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Das Haus der Freundschaft (Dostluk Yurdu) in
Istanbul war das wichtigste Projekt der
Deutsch-türkischen Vereinigung.
Es sollte in
Istanbul auf einer Fläche von 6.000 qm errichtet werden.
Die Grundsteinlegung erfolgte am 27. April 1917, dem achten
Jahrestag der Thronbesteigung Sultan
Mehmed V., im Beisein aller türkischen Minister mit
Ausnahme von
Talat Pascha, der sich zu einem Besuch bei Kaiser Wilhelm
II. im Großen Hauptquartier aufhielt. Anwesend bei der Feier
war auch der Stifter des Hauses, der Fabrikant Robert Bosch
sowie Prof. Dr. Ernst Jäckh, der die Eröffnungsansprache
hielt.
Geplant waren modernste technische Einrichtungen für den
Unterricht oder kulturelle Veranstaltungen, ein Konzertsaal
und ein Saal für Lichtbildvorführungen. Die Entwürfe für das
Haus stammten von dem deutschen Architekten Hans Poelzig. In
einer zuvor erfolgten Ausschreibung in Deutschland hatten
namhafte Architekten (unter ihnen Peter Behrens, Bruno Taut,
Paul Bonatz, Walter Gropius, Hans Pölzig sowie Richard
Riemerschmid) Entwürfe eingereicht. Der Entwurf des
renommierten Architekten German Bestelmeyer gewann die
Ausschreibung. Der ein ganzes Stadtquartier umfassende Bau
sollte an prominenter Stelle errichtet werden — nämlich genau
gegenüber der Türbe Sultan Mahmuds II. an der Divan Yolu
Caddesi, das 6.000 qm große Grundstück stellten die
Osmanen zur Verfügung.
Im Oktober 1917 Jahres besichtigte Kaiser Wilhelm II.
während seines dritten Besuches in
Istanbul die Baustelle am Anfang seines
Besichtigungsprogramms. Das Gebäude sollte als sichtbares
Zeichen der Freundschaft beider Reiche weit in das 20. Jh.
hinaus wirken. Sowohl von der Grundsteinlegung als auch vom
Besuch des deutschen Kaisers auf der Baustelle wurden Filme
hergestellt. Die Grundsteinlegung wenige Monate zuvor hatte
Wilhelm II. mit folgender Glückwunschdepesche an die
Türkisch-Deutschen Vereinigung gewürdigt:
„Ew. Exzellenz spreche ich für die Mir im Namen der
Türkisch-Deutschen Vereinigung erstattete Anzeige von der
heutigen Grundsteinlegung dieses ‚Hauses der Freundschaft’
besten Dank aus. Es ist Mir eine besondere Freude, daß der
Tag, der in der Geschichte des osmanischen <sic> Reiches durch
die Thronbesteigung S.M. des Sultans, Meines treuen
Verbündeten und verehrten Freundes, geweiht ist, durch die
bedeutungsvolle Handlung an diesem Tage auch in der Geschichte
der Beziehungen des deutschen und türkischen Volkes denkwürdig
bleiben wird. Möge das ‚Haus der Freundschaft’ als stolzes
Denkmal des in schwerer Zeit ruhmreich bewährten Bundes bald
seine Pforten öffnen und in langen Jahren segensreicher
Friedensarbeit zum Mittelpunkt der gemeinschaftlichen großen
Kulturinteressen werden.”
Auch Sultan
Mehmed V. hatte am 27. April ein Glückwunschtelegramm
geschickt:
„Ihre Depesche, die Mir die Grundsteinlegung des ‚Hauses
der Freundschaft’ meldet, hat Meine größte Befriedigung
gefunden. Ich begrüße die Inangriffnahme dieses Werkes mit
lebhafter Genugtuung, verspreche ihm Meinen Schutz und wünsche
von Herzen, daß das hohe Ziel, die kulturellen Beziehungen der
beiden Völker zu fördern, recht bald erreicht werden möge.”
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und dem Zusammenbruch
des Deutschen Reichs und der
Osmanen wurden die Bauarbeiten eingestellt und das Projekt
nie verwirklicht. Ein Straßenname in der Nähe (Dostluk Yurdu
Sokağı) erinnert an das Bauprojekt.
Grundsteinlegung am 27. April 1917