte, sagte: "Ich weiß, was es
wirklich ist! Er ist wie eine gerade und hohle Röhre,
furchterregend und gefährlich." Derjenige aber, der den Fuß
und die Beine gefühlt hatte, sagte: "Er ist mächtig und fest
gleich einer Säule." Jeder hatte nur einen Teil des Ganzen
betastet. Alle hatten es falsch verstanden. Keiner begriff das
Ganze:
Erkenntnis ist nicht
die Gefährtin der Blinden.
Diese Geschichte ist bekannter in der Version
Rumis - "Der Elefant
im dunklen Haus", die im "Mathnawi"
steht.