.Bücher
zu Gesundheit im Islam finden Sie im Verlag Eslamica.
Elsa Sophia von Kamphoevener
war eine in ihrer Zeit sehr bekannte deutsche Schriftstellerin
und Märchenerzählerin mit starkem Bezug zum
Orient.
Sie ist am 14. Juni 1878 in Hameln als Elsa Sophia Kamphövener
geboren. Ab 1883 lebte sie aber in
Istanbul, wo ihr Vater Louis Kamphövener als Major tätig
war. Er stieg 1895 sogar zum Muschir (Marschall) der
Osmanen mit dem Titel
Pascha
auf und hatte die Aufgabe, die Armee der
Osmanen zu reorganisieren.
Elsa Sophia wurde vor allem von ihrer Mutter Anna (1857–1932)
erzogen. Ihr Umfeld bestand aber aus Menschen mit
muslimischer Kultur, wozu auch die Hausbediensteten
gehörten. Es wird angenommen, dass sie in diesem Umfeld in
Berührung mit orientalischen Märchen kam. Mit zwölf Jahren
wurde sie nach Deutschland geschickt, um auf einer Schule in Hildesheim,
die deutsche Schulausbildung zu erhalten. Mit fast 16 Jahren
kam sie zurück nach
Istanbul. Hier bekam sie Kontakt zu einer Tochter von
Abdülhamid II.. Auch war ihr Türkisch inzwischen
entwickelt. In dem Bazaren soll sie den damals sehr beleibten
Erzählungen der Händler gelauscht haben.
Im Jahr 1900 erhielt der Vater, und damit die Familie den Adelsstand.
Im selben Jahr heiratete Elsa Sophia mit 22 Jahren in
Istanbul den Privatdozenten für Bergbau Adolph von Elterlein,
der durch Vermittlung ihres Vaters ebenfalls nach
Istanbul kam und für
Osmanen arbeitete. 1901 wurde ihr Sohn Uttmann
von Elterlein (gest. 1945) geboren.
1906 verließ sie ihren Ehemann, floh nach Deutschland und
ließ auch ihr
Kind die
Türkei. Die genauen Gründe sind nicht bekannt, aber es
sollte ein Abschied für immer sein. Sie kehrte nie wieder in
die
Türkei zurück. Kurz darauf wurde die Scheidung
ausgesprochen.
1908 heiratete sie den Arzt Ernst Marquardsen und zog nach Bad Kissingen,
da ihr zweiter Ehemann hier ein
Sanatorium betrieb. Mir ihrem neuen Nachnamen Else Marquardsen-Kamphövener
publizierte sie zwischen 1915 und 1939 zahlreiche Artikel in
Zeitschriften, 18 Romane, ein Sachbuch und eine Komödie. 1919
gründete sie ihren eigenen Verlag und 1920 eine Zeitschrift.
1921 starb ihr Ehemann, worauf sie den Verlag wieder aufgab. 1925
heiratete sie zum dritten Mal. Ihr Ehemann Alfred Balte war
ebenfalls Schriftsteller. Die Ehe dauerte nur ein Jahr und
wurde wieder geschieden. 1927 heiratete sie den Bad Meinberger Kurdirektor Franz Kaub
in vierter Ehe. Die Ehe hielt immerhin bis 1933, wonach sie
sich auf eigenem Wunsch von ihrem Mann trennte. Die Scheidung
wurde allerdings erst 1939 ausgesprochen.
1933 trat sie in Berlin in die
NSDAP ein, wurde aber nach zwei Monaten wieder aus der
„Reichskartei“ gestrichen. Die Gründe hierfür sind nicht
bekannt. Ihre erneute Bewerbung 1935 wurde
abgelehnt. Im August wurde sie Mitgleid im „Reichsverband deutscher
Schriftsteller“. Sie arbeitete während des Zweiten Weltkriegs die Zeitschrift
"Fürs
Haus", für "Wir und die Welt" und als Lektorin bei der
Filmgesellschaft Europa und ab 1937 bei Tobis.
1942 meldete sie sich als Freiwillige an die Front, um die
Soldaten mit der Erzählung von orientalischen Märchen zu
unterstützen. Damals trat sie als „Kamerad Märchen“ auf. Da
ihr Berliner Wohnhaus Ende 1944 durch die Flächenbombardements
völlig zerstört wurde und sie ihren gesamten Besitz verlor,
floh sie im März 1945 nach
Süddeutschland und trat hier als „Baronin von Kamphoevener“ auf.
Doch erst 1951 wurde sie vom Süddeutschen Rundfunk als
Märchenerzählerin eingestellt. Sie galt als die deutsche
Märchenerzählerin für Märchen aus dem
Orient
schlechthin. n
Neben ihren Erzählungen, die in immer mehr
Rundfunkanstalten ausgestrahlt. Einige
Radioaufnahmen wurden auf die damals neuen Sprechplatten
gestanzt. 2004 wurden posthum annähernd alle erhaltenen
Radiosendungen digitalisiert auf 10 Audio-CDs veröffentlicht.
Aus urheberrechtlichen Gründen wurde sie verboten. Erst 2008 wurden die erhaltenen Rundfunkaufnahmen aus
den 1950er Jahren erstmals vollständig auf MP3-CDs
veröffentlicht.
1952 zog Elsa Sophia von Kamphoevener zu ihrer Freundin
Ilse Wilbrandt (1897–1978) nach Marquartstein, wo sie
am 27. Juli 1963 starb. Sie wurde im
kirchlichen Teil des Marquartsteiner Friedhofs beigesetzt. Der
örtliche Lions-Club hat die Grabpflege
übernommen. Über ihr eigenes Leben hat sie später selbst
Märchen verbreitet.
Die Quelle ihrer Märchen ist umstritten. Nach manchen
Wissenschaftlern entstammen sie zum größten Teil einer
Sammlung von türkischen Volksmärchen, die Ignácz Kúnos
zunächst auf Türkisch und Ungarisch, dann 1907 in Leipzig in
deutscher Übersetzung herausgegeben hatte. Dennoch waren ihre
Erzählungen prägend für eine ganze Nachkriegsgeneration und
beeinflusste die Vorstellung im deutschsprachigen Raum über
den
Orient und den
Islam.
Zu ihren frühen
orientalischen Schriften gehören:
| Der Smaragd des Scheich: Erzählung aus dem Erwachen der
Türkei. München u. Berlin 1916 |
| Das Wesen des Osmanen: Ein Berater für Orientfahrer.
München 1916 |
| Vom Schweigen des Morgenlandes. Aufsatz in Fred Avenarius
(Hrsg.): Deutscher Wille des Kulturwarts. 1. Septemberheft,
München 1918 |
| Bülbül el Hazar: Die Liebesrythmen der tausend Nächte und
der einen Nacht. Übertragung nach Mardrus, München 1920 |
| Töchter der Tyrannei: Wahrheit u. Dichtung vom Hofe der
Khalifen. Roman, München 1920 |
| Die Todeshochzeit der Azzisa Sultan. Roman, München 1922
|
| An heiligen Ufern. Archiv für Kultur u. Forschung im
Orient. Hrsg. v. E. Marquardsen-Kamphövener. H. 4/5, München
1922 |
| Die Schwelle zwischen Orient und Okzident |
| Der Islam und seine Begründer |
| An Nachtfeuern der Karawan-Serail. Märchen und Geschichten
alttürkischer Nomaden. Christian Wegner, Hamburg 1956/57 |
| Ali, der Meisterdieb. Eine Geschichte alttürkischer
Nomaden. Insel (IB 656), Wiesbaden 1957 |
| Der weiße Scheich. Überreuter, Heidelberg/Wien 1957 |
| Die Pferde des weißen Scheichs. Überreuter, Heidelberg/Wien
1958 |
| Am alten Brunnen des Bedesten. Von Allahs Tieren. Wegner,
Hamburg 1958 |
| Damals im Reiche der Osmanen. Ein Märchen der Wirklichkeit
aus der Türkei des Sultan Abdul Hamid. Mohn, Gütersloh 1959
|
| Anatolische Hirtenerzählungen. Wegner, Hamburg 1960 |
| Islamische Christuslegenden. Arche, Zürich 1963 |