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Mahmud II. war in der Zeit 1808 bis 1839 n.Chr. der 30.
Sultan
der
Osmanen.
Mahmud war ein Sohn von
Abdülhamid I. und ist am 20. Juli 1785 in
Istanbul geboren. Sein Vorgänger im Amt war sein älterer
Bruder
Mustafa IV.. Als sein Cousin, der Ex-Sultan
Selim
III., nach seinen Reformversuchen von den
Janitscharen abgesetzt worden war, wurde Mahmud ebenfalls
fest genommen, da ihm ähnliche Absichten unterstellt wurden.
Die Reformbemühungen des Großwesirs Bairakdar, dem Mahmud
sein Leben und seine spätere Thronbesteigung verdankte,
scheiterten an der Opposition der
Janitscharen, so dass Mahmud auf Zeiten warten musste, in
denen er mächtiger war. Allerdings waren die äußeren
Bedrohungen derart groß, dass das Reich Gefahr lief,
auseinander zu brechen. Erst 1812 wurde der Krieg gegen
Russland mit dem Frieden von Bukarest beendet, der die Moldau
und den größeren Teil der Walachei wieder unter osmanische
Regierung brachte. Andere Gebietansprüche beider Seiten wurden
allerdings nicht geklärt und belasteten die Beziehungen.
Im Inneren versuchten allzu selbständige Walis
(Gouverneure) nacheinander, kleine Herrschaftsgebiete auf
Kosten der Zentralmacht für sich selbst in Anspruch zu nehmen.
Muhammad Ali von
Ägypten hatte seine Ambitionen noch nicht offen gelegt;
aber Ali Pascha von Dschanina, der dem Sultan gegen den
rebellischen Pascha Pasvan Oglu von Widdin zu Hilfe gekommen
war, stellte sich angesichts der Erfolge, gegen den
Sultan,
und es erforderte die Konzentration nahezu aller Truppen der
Osmanen, um Ali Pascha zu stürzen und zu töten (1822
n.Chr.).
Diese Gelegenheit wurde von den Griechen im Reich genutzt,
denn schon lange hatten sich die Unzufriedenen unter ihnen in
der großen Geheimorganisation Hetairia Philikon (Gesellschaft
der Freunde) organisiert, vor der Metternich die osmanische
Regierung vergeblich gewarnt hatte. 1821 ereignete sich der
fehlgeschlagene Raubzug Alexander Ypsilantis in die
Donaufürstentümer, und im Mai desselben Jahres begann der
griechische Unabhängigkeitskrieg mit den Revolten der Griechen
von Morea. Die Aufstände im Norden wurden niederzuschlagen.
Aber im Süden gab es große Behinderungen durch den Treuebruch
der seefahrenden Griechen, die bis dahin einen wesentlichen
Teil der Besatzungen der
osmanischen Flotte gestellt hatten. Nach drei misslungenen
Feldzügen war Mahmut II. gezwungen, den ohnehin schon
mächtigen Pascha von
Ägypten, Muhammad Ali, zur Hilfe zu rufen. Muhammad Ali
hatte bereits vorher Aufstände von
Wahhabiten niedergeschlagen. Die disziplinierte
ägyptische Armee, unterstützt von einer gut organisierten
Flotte, erreichte schnell, was Mahmud II. allein nicht
gelungen war. Um 1826 waren die Griechen auf dem Festland
faktisch geschlagen, und Ibrahim Pascha, der Sohn Muhammad
Alis, bereitete sich vor, seine Aufmerksamkeit den Inseln zu
widmen. Eine Intervention durch die europäischen Mächte
schütze den letzten Widerstand der Griechen und führte am 20.
Oktober 1827 in der Schlacht von Navarino dazu, dass
Griechenland seine Unabhängigkeit vom
Osmanischen Reich
erlangte. Innere Streitigkeiten hatten zuvor zur Schwächung
der
Osmanen geführt. 1826 ordnet Mahmut II. per
Ferman
die Auflösung aller
Janitscharen-Einheiten in seinem Reich an.
Auf die Nachricht von Navarino soll Mahmut II. mit einem
Wutanfall reagiert haben. Nachdem 20. Dezember 1827 Mahmud II.
zum "Dschihad"
aufgerufen hatte, nahm Russland dies zum Vorwand dem
Osmanischen Reich den Krieg zu erklären. Nach zwei
Feldzügen (1828, 1829) war Mahmut II. schließlich gezwungen,
am 14. September 1829 den Frieden von Adrianopel zu
unterzeichnen. Von diesem Moment bis zu seinem Tod war Mahmut
II. völlig abhängig von Russland.
Er starb am 1. Juli 1839 in
Istanbul. Sein Grab liegt in einem Schrein in der Nahe
des großen Bazars "Kapali Carsi" in
Istanbul zusammen mit
Abdülaziz und
Abdülhamid II. (Bild von 2006). Bei ihm liegt auch seine
Ehefrau
Bezmialem Sultan, die Mutter von
Abdülmecit I.
Über eine
Begegnung mit dem
Sultan
Mahmut
II. schrieb
Graf
Helmuth von Moltke : “Vorgestern erhielt ich den Befehl
zu einer Privataudienz beim Großherrn zu erscheinen. (...)
Nachdem der Teppich von einer Seitentür weggezogen worden war,
erblickten wir den Großherrn in einem Lehnsessel. Nach
üblicher Weise machte ich ihm drei tiefe Verbeugungen und trat
dann bis an die Tür zurück. Seine Kaiserliche Majestät trug die
rote Mütze (Fes) und einen weiten violetten Tuchmantel oder
vielmehr einen Mantelkragen, der seine ganze Gestalt
versteckte und der durch eine Diamantagraffe zusammengehalten
wurde. Der Sultan rauchte eine lange Pfeife aus Jasminrohr,
die Bernsteinspitze mit schönen Juwelen besetzt. Sein Stuhl
stand neben dem langen Diwan, der sich hier immer unter den
Fenstern befindet. Mit einem Blick nach links konnte Seine
Hoheit den schönsten Teil seines Reiches, die Hauptstadt, die
Flotte, das Meer und die asiatischen Berge überschauen. Rechts
vom Großherrn bis zur Tür, durch die ich eingetreten war,
standen sechs oder sieben seiner Hofbeamten in tiefem
Schweigen und in ehrfurchtsvoller Stellung, die Hände vorn
über den Leib gekreuzt. Ein schöner französischer Teppich
bedeckte den Fußboden und in der Mitte des Zimmers glimmte ein
Kohlenfeuer in einem prachtvollen Bronzemangall. Der Großherr
äußerte sich zuerst anerkennend und dankbar über die vielen
Beweise von Freundschaft, die er von unserem König empfangen
habe, und sprach sich sehr günstig über preußisches Militär im
Allgemeinen aus. Sobald Seine Majestät geendet hatte, blickten
alle Anwesenden sich mit dem Ausdruck der Bewunderung und
Beistimmung an und der Inhalt wurde mir von meinem Dragoman
wiedergegeben. Da ich hierauf nichts zu sagen hatte, so
begnügte ich mich mit einer Verbeugung. Seine Hoheit geruhte
hierauf, mit mir von meinen Arbeiten zu sprechen, ging auf
mehrere Details ein und setzte hinzu, dass ich ihm inschallah,
»so Gott will«, noch fernere Dienste leisten solle. Indem er
seine Zufriedenheit äußerte, ließ er mir durch Wassaf-Effendi
seinen Orden überreichen. Nachdem ich diesen auf übliche
Weise, ohne das Etui zu öffnen, an Brust und Stirn erhoben
hatte, rief der Großherr: »Zeigt ihn ihm und fragt ihn, ob er
ihm gefällt!«, worauf denn der Nischan mir feierlichst um den
Hals gebunden wurde. Sodann erhielt mein Dragoman ebenfalls
eine Dekoration geringerer Art mit dem Vermerk: »weil er mir
bei meinen Arbeiten beigestanden«, und wir waren entlassen.
Der lebhafteste Eindruck, der mir an dieser ganzen Szene
geblieben ist, ist der Ausdruck von Wohlwollen und Güte,
welcher alle Worte des Großherrn bezeichnete.”
Ein
Gemälde des jungen Mahmut 2. wurde von
Fausto
Zonaro angefertigt,
Unterschrift des
Mahmut II.