.Bücher
zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Kabir war ein indischer Mystiker in
Indien,
der sowohl von
Muslimen als auch von Hindus verehrt wurde.
Er trat für
das Ideal einer einigen Menschheit ein. Ursprünglich war er
Weber und wurde durch die konsequente Ächtung religiöser
Abgrenzung, wie sie in der geistigen Elite der
Muslime und der Hindus seiner Region weit verbreitet war,
berühmt. In seine Philosophie von einem einzigen Ursprung
aller Dinge und der liebevollen Demut zu
Gott
flossen Ideen aus dem Vedanta und der Bhakti des Hinduismus
mit ein als auch aus dem
Sufismus.
Der Legende nach soll er der Sohn einer brahmanischen Witwe
in Varanasi gewesen sein, die ihn nach dem Besuch eines
hinduistischen Schreins jungfräulich empfing und zur Adoption
gab. Bereits in dieser Legende wird deutlich, wie Geschichten
der unterschiedlichen in
Indien
wirksamen Religionen auf sein Leben gewirkt haben müssen.
Danach wurde Kabir von einem
muslimischen Weberpaar erzogen, eine Tätigkeit, die auch
Mahatma Gandhi später annahm. Kabir selbst nannte sich nie
einen
Muslim oder Hindu. Größeren Einfluss hatten die Lehren der
Naths, denen sein Vater möglicherweise angehörte. Wie diese
Strömungen auch übte Kabir Kritik an den Brahmanen, der
obersten Kaste der Hindus, und ihren Bräuchen sowie der
volkstümlichen Bilderverehrung.
Kabir war ein Wanderasket. Er hat wahrscheinlich niemals
einem Asketenorden angehört, war jedoch ein charismatischer
Prediger. Seine Weberwerkstätte war auch ein Platz für Andacht
und Zufluchtstätte vieler kleiner Leute. Jede auf
Äußerlichkeiten bedachte Form der Religiosität sowie
Asketenbräuche lehnte Kabir ab. Er ermahnte seine Zuhörer zu
einem strengen Monotheismus. Er legte Wert auf innerliche
Erfahrung als Mittel zur höheren Erkenntnis. Nur das stille
Sprechen Gottes wertete er als wahre Offenbarung.
Kabirs Hauptwerk ist das Bijak (oder Seedling), in dem er
die Idee des Einen Absoluten darlegt. Es handelt sich dabei um
eine Sammlung von Gedichten, in denen er Ideen von Brahman
(absolute Weltseele), Karma (Gesetz der Tat) und der
Reinkarnation ebenso verarbeitet wie das Gottesverständnis der
Bhakti (liebende Hingabe an einen Gott) und Vorstellungen der
Sufis. Sein Hindi war, wie auch seine Philosophie, sehr
bodenständig und geradlinig. Er vertrat die Meinung, dass man
nicht allein nach dem
Heiligen Qur'an oder den Veden leben sollte, sondern einen
einfachen, naturnahen Weg zu
Gott
finden sollte. Das Kastensystem der orthodoxen Hindus lehnte
er ab. Sein Schüler Dharam Das bezeichnete Kabir als den "Guru
der Hindus" und den "Pir der
Muslime".
Eine weitere Legende besteht über sein Ableben: Nach seinem
Tode sollen seine hinduistischen und
muslimischen Anhänger über die Frage des Bestattungsritus
in Streit geraten sein. Als sie das Leichentuch weggenommen
hätten, sei der Leichnam aber durch Blumen ersetzt gewesen.
Sie wurden unter die Gruppen verteilt; die
Muslime beerdigten ihre Hälfte, während die Hindus die
ihre verbrannten. In Maghar stehen noch heute sein
muslimisches Grab und seine hinduistische Gedenkstelle (Symbol
für sein Samadhi) nebeneinander.