.Bücher
zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.Nasreddin Hodscha ist als Volksweiser in der gesamten
türkischsprachigen wie persischsprachigen Welt (dort als Molla
Nasreddin) und inzwischen weltweit bekannt.
Er war der Vorbereiter einer Art Satire, worin er die
Gefühle der Volksgedanken wiedergab, die man heute als Schwank
bezeichnen würde. Seine Geschichten sind vergleichbar denen
des deutschen Till Eulenspiegel.
Er kam im Vorort Hortu von Sivrihisar zur Welt und starb in
Akschehir in der heutigen
Türkei.
Sein Vater Abdullah war der Geistliche des Dorfes Hortu. Seine
Mutter Sidiqka war aus demselben Dorf. Er besuchte die
Madrasa in Sivrihisar. Nach dem
Tod seines Vaters ging er in sein Dorf zurück und wurde so der
Geistliche des Dorfes Hortu. 1237 ging er nach Akschehir. Dort
besuchte er die Vorlesungen von Sayyid Mahmud Hayrani und
Sayyid Hadschi Ibrahim und vertiefte seine Studien im
Islam. Es wird auch behauptet,
dass er in der
Madrasa
unterrichtet und im Landrat gearbeitet habe. Er war sehr
beliebt im Volk. Durch die Zuneigung des Volkes wurde die
Information über sein Leben von Mund zu Mund übertragen und
gewann dabei eine außergewöhnliche Dynamik. Jene Legenden
führen dazu, dass ihm Dinge zugeschrieben wurden, die er nie
getan hat.
In
1284 soll er in Akschehir gestorben sein, wo auch sein
Mausoleum im
Friedhof steht. Allerdings beanspruchen
auch andere Städte, eine Grabstädte Nasreddin Hodschas zu
beherbergen.
Bei der Analyse der Erzählungen, wird deutlich, dass er nicht nur eine bestimmte Epoche
oder Zeitspanne, sondern die Lebensweisheiten in humorvoller
Weise vieler Epochen vereinigt. Der Inhalt der ihm
zugeschriebenen Schwänke beinhalten Liebe, Ironie, Lob,
Humor und auch viel Selbstkritik.
Die erste schriftliche Erwähnung einer Lehrgeschichte von Nasreddin findet in der Saltukname, eine Sammlung von
Legenden über Sari Saltuk, einem Heiligen des 13. Jahrhunderts
statt. Diese wurde 1480 von Ebülhayr Rumi nach siebenjähriger
Vorarbeit herausgegeben. Der Legende nach soll
Tamerlan (Timur Lenk) seinen Ruf als weisen Schalk
begründet haben. Die umfassendste Sammlung seiner Anekdoten
hat
Muhammad Ramazani im 20. Jh. n.Chr. zusammengetragen.
Die besondere Rolle in den Schwänken nimmt sein Esel ein. Der Hodscha ist ohne sein
Esel, der ihn trägt nicht denkbar. Eigentlich ist der Esel ein
Mittel der Satire und Ironie. Der Esel ist ein Symbol
für das Erdulden von Leiden, Sorgen, Strafen und Hunger. Ein Beispiel
hierfür ist; als Nasreddin zu dem Nachbarn, der von ihm den
Esel ausleihen will, sagt: "Der Esel ist nicht zuhause". Doch der Nachbar
hört das Schreien des Esels aus dem Stall.
Woraufhin er besteht der Esel sei im Stall. Doch der Hodscha
antwortet: "Glaubst du den Worten eines Esels oder den meinen
Worten?".
Eine weitere Eselsgeschichte handelt prinzipiell über das
Sprichwort, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht.
Immer wieder überquerte Nasreddin eine Landes- und Zollgrenze. Jedes Mal hatte er
zwei Körbe mit Stroh dabei und kam ohne sie zurück. Jedes Mal
untersuchte die Wache ihn wegen Schmuggelware. Niemals fand
man etwas. "Was bringst du herüber?", fragten Sie ihn. "Ich
bin ein Schmuggler", antwortete er immer. Jahre später, Nasreddin machte einen immer wohlhabenderen Eindruck, zog er
in ein anderes Land. Dort begegnete er einem der Grenzwächter.
"Sag
einmal, Nasreddin, jetzt wo du außerhalb der Gerichtsbarkeit
bist und hier in solchem
Wohlstand lebst, sage mir doch, was war es eigentlich, was du
geschmuggelt hast als wir dich nie überführen konnten." "Esel".
Der immer wieder in künstlerischen Werken dargestellte
Schwank handelt von einem merkwürdigen Ritt auf einem Esel.
Eines Tages soll der Hodscha auf seinem Esel von der
Moschee nach Hause geritten sein. Dabei setzte sich mit
dem Gesicht nach hinten auf den Esel. Die Leute fragten ihn
erstaunt nach dem Grund und er antwortete: "Ich verabscheue
Respektlosigkeit. Wenn ich vor euch reiten würde, dann würde
ich euch meinen Rücken zuwenden und wenn ihr vor mir reiten
würdet, dann würdet ihr mir den Rücken zuwenden. Das wäre auch
unhöflich. Diese Art zu Reiten löst das Problem."
Die wohl bekannteste Eselgeschichte aber handelt vom
blinden Befolgen der Meinung anderer und dass man es nie allen
recht machen kann: Der Hodscha geht mit seinem Sohn auf
einen Viehmarkt, um dort einen Esel zu kaufen. Nachdem sie
nach langer Suche einen Esel gekauft haben, machen sie sich
auf den Weg nach Hause. Zunächst gehen sowohl Hodscha als auch
Sohn zu Fuß neben dem Esel her, bis sie ein entgegenkommender
Wanderer auslacht und fragt: "Ihr habt einen Esel, aber warum
reitet keiner auf ihm?" Nach kurzer Überlegung setzt sich nun
der Sohn auf den Esel und so setzen sie ihren Heimweg fort,
bis ihnen der nächste Wanderer entgegenkommt und zu dem Sohn
sagt: "Junger Mann, du solltest dich schämen. Du hast junge
Beine und reitest auf dem Esel, während dein Vater laufen
muss!" Nach kurzer Pause setzt sich nun der Vater auf den Esel
und der Sohn geht zu Fuß. Im Weiterverlauf der Heimreise
treffen sie einen weiteren Wanderer, der zu dem Vater sagt:
"Du solltest dich schämen, du mit deinen starken Beinen
reitest auf dem Esel, während der zarte Junge zu Fuß gehen
muss!" - Nun setzen sich beide auf den Esel und so setzen sie
den Heimweg fort, bis ihnen der nächste Wanderer
entgegenkommt, der sie wütend beschimpft: "Ihr solltet euch
schämen! Ihr beide sitzt faul auf dem Esel und das arme Tier
muss die ganze Strecke die schwere Last von euer beider
Gewicht tragen!" Daraufhin entschließen sich Vater den Esel
auf den Rücken zu nehmen. Der nächste Entgegenkommende wundert
sich und fragt nach dem Grund. Der Hodscha antwortet, dass es
einem so ergeht, wenn man zu sehr auf andere hört. Die
Geschichte gibt es in zahllosen Variationen und auch mit der
Ehefrau des Hodscha statt seinem Sohn.
Sehr bekannt ist auch seine Gesellschaftskritik des
betrügerischen Egoismus in dem Schwank: "Der Topf"
Einmal ging Nasreddin zu seinem Nachbarn und fragte:
"Kannst du mir einen Topf leihen?" Darauf antwortete der
Nachbar: "Selbstverständlich!" Am nächsten Tag gab Nasreddin
seinem Nachbarn den Topf zurück und bedankte sich bei ihm
dafür. Er hatte aber zusätzlich in den Topf noch einen kleinen
Topf gestellt. An einem anderen Tag sagte der Nachbar: "Nasreddin,
du hast einen kleinen Topf in meinem Topf vergessen." Mit
ernstem Ton sprach Nasreddin: "Der Topf war schwanger und hat
bei mir ein Baby bekommen." Der Nachbar nahm es dankend an. Als sich Nasreddin später wieder
einmal einen Topf bei dem Nachbarn leihen wollte, gab dieser
ihm den größten, den er im Hause hatte. Mehrere Tage
vergingen, aber Nasreddin brachte den Topf nicht zurück.
Schließlich fragte der Nachbar: "Wo ist mein Topf?" Nasreddin
sprach ihm sein Beileid aus: "Er ist leider gestorben." – "So
ein Unsinn", erwiderte der Nachbar, "Wie kann ein Topf denn
sterben?" – "Wenn Töpfe Jungen bekommen können, dann können sie
auch sterben", antwortete Nasreddin.
In
Buchara in der Südostecke des Parks zum
Labi Hovuz steht eine
Nasreddin-Statue im Lovi Hovuz.