.Bücher
zu Gesundheit im Islam finden Sie im Verlag Eslamica.
Das Werke "Al-Qanun fil-Tibb (Gesetzmäßigkeit bzw.
Kanon der Medizin) gilt als das mit Abstand bedeutendste Werk
von Avicenna (Ibn Sina).
Es sind gesammelten medizinischen Schriften, die Jahrhunderte lang als Vorbild
in der ganzen Welt galten. Es vereint griechische, römische und
arabische Gedanken über die Medizin, insbesondere aus den
islamischen Erkenntnissen gewonnen. Das Werk beinhaltet ca.
eine Million Wörter und ist mehrfach unterteilt. Die
Hauptunterteilung sind die fünf Bücher:
- Allgemeine Prinzipien (Theorie der Medizin)
- Alphabetische Auflistung von Medikamenten (Arzneimittel
und ihre Wirkungsweise)
- Krankheiten, die nur spezielle Organe betreffen
(Pathologie und Therapie)
- Krankheiten, die sich im ganzen Körper ausbreiten
(Chirurgie und Allgemeinkrankheiten)
- Produktion von Heilmitteln (Antidotarium)
Im Kanon der Medizin wird unter anderem beschrieben, dass Tuberkulose ansteckend
ist und dass Krankheiten von Wasser und Erde übertragen werden
können. Er gibt eine wissenschaftliche Diagnose von Ankylostomiasis (Hakenwurmbefall) und beschreibt die
Bedingungen von Darmwürmern. Der Qanun geht auf die bedeutende
Gesundheitswirkung von
Fasten
[saum] ein. Zudem werden erstmalig der Einfluss des Klimas
und der Umwelt auf die Gesundheit und den chirurgischen
Gebrauch von oraler Anästhesie erwähnt. Ibn Sina rät
Chirurgen, Geschwülste in einem frühen Stadium zu behandeln
und sicherzustellen, dass das kranke Gewebe entfernt wird.
Auch die Behandlungsmethoden für Cholera durch Ibn Sina galten
als effektiv. Er verabreichte sauere Mittel, u.a. Limonen.
Die Materia Medica („Medizinische Materialien“) des Qanun
enthalten 760 Medikamente, mit Kommentaren zu deren Anwendung
und Effektivität. Er empfahl das Testen eines neuen
Medikaments an Tieren und erst anschließend Menschen vor dem allgemeinen
Gebrauch und gilt daher auch als Einführer des Tierversuchs.
Naturheilverfahren, wie die Anwendung von Honig oder die Birne
als Heilmittel gehören zu seinen Angaben.
Das Wer war nach seiner Fertigstellung Anfang des 11. Jh.
das Standartwerk der Medizin in der muslimischen Welt. Es
dauerte zwei Jahrhunderte, bis es ab dem 13. Jh. n.Chr. auch
in ganz Europa zum Standardwerk der medizinischen Ausbildung
wurde. Es wird von ca. 1170 bestehenden Übersetzungen
ausgegangen, darunter eine Übersetzung einer Gruppe um Gerhard
von Cremona in Toledo ins Lateinische und eine hebräische
Übersetzung (1279). 1593 wurde in Rom der arabische Text
erstmals gedruckt. Erst ab dem Ende des 16. Jh. n.Chr. verlor
der Kanon, der nahezu fünf Jahrhunderte wirkungsvoll war,
langsam an Bedeutung.
Im 18. Jh. n.Chr. wurden auch vollständige
Übersetzungen ins Türkische und Persische veröffentlicht.
Der Kanon ist weiterhin Gegenstand weltweiter Forschung.
Eine vollständige deutsche Übersetzung gibt es bis heute
nicht. Eine Kopie des Originals ist im
Istanbuler Museum für Geschichte der Wissenschaft und Technik
im Islam (siehe Foto) ausgestellt.
Vollständige Übersetzungen in europäische
Sprachen sind nicht bekannt. Allerdings wurde im Jahr 2019
herausgefunden, dass eine Übersetzung - zumindest von Teilen -
selbst ins Irische existiert haben muss.
Das
entdeckte Fragment des Kanons der Medizin war gefaltet in dem
Einband eines späteren Buches. Ein Pergamentmanuskript aus dem
15. Jh. n.Chr. wurde zum Binden eines späteren Buches
verwendet.
