Verneigung [ruku]
Verneigung [ruku], Verbeugung

Aussprache: ruku'
arabisch: ركوع
persisch: ركوع
englisch: bowing

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Die Verneigung oder Verbeugung ist eine Stellung beim Ritualgebet.

Man neigt den Oberkörper nach vorne bis man einen Winkel von ca. 90° eingenommen hat, mit den Händen stützt man sich auf den Knien ab und spricht Lobpreisverlesungen [dhikr] aus. Während der Verneigung im Ritualgebet spricht man verschiedene Lobpreisungen, die sich je nach Rechtsschule voneinander unterscheiden können. Während einige Rechtsschulen exakte Aussagen in einer definierten festgelegten Zahl vorgeben, ist bei anderen eine beliebige (meist ungerade) Zahl von frei wählbaren Lobpreisungen [tasbihat] möglich, wobei ein Mindestmaß angegeben wird, wie z.B. bei den Dschafariten.

Die Bedeutung der Verneigung ist sehr vielfältig. Eine der Bedeutungen ist der Mensch, der sich als freier Mensch in der vorangegangene Stellung, dem Stehen [qiyam] befand, aber eine höhere Stellung, eine höhere Stufe der Verantwortung in der Schöpfung und damit auch höhere Stufe der Liebe anstrebte. Er möchte noch glücklicher werden als er ist. Daher verneigt er sich vor seinen Schöpfer [chaliq], um diese hohe Stufe zu erbitten. Kurz darauf geht er wiederum in die Ausgangsstellung, um die Antwort zu erhalten:

Allah erhört denjenigen, der ihn lobpreist
[sami-allahu-liman-hamida]

Und das Ergebnis dieses Erflehens ist, dass der Mensch auf die Erde geschickt wird. Die darauf folgende erste Niederwerfung [sadschda] symbolisiert das Werden zu Erde. Er erhält das anvertraute Gut und kann es schaffen, dass Allah seinen Thron in seinem Herzen aufbaut, so dass von diesem kleinen Herzen aus das ganze Universum regiert werden kann. Der Prophet Muhammad (s.) ist das vollkommene Ideal dessen, was so ein Mensch erreichen kann: der vollkommene Mensch [al-Insan al-Kamil].

Die Verneigung ist auch ein Symbol der menschlichen Erhabenheit und Freiheit, denn der Muslim verneigt sich vor nichts und niemanden, außer vor seinem Schöpfer.

Ein besonderes Ereignis der Verneigung wird im Heiligen Qur'an in den Versen zur Vormundschaft [ayat-ul-wilaya] beschrieben, die im Zusammenhang mit Imam Ali (a.) stehen.

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