.Bücher
zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Das Buch Vollständiges Buch von der ärztlichen Kunst (Kitab
Kamil as-Sanaat-ut-Tiyb) ist das Hauptwerk von
Ali
ibn al-Abbas al-Madschusi. Er schrieb es im Jahr 980
n.Chr.
Er widmete diese aus 10 theoretischen und 10 praktischen
Abschnitten bestehende Gesamtwerk der Medizin seinem
königlichen Gönner
Adhud al-Daula (949–983), weswegen es auch unter dem
Namen „Das königliche Buch“ (Kitab al-Malaki /
كتاب الملكي) in Europa lateinisch
als "Liber regalis" oder "Dispositio regalis" bekannt wurde.
Im Vorwort gibt
al-Madschusi einen Überblick über die Geschichte der
Medizin und übt Kritik an Hippokrates von Kos und Galen.
Hippokrates bezeichnet er als zu kurz und unklar, Galen
hingegen als zu weitschweifig. Das „Vollständige Buch“ bzw.
„Die vollkommene Heilkunst“ wurde zum Teil als Versuch
geschrieben, das zuvor bestehende Lehrbuch des
Muhammad ibn Zakaria Radhi (Rhazes) zu verbessern. Dabei
erweiterte vor allem die Bereiche Anatomie und Chirurgie. Der
"Liber regalis" ist in 20 Diskurse (maqalahs) unterteilt,
deren erste zehn die Theorie, die weiteren zehn praktische
Themen behandeln. Hierunter befinden sich auch Abhandlungen
zur Diätetik und zur Arzneimittellehre, die als der wichtigste
Beitrag
al-Madschusis zum medizinischen Wissen seiner Zeit
angesehen werden. Ferner finden sich Ansätze zum Verständnis
des Kapillarsystems und eine exaktere Beschreibung des
Geburtsvorgangs.
In Europa wurde das Königliche Buch erstmals um 1087 n.Chr.
als
Liber Pantegni in Teilen ins Lateinische übersetzt. Eine
vollständigere und genauere Übersetzung wurde 1127 n.Chr. von
Stephan von Antiochia angefertigt, die weit verbreitet war und
noch 1492 und 1523 in Venedig gedruckt wurde.
Das Werk legt eine besondere Betonung auf eine gute
Patient-Arzt-Beziehung und betont die Wichtigkeit einer
medizinischen Ethik.
Al-Madschusi führt die Prinzipien der medizinischen
Forschung an, die unserem heutigen Verständnis von
biomedizinischer Forschung nahe kommen. Den jungen Ärzten riet
er ausdrücklich, sich durch die Arbeit in Krankenhäusern
praktisch weiterzubilden.
Auf dem Gebiet der Neurologie und Psychiatrie diskutiert
al-Madschusi die Neuroanatomie, Neurobiologie und
Neurophysiologie des Gehirns sowie verschiedene psychische
Störungen, darunter Unwohlsein und Ermüdung,
Gedächtnisstörungen, Hypochondrie, Koma, verschiedene Formen
der Meningitis, Schwindel, Epilepsie, Liebeskummer und
Hemiplegie. Er betonte besonders die Erhaltung der Gesundheit
durch eine geeignete Diätetik, während er Arzneimittel erst
als Mittel der letzten Wahl ansah.
Al-Madschusi gilt als einer der ersten Forscher, die sich
mit der Psychophysiologie und Psychosomatik auseinandergesetzt
haben. Er beschrieb, wie sich physiologische und
psychologische Aspekte bei einem Patienten gegenseitig
beeinflussen. Er stellte einen Zusammenhang fest zwischen
physischer und geistiger Gesundheit und schloss daraus, dass
„Freude und Zufriedenheit manchen Menschen eine bessere
Lebensqualität vermitteln können, die sonst elend und krank
wären, weil sie sich unnötig Sorgen und Angst machen.“