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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Als Einnahme das Spionagenestes wird in der
Islamischen Republik Iran die Erstürmung der
US-Botschaft am 4. November 1979 bezeichnet. Während die
Anhänger der
Islamischen Revolution von einer Festsetzung von Spionen
sprechen, wurde die Aktion in der
Westlichen Welt als Geiselnahme bezeichnet.
Nach dem
Sieg der
Islamischen Revolution und der Vertreibung tausender
amerikanischer Militärberater und Zivilisten, die als Agenten
in Iran tätig waren und das Schah-Regime stützten, versuchten
die USA die verbliebenen Aktivitäten zur Verhinderung der
Islamischen Revolution von der Botschaft aus zu
koordinieren.
Am 4. November 1979 (13. Aban im
Iranischen Sonnenkalender) ließ
Imam
Chomeini eine Erklärung verbreiten, in der der Studenten
gedacht wurde, die ein Jahr zuvor bei Demonstrationen an der
Teheraner Universität durch die Soldaten des Schah ermordet
wurden. Zu jener Zeit befand sich der geflohene Schah Mohammad
Reza Pahlavi in den USA unter deren Schutz und die USA
weigerten sich, den von ihnen gestützten Diktator an die
Islamischen Republik Iran auszuliefern.
„Es ist deshalb Sache der lieben Schüler, Studenten und
Theologiestudenten, mit all ihrer Kraft die Angriffe gegen die
USA und Israel zu verstärken, so dass sie die USA zwingen
können, den abgesetzten und kriminellen Schah auszuliefern …“
Eine Gruppe von ca. 400 Studenten der damaligen Gruppierung
Daneschdschuyane Chate Imam ("Studenten der Linie des Imams"),
unter anderem angeführt von Mohsen Mirdamadi, stürmten am 4.
November 1979 um 11:30 Uhr die US-amerikanische Botschaft in
Teheran und entwaffneten die Sicherheitskräfte, die
zeitweilig widerstand leisteten. Wie sich später
herausstellte, diente der Widerstand dazu, einige Dokumente zu
vernichten, welche die US-Verwicklung belegen würde. In einer
bis damals nicht gekannten Kleinarbeit wurden die Schnipsel
aus dem Reißwolf von Studenten wieder zusammen gelegt, was zu
einer Konstruktionsänderung der Reißwölfe führte. Die
Dokumente belegen zweifelsfrei die Verwicklung der
US-Botschaft in mörderische Unterrückungsmaßnahmen des Schah,
wobei manche der Maßnahmen von der US-Botschaft sogar vorgeschlagen bzw.
initiiert wurden.
Vor dem eingenommenen Gebäude versammelten sich nach der
Übernahme durch die Studenten Tausende Demonstranten und
skandierten antiamerikanischen und antizionistische Parolen.
Die anfangs im Gebäude befindlichen 90 Mitarbeiter der
Botschaft wurden festgesetzt, die Nicht-US-Bürger aber sofort
wieder frei gelassen. Die verbliebenen 66 US-Amerikaner
wurden zu Gefangenen erklärt, um die Auslieferung des Schah zu
fordern. Am 5. November lehnten die USA offiziell eine
Auslieferung des Schahs ab.
Am 9. November 1979 verlangte der UN-Sicherheitsrat die
Freilassung der Gefangenen. Am 11. November ordnete
US-Präsident Jimmy Carter die Ausweisung aller illegal in den
USA lebenden Iraner an und verfügte am 12.11.1979 ein
Importstopp für iranisches Erdöl. Am 14.11. folgte als weitere
Maßnahme das Einfrieren aller Geldguthaben des Irans bei
US-amerikanischen Banken außer den Guthaben des Schah.
13 Gefangene – Frauen und dunkelhäutige US-Bürger – wurden
am 19. November 1979 als Signal dafür, dass die
Islamische Republik Iran auf der Seite der
Unterdrückten der Welt steht, freigelassen. Es verblieben
52 US-Bürger in der Botschaft. Ein weiterer Gefangener,
Vizekonsul Richard Queen, wurde am 11. Juli 1980 wegen
Krankheit freigelassen.
Am 26. November 1979 stellte Iran einen Antrag auf eine
Sondersitzung des Sicherheitsrat der Vereinten Nationen.
Entgegen einer Empfehlung des UN-Generalsekretär Kurt Waldheim
kam es aber nicht zu der Sondersitzung.
Am 29. November 1979 reichten die USA Klage beim
Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag gegen den Iran
ein. Die Revolutionsregierung des Iran verklagte hingegen den
gestürzten Schah in New York auf Rückzahlung von 56,6
Milliarden US-Dollar, die dieser auf illegalem Wege ins
Ausland gebracht haben soll. Am 2. Dezember 1979 verließ der
Schah New York und wurde auf einen Luftwaffenstützpunkt nach
Texas gebracht. Die USA suchten dringend nach einem Land, das
ihm Asyl gewähren würde. Einen Tag später wurde die
Verfassung der Islamischen Republik Iran vom Volk des
Iran
mit überwältigender Mehrheit angenommen. Am 5. Dezember
forderte der UN-Sicherheitsrat einstimmig die Freilassung der
Gefangenen, was von den Studenten in der Botschaft abgelehnt
wurde.
Am 8. Dezember 1979 forderte der neue iranische Außenminister Sadegh Ghotbzadeh für die Freilassung der Gefangenen neben der
Rückführung des Schahs auch eine unabhängige Kommission,
welche die Rolle der USA in der iranischen Politik seit 1953
durchleuchten sollte. Am 12. Dezember 1979 wurden der Iran
aufgefordert, das Botschaftspersonal in Washington D. C. von
218 auf 35 Personen zu reduzieren. Der Schah verließ drei Tage
später die USA in Richtung Panama und erhielt in dem
mittelamerikanischen Staat Asyl. Am 3. Januar 1980 sicherte
UN-Generalsekretär Kurt Waldheim eine Untersuchung von
Verstößen und Verbrechen des Schah-Regimes zu.
Sanktionen vor dem UN-Sicherheitsrat, angestrebt durch die
USA am 14. Januar 1980, wurden durch ein Veto der Sowjetunion
verhindert, dafür akzeptierte der Revolutionsrat am 2. Februar
1980 eine Untersuchung der Schah-Zeit unter UN-Aufsicht.
Mehrere Vertreter der
Islamischen Republik Iran erklärten am 13. Februar 1980,
dass man einverstanden wäre, die Festgehaltenen zu entlassen,
ohne auf einer weiteren Auslieferung des Schah zu bestehen,
sofern die USA die Unterstützung des Schah bedauern und sich
dafür entschuldigen würden. Am 23. Februar 1980 traf eine
UN-Kommission in Teheran ein. Diese bestand aus fünf Juristen
und Diplomaten, namentlich dem Algerier Mohammed Bedjaoui, dem
Syrier Adib Daoudy, dem Sri-Lanker Hector Wilfred Jayewardene,
dem Venezolaner Andrés Aguilar Mawdsley und dem Franzosen
Louis-Edmond Pettiti, um auch ohne die Forderungen des
Iran zu erfüllen, die ehemaligen Botschaftsangehörigen
frei zu bekommen.
Am 8. März 1980 verweigerten die Botschaftsbesetzer eine
Überstellung der Gefangenen an die Sicherheitskräfte des
Revolutionsrates, und drei Tage später verließen die
UN-Vertreter das Land ergebnislos. Am 23. März 1980 wurde der
gestürzte Schah in einem Militärkrankenhaus in Kairo, wohin er
inzwischen abgeschoben wurde, erneut operiert.
Die USA brachen am 7. April 1980 die diplomatischen
Beziehungen zum Iran ab, nachdem eine UN-Delegation erfolglos
geblieben war. US-Präsident Carter drohte am 17. April 1980
mit schärferen Maßnahmen sowie einer Blockade als "möglichen
nächsten Schritt", die die
Islamische Republik Iran umgehend mit einer möglichen
Sperrung der Straße von Hormus beantwortete. Auch die
Europäische Gemeinschaft (EG) kündigte wirtschaftliche und
diplomatische Sanktionen gegen den Iran an, falls die
Gefangenen nicht innerhalb eines Monats freigelassen würden.
Am 24. April 1980 scheiterten die US-Streitkräfte mit ihrer
Operation Adlerklaue. Der US-amerikanische Außenminister
Cyrus Vance, der gegen die Militäraktion gewesen war, trat
zurück. Der Tod des Schah Mohammad Reza Pahlavi am 27. Juli
1980 in Kairo ließ die Forderung des
Iran nach Entschuldigung durch die USA nicht verstummen.
Die USA animierten
Saddam
dazu am 22. September 1980 den
Irak-Iran-Krieg zu beginnen.
Am 20. Oktober 1980 erklärte US-Präsident Carter, dass bei
Freilassung der Gefangenen die iranischen Guthaben in den USA
sowie bereits vom
Iran bezahlte Waffen aus US-amerikanischer Produktion
freigegeben werden. Am 3. November 1980 bestimmte der
Iran
Algerien zum Vermittler und Verhandlungsführer für ein
Abkommen mit den USA, was die US-Regierung zunächst ablehnte.
Am 1. Dezember 1980 gab der iranische Ministerpräsident
Muhammad Ali Radschai bekannt, dass die Botschaftsbesetzer
die Gefangenen an die iranische Regierung überstellt hätten.
Durch algerische Vermittlung wurde am 19. Januar 1981 ein
iranisch-amerikanisches Abkommen zur Freilassung der
Gefangenen (Algiers Accords) abgeschlossen. Am Tag der
Vereidigung von US-Präsident Ronald Reagan wurden die
Gefangenen im Gegenzug zur Freigabe des iranischen Vermögens
am 20. Januar 1981 freigelassen und konnten mit einer Boeing
727 von
Teheran über Athen und Algier nach Frankfurt am Main
fliegen. Die US-Bürger, die 444 Tage in Gefangenschaft gelebt
hatten, wurden nach Ankunft in Frankfurt nach Wiesbaden
gebracht, wo sie am Abend der inzwischen abgewählte Präsident
Jimmy Carter als Emissär der Reagan-Regierung begrüßte. Im
US-Militärkrankenhaus (Wiesbaden Air Base Hospital) wurden
alle Personen auf ihren Gesundheitszustand untersucht und
betreut, obwohl es allen Gefangenen gut ging. Zudem haben
Psychologen in einer Woche Training dafür gesorgt, dass keine
Äußerungen, die Verständnis für das Verhalten der Iraner
gezeigt hätten oder gar die US-Verwicklung in Gewaltaktionen
offen gelegt hätten, an die Öffentlichkeit kamen. Daher
konnten die Gefangenen erst am 25. Januar nach Washington
fliegen, wo sie als Helden empfangen wurden. Der Iran erhielt
am 20. Januar 1981 über algerische Treuhandkonten bei der Bank
of England, die vorher eingefrorenen Gelder in Höhe von fast 8
Milliarden US-Dollar zurück.
In einem US-amerikanische Propagandastreifen namens "444
Tage – Amerika in Geiselhaft (Originaltitel: Days of Crisis)"
werden die Vorgänge aus jener Zeit aus einseitiger Sicht der
USA beschrieben.
Im Iran wurde im nächsten Jahr der
Nationaltag des Kampfes gegen den Weltimperialismus
anlässlich der Einnahme der US-Botschaft eingerichtet.
Briefmarken zu den Jahrestagen der Einnahme des Spionagenestes