.Bücher
zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Erkenntnis ist das Bewusstsein der einen Wirklichkeit der
Einheit [tauhid], die wie ein Strom
alles und jeden durchzieht.
Die äußere Vielfalt lenkt den
Erkennenden zur
Einheit [tauhid] des
Seins und damit der
Liebe. Das
Sinnbild jener Liebe ist das
Licht
[nur]. Die Erkenntnis führt den
Menschen zum
Sinn des Lebens. Ausgangspunkt zur Erkenntnis ist das
eigene Dasein und das Wissen um die Begrenztheit des eigenen
Daseins.
Als wohl bekannteste
Überlieferung des
Prophet Muhammad (s.) zur
Erkenntnis, die
Imam Ali
(a.) mehrfach übermittelte, gilt: "Wer sich selbst
erkennt, erkennt seinen Herrn".
Es war die Sehnsucht des
Menschen
nach Erkenntnis, die
Adam (a.) und
Eva (a.) von
Gott
trennte. Und es ist die Erkenntnis selbst, die ihn wieder
zurückführt.
Der berühmte Mystiker
Halladsch vergleicht die Stufen der Erkenntnis mit dem
Schicksal des Schmetterlings: "Wenn der Falter das Licht
der Kerze wahrnimmt, erreicht er die Stufe des überzeugenden
Wissens [ilm al-yaqin], spürt er ihre Hitze, gelangt er ins
Blickfeld der Gewissheit [ain al-yaqin] und wird er
schließlich von der Flamme verzehrt, erreicht er die Wahrheit
der Überzeugung [haqq al-yaqin], die absolute Gewissheit."
Über dieselbe, letztendlich unbeschreibliche Grunderfahrung
meint
Ahmad Ghazzali in
seinen "Gedanken über die Liebe": "Die äußerste Grenze des
Wissens ist das Ufer der Liebe. Wenn das Wissen am Ufer steht,
wird es von der Liebe noch gerade berichten können. Schreitet
es aber weiter voran, dann ertrinkt es. Wie sollte es dann
Kunde darüber geben können und wie sollte ein Ertrunkener
Wissen besitzen?"
Wahre Selbsterkenntnis enthüllt den Grund des Daseins und
lässt jegliche Anhaftung an die eigene
Seele [nafs], das eigene "Ich"
schwinden. "Denn wer sich selbst und seinen Herrn erkannt
hat, der weiß mit Gewissheit, dass er kein Dasein von sich
selber hat, sondern dass sein Dasein und die Erhaltung und
Vollkommenheit seines Daseins von
Gott
und zu Gott und durch
Gott ist", erklärt
Abu Hamid Ghazzali in seinem
"Elixier der Glückseligkeit". Am Ende seiner mystischen Reise
gelangt der Erkenner [arif] schließlich zu "jener Wahrheit,
die das Ich sterben lässt, um es für die (göttliche)
Wirklichkeit zu erwecken", sagt der bekannte Führer der
Bagdader Mystikerschule Dschunaid in
Faridudin Attars
Hagiographie (tadhkirat al-awliya 2, 35).
Mit "Erkenntnis" [irfan] ist die Erkenntnis der absoluten
Wirklichkeit gemeint und dies stellt somit der Geist des
Islam dar. Ein Mensch mit
Erkenntnis, wird in allen Dingen die eine
Wahrheit erkennen, die ihm
"näher ist als seine Halsschlagader" (vgl.
Heiliger Qur'an 50:16).
So zielen alle
religiösen Verpflichtungen [wadschib] letztendlich nur auf
die Verinnerlichung des
Glaubensbekenntnis [schahada] der
Einheit [tauhid], das
Abu
Hamid Ghazzali in vier Grade unterteilt hat:
- Der Mensch sagt mit seiner Zunge: "Es gibt keine
Gottheit außer Gott", während sein
Herz dies ablehnt, wie wenn
Heuchler bekennen.
- Sein
Herz hält das
Ausgesprochene für wahr, wie es alle Rechtgläubigen für wahr
halten.
- Er sieht viele Dinge, sieht sie aber trotz ihrer
Vielfalt von dem Einen ausgehen.
- Er sieht im Sein nur noch Einen und alles im Einen