(Absender:) Union der Gesellschaft "OSE" Für den Schutz und
der Gesundheit der jüdischen BevölkerungenSeine Exzellenz
Der Präsident des Ministerkabinetts
der türkischen Republik
17 September, 1933
Ihre Exzellenz
Als Ehrenpräsident der Weltvereinigung "OSE" wende ich mich
bittend an Ihre Exzellenz, um 40 Professoren und Ärzten aus
Deutschland zu erlauben, ihre wissenschaftlichen und
medizinischen Arbeiten in der Türkei fortsetzen zu können.
Die oben erwähnten Personen können sich nicht weiter in
Deutschland betätigen, da die dort derzeit herrschenden
Gesetze es nicht zulassen. Die Mehrheit dieser Männer besitzen
große Erfahrungen, Kenntnisse sowie wissenschaftliche
Verdienste und könnten, wenn man sie in ein neues Land
umsiedeln würde, sehr nützlich sein.
Aus einer großen Zahl von Bewerbern hat unsere Vereinigung
40 erfahrene Fachmänner und prominente Gelehrte ausgewählt,
und wendet sich hiermit an Ihre Exzellenz, um diesen Männern
zu erlauben, sich in Ihrem Land niederzulassen damit sie Ihre
Arbeit ausüben können.
Diese Wissenschaftler sind bereit, ein Jahr lang ohne jede
Vergütung in einigen Ihrer Einrichtungen gemäß den Anweisungen
Ihrer Regierung zu arbeiten.
Diesen Antrag unterstützend nehme ich mir die Freiheit,
meine Hoffnung auszudrücken, dass bei einer Bewilligung dieser
Bitte Ihrerseits eine Tat der großen Humanität vollzogen wird,
dadurch aber auch einen Vorteil für Ihr eigenes Land mit sich
bringt.
Ich habe die Ehre,
Ihrer Exzellenz zu Diensten zu sein
(Unterzeichnet von Prof. Albert Einstein)
Der Antrag wurde von der
Türkei bewilligt. 1934 begrüßte die
Türkei etwa 130 Jüdische sowie 70 andere verfolgte
Akademiker aus Deutschland und Österreich als Gast im Land.
Während des zweiten Weltkrieges rettete die Türkei tausenden
von Juden das Leben. Viele sind auch danach geblieben und
haben bis zu Ihrem Lebensende in der Türkei gelebt.
Das Original befindet sich im türkischen Staatsarchiv