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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Ahmad Faris al-Schidyaqs (auch bekannt als Fares Chidiac,
Faris Al Chidiac) war ein in einer maronitischen Familie
geborner späterer Gelehrter des Protestantismus und nahm
zuletzt den
Islam
an.
Er ist 1894 in Aschqout als Faris in den Bergen des
Libanon als Sohn eines Yusuf in eine maronitische Familie
geboren. Seine Mutter gehörte dem einheimischen Massaad-Stamm
an. Väterlicherseits gehörte er zum angesehenen Stamm der
Schidyaq, die ihre Abstammung auf den Oberen der Maroniten
Raad ibn Chatir zurückführen konnte. Seine Familie gehörte zu
der gebildeten Schicht und arbeitete als Beamte des Staates.
Nach einer Auseinadersetzung mit der Regierung, die das
Leben des Großvaters Butrus al-Schidyaq kostete, siedelte die
Familie 1805 nach Hadath, einem Vorort von
Beirut
und arbeitete für den Schihiba Prinzen.
Faris folgte seinen Brüdern Tannous (1791–1861) und Assaad
(1797–1830) und seinem Cousin Boulos Massaad (1806–1889) auf
die Ayn Warqa Schule, der damaligen Eliteschule für Maroniten.
Ein neuer Konflikt der Familie mit den Herrschenden führte zur
Flucht des Vaters Yusuf nach
Damaskus, wo er 1820 starb. Im gleichen Jahr lernte Faris'
älterer Bruder Assad den Missionar Jonas King kennen, durch
den er Protestant wurde. Sein Bruder Faris folgte dem Weg und
setzte sich in der Folge für eine Art Befreiungstheologie ein.
Soloch eine Konversaion war damals lebensgefährlich, sein
Bruder starb in maronitischer Haft.
Im Jahr 1825 ging Faris nach
Kairo.
Von 1834 an arbeitete er 14 Jahre lang im Dienst der
amerikanischen Presbyterianermission als Lehrer und Korrektor
in Malta. Von der Londoner Society for the Propagation of the
Gospel 1848 nach England berufen, um an einer neuen der ersten
modernen Übersetzung der Bibel ins Arabische mitzuarbeiten,
hielt er sich in den folgenden neun Jahren an verschiedenen
Orten in England sowie in Paris auf. Er ließ sich von seiner
ägyptischen Frau scheiden und heiratete eine Engländerin,
wodurch er die englische Konsularprotektion erwarb. Dabei
empfand er die sozialen Folgen der industriellen Revolution
als erschütternd und schildert in seinen Reiseberichten die
Armut, die er in London und Paris erlebte.
Als Übersetzer übertrug er das Neue Testament ins
Arabische (1851). Dabei unterzog die Evangelien einer
kritischen Analyse und stellte die Autorität der christlichen
Kirche in Frage.
Er gilt als prägender Entwickler des
Arabischen. Zahlreiche neue Begriffe, die bis heute
verwendet werden, können auf ihn zurück geführt werden, wie
die arabische Übersetzung für "Sozialismus". Als
Schriftsteller, Journalist, Linguist, Übersetzer war er auch
Herausgeber der ersten regierungs-unabhängigen arabischen
Zeitung al-Dschawa'ib.
Zu seiner Zeit würde er von der Kirche und den
Großgrundbesitzern geächtet und bekämpft, trat er doch für
Gerechtigkeit in der Gesellschaft ein. In seinem Roman gibt es
zudem erotische Schilderungen und er vertrat für die damalige
Zeit sehr mutige Ideen über die Stellung der Frau. So sprach
er sich gegen die damals auch bei Christen übliche strikte
Trennung der Geschlechter auch bei religiösen Lehren aus, und
setzte sich für das Recht der Frauen auf sexuelle Befriedigung
ein, was für die Kirche untragbar war. Insbesondere sein
Einsatz gegen Großgrundbesitzer, den christlichen Klerus und
den für Libanon spalterischen Konfessionalismus führte zu viel
Feindschaft gegen ihn.
Al-Schidyaq untersuchte die vier Evangelien und verglicht
mehr als 150 Verse miteinander. Dabei konzentrierte er sich
auf
Jesus (a.) und arbeitete die klaren Widersprüche heraus.
Die Differenzen zwischen den vier Evangelien sind für ihn
Beleg dafür, an der historischen Authentizität der Bibel
zu zweifeln. Die Verfasser der Bibel hätten nichts von dem
gesehen, worüber sie schrieben. Für ihn war die Bibel ein von
Menschen gemachtes Buch. Seine fundierte Bibelkritik im Buch "Mumahakat
al-Ta'wil fi Munaqadat al-Inddschil" (Disput der
Interpretationen: Über Widersprüche in den Evangelien) gilt
als eines der wichtigen Werke des 19. Jh. n.Chr.. Auch wenn es
aus der Literatur nicht deutlich wird, dürften jene
Überlegungen Anlass für seine später Wandlung gewesen sein.
Angeblich während des Bürgerkriegs zwischen Drusen und
Christen nahm er 1860 den
Islam
und den zusätzlichen Namen
Ahmad
an. Andere Quellen besagen, dass er bereits 1857 aus Europa
nach Tunis übergesiedelt ist und den
Islam
annahm. Zweifelsfrei wurde er 1960 von den
Osmanen nach
Istanbul berufen. Daraufhin folgten intensive
wissenschaftliche Studien zum Verhältnis der Religionen.
Er starb 1887 in Kadiköy (Istanbul)
und sein Leichnam wurde nach
Beirut
überführt. Dort im Oltober 1887 angekommen, stritten sich
Muslime und
Christen, wer das Totengebet halten, und wo er begraben
werden solle. Schließlich wurde ein interreligiöses Gebet
durchgeführt und er wurde gemäß dem Wunsch in seinem Testament
in einem neutralen Streifen zwischen dem christlichen und dem
drusischen Teil des Mont Liban begraben.
Er hinterließ ein sehr unfangreiches Werk, von dem
allerdings einige Teile als verloren gelten.