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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Schah Reza Pahlavi
(oder Pahlawi)
war Schah und Gewaltherrscher des
Iran
und Vater von Muhammad Reza Schah, der von der
Islamischen
Revolution entmachtet wurde.
Reza Chan Savad Kouhi wurde am
16.3.1878 in Savad Kouh in der Provinz Mazandaran als Sohn des Soldaten
Abbas Ali und seiner zweiten Ehefrau Nooshafarin geboren. Sein
Vater
Abbas Ali wurde bekannt als der Soldat, der Mirza Reza
Kermani, den Mörder von Schah Naser al-Din, 1896 zur
Hinrichtung führte.
Reza Chan trat 1893 im Alter von 15 Jahren der Kosakenbrigade
bei, die 1879 als Leibgarde des Schah Naser al-Din gegründet
wurde. Zuerst diente er wie sein Vater als Soldat. Von 1905
bis 1911 war er während der nationalistisch geprägten jungpersischen Revolution in
Kämpfe verwickelt, 1919 wurde er zum Oberst befördert und
stellvertretender Oberbefehlshaber der persischen
Streitkräfte. Die Leitung der Streitkräfte lag in
russischer Hand beim Oberst Starosselski. Im August 1920
versicherte sich Reza Chan der Unterstützung Großbritanniens
mittels Ziaeddin Tabatabai für seinen Widerstand gegen die
Russen. Großbritannien hatte bis nach dem Ersten Weltkrieg Truppen
in nahezu allen persischen Provinzen. Anfang 1921 erklärte
sich Reza Chan im Zuge der inneren Wirren der
russischen Revolution zum Oberbefehlshaber (Sardar
Sepah) der persischen Streitkräfte. Am 21. Februar 1921 führte er die in Qazvin stationierte
so genannte persische Kosaken-Brigade, die praktisch einzige
Militäreinheit des Landes, mit 2.500 Mann (aber nur wenigen
Pferden) nach Teheran. Der unblutige Putsch führte zum
Rücktritt des Premierministers, und Reza Chan wurde zum
Verteidigungsminister und General ernannt.
Im Oktober 1923 reiste Reza Chan ausführlich nach Europa,
da ihn die Westliche Denk- und Lebensweise sehr faszinierte.
Zurück im
Iran trug Reza Chan am 21.3.1924 im Parlament seine
Vorstellung der Zukunft des Landes vor. Danach sollte die
Monarchie von einer Republik abgelöst werden, die aber er
zeitlebens dominieren wollte. Ein
Zusammentreffen am 1.4.1924 mit den
Geistlichen [ulama] in
Qum führte nicht zu der erhofften
Unterstützung, da die
Geistlichen [ulama] die gegen den
Islam gerichtete Motivation von Reza Chan durchschauten. Ajatollah Abdul Hassan Isfahani, Ajatollah Abdolkarim
Haeri Yazdi und Ajatollah Muhammad Husain Naini akzeptierten
seine Pläne nicht und sagten ihm dementsprechend auch keine
Unterstützung zu.
Die Widerstandshaltung der
Geistlichen führte zur Offenlegung von Reza Chans
tatsächlichen Absichten, die er am 12.12.1925 mit der von ihm
inszenierten förmlichen Ernennung zum
Schah im Parlament dokumentierte. Bei seiner Krönung am 25. April 1926 nahm Reza Khan einem
Hofgeistlichen die Krone aus den Händen und krönte sich nach dem
Vorbild Napoleons selbst. Dabei legte er sich als Schah Reza
den Dynastie-Titel Pahlavi (der Heroische) zu. Er erhielt
später vom Parlament den Beinamen Reza Schah der
Große.
Kaum an der Macht versuchte er gewaltsam das Land zu "verwestlichen"
wobei er keinerlei Rücksicht auf die moralischen
Befindlichkeiten der mehrheitlich
muslimischen Bevölkerung nahm. Zu seinen Hauptzielen
gehörte es, den Einfluss des
Islam
aus allen Lebensbereichen zu verdrängen, wobei sein
politisches Vorbild wohl
Mustafa
Kemal Atatürk war.
1926 führte er eine einheitliche Grundsteuer und die
Wehrpflicht ein. 1927 wurden alle früheren Staatsverträge
aufgelöst und die persische Nationalbank gegründet. Bis 1928
wurden das Wirtschafts-, Straf- und Zivilrecht nach westlichen
Vorbildern umgestaltet. Zwischen 1927 und 1938 ließ Reza Schah
die transiranische Eisenbahn bauen. 1932 wurden die bisher erteilten Öl-Konzessionen widerrufen. 1935 wurde die erste
Universität in
Teheran gegründet und die Landesbezeichnung
Persien durch Iran (Land der Arier) ersetzt.
Ein Besuch der Königinmutter ohne
Verhüllung [hidschab] beim
Mausoleum der
Fatima Masuma in
Qum bereits im Jahre 1928 führte zu einer
ersten Machtprobe. Auf Befehl des Schah Reza Chan wurde die
Moschee von
schahtreuen
Eliteeinheiten gestürmt und mehrere
Geistliche öffentlich
gedemütigt.
Die staatliche "Verwestlichung" des
Iran begann 1929 mit dem Zwang für
Männer, westliche Kleidung zu tragen. 1936 folgte die
Abschaffung der Unabhängigkeit der
islamischen
Gerichte. Nur ein vom Schah genehmigter Hofgelehrter durfte
noch in Fällen des Ehestandes und in religiösen Fragen
entscheiden. 1937 folgte für Frauen
das Verbot der
Verhüllung [hidschab],
das von der Polizei mit Gewalt durchgesetzt wurde. Der Widerstand der
Geistlichen stieg täglich.
Unter anderem musste einer ihrer Anführer,
Seyyid Hassan Modarres,
1938 mit dem Leben bezahlen.
Reza Schah verachtete auch die Sprache und Kultur des
Landes, die
islamisch geprägt
waren und führte die französische Sprache am Hof ein.
Seinen Sohn, den späteren Schah Mohammad Reza Pahlavi,
schickte er zur Ausbildung in die Schweiz.
Seine Macht und Gewaltherrschaft sicherte Schah Reza Pahlavi
u.a. mit britischer Unterstützung, wofür er das Öl des Landes
mehr oder weniger an die Briten verschenkte. Der britische
Einfluss auf die Ölindustrie spiegelte sich in der Anglo-Persian Oil
Company (APOC) wieder. Die APOC wurde 1908 gegründet und 1935 in
Anglo-Iranian Oil Company (AIOC) umbenannt. Die Aktienmehrheit
lag mit 51 Prozent in britischer Hand, für den
Iran war ein Gewinnanteil von 16
Prozent vorgesehen, wobei die Buchführung der Briten aber
niemals von Iranern geprüft werden durfte.
Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges erklärte der Iran
seine Neutralität. Die Erdölvorkommen im Iran bekamen eine
strategische Bedeutung, Deutschland war kurz vor Beginn des
Kriegs Irans größter Handelspartner. Großbritannien forderte
vom Iran, alle deutschen Staatsangehörigen auszuweisen. Nach
Hitlers Angriff auf die Sowjetunion am 22.6.1941 planten
die Alliierten eine Nachschublinie durch den Iran, was dieser
aus taktischen Gründen nicht gewähren wollte, um seine Macht
ausbauen zu können. Er hatte sich aber verkalkuliert.
Großbritannien und die Sowjetunion marschierten am
24.8.1941 in das Land ein. Sie zwangen Schah Reza am 16.9.1941 militärisch, zugunsten seines Sohnes Mohammad
Reza abzudanken und führten damit die Erbmonarchie wieder ein.
Reza Chan starb 1944 im Exil in Johannesburg in Südafrika.
Sein Leichnam wurde später von Johannesburg in den
Iran
zurückgeführt und in einem Mausoleum, welches zu seinen Ehren
gebaut wurde, aufbewahrt. 1979 wurde das Mausoleum nach der
Islamischen Revolution
gesprengt. Auch sein ehemaliger Palast in
Teheran wurde beschlagnahmt und
in das
Saadabad-Palastmuseum umgewandelt. Reza Chans berühmtes Spiegelzimmer
im Palast zeigt über der Eingangspforte eine in Stein
gemeißelten Davidstern, was zu vielen Spekulationen Anlass
wurde.
Reza Chan war insgesamt vier Mal verheiratet. Aus der
ersten Ehe mit Maryam Chanum, die er 1895 heiratete, entstammt
die Tochter Hamdan-Os-Soltaneh, (22.2.1904-1992). Die Mutter
verstarb bei der Geburt. Aus der zweiten Ehe mit Taj-Ol-Moluk
(Heirat 1916) gingen vier Kinder hervor. Die älteste Tochter
Schams (18.10.1917-1996), Mohammad Reza, der Thronnachfolger
wurde, und seine Zwillingsschwester Aschraf, (beide
26.10.1919-heute) und, Ali Reza, (1.4.1922-26.10.1954) der bei
einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Aus der dritten Ehe mit Turane, die er als Zeitehe schloss, ging ein Sohn, Gholam Reza
(15.5.1923-heute) hervor. Und aus der vierten Ehe mit Esmat
gingen vier Söhne und eine Tochter hervor: Abdul Reza
(7.6.1924-2004), Ahmed Reza (21.8.1925-1981), Mahmud Reza
(4.10.1926-2001), Fatemeh (4.10.1928-1987) und Hamid Reza
(4.6.1932-1992). Von keinem Familienmitglied ist bekannt, dass
es sich für die Verbrechen des Hofes gegen das eigene Volk
jemals entschuldigt hätte. Einige haben ihre Geldmittel zum
Sturz der
Islamischen Republik Iran eingesetzt.
Reza Chan 1934 zu Besuch bei
Atatürk in Ankara