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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Eduard Karl Oskar Theodor Schnitzer war ein auch unter seinem
muslimoischen Namen Mehmed Emin Pascha bekannter Afrikaforscher
und Verwalter der sudanesischen Provinz Äquatoria.
Schnitzer ist am 28.3.1840 als Sohn des
jüdischen Kaufmanns
Louis Schnitzer und seiner Frau Pauline Schweitze in Oppeln
(Schlesien) geboren. Er zog nach des Vaters
Ableben im Jahr 1842 n.Chr. mit seiner Mutter nach Neisse.
Dort konvertierte er mit seiner Mutter am 7. April 1846 zum
Protestantismus, denn die Mutter wollte in zweiter
Ehe einen Christen heiraten. Nach dem Besuch des dortigen katholischen
Gymnasiums studierte er zwischen 1858 und 1864 Medizin in
Breslau, Berlin und Königsberg. Während seiner Breslauer
Studienzeit schloss er sich der Breslauer Burschenschaft
Arminia an. Ihm wurde in Deutschland die Zulassung zum
Staatsexamen verweigert. Daher verließ er Deutschland und
reise in das befreundete
Osmanische Reich.
In Antivari (heute Bar in Albanien) wurde er Hafen- und
Distriktsarzt und beteiligte sich als Militärarzt an einer
Expedition nach
Syrien
und diverse Gebiete
Arabiens. 1871 folgte er einem Ruf des
Gouverneurs Ismail Pascha, dem er zuerst nach
Trabzon und
Erzurum und später ins Exil folgte. Nach Ismail Paschas
Wiedereinsetzung in sein Amt begleitete er ihn nach Janina und
blieb dort bis zu dessen
Ableben 1873. Im Jahr 1874 versuchte er in Arco und Neisse
wieder Fuß zu fassen, was jedoch nicht gelang.
Schnitzer heiratete darauf die Witwe Ismail Paschas, eine
Griechin. Inzwischen war er nicht nur des Französischen,
Englischen, Italienischen, verschiedener slawischer Dialekte,
des Türkischen, Arabischen und Persischen mächtig, er hatte
sich auch die orientalischen Sitten und Gebräuche so
angeeignet, dass niemand ihm den westeuropäischen Ursprung
anmerkte.
Nach kurzem Besuch der Heimat 1875 begab sich Schnitzer
nach
Ägypten, folgte 1876 dem neu ernannten Gouverneur
Gordon Pascha nach
Sudan und wurde als Emin Efendi zum Chefarzt ernannt. Es
wird davon ausgegangen, dass er spätestens in dieser Zeit den
Islam
angenommen hat. Er
ging mit
Gordon Pascha zum Ukerewesee und untersuchte den Somerset (Victoria-Nil),
fuhr 1877 von Lado über Dusile abermals den Nil hinauf bis
Magungo am Mwutansee und begab sich dann über Masindi nach
Mruli und zwischen dem Fluss Kafur und dem Ibrahim Pascha See
durch Unyoro südwärts bis zu Mtesas Residenz Rubagha unweit
des Ukerewesee.
Er wurde von den
Osmanen zum
Bey befördert und
im März 1878 zum Gouverneur der
Äquatorialprovinz ernannt. Daraufhin ging er von Rubagha zum
Ukerewesee und über Mruli und Fauvera wieder nach Magungo. Im
Jahr 1879 unternahm
er eine Reise nach dem vorher nicht bekannten westlichen
Uferland des Mwutan; 1880 besuchte er das Makrakaland. 1881
wurden die Gebiete von Rohl und Amadi, Teile der
Niam-Niam-Länder und ganz Monbuttu zu seiner Provinz
hinzugefügt. Er soll sich auf diesen Reisen stets gegen die in
der Region verbreitete Sklaverei eingesetzt
haben.
Schnitzer war unermüdlich tätig, diese Gebiete zu
organisieren und die angrenzenden noch unbekannten
Landschaften zu erforschen. So sammelte er die durch die
Flucht vor Sklavenjägern zerstreuten Bewohner in neuen Siedlungen und
führte zahlreiche neue Kulturpflanzen ein. Auch baute er das
Straßensystem aus. Die Provinz, die er mit einem jährlichen
Defizit von 780.000 Mark übernommen hatte, warf 1883 n.Chr.
für
Ägypten einen Überschuss von 240.000 Mark ab.
Der Aufstand des
Muhammad Ahmad al-Mahdi und die Vernichtung der
ägyptischen Herrschaft in den nördlich von seiner Provinz
gelegenen Bezirken schnitten ihn plötzlich völlig von jeder
Verbindung zu seiner Regierung ab und brachten ihn in eine
schwierige Lage.
Zu ders Zeit befanden sich Wilhelm Junker (seit 1884) und
Gaetano Casati (seit 1885) bei Schnitzer. Auf
Veranlassung des in Sankt Petersburg ansässigen Bruders von Casati
wurde durch Vermittelung Bastians 1886 der Massaiforscher
Fischer an der Spitze einer Expedition beauftrag die Gruppe zu
befreien.
Doch war es unmöglich vom Herrscher von Uganda die
Erlaubnis zum Durchzug zu erlangen und Fischer musste
umkehren. Junker gelangte dennoch Anfang 1886 unversehrt an die Küste. Schnitzer aber blieb
auf seinem Posten in Wadelai.
Nun organisierte man in England auf Anregung Felkins eine
Expedition, an deren Spitze Stanley gestellt wurde. Dieser
musste König Leopold von Belgien bitten, ihn von den
Verpflichtungen ihm gegenüber zu entbinden. Das tat dieser
unter der Bedingung, dass Stanley nicht den kürzesten Weg
nahm, sondern durch einen noch unbekannten Teil des Kongo
reisen musste. Die Expedition, die bereits nach Sansibar
aufgebrochen war wurde deshalb zur Mündung des Kongo
umgeleitet. Wohl noch nie war eine so bedeutende und so
sorgfältig ausgerüstete Expedition ausgezogen. Stanley hatte
unter sich 9 Europäer, 61 Sudanesen, 13 Somali und 620
Sansibariten, führte 50 Esel und außer vortrefflichen Gewehren
auch eine Maximkanone mit sich. Auch wusste Stanley den
arabischen Händler Tippu-Tip zu gewinnen, der den Posten eines
Gouverneurs am oberen Kongo annahm. Inzwischen war Schnitzer
durch Junker von Uganda aus reichlich mit Vorräten versorgt
worden.
Stanley fuhr mit Dampfern des Kongostaats den Kongo
aufwärts bis zum Aruwimi, an welchem er nun die Landreise
antrat. Schnitzer setzte inzwischen seine Forschungsreisen
fort und unternahm eine Expedition zur Untersuchung des
Kakibbi, des südlichen Zuflusses des Albert Nyanza; er
erklärte auch, als die Nachricht von einer abgesandten
Entsatzexpedition bei ihm anlangte, ganz entschieden, seinen
Posten in Wadelai nicht verlassen zu wollen, und hoffte, die
Ordnung in seiner Provinz selbst aufrechterhalten zu können.
Da aber von Stanley bis Ende 1888 keine Nachrichten nach
Europa gelangten, auch Berichte von einer Eroberung der
Provinz Schnitzers, der inzwischen von der
ägyptischen Regierung zum
Pascha
(1885) ernannt worden war und seiner Gefangennahme durch den
Muhammad Ahmad al-Mahdi nach Europa gelangten, so begann
man von verschiedenen Seiten Hilfsexpeditionen auszurüsten.
Von Amerika brach Leutnant Shufeldt auf, von England sollte
eine Expedition unter Leutnant Swaine ausgehen, von
Deutschland wollte man eine Vorhut unter Hermann von Wissmann
absenden, während die Leitung der Hauptexpedition der deutschen
Forscher und Kolonialpolitiker Carl Peters übernehmen sollte.
Zu diesem Zweck wurden überall in Deutschland Sammlungen
durchgeführt.
Inzwischen brach in dem von der Deutsch-Ostafrikanischen
Gesellschaft in Verwaltung genommenen Küstenstrich ein lange
vorbereiteter, von den dortigen arabischen Sklavenhändlern
organisierter Aufstand aus, welcher zur Räumung fast
sämtlicher Stationen führte. Dennoch beschloss man auf
deutscher Seite, von der Entsendung einer Hilfsexpedition nicht
Abstand zu nehmen, und da Wißmann die Stellung eines Reichskommissars
für Ostafrika annahm, wurde Peters mit der alleinigen Leitung
der Expedition betraut. Jedoch befand sich Schnitzer nie in
ernsthafter Gefahr und rettete letztlich sogar Stanley das
Leben, indem er den inzwischen erkrankten nach
Deutsch-Ostafrika geleitete. Dort im Dezember 1889 angekommen,
ließ er sich nun vom Deutschen Reich anwerben, um seine
Afrikaforschungen fortsetzen zu können.
Am 26. April 1890 startete Schnitzer im Auftrag des
Reichskommissars Hermann von Wissmann, zuständig für Deutsch-Ostafrika, eine Expedition, um Gebiete um den
Viktoria-See für das Deutsche Reich zu sichern. Dabei wurde er
am 23. Oktober 1892, in Kinena, einem arabischen
Handelsposten, von Sklavenhändlern ermordet.
Aus der zweiten Ehe hatte er eine Tochter namens Ferida,
geboren am 26. November 1884. Im Jahr 1890 verließ er die
damals sechsjährige Tochter, um seine letzte Expedition
durchzuführen, auf der er umkam. Ferida, nun Vollwaise, wurde
nach Deutschland gebracht und von Emins Schwester Melanie
Schnitzer aufgenommen und großgezogen. Ferida starb am 02. Mai
1923 in Berlin. Emins Schwester Melanie wurde 90 Jahre alt und
verstarb am 11. November 1931.
In München ist die
Emin-Pascha-Straße nach ihm benannt.