.Bücher
zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Djenan Hanum war eine skandalträchtige Nackttänzerin im Berlin
der 1927er Jahre, die vorgab, eine geflohene Tochter von
Mehmed VI. zu sein.
Sie trat 1927 auf unter dem Künstlernamen Ferry Fechny.
Möglicherweise sollte damit ein Bezug zum Feriye Schloss in
Istanbul hergestellt werden, in dem tatsächlich Töchter
von
Mehmed VI. geboren waren. Der Name Fechniy sollte
möglicherweise an die erste Tochter des letzten Herrschers der
Osmanen erinnern, die Fenire hieß. Sie ist allerdings
bereits als Baby gestorben. Der Verbleib der anderen beiden
Töchter Ulviye und Sabiha ist bekannt, so dass jene nicht in
Frage kamen.
Mehmed VI. musste selbst ins Exil, so dass viele Legenden
um seine Familie verbreitet worden sind.
Der Name der Tänzerin und die dazugehörige
Geschichte waren somit frei erfunden um die bezüglich
Orient
und
Harem existierenden Phantasien anzuregen. In der Zeitung
Berliner Nachrichten Nr. 34 (1927) wurden zahlreiche Mythen
über den
Orient
verbreitet und Vorurteile geschürt. Es erschien ein
ausführlicher Aetikel dazu. In dem stand unter dem Titel: Die
Abenteuer einer türkischen Prinzessin:
Zahlreiche unserer Berliner Leser erinnern sich wohl
noch jener bezaubernden schönen türkischen Tänzerin namens,
die bis zum Anfang dieses Jahres unter dem Namen Ferry Fechny
in mehreren vornehmen Tanzkunststätten Berlins ihre
orientalischen Tänze zeigte. Der Name Ferry Fechny ist heute
tot und vergessen; seine einstige Trägerin jedoch wird in der
kommenden Herbstsaison wieder zu uns zurückkehren, allerdings
unter ihrem wahren Namen, unter dem der türkischen Prinzessin
Djenan Hanum.
Prinzessin Djenan Hanum ist nämlich niemand anders als
die Lieblingstochter des letzten Osmanischen Mehemed VI. des
letzten, der einen richtigen regelrechten Harem besaß. In
diesem Harem ist Djenan Hanum aufgewachsen, bis sie durch die
Stürme der Revolution aus ihrem beschaulichen Idyll
herausgerissen wurde. Es gelang ihr jedoch zu entfliehen: Von
ihrer Mutter und ihrer treuen Jugendgespielin Ara Ilana
begleitet, gelangte sie auf ein Schiff, das Sie nach Krim
bringen sollte. Aber auch hier verfolgte sie das Unglück. Das
Schiff ging bei einem heftigen Sturm im Schwarzen Meere unter,
und nur wenige seiner Passagiere konnten gerettet werden. Zu
ihnen gehörten Djenan Hanum und Ara Ilana, die dann
schließlich nach mancherlie Abenteuer nach Ägypten gelangten,
in jenes Land, wo die erotische Tanzkunst von jeher in
höchster Blüte stand. Hier war es, wo sich Djenan Hanum dazu
entschloss, mit ihrer Tanzkunst ihren Lebensunterhalt zu
verdienen.
Derartige Lügenmärchen konnten vor allem deshalb verbreitet
werden, weil in der
Westlichen Welt schon immer völlig absurde Vorstellungen
vom
Orient und dem Leben im
Harem
existierten. Jede im Palast erzogene Frau hätte allein mit
ihren umfangreichen Sprachkenntnissen und vielen anderen
Fertigkeiten, zu denen sie ausgebildet worden war, in jedem
anderen Bereich besser und mehr Geld verdienen können, als als
Nackttänzerin in Berlin.