Ifk Ereignis
  Ifk-Ereignis - Verleumdung gegen Ehefrauen des Propheten (s.)

Aussprache:
arabisch:
حادثة الإفك
persisch:
حادثه افک
englisch:
Event of Ifk

Das Ifk-Ereignis oder Ereignis von Ifk ist ein Ereignis zur Zeit des Propheten Muhammad (s.), auf die sich einige Ayat des Heiligen Quran (24:11-26) beziehen sollen. Es wurden Gerüchte verbreitet, dass eine der späteren Ehefrauen des Propheten (s.) eine Affäre habe, aber der Heilige Quran verurteilt diese Gerüchte aufs Schärfste.

Einige Überlieferungen [hadith], die sich auf den Anlass beziehen, zu dem diese Verse offenbart wurden, gehen davon aus, dass sie sich auf Aischa bint Abu Bakr beziehen, während andere davon ausgehen, dass sie sich auf Maria al-Qibtiyya beziehen.

Der Begriff "al-Ifk" [الإفك] bezeichnet sich auf etwas, das von seiner ursprünglichen und natürlichen Form abweicht. Anschuldigungen und Verleumdungen, die von der Wahrheit abweichen, werden als "Ifk" bezeichnet.

Ab Vers 11 der Sure al-Nur (24. Sure) ist im Heiligen Quran die Geschichte der Anschuldigung eines Muslims erwähnt, wobei der Ankläger kritisiert wird. Unabhängig von der Quran-Exegese und dem Offenbarungskontext, lässt sich daraus schließen, dass es sich bei dem Angeklagten um ein berühmtes Mitglied der Familie des Propheten Muhammad (s.) und bei den Anklägern um eine Gruppe von Menschen handelt.

In diesen Versen wird den Anklägern nicht nur eine große Strafe angedroht, sondern es wird den Muslimen auch verboten, Gerüchten ohne Grund und Untersuchung zu glauben. In den letzten Versen dieses Abschnitts hat ALLAH den Menschen ernsthaft verboten, keusche Frauen des Ehebruchs zu beschuldigen, und hat die Beschuldigte von solchen Anschuldigungen freigesprochen. In der Regel wird von zwei unterschiedlichen Anschuldigungen ausgegangen:

Die erste in den Überlieferungen [hadith] wiedergegeben Anschuldigung richtet sich gegen Aischa bint Abu Bakr. Das Ereignis sollsich im Jahr 5 n.d.H. (626 n.Chr.) ereignet haben. Als die Karawane von der Schlacht bei Banul-Mustaliq zurückkehrte und an einem Ort Rast einlegte, verließ Aischa angeblich den Rastplatz, um sich zu waschen, verlor aber ihre Halskette und begann, sie zu suchen. In der Zwischenzeit zog die Armee, die sich ihrer Abwesenheit nicht bewusst gewesen sein soll, weiter und nahm ihre Kamelsänfte mit, in der Annahme, sie befände sich darin. Als Aischa zurückkehrte, fand sie den Ort leer vor und blieb dort, bis eine Person namens Safwan ibn Muattal eintraf. Er erkannte Aischa, ließ sie auf sein Kamel steigen und ging selbst zu Fuß, bis sie am frühen Nachmittag in Medina ankamen, wo die anderen schon eingetroffen waren. Die Erzählung behauptet, dass Prophet Muhammad (s.) sich zunächst von Aischa abgewandt habe, was bereits Zweifel an der Erzählung nährt. Eine Reihe von Heuchlern [munafiq] verbreiteten daraufhin angeblich Gerüchte gegen Aischa, die durch die Offenbarung [wahy] der Ayat des Heiligen Quran (24:11-26) widerlegt worden sind.

Wie aus den Ayat hervorgeht, handelte es sich bei den Anklägern um eine Gruppe von Personen, von denen einige in den Überlieferungen [hadith] namentlich erwähnt werden, darunter Abdullah ibn Ubay, der als Anführer der Heuchler in Medina bekannt war und auf dessen wichtige Rolle in dieser Geschichte in den Quellen hingewiesen wird. Hasan ibn Thabit, Hammana bint Dschahsch und Misthah ibn Uthatha sind einige andere, deren Namen in den Quellen unter den Anklägern genannt werden und die angeblich auf Befehl des Propheten Muhammad (s.) bestraft wurden. Einige Quellen erwähnen Abdullah ibn Ubay unter den Bestraften, aber einige andere Quellen erwähnen seinen Namen erstaunlicherweise nicht, obwohl er der Anführer der Heuchler war.

Zu diesem berühmten Bericht, der in vielen historischen und exegetischen Quellen erwähnt wird, werden von schiitischen Quellen einige Kritikpunkte angeführt. Diese Quellen, die den Schwerpunkt auf die Entlastung der Ehefrauen des Propheten Muhammad (s.) von der Unanständigkeit legen, haben Zweifel an der tatsächlichen Begebenheit dieser Geschichte geäußert und die Verse von Ifk mit einer anderen Geschichte in Verbindung gebracht. Sie haben Probleme bezüglich der Erzählung und der Überlieferungskette [isnad] der Berichte über diese Geschichte erwähnt, einschließlich Unstimmigkeiten über Details, das Ende aller Überlieferungsketten [isnad] bei Aischa selbst und auch die Schwäche der Überlieferungsketten [isnad] der Berichte. Daher haben sie es für verfälscht gehalten, um Verdienste für Aischa zu erfinden. Zum Beispiel heißt es in einem der Berichte, die die Geschichte stützen, dass der Prophet Muhammad (s.) sich mit Imam Ali (a.) und Usama ibn Zayd beriet und Usama soll Aischa verteidigt haben und Imam Ali (a.) gegen sie gesprochen haben, was dem Gerechtigkeitssinn Imam Alis (a.) widerspricht.

Ein weiteres Problem, das in Bezug auf diese Geschichte erwähnt wird, ist, dass der Prophet Muhammad (s.) war seiner Reinheit [masum] widersprechen und ihm eine ungerecht Vorverurteilung zuschreiben würde.

Der entscheidende Aspekt aber ist, dass das die Ayat des Heiligen Quran (24:6), wonach bei solch einer Beschuldigung vier Zeugen vorzubringen sind, vor dem Ereignis offenbart worden ist.

Die Kritiker der Geschichte fragen daher, warum Prophet Muhammad (s.) in dem Zeitraum von etwa einem Monat, in dem die Gerüchte verbreitet worden sein sollen, nicht nach der erwähnten Vorschrift handelte, die Ankläger nicht aufforderte, ihre Zeugen zu bringen, und sie nicht vor der neuerlichen Offenbarung [wahy] bestrafte? Dem wird zuweilen entgegnet, dass nicht klar sei, wann die Regelung mit vier Zeugen offenbart worden ist.

Eine andere Gruppe von Überlieferungen [hadith] stellt die Geschichte in Zusammenhang mit einer Anschuldigung gegen Maria al-Qibtiyya. Ihr wurde vorgeworfen eine uneheliche Beziehung mit einer Person namens Dschurayh al-Qibti zu haben. Diesem Bericht zufolge sagte Aischa zum Prophet Muhammad (s.), der wegen des Verlustes seines Sohnes Ibrahim traurig war: "Warum bist du traurig über den Tod von Ibrahim, obwohl er nicht dein Sohn war, sondern der Sohn von Dschurayh?" Daraufhin soll der Prophet Muhammad (s.) Imam Ali (a.) losgeschickt haben, um Dschurayh zu töten, aber als Imam Ali (a.) feststellt habe, dass er kein männliches Organ hätte, zog er sich zurück, und so wurde die Anschuldigung von Mariya al-Qibtiyya, eine uneheliche Beziehung zu haben, widerlegt. Derartige Erzählungen haben immer den gleichen Charakter, dass die Ahl-ul-Bait (a.) in einem schlechten Licht erscheinen lässt. Zum einen würde Prophet Muhammad (s.) niemals aufgrund einer Aussage Aischas und ohne jeglichen weiteren Beweis und ohne dem Angeklagten die Möglichkeit zur Verteidigung zu geben, ein Todesurteil aussprechen und zum anderen würde Imam Ali (a.) nicht die Geschlechtsteile eines Mannes ansehen. Zudem ist die Existenz eines Dschurayh al-Qibti völlig zweifelhaft, da er sonst in den Überlieferungen [hadith] nicht vorkommt. Letztendlich würde die Geschichte behaupten, dass Prophet Muhammad (s.) die Tötung eines Unschuldigen angeordnet habe, was seiner Reinheit [masum] widerspricht.

Aus oben genannten Erwägungen heraus ist davon auszugehen, dass die Ayat des Heiligen Quran, die als Offenbarungskontext genannt werden, keinen Bezug zu den Ereignissen aufweisen, die zudem wohl nie stattgefunden haben.

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