Libanonkrieg 2006
Libanonkrieg 2006

Aussprache: harbu lubnaan
arabisch:
حرب لبنان 2006
persisch: (۲۰۰۶)
جنگ اسرائیل و لبنان
englisch:
2006 Lebanon War

Bild: Märtyrerfriedhof im Süden des Libanon mit zivilen Opfern aus dem Krieg Israels gegen den Libanon.

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Als Libanonkrieg 2006 wird der israelische Einmarsch im Libanon 2006 und die daran gekoppelten Kriegshandlungen bezeichnet, die am 12. Juli begannen und mit einem Waffenstillstand am 14. August vorläufig zu Ende gingen.

Auf israelischer Seite wurde der Krieg auch als Bezeichnung "Zweiter Libanonkrieg" bezeichnet, da eine bereits langjährige Besatzung des Libanon zurück lag. In der Westlichen Welt wurde der Völkerrechtswidrige Einmarsch Israels als "Krieg" gegen die Hizbullah" um einerseits den kriegerischen Charakter des israelischen Einsatzes gegen ein ganzes Land, dessen Armee sich ebenfalls gewehrt hat abzumildern und andererseits die überproportional hohe Zahl an zivilen Opfern auf libanesischer Seite zu kaschieren. Im arabischen Sprachraum sind die Bezeichnungen "Julikrieg" und "33-Tage-Krieg" verbreitet.

Seit dem Abzug der israelischen Truppen aus dem Libanon im Jahre 2000 gab es in fast regelmäßigen Abständen von zwei bis drei Monaten im israelisch-libanesischen Grenzgebiet bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen der Hizbullah und der israelischen Armee, wobei beide Seiten jeweils die andere Beschuldigte, am Ausbruch der Auseinandersetzung schuld zu sein.

Als unmittelbarer Auslöser des Krieges gilt die Festnahme zweier israelischer Soldaten durch die Hizbullah, die nach Angaben der Hizbullah auf libanesisches Gebiet vorgedrungen waren. Israel und die gesamte Westliche Welt behaupteten hingegen, dass die Soldaten aus Israel entführt worden wären. Anfang März 2007 äußerte Ehud Olmert vor einem israelischen Untersuchungsausschuss zum Libanonkrieg, dass der Krieg auf einen Monate zuvor ausgearbeiteten Plan zurückgeht.

Die israelische Armee reagierte mit der Entsendung einer mit Panzern und gepanzerten Truppentransportern ausgerüsteten Einheit, um angeblich die Verfolgung der Hizbullah-Kämpfer aufzunehmen. Gegen 11:00 Uhr sei ein israelischer Merkava-Panzer auf libanesischem Territorium, etwa 70 Meter nördlich des Grenzzaunes, über eine Bombe gefahren, der Panzer sei durch die Explosion fast vollständig zerstört und die vier Insassen auf der Stelle getötet worden. Israelische Soldaten hätten sich daraufhin ein mehrstündiges Gefecht mit Bewaffneten der Hisbollah geliefert, in dessen Verlauf gegen 15:00 Uhr ein weiterer israelischer Soldat getötet und zwei weitere verwundet worden seien.

Der Militäreinsatz Israels wurde anfangs unter der Bezeichnung "Operation Richtungswechsel" geführt, Hisbollah nannte die von ihr durchgeführte Aktion "Operation Gehaltenes Versprechen" mit Bezug auf das Versprechen, dass die Hizbullah abgegeben hatte, den Libanon vor einer weiteren Besatzung durch israel zu schützen. Andere haben den Operationsnamen darauf bezogen, dass die Hizbullah versprochen hatte, den Palästinensern zu helfen, wenn sie in Notgeraten, und der Gaza-Streifen stand unter der schwersten Not, seit Besatzung durch Israel.

Mit der sogenannten Operation Just Reward („Gerechter Lohn“) begann Israel am 12. Juli eine großangelegte Offensive gegen den Libanon.

Die israelische Luftwaffe bombardierte Straßen, Brücken, Zivilgebäude, Moscheen sowie den Beiruter Flughafen und erzwang dessen Schließung. Bei der Gelegenheit wurde auch ein Museum im Südlibanon, dass die Gräueltaten Israels während der Besatzung und der mit ihnen verbündeten Südlibanesischen Armee in Schutt und Asche bombardiert. Nachdem der Libanon sich mit Raketenangriffen wehrte verhängte Israel am 14. Juli eine Luft- und Seeblockade und weitete seine Angriffe auf Ziele im Libanon aus, u. a. mit der Bombardierung der Autobahn Beirut-Damaskus. Obwohl bereits in den ersten Kriegstagen der gegen die Zivilbevölkerung gerichtete Charakter der Kriegsführung Israels deutlich wurde, hat die gesamte Westliche Welt geschwiegen und alle Handlungen Israels mitgetragen in der Vorstellung, dass Israel den Libanon innerhalb kürzester Zeit besiegen könnte.

Am 23. Juli drangen israelische Bodentruppen in den Libanon ein in der Vorstellung, durch die tagelangen Bombardements den militärischen Widerstand gebrochen zu haben. Das stellte sich als folgenschwerer Fehler für Israel heraus, die hohe Verluste erleiden mussten. Um den Fehlschlag zu kaschieren sagte der damalige Justizminister Israels, Chaim Ramon, in einem Armeesender, dass „sich jeder klar ist, dass ein Sieg der Hisbollah ein Sieg für den weltweiten Terrorismus ist ... All jene, die jetzt im Süden Libanons sind, sind Terroristen, die in irgendeiner Weise mit der Hisbollah verbunden sind.“

Erst als bei einem der vielen israelischen Luftangriffe auf Kana am 30. Juli mindestens 28 Zivilisten ums Leben kamen, davon 16 Kinder, erwachte eine Art Gewissen in der Westlichen Welt. Die Israelische Luftwaffe hat nach ihren Angaben während Kampfhandlungen 15.500 Einsätze über dem Libanon geflogen und dabei 7.000 Ziele angegriffen. Die israelische Marine hat 2.500 Ziele entlang der libanesischen Küste ins Feuer genommen.

Aus dem Libanon wurden rund 13.000 kleinere Raketen (mit erheblich geringerer Explosionswirkung) zurück geschossen. Während die libanesischen Raketen sich auf militärische Ziele konzentrierten, beschoss Israel zunehmend zivile Ziele, was sich auch in den jeweiligen zivilen und militärischen Opferzahlen ausdrückt.

Am 14. Juli wurde ein israelisches Kriegsschiff der Sa'ar-5-Klasse namens INS Hanit, vor Beirut mit einer radargesteuerten Anti-Schiffs-Rakete beschossen und schwer beschädigt; erstmalig gelang es dem Libanon angreifende Schiffe in Bedrängnis zu bringen.

Die zunehmende Zahl an Opfern unter den Zivilisten und die zunehmende Abneigung der Bevölkerungen in der Westlichen Welt gegen die Kriegsführung Israels führte zu einem erzwungenen öffentlichen Umdenken, insbesondere nach dem Tod der Uno-Beobachter in Chiyam. Hierbei trug auch das große Medienecho bei, das insbesondere der Luftangriff auf Kana, der Beschuss eines Flüchtlingskonvois bei Mardsch Uyun und der Angriff auf eine Gruppe syrischer Landarbeiter bei al-Qaa mit 23 Opfern hervorgerufen hatte.

Im Libanon wurden im Verlauf des Krieges ca. 1500 Menschen getötet (darunter weniger als 250 Soldaten und Kämpfer) und ca. 4500 verletzt. Auf israelischer Seite wurden ca. 150 Menschen getötet, darunter 120 Soldaten. Allein diese Gegenüberstellung und das Verhältnis getöteter Zivilisten zu getöteten Kämpfern verdeutlichte den Charakter der jeweiligen Kriegsführung, wobei israelische Angriffe auch völlig unbeteiligte traf: Am 25. Juli wurden durch einem israelischen Luftschlag vier unbewaffnete UNO-Beobachter der UNTSO getötet. Es handelte sich um jeweils einen Vertreter aus Kanada, China, Finnland und Österreich.

Nach Verabschiedung einer erst sehr spät initiierten UN-Resolution stimmten die Konfliktparteien einem Waffenstillstand zu, der am 14. August um 7.00 Uhr MESZ in Kraft trat. Die israelischen Streitkräfte führten aber noch sechs Tage nach Inkrafttreten der Resolution in Budai im Bekaa-Tal westlich von Beirut ein Kommandounternehmen durch. Außerdem drangen Flugzeuge der IAF wiederholt in den Luftraum des Libanon und über den von UNIFIL überwachten Gewässern ein, um "Aufklärungsflüge" durchzuführen. Die Westliche Welt schwieg dazu.

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