.Bücher
zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Sayyid Muhammad Husain Fadhlullah (oder Fadlallah) war einer der größten
Gelehrten [faqih]
des Islam im 20. und
21. Jh. n.Chr..
Er wurde 1935 in
Nadschaf geboren, nachdem seine
Familie 1928 aus dem südlibanesischen Dorf Ainatha in den
Irak ausgewandert ist. Er
studierte Vorort
Theologie, war Mitglied der Partei Hizb-ad-Dawa, die sich für
islamische Prinzipien
und gegen die damals zunehmenden Einflüsse von Kapitalismus und Kommunismus
richteten. Dabei war er Mitherausgeber deren Zeitschrift al-Adwa
(Die Lichter). Während seines Studiums erreichte er nach Ansicht mancher die Stufe eines
Rechtsgelehrten
[mudschtahid]. In 1966 kehre seine
Familie in den Libanon
zurück. Im Slumviertel von Ostbeirut an-Naba gründete er die
sozial-karitative Organisation Dscham’iyya Usra at-Taachi (Vereinigung der
Brüderlichen Familie). Hier baute er auch das theologische Ausbildungszentrum Mahad
al-Schari al-Islami auf. Im Gegensatz zu
Sayyid Musa
as-Sadr lehnte er die Errichtung des
Obersten Schiitischen Rates ab.
Im August 1976 wurde das Beiruter Stadtviertel an-Naba von der Phalange belagert,
dann erstürmt und die Bewohner umgebracht und vertrieben. Dabei verlor Sayyid Fadhlullah
Familienangehörige und die von ihm aufgebauten Organisationen. Diese Erfahrungen
sollen
in seiner Abhandlung "Der Islam und die Logik der Macht" [al-Islam wa mantiq al-quwa]
berücksichtigt worden sein. Er entwickelte eine Lehre der erlaubten und verbotenen Macht,
Kraft und Gewalt. Dabei beschäftigte er sich mit der Frage der Legitimität gewaltsamen
Widerstands gegen Tyrannei. 1977 baute er in Südbeirut die Imam ar-Ridha-Moschee zu einem
bedeutsamen islamischen Zentrum aus. Dort predigte er über politische libanesische und internationale
Themen. Wegen seiner immer stärker werdenden Position gegen den Zionismus und
die US-Hegemonialpolitik wurde er mehrmals Ziel von
Anschlägen.
1982 wurde er entführt und in einem Keller gefangen gehalten, später
aber freigelassen.
Schon immer hatte er selbst unrechtmäßige Entführungen abgelehnt. Ziel eines schweren
Bombenanschlages wurde er am 8. März 1984. In die Planung dieses Anschlages soll
nach seinen Angaben der CIA
und der britische Geheimdienst verwickelt gewesen sein, wobei die Ausführung dem
Geheimdienst der libanesischen Armee zugeschrieben wird. Bei diesem Attentat wurden mehr
als 80 Menschen getötet und über 200 verletzt, als die Bombe vor Fadhlullahs Haus in
einem Auto explodierte. Er selbst befand sich überraschenderweise nicht Vorort
und blieb daher unverletzt.
Sayyid Fadhlullah war Autor zahlreicher Bücher und Artikel, Schirmherr
zahlreicher Schulen, islamischer Zentren und Waisenheime und wird von seinen
Anhängern als
Vorbild
der Nachahmung anerkannt. Dabei fällt er teilweise durch vergleichsweise
ungewöhnliche
Rechtsurteile [fatwa] auf, die von manchen
Muslimen
missverstanden bzw. missinterpretiert werden. So gilt sein
Rechtsurteile [fatwa]
über das Rauchen,
welches das Fasten [saum]
nach seiner Ansicht nicht ungültig macht, als typisches Beispiel. Denn
diejenigen, die dieses
Rechtsurteil [fatwa]
im Monat Ramadan
(Monat) missbrauchen, verschweigen, dass er das
Rauchen als solches
für verboten [haram]
(und nicht nur verpönt
[makruh]) erklärt hat.
Obwohl Sayyid Fadhlullah von den westlichen Medien immer im Zusammenhang mit
der Hizbullah im Libanon erwähnt wurde, gibt es dafür keinen sachlichen
Hintergrund. Ayatollah Fadhlullah stand stets an der Seite der
Islamischen Republik Iran
im Kampf gegen den weltweiten Imperialismus.
Ayatollah Fadhlullah starb am
20.7.1431
n.d.H. (3.7.2010) nach langer Krankheit in einem
Krankenhaus in Beirut.
Imam Chamene'i hat
seiner Familie kondoliert. Er wurde im Hof der Moschee Al-Imam Al-Hassanein
beigesetzt.