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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Die rituelle Waschung ist eine Handlung zur Erzielung der
rituellen
Reinheit nach einem kleinen
Reinheitsverlust.
Bei der rituellen Waschung erfolgt die
Waschung des Gesichtes, der Arme einschließlich Hände sowie das
feuchte
Überstreichen [mash] des Kopfes und der Füße nach einem bestimmten Ritus, der abhängig ist von der
Rechtsschule.
Bei der
dschafaritischen Rechtsschule werden anschließend die Füße ebenfalls
feucht
überstrichen, wohingegen bei
Sunniten das Waschen
der Füße üblich ist. Dieser geringfügige Unterschied ist auf das
unterschiedliche Verständnis des
Verses 5:6 im
Heiligen Qur'an
zurückzuführen, in dem es heißt: "Oh ihr, die ihr glaubt, wenn ihr euch zum
Gebet hinstellt, so wascht (vorher) euer Gesicht und eure Hände bis zu den
Ellbogen und streicht euch über den Kopf, und eure Füße bis zu den Knöcheln.
...". Ergänzende
Überlieferungen
bei Sunniten, die
von Schiiten nicht
akzeptiert werden, führen zu eine Uminterpretation des letzten Teils, welches in
zahlreichen
Qur'an-Übersetzungen ins Deutsche bereits eingebaut wurden.
Im Folgenden wird der Ritus gemäß
dschafaritischen
Rechtsschule im Detail wiedergegeben:
Zur Vorbreitung auf das
Ritualgebet nimmt sich der
Muslim
innerlich vor, die rituelle Waschung zur Zufriedenheit
Gottes
durchzuführen. Daraufhin wäscht er sich mit
rituell reinem
Wasser
das Gesicht von der Stirn (ab dem üblichen Haaransatz, auch
wenn man keine Haare mehr hat) hinunter bis einschließlich
Kinn (siehe Bild 1 und 2). Hierbei kann man auch den Mund und
die
Nase spülen, was allerdings,
je nach
Rechtsschule keine, oder nur
empfohlene Bestandteile der
rituellen Waschung sind.

Dann wäscht man ebenfalls mit
rituelle reinem
Wasser
mit der linken Hand den rechten Unterarm (3). Man beginnt
knapp über dem Ellenbogen und führt es bis hinunter zu den
Fingerspitzen durch. Es ist
empfohlen [mustahab], wenn Männer zuerst den Außenarm und
dann den Innenarm waschen und Frauen zuerst den Innenarm und
dann den Außenarm. Daraufhin wascht man sich mit der rechten
Hand den linken Unterarm auf die gleiche Weise (4).

Mit der feuchten rechten Hand streicht man dann über die
Kopfhaut vom Kopfscheitel bis nach vorne in Richtung
Haaransatz bzw. Stirn (5). Zuletzt erfolgt das
feuchte Überstreichen [mash] mit den noch
feuchten Fingerspitzen der rechten Hand über den Rücken des
rechten Fußes, beginnend beim großen Zeh bis hinauf zum
inneren Fußgelenkknöchel (6). Und mit den noch feuchten
Fingerspitzen der linken Hand über den linken Fuß (7). Sollte
die bestehende Feuchtigkeit der Finger nicht hinreichend sein,
um Kopf oder Füße zu benetzen "holt" man sich Feuchtigkeit von
den nassen Körperteilen.

Voraussetzung für die Gültigkeit der rituellen Waschung ist, dass
zum einen die
Waschungsvoraussetzungen erfüllt sind, korrekte Reihenfolge [tartib] der
rituellen Waschung erfüllt wird und die Riten in ununterbrochener Reihenfolge,
also aufeinanderfolgend [muwalat] erfolgen.
Neben der rituellen Waschung in der Reihenfolge der
Einzelwaschungen gibt es die gleichwertige Alternative der seltener
praktizierten
rituellen
Kontaktwaschung.
Sollte kein
Wasser [maa] zur
Verfügung stehen, wird alternativ die
rituelle
Trockenreinigung [tayammum] durchgeführt, wobei dann nur die Stellen mit
Lehm bzw. Erde in
Berührung gebracht werden, die ansonsten gewaschen wurden. Im Fall von
Verletzungen gelten die Regeln der
rituellen Waschung bei Wunden [wudhu al-dschabira].
Es gibt ein Reihe von überlieferten
Bittgebeten der rituellen Waschung. Es handelt sich um
freiwillige
Lobpreisungen und
Bittgebete allerdings ohne Einfluss auf die Gültigkeit der
rituellen Waschung.
Als spiritueller Sinn der rituellen Waschung wird die
Vorbereitung des Körpers des
Menschen zur Hingabe genannt. Da die Bindung an die
Körperlichkeit eines der Hinderungsgründe für die
Himmelfahrt [miradsch] ist, wäscht der
Muslim
sein Gesicht stellvertretend für die Wahrnehmungen und seine
Arme stellvertretend für seine Handlungen und unterwirft dann
seinen gesamten Körper von Kopf bis Fuß der reinen Hingabe.
Die Handlungen erfolgen jeweils beginnend mit Rechts, der
ALLAH
zugewandten Seite gefolgt von Links, der
Diesseits zugewandten Seite, um dem ewigen Leben das
größere Gewicht zu geben. Es gibt viele andere Erläuterung zu
den Reinigungshandlungen.

Brunnen für Rituelle Reinigung vor der
Hagia Sophia

Imam
Chomeini bei der rituellen Waschung