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Sayyid Abd al-Qadir al-Dschilani (auch bekannt als Gilani) war ein
islamischer
Mystiker und Gründer des Qadiri-Sufi-Ordens. Er ist
verwandt mit dem ebenfalls bekannten
Sufi
Sayyid Amad Rifai, dessen
Rifai-Orden eng mit dem
Qadiriyya-Orden zusammenarbeitet. In
Deutschland und im persischsprachigen Raum ist er wegen der
Transkription auch als "Gilani" bekannt. Sein Beiname ist
Abu Muhammad.
Sayyid Abd al-Qadir al-Dschilani ist 1077 n.Chr. in der Provinz
Dschilan (Gilan) am Ort Nif (oder Naif) als Sohn von Abu Salih
Sayyid Musa al-Hasani geboren, der auch als Abu Salih
Dschngi (oder Jangi, Zangi Dust) bekannt war. Den Titel
"strebender Freund" erwarb sich der Vater aufgrund seiner
bekannten Gotteshingabe. Sein Stammbaum reicht
väterlicherseits bis zu
Imam Hasan (a.), weshalb er
Sayyid
genant wird. Sayyid Abd al-Qadirs Mutter war Sayyida Umm
ul-Chayr Fatima bint Abdullah al-Sawmai und stammt ihrerseits
vom
Imam Muhammad
al-Dschawad at-Taqi (a.) ab.
Im Alter von 18 Jahren reist er nach
Bagdad,
um seine traditionelle
islamische Ausbildung zu vertiefen. Er studiert
Sprachwissenschaften bei Tibrizi,
islamisches Recht [scharia] und Tasawuf (Gnostik) bei Qadi
Abu Said Mubarak al-Machzumi,
Literatur bei Abu Zakariya und
Überlieferungen bei Bakr al-Muzaffar. Dabei soll er vor
allem
hanbalitisches und
schafiitisches Recht gelernt haben. Weil er sich
ebenfalls stark mit dem
Sufismus beschäftigt, bricht er später seine Studien ab
und begibt sich an einen einsamen Ort in der Nähe von
Bagdad.
Dort lebt er die nächsten 25 Jahre als einsamer Asket, so dass
wenig bekannt ist über ihn aus jener Zeit. Er heiratete damals
mindestens seine erste Frau und hatte auch mehrere Kinder.
Später heiratete weitere drei Frauen und hatte insgesamt 49
Kinder. Nach Manchen soll er der Hüter des
Grabs
von
Abu Hanifa gewesen sein.
Während dieser Zeit besucht er regelmäßig einen
Orden [tariqa]
in
Bagdad,
die von dem Sufi Abu Said Mubarak Al-Makhzumi geleitet wurde.
Sayyid Abd al-Qadir al-Dschilani wird dort als
Derwisch
akzeptiert, später, wohl zwischen 521 und 528
n.d.H. (1127 und 1133 n.Chr.) eröffnet er aber einen
eigenen
Orden, der schnell einen sehr guten Ruf erhält und
deswegen einen regen Zulauf erfährt.
Es wird gesagt, dass Sayyid Abd al-Qadir al-Dschilani durch
seine
Ansprachen [chutba] so viele Menschen anzieht, dass er
unter freiem Himmel zu ihnen sprechen muss, weil keine Gebäude
ausreichend Platz bietet. Als Schwerpunkt seiner
Ansprachen gelten Toleranz und Nächstenliebe sowie vor
allem die intensive Beziehungspflege zu
ALLAH.
Es dauert nicht lange, und Saaid Abd al-Qadir al-Dschilanis Ruhm
erreicht derartige Ausmaße, dass seine Anhänger ihm den Titel
"Wiederbeleber der Religion" [muhyi ud-din] gaben.
Dies beruht auf einer Legende, dass er eines Tages einer
schwachen und elenden Person, die er völlig erschöpft am
Straßenrand vorfand, aufgeholfen und versorgt hatte. Der
anschließend wieder zu Kräften gekommene enthüllte ihm seine
Identität und stellte sich als „die Religion seines Großvaters
Muhammad (s)“ vor, wodurch Sayyid Abd al-Qadir al-Dschilani
diesen Ehrennamen bekam. Zahlreiche seiner Predigten bilden
später die Grundlage für seine veröffentlichten Werke, die
sein Sohn Sayyid Abdul-Razzaq al-Dschilani
zusammenfasste.
Unter
Sufis ist die Proklamation Sayyid Abd al-Qadir
al-Dschilanis als „Sultan al Awliya“ und „Ghause Azam Dastagir“
ein zentraler Aspekt. Sein Wirken und seine Werke sind bei
Sunniten wie auch
Schiiten bekannt und beliebt.
Er lebte bis 561
n.d.H.(1166 n.Chr.) in
Bagdad
und ist auch dort begraben. Von seinen Söhnen erbte Sayyid
Abdul-Wahab al-Dschilani die Schule.
Zu seinen Werken zählen:
| Al-Ghunya li-talibi tariq al-haqq wa al-din
(hinreichende Versorgung für Suchende auf dem Pfad der
Wahrheit und Religion) - eine rituelle und ethische
Abhandlung. |
| Al-Fath ar-Rabbani (Die herrliche Eröffnung) -62
Predigten gehalten in den Jahren 545-546
n.d.H. (1150-1152 n.Chr.) |
| Predigten, die u.a. in Bahdschat al-Asrar, enthalten
sind, bekannt als Malfuzat (Äußerungen). Das
Bahdschat al-Asrar stammt von einem 713 (1314)
gestorbenen Schriftsteller und kann als biographisches Werk
eingestuft werden, in dem viele angelbiche Wundertaten
Schilanis berichtet werden. Das Buch wurde von
Ibn Taimiyya gelobt aber von
al-Dhahabi für wertlos eingestuft. |
| Futuh al-Ghaib (Eröffnungen des Verborgenen) - 78
Predigten über verschiedene Themen |
| Dschala' al-Chatir (Entfernung der Fürsorge) -
Sammlung von predigten |
| Hizb baschair al Chairaat (Menschliche Partei des
Segens) - mystisches Gebet |
| Diwan (die einzig erhaltene Kopie stammt von 1788
n.Chr. und befindet sich im Besitz der türkischen
Nationalbibliothek - siehe Foto unten). |