Edikt von Gülhane

 
Edikt von Gülhane

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Das Edikt von Gülhane, auch bekannt als Gülhane Hatt-I Şerif oder Tanzimat Fermani (Ferman der Tanzimat) war eine Proklamation durch Abdülmecit I. am 3. November 1839 zur Reorganisation zahlreicher Strukturen und des Rechts im Osmanischen Reich.

Die Proklamation wurde auf Drängen des Großwesirs Mustafa Raschid Pascha herausgegeben. Sie versprach Reformen wie die Abschaffung der Landwirtschaftssteuer, die Reform der Wehrpflicht und die Gewährleistung von Rechten für alle osmanischen Bürger, unabhängig von Religion oder ethnischer Gruppe. Eine Politik namens Osmanismus sollte auch alle in den osmanischen Gebieten lebenden Völker vereinen: "Muslime und Nichtmuslime, Türken und Griechen, Armenier und Juden, Kurden und Araber".

Ziel des Dekrets war es, das Militär militärisch und sozial zu modernisieren, damit es mit den Großmächten Europas konkurrieren kann. Es wurde auch gehofft, dass die Reformen die unzufriedenen Teile des Reiches gewinnen würden, insbesondere in den von den Osmanen kontrollierten Teilen Europas, die größtenteils christlich waren. Zum Zeitpunkt des Edikts hatten Randprovinzen des Reiches eine große Autonomie erlangt und die Zentralregierung bedroht. Dieses Edikt war daher zusammen mit dem anschließenden Reformedikt des Sultans von 1856 ein früher Schritt in Richtung des Osmanismusziels des Imperiums oder einer einheitlichen nationalen und legalen osmanischen Identität. Neben dem Türkischen wurden auch griechische und französische Sprache gefördert.

Das Edikt von Gülhane erließ keine offiziellen rechtlichen Änderungen, sondern machte lediglich Versprechungen gegenüber den Untertanen des Reiches, aber sie wurden aufgrund des sich ausbreitenden Nationalismus nie vollständig umgesetzt. Am Ende des Krimkrieges setzten die Westmächte die Türkei unter Druck, weitere Reformen durchzuführen, vor allem, um den Russen, mit denen damals Friedensverhandlungen geführt wurden, jeden weiteren Anspruch auf Eingriffe in die inneren Angelegenheiten des Osmanischen Reiches zu entziehen.

Der Name des Edikts geht auf den Gülhane-Park zurück, der sich unmittelbar vor dem Topkapi Palast befindet und vor dem die Sitze der Bürokraten des Palastes waren.

Die Reaktion auf das Edikt waren nicht positiv. Christen auf dem Balkan weigerten sich, die Reformen zu unterstützen, weil sie eine Autonomie wollten, die unter zentraler Macht schwieriger zu erreichen war. Ihre Separatismusbestrebungen wurden von der Westlichen Welt gefördert, welche einige Provinzen antrieb, durch Rebellion Unabhängigkeit zu erlangen. Vordergründig unterstützten die Briten die Osmanen bei der Aufrechterhaltung des osmanischen Territoriums. Tatsächlich aber förderten sie eine kontrollierte Abspaltung, die zur Schwächung des Osmanischen Reiches führen sollte ohne europäische Gegner der Briten zu stärken.

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