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Die Seldschuken (oder Seldschuqen) waren eine
muslimische Herrscherdynastie turkmenischer Abstammung in
Mittelasien, dem
Iran,
Irak,
Schaam
und teilweise auf dem Gebiet der heutigen
Türkei, in Anatolien. Sie regierten 1038–1194 n.Chr.
Die
Seldschuken - so genannt nach ihrem Ahnen Seldschuk (um 1000
n.Chr.) - entstammten einen Stamm der
Oghusen namens Kınık, der im 9.
Jh. n.Chr. sein Siedlungsgebiet östlich des Aralsees im
Gebiet des heutigen
Kasachstan und
Usbekistan hatte. Seldschuk Chan (Khan) trat nach dem Tode
seines Vaters Dukak Chan in die Dienste des Oghus-Yabghu, dem
Herrscher der
Oghusen. Er wurde dessen Söldner im Kampf gegen
die Chasaren, doch schon bald überwarf er sich mit dem
Herrscher der
Oghusen. Um 960 n.Chr., bzw. nach anderen Quellen 985
n.Chr. nahm Seldschuk mit einem großen Teil seines Stammes in
Dschand am Syr Dardcha den
Islam
an. Er stand zunächst im Dienst der Karachaniden in
Mittelasien. Er hatte vier Söhne, Mikail, Israil, Musa und
Yunus.
Unter den Söhnen Mikails,
Tughrul Beg
und Chagri (1038–1060), eroberten die Seldschuken um 1030 n.Chr.
Chorasan und verdrängten nach dem Sieg in der Schlacht bei
Dandanqan 1040 die
Ghaznawiden. Um 1055 stürzten die
Buyiden im
restlichen
Iran. Zwischen
Tughrul Beg und Chagri kam es zur
Teilung des Reichs. Während
Tughrul Beg den Westen des Reichs
von
Isfahan aus regierte, beherrschte Chagri von
Merw aus den
Osten des Reiches mit
Chorasan. Unter
Tughrul Beg unterwarfen die
Seldschuken
große Teile des
Iran
und 1055 den
Irak.
Damit wurden sie nach dem Sturz der Bujiden Schutzmacht über
die
Abbasiden in
Bagdad.
Tughrul Beg erhielt vom
Kalifen
in
Bagdad den Titel eines
Sultans
verliehen.
Unter
Alp Arslan (1060–1072 n.Chr.), einem Vorbild heutiger
Nationalisten in der
Türkei, kam es zur Vereinigung des Seldschukenreichs und
zur Eroberung von Anatolien nach dem Sieg bei Mantzikert über
Byzanz
(1071 n.Chr.) sowie zur Eroberung
Schaams.
Damit wurde auch die Herrschaft der
Fatimiden über
Mekka
und
Medina beendet, die nun wieder den
Kalifen
in
Bagdad anerkennen mussten. Unter
Alp Arslan, seinem
Nachfolger Malik Schah I. (1072–1092) und dem persischen Wesir
Nizam al-Mulk (1065–1092) erreichte das Sultanat seinen
politischen und kulturellen Höhepunkt. Offiziell wurde nach
manchen Quellen das Sultanat der
Rum-Seldschuken 1077 n.Chr.
gegründet und daraufhin eroberten sie große Gebiete Ost- und
Mittelanatoliens.
Die Ausbreitung der Macht ging einher mit einer
Unterdrückung der
Schiiten,
die alle ihre Schulen schließen mussten. Parallel dazu
besetzten unabhängig vom Reich der Groß-Seldschuken die
Kerman-Seldschuken
Oman.
Mit der Ermordung des Wesirs Nizam al-Mulk durch die
Assassinen und dem Tod von Sultan Malik-Schah (1092) brachen
bald Thronkämpfe innerhalb der Seldschuken aus. Diese führten
1118 zur Teilung des Reiches in
Chorasan und zwei Teile des Großraums
Irak
und Iran.
Nachdem sich schon im 11. Jh.n.Chr. die
Rum-Seldschuken
in
Anatolien selbständig gemacht hatten und um
Konya
das eigenständige Sultanat
Ikonion gegründet hatten, wurde
auch Schaam
unabhängig und zerfiel in mehrere Fürstentümer, die erst im
12. Jh. n.Chr. von den Zengiden wieder vereinigt wurden. Der
Zerfall der Seldschuken in
Schaam
begünstigte aber die Eroberung
Jerusalems durch den ersten der
Kreuzzüge erheblich.
Unter dem in
Chorasan regierenden Sultan
Ahmad
Sandschar (1118–1157), Sohn
Malik-Schahs, ging die Seldschukenherrschaft seinem Ende
entgegen. Er erlitt 1141 n.Chr. bei
Samarkand eine Niederlage gegen die Kara Kitai, wurde
wenig später gestürzt und versuchte bis zu seinem Tod
vergeblich, das Seldschukenreich wieder aufzurichten. Die
Choresm-Schahs traten mit Söldnern der Kyptschaken und
Oghusen
sein Erbe an, eroberten bis Ende des 12. Jahrhunderts
Mittelasiens und den
Iran.
1194 beseitigten sie den letzten Seldschukenherrscher von Ray.
In Anatolien gerieten die
Rum-Seldschuken nach 1243 n.Chr. unter die
Herrschaft der
Ilchane; ihr Sultanat von
Konya
löste sich bis 1307 auf. Die aufstrebenden
Osmanen traten zu Beginn des 14. Jh. n,Chr. das Erbe der
Seldschuken in Anatolien an.
Hof- und Gelehrtensprache der Seldschuken war Persisch, und
geschichtliche Quellen - alle in Arabisch und Persisch -
lassen vermuten, dass auch die "Haussprache" der späteren
Könige und Prinzen Persisch war. Oghus-Türkisch diente
womöglich der Kommunikation mit den turkmenischen Beyliks, die
einen sehr wichtigen Teil der seldschukischen Streitmacht
befehligten.
Liste der Seldschuken-Herrscher