Gerechtigkeit
Gerechtigkeit [adala]

Aussprache: al-a'daala, adl
arabisch:
العدالة , عدل
persisch:
عدل
englisch: Justice

Bild: Kalligraphie des Eigennamens der Pracht "ALLAH" und der Waage als Symbol für Gerechtigkeit.

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Gerechtigkeit [adala] wird in zwei Dimensionen betrachtet, als Gerechtigkeit Gottes und Gerechtigkeit des Menschen.

Der Glaube an die Gerechtigkeit Gottes ist Bestandteil der Stamm der Religion [usul-ad-din] und muss von jedem Schiiten verstanden und verinnerlicht werden. Es gehört zu den bedeutsamsten Aspekten der göttlichen Existenz, dass er das Gute gebietet und Böse verbietet. Manche gehen so weit, dass sie die Existenz des Guten als einzige Existenz akzeptieren und das Böse als nicht direkte Schöpfung betrachten, vergleichbar dem Licht [nur] und seinem Schatten. Diese Tatsche der existierenden göttlichen Ordnung wird in dem Begriff "Gerechtigkeit" zusammengefasst, die in ihrer Absolutheit in die Einheit [tauhid] mündet und Ausdruck der Liebe ist. Gerechtigkeit ist somit auch eine Folge der Gnade.

Hingegen wird diese Ansicht nicht von den philosophischen Schulen der Sunniten vertreten. Sie betrachten die Gerechtigkeit nicht als zwingenden Bestandteil der Existenz Gottes und im unmittelbaren Zusammenhang zu seiner Einheit [tauhid] stehend. So kann gemäß der Ansicht der Aschariyya Gott, wenn er "wollte", Imam Husain (a.) in die Hölle [dschahannam] und Yazid ibn Muawiya ins Paradies befördern. Nicht die Gerechtigkeit sondern die Freiheit zur Willkür wäre demnach das Merkmal Gottes.

Aus den unterschiedlichen Betrachtungsweisen resultieren auch die unterschiedlichen Folgen der Gerechtigkeit für den Menschen. Während die Schia von religiösen Führungspersönlichkeiten, wie z.B. dem Vorbeter die menschliche Gerechtigkeit bzw. Unbescholtenheit voraussetzt, gibt es eine solche Voraussetzung bei Sunniten nicht. Während Sunniten im Laufe der islamischen Geschichte auch als Mitbetende hinter Vertretern von Gewaltherrschern beten durften, selbst wenn diese öffentlich Sünden begangen, war das für Schiiten nicht erlaubt.

Das Prinzip des Glaubens an die Gerechtigkeit Gottes mit seinen Auswirkungen auf den Menschen verpflichtet jeden Muslim auch, sich für Gerechtigkeit in seiner Familie, Nachbarschaft, Gesellschaft und in der Welt einzusetzen.

Die Gerechtigkeit eines Menschen führt dazu, dass er als gerechte Person [adil] betrachtet wird. In seinem Verhalten steht sie unter anderem im Zusammenhang mit der Goldenen Regel.

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