Murad Hofmann
http://islam.de/images/other/personen/murad_hofmann_big.jpg Murad Wilfried Hofmann

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6.7.1931 - 12.1.2020 n.Chr.

.Bücher zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.

Murad Wilfried Hofmann war ein deutscher Muslim, der als Jurist und Diplomat tätig war.

Wilfried Hofmann ist am 6. Juli 1931 in Aschaffenburg in einer katholischen Familie geboren. Sein Großonkel war Hugo Balls, ein Mitbegründer des Dadaismus. Nach seinem Abitur als Klassenbester begann er 1950 sein Studium mit einem Stipendiat in den USA mit Schwerpunkt Soziologie, Arbeitsrecht und angloamerikanische Literatur.

Anschließend studierte er Jura in München. Am 27. Februar 1955 legte er sein 1. juristisches Staatsexamen ab. Am 27. Februar 1957 folgte das Doktorexamen zum Thema: Der Schutz der Gerichte vor Beeinflussung und Verunglimpfung durch die Presse nach deutschem und amerikanischem Recht (Contempt of Court by Publications). 1955 bis 1959 war er Rechtsreferendar in München und arbeitete auch als Assistent für Zivilprozessrecht an der Universität München sowie bei deutschen und US-amerikanischen Anwaltsfirmen. Das 2. juristische Staatsexamen legte er am 27. April 1959 in München ab. Von 1960 bis 1961 studierte er amerikanisches Recht an der Harvard Law School in Cambridge und war als Forschungsassistent für den Supreme Court tätig.

Von 1961 bis 1994 arbeitete Hofmann als Diplomat, zunächst am deutschen Generalkonsulat in Algier, wo er vom Algerienkrieg beeinflusst wurde. 1970–1972 arbeitete er im Planungsstab des Auswärtigen Amtes. 1973–1976 war er stellvertretender Leiter der deutschen Delegation bei den MBFR-Verhandlungen zwischen NATO und Warschauer Pakt in Wien. In der Zeit 1979 bis 1983 leitete er das Referat NATO und Verteidigung im Auswärtigen Amt in Bonn. Von 1983 bis 1987 arbeitete er als Informationsdirektor der NATO in Brüssel und erhielt 1984 das Bundesverdienstkreuz am Bande. 1987 kehrte er zurück nach Algier und war deutscher Botschafter bis 1990. Anschließend war er Botschafter in Marokko bis 1994.

Von 1961 bis zu ihrem Tod 1975 war Hofmann mit Elizabeth Ann Griffeth verheiratet. Sie hatten einen Sohn namens John Chaské Alexander Hofmann, der 1963 geboren ist. Von 1972 bis 2002 folgte seine Ehe mit Bülben Uz. Ab 2003 lebte er in Bonn mit der ehemaligen bulgarischen Ballettmeisterin Iskra Zankova. ER selbst war als Gymnasiast Demonstrationstänzer einer Tanzschule, gab als Student Tanzunterricht und war von 1954 bis 1979 internationaler Ballettkritiker für eine Monatszeitschriften.

Im Jahr 1980 nahm Hofmann in Bonn den Islam an und den weiteren Vornamen Murad. Im Anschluss führte er siebenmal die Wallfahrt [umrah] und zweimal (1992 und 2003) die Pilgerfahrt [hadsch]. Ab 1994 hielt er Vorträge in Europa, den USA und der islamischen Welt. Er war Mitglied der Ahl al-Bayt Foundation for Islamic Thought in Amman, Beirat und Ehrenmitglied des Zentralrats der Muslime in Deutschland und Mitglied des Scharia-Rats der muslimischen Bosna Bank International in Sarajewo.

Hofmann schrieb mehrere Bücher, wobei er den Islam als Alternative zu der von ihm als degeneriert empfundenen Lebensweise in der Westlichen Welt beschrieb.

Zu seinen Schriften gehören:

bullet(1981): Ein philosophischer Weg zum Islam. Köln.
bullet(1983). Die Rolle von Seestreitkräften in der Außenpolitik. In: Der Einsatz von Seestreitkräften im Dienst der Auswärtigen Politik. Mittler, Herford, ISBN 3-8132-0156-2, S. 137–145.
bullet(1984): Is NATO's Defence Policy facing a Crisis? In: Non-Nuclear War in Europe. Groningen University Press, Groningen, S. 297–301.
bullet(1984): Zur Rolle der islamischen Philosophie. Köln.
bullet(1985): Tagebuch eines deutschen Muslims. Köln.
bullet(1992): Der Islam als Alternative. München.
bullet(1996): Reise nach Mekka. München.
bullet(1997): Islam 2000. Beltsville.
bullet(1998): Der Koran. Das heilige Buch des Islam. Aus dem Arabischen von Max Henning. Überarbeitet und herausgegeben von Murad Wilfried Hofmann. München.
bullet(1998): Der Schutz religiöser Minderheiten nach islamischem Recht in Theorie und Praxis. In: Hüneburg, Martin: Staat und Religionsfreiheit. Zwenkau: 38-48.
bullet(2000): Der Islam im 3. Jahrtausend. Eine Religion im Aufbruch. München.
bullet(2000): Der Islam und die Menschenrechte. In: Evangelische Akademie Mühlheim an der Ruhr: Islamische Menschenrechtsverständnisse. Konzepte, Kontroversen, Konsequenzen für die deutsche Gesellschaft. o. O.: 18-28.
bullet(2001): Islam. München.
bullet(2001): Über die Ursachen von Gewalt in der Politik. In: Al-Islam 6: 1-10.
bullet(2002): Islamische Charta (Mitwirkung). Grundsatzerklärung des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD) zur Beziehung der Muslime zum Staat und zur Gesellschaft. o. O.
bullet(2002): Koran. München.
bullet(2002): Müssen die Religionen zum Konflikt führen? In: Islam im Dialog 1 (4). Hamburg.: 45-57.
bullet(2003): Religion als Privatsache? Zur Rolle der Religion im öffentlichen Raum.
bullet(2004): Islam und der Westen.
bullet(2004): Muslim Minorities: Their Cultural and Social Problems. In: Encounters 10 (1-2): 55-84.
bullet(2005): Religionsfreiheit aus islamischer Perspektive. In: Schneiders, Thorsten Gerald; Kaddor, Lamya: Muslime im Rechtsstaat. Münster: 145-154.
bullet(2006): Das muslimisch-jüdische Verhältnis. Islamische Quellen, gemeinsame Geschichte, gegenwärtige Tendenzen. In: Schmid, Hansjörg; Frede-Wenger, Britta: Neuer Antisemitismus? Eine Herausforderung für den interreligiösen Dialog. Berlin: 67-76.
bullet(2007): Den Islam verstehen. Vorträge 1996-2006. Istanbul
bullet(2008): Understanding Islam. Istanbul, ISBN 978-975-454-151-9.
bullet(2009): Differences between the Muslim and the Christian Concept of Divine Love. In: al-hubu fi al-Qur’an Al-Karim. Amman: 565-581.
bullet(2010): Stolpersteine auf dem Weg zum christlich-islamischen Verständnis. Gemeinsam statt einsam.
bullet(2011): Artikel 4. [Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreiheit] aus muslimischer Sicht.
bullet(2012): „Die Beziehungen der Muslime zur freiheitlich-demokratischen Rechtsordnung“, in: Rauf Ceylan, Islam und Diaspora, S. 139 ff., Frankfurt, ISBN 978-3-631-63405-9

Nach längerer und schwerer Krankheit verstarb er am 12.1.2020 im Kreis seiner engsten Familie.

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