Erste Offenbarung
Erste Offenbarung

Aussprache: al-wahyul-awwal
arabisch: الوحي الأول
persisch: وحی اول
englisch: first revelation

27. Radschab 13 v.d.H.

Bild: Gemälde von Ruhulamin

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Als erste Offenbarung gilt der verbale Ausdruck der ersten offenbarten Verse des Heiligen Qurans über die Lippen des Propheten Muhammad (s.) in der Höhle Hira auf dem Berg des Lichtes (Dschabal Nur) am 27. Radschab 13 v.d.H. (610 n.Chr.).

Die Nacht der ersten Offenbarung wird daher auch Berufung [mab'ath] genannt. Als erste offenbarten Verse gelten die ersten fünf Verse der Sure "al-Alaq" (96. Sure). Vorab war bereits in der Nacht der Bestimmung der gesamte Heilige Qur'an ins Herz des Propheten Muhammad (s.) eingegeben worden, so dass am Tage der ersten Offenbarung jenes Herzenswissen auf die Lippen des Propheten Muhammad (s.) gebracht wurde.

Neben der großen Faszination des Ereignisses ist die erste Offenbarung bedauerlicherweise gleichzeitig eines der am missverständlichsten dargestellten Ereignisse innerhalb der islamischen Geschichte und darauf aufbauend von Orientalisten.

Die erste Offenbarung an Propheten Muhammad (s.) ist ein immer wiederkehrender Vorwand, die Charaktereigenschaften des letzten Propheten und damit die vollendete Religion zu kritisieren. Die Kritiken, die an dieser Stelle zu Recht erhoben werden, beruhen auf Fehlern, die in alten Büchern der islamischen Geschichte auftreten und leider von manchen Muslimen unbedacht übernommen und weitergegeben werden.

Die erste Offenbarung wird in einigen bekannten Quellen (z.B. in den Sammelwerken von Buchari und Muslim, in Tarih-Tabari, Tarih-lbn Asir, Musnad Ahmad ibn Hanbal, Siri Ibn Hischam u.a.) in fünf verschiedenen Formen im Namen von fünf verschiedenen Überlieferern tradiert, wobei keine einzige dieser Personen selber Zeuge der Ereignisse gewesen sein kann. Die fünf angeblichen Überlieferer sind:

bullet Aischa bint Abu Bakr
bulletAbdullah Ibn Schaddad-ul-Leysi, geb. zum Ende des Prophetenlebens (Takribu-a-Tahsib 1/422, Medina al-Maktabul Ilmiya);
bulletUbaid Ibn Umair, geb. zum Ende des Prophetenlebens
bulletUruat Ibn Zubair, geb. in der Zeit von Kalif Umar
bulletAbdullah Ibn Abbas, geb. 3 J.v.H.,  derjenige, der diese Überlieferung von Ibn Abbas weitergab (Ikrama), gilt bei den Islamforschern als jemand, der seine Lügen im Namen von Ibn Abbas weitergab.

Die Überlieferungen unterscheiden sich in vielen Details aber können grob so zusammengefasst werden: Als Propheten Muhammad (s.) in der Höhle Hira war, kam der Engel Gabriel (a.) zu ihm und forderte ihn auf, zu lesen. Als dieser nicht wusste, was er lesen sollte, schüttelte und rüttelte der Engel ihn, bis er endlich die richtigen Worte nachsagte (Heiliger Qur'an 96:1-5). Dann verließ Propheten Muhammad (s.) die Höhle und ging hinunter. Da erschien ihm Gabriel (a.) als eine Art Riese am Horizont und der Prophet Muhammad (s.) bekam angeblich Angst und war angeblich völlig verunsichert und zweifelte. Er kam dann angeblich voller Angst und zitternd zu seiner Frau Chadidscha (a.) und berichtete ihr die Geschehnisse. Diese wickelte den zitternden Propheten Muhammad (s.) in ein Tuch und ging sofort zu einem angeblich fernen Onkel namens Waraka ibn Naufal, um von diesem die Bestätigung zu erhalten, dass der Prophet nicht besessen sei, sondern ein echter Prophet. Sie kam zurück, erzählte es ihrem Mann und dann kamen die Verse: "Oh Du eingehüllter erhebe dich und warne..... (Heilige Qur'an 74:1 ff)

In diesen Überlieferungen wird u.a. behauptet,

bulletdass der Propheten Muhammad (s.) nicht in der Lage war, einen Engel von einem Teufel zu unterscheiden (Tarih-Tabari 2/298/299, Sahih-Buchari 1/7 'Bab al bida-il-wahy' - diese Annahme führte u.a. zu der Behauptung Luthers, Muhammad (s.) sei vom Teufel hereingelegt worden),
bulletdass er an sich und seinem Prophetentum zweifelte (Ibn Hischam 1/236-239),
bulletdass er Selbstmord begehen wollte (Tarih-Tabari 2/298/299, Sahih-Buchari 1/7 'Bab al bida-il-wahy'),
bulletdass er Angst hatte verrückt geworden zu sein (Ibn Asir-an-nahaya 3/83),
bulletund dass erst andere Menschen ihn davon überzeugen mussten, dass er Prophet ist (Tarih-Tabari 2/298/299, Sahih-Buchari 1/7 'Bab al bida-il-wahy', s.o.).

Obige Behauptungen stehen im Widerspruch zu den Grundsätzen bzw. Stamm der Religion [usul-ad-din] der islamischen Lehre. Wie sollte ein Prophet, der vorausgesagt worden ist, seine Botschaft verkünden können, wenn er selber an ihr zweifelt und erst von anderen überzeugt werden muss? Wer könnte diesem Propheten Glauben schenken? Falls er zuerst den Engel nicht vom Teufel unterscheiden konnte, könnte niemand sicher sein, dass er nicht später den Teufel mit dem Engel verwechselt hat.

Wenn Propheten Muhammad (s.) bei der ersten Offenbarung nicht durch Gott selbst, sondern durch andere Menschen (durch seine Frau Chadidscha (a.) bzw. durch den angeblichen christlichen Gelehrten Waraqa ibn Naufal) über sein Prophetentum überzeugt wurde, wären folgende Aspekte unumgänglich:

bulletWenn der christliche Gelehrte Waraqa angeblich selber den Propheten Muhammad (s.) überzeugen konnte, warum wird er dann in keinem Geschichtsbuch eindeutig als erster oder zumindest als einer der wertvollen ersten Anhänger des Islam genannt und verehrt? Vielmehr ist alles, was in manchen Büchern über ihn genannt wird, meist unklar und legendenhaft.
bulletWenn seine Frau Chadidscha (a.) ihn angeblich bestärkt und überzeugt hat, stellt sich die Frage, wer von beiden wen zu Gott und zum Islam eingeladen hat.
bulletKonnte außerdem Gott seinen Propheten nicht selbst überzeugen, und musste der größte Prophet Gottes erst durch die Hilfe der Menschen, die er zum Glauben an Gott und sich auffordern sollte, von der Wahrhaftigkeit seiner eigenen Botschaft überzeugt werden? An vielen Stellen im Heiliger Quran fordert Gott alle anderen Menschen auf, an Sich und Seine Propheten zu glauben, aber solche konstruierten Überlieferungen behaupten, dass andere Menschen den Propheten Muhammad (s.) aufgefordert haben, an Gott und die Aufforderung jener Menschen zu glauben.
bulletWenn Prophet Muhammad (s.) selber den Engel nicht vom Teufel unterscheiden konnte, aber die anderen Menschen es konnten, warum hat dann Gott so einen unfähigen Menschen zu den klugen und wissenden Menschen geschickt, um Seine Religion den Menschen zu erklären?
bulletWelcher frühere Prophet Gottes hat an seiner Offenbarung [wahy] gezweifelt, dass der allerletzte und vollkommene Gesandte Gottes an sich und seiner Offenbarung zweifeln sollte?

Wenn schon der Heilige Quran die Behauptung der Feinde des Propheten (s.) über seine Verrücktheit scharf zurückweist (Heiliger Quran 52:30, 68:2-6, 81:22), dürfen dann die Muslime von ihrem Propheten etwas behaupten, was nur die Leugner immer wieder allen Propheten vorgeworfen haben (Heiliger Quran 51:52)?

Im Folgenden soll die Wahrhaftigkeit solcher Überlieferungen über die erste Offenbarung überprüft werden:

Wenn ein Überlieferer über ein Ereignis berichtet, muss er entweder selber dabei gewesen sein oder das Geschehen von den Zeugen erfahren haben. Um von der ersten Offenbarung berichten zu können, muss man entweder selber dabei gewesen sein oder die Geschehnisse von dem Propheten Muhammad (s.) oder jemanden anderem, der dabei gewesen ist, erfahren haben. Um die Geschehnisse bei der Rückkehr des Propheten (s.) nach Hause berichten zu können, muss man wieder entweder selbst Zeuge sein, oder es von einem der Zeugen (Prophet Muhammad (s.) , Chadidscha (a.), Imam Ali (a.)) erfahren haben. Ansonsten wäre keine glaubwürdige Aussage möglich. Solche Überlieferungen werden "mursal" genannt und haben keine überzeugende Kraft, insbesondere wenn sie dem Heiligen Quran oder anderen sicheren Überlieferungen widersprechen.

Bei der Überprüfung der Bücher, die diese Überlieferungen erwähnen, wird deutlich, dass vier der fünf Überlieferer die Ereignisse von sich aus erzählen (eine ausführliche Untersuchung ist bei "Die Ursache der Abweichung", 3.Bd., Allama As-Said Murteza Askari), obwohl nachweislich alle vier erst in späteren Jahren geboren worden sind (s.o.). Der einzige, der die Ereignisse im Namen des Propheten Muhammad (s.) berichtet, ist aber selber erst nach dem Tod des Propheten Muhammad (s.) geboren worden (Uruat Ibn Zubair, s.o.). Selbst wenn der Heilige Qur'an solche Verleumdungen gegen den Propheten Muhammad (s.) nicht dementieren würde und die klaren Charaktereigenschaften des Prophet Muhammad (s.) in seinem ganzen Leben sowohl vor als auch nach seiner ersten Verkündigung solchen Behauptungen nicht widersprechen würde, genügt die zweifelhafte Überlieferung solcher unglaubwürdiger Äußerungen, die Wahrheit ans Licht zu bringen.

Die einzigen drei Zeugen haben diese wunderbaren Ereignisse folgendermaßen überliefert und das Ereignis wird von glaubhaften Quellen folgendermaßen wiedergegeben:

Nachdem ALLAH dem Prophet Muhammad (s.) eine Fülle Seiner besonderen Gnade erwiesen hatte, offenbarte Er ihm den gesamten Heiligen Qur'an in einer Heiligen Nacht, der Nacht der Bestimmung [lailat-ul-qadr] (vgl. Sure 97) in das Herz des Propheten Muhammad (s.). Als die Zeit für die Veröffentlichung der Prophetentums reif war, sandte ALLAH ihm auch Gabriel (a.), damit Gabriel (a.) die in das Herz des Prophet Muhammad (s.) geschriebenen Worte auf seine Zunge bringen möge, um den Prophet Muhammad (s.) in seiner schweren bevorstehenden Aufgabe zudem zu bestärken. Gabriel (a.) nahm den Arm des Propheten sagte zu ihm: "0 Muhammad, lies!", und der Prophet fragte: "Was soll ich lesen?" (vgl. Sure "al-Alaq", 96. Sure)

An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass Gabriel nicht sagte "sprich", sondern "lies". Lesen kann man nur etwas, was irgendwohin geschrieben wurde, und wenn man es erkennen kann. Der Prophet Muhammad (s.) antwortet hier auch nicht "Ich kann nicht lesen" oder ähnliches, sondern fragt, welche von den Tausenden und Abertausenden in sein Herz eingebrannten Worten er denn nun als Erstes lesen solle.

Und Gabriel (a.) sagte: 'Lies im Namen deines Herrn (Heiliger Qur'an 96:1 ff ). Danach verlas Prophet Muhammad (s.) die Offenbarung Gottes. Dann kam der Muhammad (s.) aus der Höhle heraus. Am Horizont hatte sich Gabriel (a.) in der für ihn schönstmöglichen Gestalt aufgebaut, um den Propheten (s.), das beste aller Geschöpfe, zu grüßen und zu ehren. Die Faszination der Wahrheit war in jedem Atemzug zu spüren.
Prophet Muhammad (s.) beim Abstieg vom Berg Hira, während ihn Tausende Engel grüßen (aus Siyer-i-Nebi 1595)

Jedes Blatt, jeder Stein, jeder Baum und jeder Grashalm grüßte den Propheten mit dem Friedensgruß "as-salamu-alaika, ya ayyuhannabi-ullah" (Der Friede sei mit Dir oh Prophet Gottes). Prophet Muhammad (s.) hörte bei jedem Ding, an dem er vorbeiging, diese Stimmen: 'Friede sei mit dir, o Muhammad, Friede sei mit dir, o Freund Gottes, Friede sei mir dir, o Gesandter Gottes'" und tausende Engel grüßten ihn. (Bihar-ul-Anwar, 18. Bd. 205-205). Wegen der Herrlichkeit Gottes, die ihn erleuchtet hatte, der Faszination des Islam, die ihn, den Auserwählten, grüßte, der wunderbaren Gestalt Gabriels (a.), der sich in alle Blickrichtungen vor ihm aufbaute und seiner eigenen Bescheidenheit über diese Gnade ALLAHs erzitterte und erschauerte der gesamte Körper des Prophet Muhammad (s.), als wenn er krank gewesen wäre. So kam er zuhause an und seine Frau Chadidscha (a.) erkannte sofort die Situation, auch sie hatte mit ihrem Mann gewartet auf diesen Moment und sie holte eine Decke und wickelte ihn ein. Dann kamen die Verse "Oh Du Eingehüllter... (Heiliger Quran 74:1ff.)."

Gemäß einer eigenen Überlieferung Imam Alis (a.), war auch er Augenzeuge dieses Ereignisses, denn er brachte dem Propheten Muhammad (s.) immer wieder Verpflegung von Chadidscha (a.), während dieser in der Höhle weilte. In der Sammlung seiner Aussagen Nahdschul-Balagha heißt es an einer Stelle: ".. Und dann hat Allah einen der größten Seiner Engel gleich nach der Entwöhnung Mohammeds von der Muttermilch zu ihm gesandt, um ihn in jeder Situation zu den besten und gesegnetsten Wegen zu führen und um ihn die beste Moral zu lehren (Dieses erzählt Ali im Namen des Propheten)... Er (der Prophet) hatte sich jedes Jahr einige Zeit in die Höhle Hira zurückgezogen zum Gebet, und ich habe ihn dabei gesehen und kein anderer... Und dann hörte ich (Ali) den Hall des Satans während der Herabsendung der (ersten) Offenbarung zum Propheten (Friede sei mit ihm). Da sagte ich: 'O Gesandter Gottes, was sind das für Töne?' Er gab mir zur Antwort: 'Das ist der Satan, der seine Hoffnung (nun endgültig) verloren hat, angebetet zu werden..." (Nahdschul-Balagha, Chutba von Qasia)

Goethe hat dazu sein Gedicht Mahomets Gesang verfasst. Sowohl Mahmoud Farshchiyan als auch Hasan Ruhulamin haben mehrere Gemälde zum Thema gemalt.

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