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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Ernst Jakob Christoffel war ein deutscher Pastor, der viele
Jahre im
Iran missioniert hat.
Er war Gründer und langjähriger Leiter der Christlichen
Mission im Orient, die protestantisch ausgerichtet war. Die
Missionsgesellschaft wurde nach seinem Tod in
Christoffel-Blindenmission umbenannt, um den Aspekt der
Blindenhilfe zu integrieren.
Er wurde am 4. September 1876 als Sohn einer
Handwerksfamilie in Rheydt, das heute zu Mönchengladbach
gehört, geboren.
Nach seinem Theologiestudium an der Predigerschule Basel
fuhr er 1904 als Missionar in die
Türkei. In der türkischen Stadt Sivas übernahm er mit
seiner Schwester Hedwig die Leitung zweier Waisenhäuser des
Schweizer Hilfskomitees für Armenien. Dort blieben und
leiteten sie drei Jahre lang diese Einrichtungen für Opfer der
Kriege zwischen Türken und Armeniern 1894 und 1896. Da beide
frühzeitig festgestellt haben, dass die Versorgung der
Behinderten in den armen Ländern extrem unzureichend waren und
die Mission bei gesunden
Muslimen nicht sehr Erfolg versprechend war,
konzentrierten sie sich bei der Hilfe gekoppelt an Mission auf
Behinderte. In Malatya gründete er schließlich die
Blindenmissionsstation Bethesda für blinde, gehörlose und
andere schwerstbehinderte Menschen. Er erhielt dafür Spenden
von einem kleinen, stetig wachsenden Freundeskreis in
Deutschland, Österreich und der Schweiz. Am 3. Juli 1914
kehrte er von Malatya in die Schweiz zurück, wo er zum Militär
eingezogen wurde. Mit einer Sondergenehmigungen für eine
Rückreise in die Türkei kehrte er Anfang 1916 wieder nach
Malatya zurück.
Im Verlauf des Krieges mit den Armeniern hatte der
türkische Gouverneur das Bethesda zwischenzeitlich
beschlagnahmt und in ein Kriegslazarett verwandelt.
Christoffel gelang es, einen Teil des Gebäudes
zurückzuerhalten. Er betreute dort armenische Waisenkinder,
die den Krieg überlebt hatten. Mit der Ausweisung aller
Deutschen im Jahr 1919 durch die alliierten Besatzer wurde
Christoffels Arbeit in Malatya beendet.
Nach Aufhebung des Reiseverbotes für Deutsche im Jahr 1924
kam er wieder in die Türkei. Doch die neue Regierung verbot
ihm weitere Missionstätigkeiten, weshalb er seinen Wunsch, in
Istanbul eine Blindenmission zu gründen, aufgeben musste.
Daraufhin reiste er in den
Iran
errichtete 1925 in
Täbriz und 1928 in
Isfahan Missionen, die sich vor allem um Blinde,
Taubstumme, Menschen mit anderen Behinderungen und
Waisenkinder bemüht haben. 1943 wurde er von den alliierten
Besatzern gefangen genommen und nahezu drei Jahre in
verschiedenen Lagern interniert und am Ende nach Deutschland
gebracht. Seine Einrichtung in
Täbriz wurde in der Zwischenzeit geschlossen, die
Einrichtung in
Isfahan übernahmen die britischen Besatzer als Schule für
blinde Mädchen.
Christoffel blieb vorerst in Deutschland und wirkte in
seiner Heimat. 1951 fuhr er wieder in den
Iran.
In
Isfahan gründete er mit finanzieller Hilfe schwedischer
Spender eine neue Schule für blinde und andere
schwerstbehinderte Männer. Christoffel starb am 23. April 1955
in
Isfahan und wurde auf dem armenischen Friedhof beigesetzt.
Er erhielt posthum das Verdienstkreuz (Steckkreuz) der
Bundesrepublik Deutschland.
Auf seinem Grabstein auf dem armenischen Friedhof bei
Isfahan steht in Deutsch, Armenisch und Persisch: „Hier ruht
im Frieden Gottes Pastor Ernst J. Christoffel, der Vater der
Blinden, der Niemandskinder, der Krüppel und Taubstummen nach
über fünfzigjähriger Pionierarbeit.“
Seine Missionseinrichtung wurde nach dem Sieg der
Islamischen Revolution geschlossen. Seither kümmern sich
eigene Stiftungen um die Bedürftigen. Die nach ihm benannte
Christoffel-Blindenmission wirkt in anderen Ländern weiter.