Schidyaq
Ahmad Faris al-Schidyaq

Aussprache: ahmad faaris asch-schidyaaq
arabisch:
أحمد فارس الشدياق
persisch:
أحمد فارس شدياق
englisch:
Ahmad Faris al-Shidyaq

1804 - 1887 n.Chr.

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Ahmad Faris al-Schidyaqs (auch bekannt als Fares Chidiac, Faris Al Chidiac) war ein in einer maronitischen Familie geborner späterer Gelehrter des Protestantismus und nahm zuletzt den Islam an.

Er ist 1894 in Aschqout als Faris in den Bergen des Libanon als Sohn eines Yusuf in eine maronitische Familie geboren. Seine Mutter gehörte dem einheimischen Massaad-Stamm an. Väterlicherseits gehörte er zum angesehenen Stamm der Schidyaq, die ihre Abstammung auf den Oberen der Maroniten Raad ibn Chatir zurückführen konnte. Seine Familie gehörte zu der gebildeten Schicht und arbeitete als Beamte des Staates.

Nach einer Auseinadersetzung mit der Regierung, die das Leben des Großvaters Butrus al-Schidyaq kostete, siedelte die Familie 1805 nach Hadath, einem Vorort von Beirut und arbeitete für den Schihiba Prinzen.

Faris folgte seinen Brüdern Tannous (1791–1861) und Assaad (1797–1830) und seinem Cousin Boulos Massaad (1806–1889) auf die Ayn Warqa Schule, der damaligen Eliteschule für Maroniten. Ein neuer Konflikt der Familie mit den Herrschenden führte zur Flucht des Vaters Yusuf nach Damaskus, wo er 1820 starb. Im gleichen Jahr lernte Faris' älterer Bruder Assad den Missionar Jonas King kennen, durch den er Protestant wurde. Sein Bruder Faris folgte dem Weg und setzte sich in der Folge für eine Art Befreiungstheologie ein. Soloch eine Konversaion war damals lebensgefährlich, sein Bruder starb in maronitischer Haft.

Im Jahr 1825 ging Faris nach Kairo. Von 1834 an arbeitete er 14 Jahre lang im Dienst der amerikanischen Presbyterianermission als Lehrer und Korrektor in Malta. Von der Londoner Society for the Propagation of the Gospel 1848 nach England berufen, um an einer neuen der ersten modernen Übersetzung der Bibel ins Arabische mitzuarbeiten, hielt er sich in den folgenden neun Jahren an verschiedenen Orten in England sowie in Paris auf. Er ließ sich von seiner ägyptischen Frau scheiden und heiratete eine Engländerin, wodurch er die englische Konsularprotektion erwarb. Dabei empfand er die sozialen Folgen der industriellen Revolution als erschütternd und schildert in seinen Reiseberichten die Armut, die er in London und Paris erlebte.

Als Übersetzer übertrug er das Neue Testament ins Arabische (1851). Dabei unterzog die Evangelien einer kritischen Analyse und stellte die Autorität der christlichen Kirche in Frage.

Er gilt als prägender Entwickler des Arabischen. Zahlreiche neue Begriffe, die bis heute verwendet werden, können auf ihn zurück geführt werden, wie die arabische Übersetzung für "Sozialismus". Als Schriftsteller, Journalist, Linguist, Übersetzer war er auch Herausgeber der ersten regierungs-unabhängigen arabischen Zeitung al-Dschawa'ib.

Zu seiner Zeit würde er von der Kirche und den Großgrundbesitzern geächtet und bekämpft, trat er doch für Gerechtigkeit in der Gesellschaft ein. In seinem Roman gibt es zudem erotische Schilderungen und er vertrat für die damalige Zeit sehr mutige Ideen über die Stellung der Frau. So sprach er sich gegen die damals auch bei Christen übliche strikte Trennung der Geschlechter auch bei religiösen Lehren aus, und setzte sich für das Recht der Frauen auf sexuelle Befriedigung ein, was für die Kirche untragbar war. Insbesondere sein Einsatz gegen Großgrundbesitzer, den christlichen Klerus und den für Libanon spalterischen Konfessionalismus führte zu viel Feindschaft gegen ihn.

Al-Schidyaq untersuchte die vier Evangelien und verglicht mehr als 150 Verse miteinander. Dabei konzentrierte er sich auf Jesus (a.) und arbeitete die klaren Widersprüche heraus. Die Differenzen zwischen den vier Evangelien sind für ihn Beleg dafür, an der historischen Authentizität  der Bibel zu zweifeln. Die Verfasser der Bibel hätten nichts von dem gesehen, worüber sie schrieben. Für ihn war die Bibel ein von Menschen gemachtes Buch. Seine fundierte Bibelkritik im Buch "Mumahakat al-Ta'wil fi Munaqadat al-Inddschil" (Disput der Interpretationen: Über Widersprüche in den Evangelien) gilt als eines der wichtigen Werke des 19. Jh. n.Chr.. Auch wenn es aus der Literatur nicht deutlich wird, dürften jene Überlegungen Anlass für seine später Wandlung gewesen sein.

Angeblich während des Bürgerkriegs zwischen Drusen und Christen nahm er 1860 den Islam und den zusätzlichen Namen Ahmad an. Andere Quellen besagen, dass er bereits 1857 aus Europa nach Tunis übergesiedelt ist und den Islam annahm. Zweifelsfrei wurde er 1960 von den Osmanen nach Istanbul berufen. Daraufhin folgten intensive wissenschaftliche Studien zum Verhältnis der Religionen.

Er starb 1887 in Kadiköy (Istanbul) und sein Leichnam wurde nach Beirut überführt. Dort im Oltober 1887 angekommen, stritten sich Muslime und Christen, wer das Totengebet halten, und wo er begraben werden solle. Schließlich wurde ein interreligiöses Gebet durchgeführt und er wurde gemäß dem Wunsch in seinem Testament in einem neutralen Streifen zwischen dem christlichen und dem drusischen Teil des Mont Liban begraben.

Er hinterließ ein sehr unfangreiches Werk, von dem allerdings einige Teile als verloren gelten.

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