Chora Museum
Chora Museum

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englisch: St. Savior in Chora Museum

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Das Chora Museum (Kariya Müzesi) ist eine im Istanbuler Stadtteil Edirnekapi gelegene ehemalige byzantinische Kirche, die zwischenzeitlich in eine Moschee umgewandelt wurde und heute ein Museum ist.

Die teilweise im Original erhaltenen bzw. restaurierten Mosaiken und Fresken zählen zu den bedeutendsten und aufwändigsten Sakralzyklen weltweit.

Schon im 5. Jh. n.Chr. stand außerhalb der Mauern, die Konstantin der Große im 4. Jh. um seine neue Hauptstadt errichtet hatte, eine Kirche, die Chora hieß, was "freies Land" bzw. "Felder" bedeutet. Als Theodosius II. die Theodosianische Landmauer weiter nach Westen verlegte, blieb der Name bestehen, obwohl der Gebäudekomplex nun unmittelbar bei der Mauer in das eigentliche Stadtgebiet einbezogen wurde. Die Bezeichnung hat symbolhafte Bedeutung, da Inschriften in der Kirche Jesus (a.) als Land der Lebenden und Maria (a.)  als Land des Unendlichen bezeichnen.

1077 bis 1081 n.Chr. stiftete Maria Doukania, die Schwiegermutter Kaiser Alexios I., die neu errichtete Kirche, bei der es sich wahrscheinlich um eine Vier-Säulen-Kirche, eine damals sehr beliebte Bauform, handelte. Nach teilweisem Einsturz im frühen 12. Jh. wurde die Kirche vom Enkel der Gründerin, Isaak Komnenos, dem dritten Sohn Alexios I. grundlegend erneuert und aufwendig umgestaltet. Aber erst in der dritten Bauphase zwei Jahrhunderte später entstand die Chora-Kirche, wie sie heute noch besteht. Theodor Metochites ließ in den Jahren 1315 bis 1321 die in Verfall begriffene Kirche von Grund auf restaurieren und mit umfangreichen Bilderzyklen ausschmücken. Die Mosaiken und Fresken gelten sowohl qualitativ als auch aufgrund ihrer Anzahl als die bedeutendsten erhaltenen byzantinischen Bildwerke und zeigen eine weit gespannte Vielfalt biblischer Themen. Theodor Metochites ist selbst als Stifter dargestellt auf einem Mosaik im Narthex, über dem Eingang zum Kirchenschiff noch heute zu sehen ist.

Ungefähr ein halbes Jahrhundert nach der Eroberung Istanbuls durch die Osmanen wurde die kaum noch von Christen genutzte Chora-Kirche von Atik Ali Pascha, dem Großwesir Bayezit II., in eine Moschee umgewandelt und in Kariye Moschee (Camii) umbenannt. Die wertvollen Mosaiken kamen unter Putz oder wurden übertüncht.

Die Mosaiken folgen einer ikonographischen Ordnung. Beim Eintritt in die damalige Chora-Kirche fällt der Blick auf die Darstellung von Jesus (a.) über dem Portal zum inneren Narthex. Dahinter gegenüberliegend über dem Haupteingang erscheint Maria (a.): Die Neugründung war somit Jesus (a.) und Maria (a.) geweiht. Nach Durchschreiten des äußeren Narthex stößt man auf das Stiftermosaik, das Theodoros Metochites kniend darstellt, wie er Jesus (a.) ein Modell seiner Kirche darbringt. Zwei Mosaikikonen Petrus und Paulus flankieren den Durchgang. Die Südkuppel davor zeigt Jesus (a.), die Nordkuppel Maria (a.) und ihre Vorfahren. Im unter der Kuppel anschließenden Gewölbe beginnt der Zyklus aus ursprünglich 20 Szenen mit Darstellungen aus der Legende des im Mittelalter sehr beliebten Lebens Marias (a.). Der Bildzyklus im äußeren Narthex beginnt mit der Kindheit Jesu (a.) und setzt sich mit den Darstellungen seines öffentlichen Wirkens in den inneren Narthex hinein fort. Weitere Mosaiken im Kirchenschiff zeigen Heiligenportraits und das Mosaik der sterbenden Marias (a.).

Die qualitätsvollen Fresken in der südlichen Seitenkapelle (Parakklesion) waren der letzte Auftrag des Kanzlers Theodoros Metochites und datieren wohl aus den Jahren 1320 und 1321 n.Chr. und zeigen unter anderem die Auferstehung [qiyam] und das Jüngste Gericht. Die Gemälde oberhalb des Simses stellen Jesus (a.) als Weltenrichter, Himmel und Hölle sowie Maria (a.) als Mittlerin zwischen Himmel und Erde dar.

Im Zentrum steht Jesus (a.), der gerade die Felsen und Tore der Hölle gesprengt hat, der gefesselte Satan liegt zu seinen Füßen. Mit der rechten Hand zieht er Adam (a.) aus dem Grab, mit der linken befreit er Eva (a.). Hinter Adam (a.) stehen Johannes (a.), David (a.) und Salomo (a.), in Evas (a.) Grab stehen Abel und eine Gruppe von Gerechten. Die vier Gräber in der Kapelle liegen in tiefen Nischen. Ursprünglich standen dort Sarkophage.

Eine aufwändig gemeißelte und verzierte Archivolte ziert das Grab am nördlichen Ende der Kapelle. Die Namensinschrift ist verloren, dennoch gilt als sicher, dass es sich hier um das Grab des Stifters der Kirche, Theodoros Metochites, handelt. An die ehemalige Kirche war einstmals auch ein Kloster angeschlossen.

Bis 1948 war das damals als Moschee in Betrieb befindliche Gebäude zerfallen. 1948 organisierten Thomas Whittemore und Paul A. Underwood ein vom Byzantine Institute of America und dem Dumbarton Oaks Center für byzantinische Studien gesponsertes Restaurierungsprogramm, womit die Umwandlung in ein Museum verbunden war.

Rund um das Kariye Museum hat der türkische Automobilklub TTOK einen ganzen Komplex von Holzhäusern aus der Zeit der Osmanen renovieren lassen.

Im Garten des Museums gibt es ein Grab, dass Abu Said al-Chudri zugeschrieben wird, obwohl es historisch eher unhaltbar ist. Die Behauptung, dass es sich um sein Grab handelt, geht auf Akschamsuddin zurück.

Ein maßstabgetreues Modell des Gebäudes ist in Miniatürk ausgestellt.

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