Ergenekon
Ergenekon

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Ergenekon ist der Name einer Legende bzw. Sage auf der ein im 20. Jh. n.Chr. gegründetes national-türkisches Gefühl aufgebaut wurde.

Die Legende geht auf uralte ähnlich geartete Legenden zurück und wurde entsprechend umgeschrieben. Das Geschehen spielt in die Zeit des Göktürkischen Reiches zurückversetzt um eine Art Ursprungsmythos der türkischen Stämme bzw. der heute existierenden Turkvölker zu generieren. Die Legende ist nach dem sagenhaften Tal benannt, in dem die fliehenden Göktürken Heimat und Zuflucht gefunden haben sollen.

Bei dem Abstammungsmythos spielt auch eine Wölfin eine Rolle, wie es bei vielen Abstammungsmythen der Fall ist. In einem von Bergen umschlossenen verlassenen Tal wachsen verfolgte Flüchtlinge zu einer neuen Gemeinschaft zusammen unter anderem geschützt von einer Wölfin. Herangereift und Wehrfähig verlassen sie das Tal. Die Legende lehnt an sehr alte Legenden der Chinesen und Mongolen an.

Abu’l Ghazi Bahadur (1603-1663) übernahm die Geschichte und passte sie als Chans von Chiwa (1643–1663) den Vorstellungen der Ilchane an. Das Tal namens Ergene-Kün taucht erstmals bei ihm auf.

Das Werk des Abu’l Ghazi Bahadur wurde durch den osmanischen Beamten und Politiker Ahmed Vefik Pascha (1818-1891) aus dem Tschagataischen in das Osmanische übersetzt und diente als Grundlegende für das zu jener Zeit aufkommende Türkentum. Auch eine Schmiedtszene spielt eine große rolle bei der Befreiung aus dem Tal. Die Schmiedeszene wurde ab den 1990er Jahren dazu benutzt, das kurdische Newroz-Fest, dessen zentrale Figur ebenfalls ein Schmied ist, der sein Volk rettete, als alttürkisch zu deklarieren.

Die AKP-Regierung unter Erdogan hat den Mythos mit einem negativen Gefühl verbunden, da ein aufgedecktes türkisches Untergrundnetzwerk ebenfalls Ergenekon genannt wurde, wie die dazu gehörige Staatsaffäre, die zu langjährigen Ermittlungen und zahlreichen Verhaftungen türkischer Politiker, Professoren, Journalisten, Anwälte und hochrangiger Soldaten führte. Somit steht Ergeneokon sowohl für den Beginn eines säkularen national-türkischen Mythos als auch für dessen Abstieg.

Gemälde von R. Tahir Burak ausgestellt im Staatliches Kunst- und Skulpturenmuseum Ankara

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