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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Die Marienkirche und das angeschlossene Patriarchat Istanbul (Meryemana
Kilisesi ve Patrikhane) ist eine Kirche des
Türkisch-Orthodoxen Patriarchats in
Istanbul im Stadtteil Beyoğlu.
Das Türkisch-Orthodoxe
Patriarchat (Türk Ortodoks Patrikhanesi) ist ein
selbsternanntes Patriarchat im Umfeld der
Griechisch-Orthodoxen Kirchen in
Istanbul als eine Art politisch-religiöses Gegengewicht
während der griechischen Besatzung von weiten Teilen
Anatoliens. Sie wurde in Kayseir ausgerufen und geführt
vom karamanischen Priester Zeki Erenerol. In 1923 kam es zum
Bevölkerungsaustauschs zwischen der
Türkei und Griechenland, so dass die Kirche ihre ohnehin
kleine Gemeinde in Kayseri verlor. Der Rest zog nach
Istanbul, in der die Marienkirche 1922 gegründet worden
war. Patriarch Erenol versuchte die verbliebenen Christen zu
"Türkisieren" um ein gleichberechtigtes überleben in der neuen
Republik sicher zu stellen. Das führte dazu dass er durch das
Ökumenische Patriarchat exkommuniziert wurde.
Bereits im November 1921 berief Erenerol eine Versammlung
von 72 seiner Anhänger nach Kayseri ein, mit dem Ziel, die
Orthodoxie der Türkei von griechischen Einflüssen zu befreien
und - wie ihm vorgeworfen wurde - zu "türkisieren". Am 21.
September 1922 wurde die neue Kirche unter der offiziellen
Bezeichnung "Unabhängiges Türkisch-Orthodoxes Patriarchat"
gegründet, was noch heute am Eingang der Marienkirche vermerkt
ist. Die neue Kirche behauptete mehrere Hunderttausend
Christen aus
Anatolien zu vertreten. Türkisch wurde offizielle
Liturgiesprache in einer Zeit, in der auch versucht wurde, den
Islam
zu "türkisieren". Im Januar 1923 wurde Erenerol, mit
Unterstützung der türkischen Regierung, zum ersten Patriarchen
der neuen Kirche ernannt und ließ sich fortan Baba Eftim I. an
nennen. Er ließ sich in
Istanbul nieder. Tatsächlich konnte die neue Kirche nie
eine große Anhängerschaft um sich scharen.
Die Kirche gab zwischen Juli 1922 und Februar 1923 eine
Zeitung mit dem Titel "Anadolu’da Ortodoksluk Sadasi" ("Stimme
der Orthodoxie in Anatolien") eine eigene Zeitung heraus, die
nach 16 Ausgaben wegen fehlender Leserschaft eingestellt
wurde. Ein neuer Versuch zwischen 1926 und 1932 unter dem
Titel "Metarithmisis" in türkischer Sprache, jedoch in
griechischen Buchstaben, scheiterte ebenfalls.
Baba Eftim I. starb am 14. März 1968. Das "echte"
Ökumenische Patriarchat verweigerte zunächst aufgrund der
Exkommunikation die Beisetzung auf einem orthodoxen Friedhof.
Erst nach persönlicher Intervention des damaligen türkischen
Präsidenten Cevdet Sunay konnte Erenerol auf dem griechischen
Friedhof im Stadtteil Şişli beigesetzt werden.
Eftim hatte seinen Sohn Turgut zum Bischof geweiht, der am
28. Februar 1964 als Eftim II. sein Nachfolger wurde.
Sein Bruder Selçuk Erenerol wurde unter dem Namen Baba Eftim
III. in 1991 sein Nachfolger im Amt. Dieser trat 2002 zurück
und blieb ohne Nachfolger. Gottesdienste finden in der
Marienkirche nicht mehr statt. Die einzige verbliebene
Vertreterin der Kirche, die Tochter des dritten Patriarchen
Sevgi Erenerol wurde im Zuge der Ermittlungen zu den
Umsturzversuchen "Ergenekon" in Untersuchungshaft genommen.