Louis Massignon
Louis Massignon

Aussprache:
arabisch:
persisch:
لویی ماسینیون
englisch: Louis Massignon

25.7.1883 - 31.10.1962 n.Chr.

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Louis-Ferdinand Jules Massignon war ein bedeutender französischer Islamwissenschaftler des 20. Jh. n.Chr.. Er setzte sich intensiv für die Verständigung zwischen Christen und Muslimen ein. In seinem Bemühen, als Katholik den Islam von innen her zu verstehen, bereitete er den Weg für Neubestimmung der Position der katholischen Kirche zum Islam, die beim Zweiten Vatikanum in der Erklärung Nostra Aetate ihren Ausdruck fand.

Er wurde am 25.7.1883 n.Chr. in Nogent-sur-Marne in der Nähe von Paris geboren. Sein Anfangsstudien in Paris umfasste verschiedene Gebiete, darunter Arabisch. Sein Vater, Fernand Massignon (1855–1922), arbeite als Maler und Bildhauer unter dem Pseudonym Paul Roche und war ein enger Freund des Schriftstellers Joris-Karl Huysmans. Huysmans' eigene Konversion zum Katholizismus war eine Inspiration für den jungen Massignon.

Louis Massignon besuchte das berühmte Lycée Louis-le-Grand in Paris (1896). Nach seinem Abitur (1901) unternahm Massignon eine erste Reise nach Algerien, wo seine Familie Beziehungen hatte. Dort sah er unter anderem den islamisch geprägten Widerstand gegen die Kolonialmacht, was ihn beeindruckte. Massignon studierte die Quellen für seine Studien 1904 in Marokko und beschloss nach einer gefährlichen Begegnung in der Wüste sich dem Studium der arabischen Sprache zu widmen. 1906 erhielt er das „diplôme d'études supérieures“ mit seiner Studie Tableau géographique du Maroc dans les 15 premières années du 16ième siècle, d'après Léon l'Africain (Jourdan ed., Alger 1906).  Seine islamische Bildung setzte er mit weiteren Studien in Kairo 1906 bis 1910 fort und mit einem Aufenthalt in Bagdad, da er 1907 in archäologischer Mission nach Mesopotamien entsandt. In Bagdad war er Gast der großen muslimischen Familie der Alusi, und begegnete dabei einer islamisch geprägten Gastfreundschaft, die er sein Leben lang immer wieder respektvoll erwähnte. Die Alusi retteten ihn 1908 aus einer gefährlichen Situation in der Wüste. Die Alusi halfen ihm auch bei der Suche nach den Quellen für sein Werk über Halladsch, das in diesen Jahren Mittelpunkt seiner Forschung war.

1922 legte er diese Arbeit an der Universität von Paris als Doktorarbeit unter dem Titel: »La passion d'Al-Hosayn ibn-Mansour al-Hallaj, martyr mystique de l'Islam exécuté à Bagdad le 26 mars 922.« (Der Leidensweg des Al-Hosayn-ibn-Mansour al-Hallaj, Mystisker und Märtyrer des Islams, hingerichtet am 26. März 922 in Bagdad) vor.

Die Erfahrung der muslimischen Spiritualität führten zu seiner Rückbesinnung zum Christentum seiner Kindheit, das er verlassen hatte. Massignon glaubte bei seiner Begegnung mit Gott und seiner Konversion durch die Fürsprache seiner lebenden und verstorbenen Freunde, unter ihnen Huysmans und Charles de Foucauld, der ebenfalls Gott im muslimischen Kontext erfahren hatte, unterstützt worden zu sein. So wurde für Massignon seine Rückbesinnung zur Grundlage seiner lebenslangen Beschäftigung mit dem Islam.

Während des ersten Weltkriegs war er als Übersetzer und Offizier im Hauptquartier der 17. französischen Kolonialdivision tätig. In dieser Eigenschaft wurde er der Delegation für die Verhandlungen, die zum Sykes-Picot-Abkommen führten, zugeteilt. Vorher hatte er auf eigenen Wunsch an der mazedonischen Front gedient, wo er eine Medaille für seine Tapferkeit erhielt.

Durch seine Tätigkeit für die Delegation wurde er mit T.E. Lawrence bekannt, mit dem er über das Handbook for Arabia, das zum Modell für sein Annuaire du Monde Musulman wurde, sprach. Er empfand ein Gefühl der Ehrverletzung und des Verrats nach dem Kollaps der arabisch-englisch-französischen Beziehungen und der Veröffentlichung der Balfour-Deklaration (1917).

Am 15. Juni 1919 wurde Massignon provisorisch als Nachfolger von Alfred le Chatelier für den Lehrstuhl für Soziologie des Islams am Collège de France nominiert. Er erhielt den Lehrstuhl endgültig im Januar 1926, nach der Pensionierung Le Chateliers, was zu der oben erwähnten Arbeit über Halladsch führte.

Mit seinen Werken erarbeitete Massignon sich großen Respekt, auch bei Muslimen. 1912 und 1913 war er Gastprofessor an der Universität Kairo, 1926 wurde er Professor am Collège de France und 1933 Direktor der islamischen Studien an der Ecole pratique des hautes études de Paris, Abteilung Religionswissenschaften. In demselben Jahr wurde er zum Mitglied der Akademie der arabischen Sprache in Kairo ernannt.

Nach eigenen Bekunden hat er selbst zu seinem katholischen Glauben durch die Frömmigkeit von Muslimen zurück gefunden, wobei er viele Parallelen sah. Dies kann insbesondere in seinen Halladsch-Studien festgestellt werden, in welchen er die Folterung und Hinrichtung Halladschs mit dem Leiden und Sterben Jesu (a.) vergleicht. Seine persönlichen mystischen Erfahrungen wurden von den westlichen islamischen Gelehrtenkreisen nicht immer verstanden und geschätzt. Auch wurde kritisiert, dass er einer im Islam nicht ganz so wichtigen Figur der Geschichte solch einen hohen Stellenwert beimaß.

Weitere Gegner machte sich Massignon als tatkräftiger Verteidiger der Opfer der Gewalt in den palästinensischen und algerischen kämpferischen Auseinandersetzungen. Als verheirateter Mann wurde er mit dem Einverständnis des Vatikans melkitischer Priester. Massignons große Offenheit gegenüber dem Islam wurde von vielen Katholiken mit Skepsis betrachtet.

Nach dem zweiten Weltkrieg war Massignon weiterhin als Gelehrter tätig, verlagerte aber den Schwerpunkt seiner Aktivitäten auf die politische Unterstützung der Muslime und der arabischen Christen, wobei er das Prinzip der Gewaltlosigkeit von Mahatma Gandhi lehrte (ahimsa und satyagraha). Er war auch Präsident der Amis de Gandhi - Gesellschaft.

Dialog war für Massignon sehr wichtig. Er sprach auch mit dem iranischen Soziologen Ali Schariati, wobei Schariati großen Respekt für Massignon und empfand.

Massignon starb am 30. Oktober 1962 um 22:45 und wurde am 6. November in Pordic, Bretagne beerdigt.

Zu seinen Werke zählen:

bulletSein 1922 veröffentlichtes monumentales Werk über Halladsch wurde 1975 vollständig in vier Bänden neu herausgegeben
bulletRecueil des textes inédits concernant l'histoire de la mystique en pays d'Islam, réunis, classés, annotés 1929;
bulletLes trois prières d'Abraham, Note liminaire, l'Hégire d'Ismaël, 1935
bulletSituation de l'Islam 1939
bulletL'Astrologie et les sciences occultes. Avec un appendice sur l'Hermétisme arabe, 1944
bulletHallaj, Abu-l-Mugit al Husein Al-Akhbar Al-Hallaj. Recueil d'oraisons et d'exhortations du martyr mystique de l'Islam, Husayn ibn Mansur Hallaj, 1957
bulletParoles données 1962
bulletOpera minora. Textes recueillis, classés et présentés avec une bibliographie par Youakim Moubarac, Beyrouth, 1963
bulletGandhi, Mohandas Karamchand: la contagion de la vérité, 1967
bulletEssai sur les origines du lexique technique de la mystique musulmane, 1968
bulletLes sources greco-arabes de l'Augustinisme avicennisant (avec E.Gilson), 1981
bulletL'hospitalité sacrée, 1987.

Zu seinen Schülern zählen viele später berühmte Gelehrte: Henry Corbin, den er zum Studium des Suhrawardi (Shaykh Al-Ishraq); führte, Abd al-Rahman Badawi, den ägyptischen Spezialisten für arabische Philosophie, Abd al-Halim Mahmud, Scheich der Al-Azhar-Universität und in den USA George Makdisi, Herbert Mason und James Kritzeck.

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