Abu Huraira

Abu Huraira

Ursache und Wirkung seiner Überlieferungen

Sayyid Abdalhussain Scharaffuddin al-Musawi

Zum Inhaltsverzeichnis

5. Prophet Salomon widerruft die Entscheidung seines Vaters

Buchari in seinem Sahih-Werk, Band 2, Seite 166, Muslim in seinem Sahih-Werk, Band 2, Seite 57, und Imam Ahmad bin Hanbal in seinem Musnad-Werk, Band 2, Seite 312, berichten durch eine Erzählerkette, die bei Abu Huraira endet, der sagte (als angebliches Wort des Propheten):

Es gab zwei Frauen, jede hatte einen Sohn. Ein Wolf kam und fraß den Sohn der einen auf. Ihre Freundin sagte: „Der Wolf hat deinen Sohn weggenommen.“ Die andere sagte: „Der Wolf hat den deinen weggenommen.“ Sie kamen zu (König und Prophet) David, dass dieser entscheide. Er entschied zugunsten der Älteren. Sie gingen zu Salomon und legten ihm den Fall vor. Er ließ sich ein Messer geben, um das Kind auf die beiden Frauen aufzuteilen. Da sagte die Jüngere: „Mache das nicht. Gott möge Gnade mit dir haben. Der Bub ist ihr Sohn.“ Salomon entschied daraufhin zugunsten der Jüngeren.

Abu Huraira fügte hinzu: „Bei Allah, bis zu diesem Tage hatte ich das Wort "Sikin" (Messer) nicht gekannt, denn wir benutzten nur das Wort "Midyah".“

Bemerkungen

Gegen dieses Hadith kann man gleich mehrere Einwände erheben: Erstens, (König) David war ein Prophet und ein Gottesgesandter; er wurde von Gott für das Volk (Israel) bestimmt, mit dem ausdrücklichen Befehl, als Richter für die Israeliten Streitereien zu schlichten. Wie der Heilige Qur´an berichtet, sagte Gott zu (König und Prophet) David (Sure 38, Vers 26) : „Oh David! Wir haben doch zum Statthalter (Kalif) auf Erden eingesetzt; richte daher in Gerechtigkeit zwischen den Menschen und folge nicht deinen Begierden, welche dich von Allahs Weg irreleiten.“

An einer anderen Stelle des Heiligen Qur´an (38:17-30) lobt Allah David mit den Worten: „Höre (O Muhammad) ihre (der Mekkaner) Reden an und erinnere dich unseres Dieners David, welchen Wir mit Kraft begabt hatten und der sich immer Uns zuwandte. Wir hatten die Berge gezwungen, Uns mit ihm des Abends und des Morgens zu preisen, ebenso die Vögel, welche sich bei ihm scharten und ihm dienstbar waren. Sein Reich festigten Wir und gaben ihm Weisheit und die Gewandtheit der Rede. Weißt du die Geschichte jener zwei Streitenden, welche über die Mauer in sein Gemach stiegen?“

Und Allah sagte auch (Sure 38, Vers 40): „So brachten Wir, ihn (Salomon) Uns näher und gaben ihm einen herrlichen Aufenthalt.“

Allah sagt auch an anderer Stelle (Sure 17, Vers 55): „Der Herr kennt jeden, der in den Himmeln und auf Erden lebt, und darum haben Wir einige Propheten vor anderen bevorzugt und haben dem David die Psalmen eingegeben.“

So sehen wir, dass der Prophet David (a.) unter jenen ist, denen von Allah ein hoher Rang gewährt wurde, und er ist frei von Sünde und Fehlern, und so es auch mit der Angelegenheit, Streitereien zu schlichten und Urteile zu fällen, wie Allah klar verkündet (Sure 5, Vers 47): „Wer sein Leben (und seine Urteile) nicht nach der Offenbarung und dem, was Er herabsandte, richtet, der gehört zu den Ungläubigen. “

Nun ist Davids Sohn Salomon der Erbe seines Wissens und seiner Urteilskraft, und auch er ist ein sündenloser Prophet. Wie kann er dann die Entscheidung seines Vaters umkehren? Beide sind wegen ihrer Sündenlosigkeit beim Volke sehr gut bekannt. Solch ein Akt des Widerrufs würde bedeuten, dass Gottes Tat selbst in Frage gestellt wird, da Er Salomon zum Propheten berufen hat, und zugleich hätte Salomon seinem Vater David mangelnden Respekt entgegengebracht.

Zweitens, dieses Hadith zeigt einen Widerspruch, da beide Propheten im gleichen Fall zu gleicher Zeit anders urteilen. Das bedeutet doch, dass einer der beiden sich irren muss. Alle Propheten werden als sündenlos und fehlerlos betrachtet, auch wenn sie Streitereien schlichten.

Drittens, dieses Hadith zeigt, dass David bezüglich des Kindes zugunsten der älteren Frau entschied, ohne dass er Beweise und Belege hatte, außer dass sie die Ältere war. Solch eine Tat kann nur von jemandem begangen werden, der mit den Gesetzen der Religion nicht vertraut ist und von jemandem, der die Prinzipien der Gerechtigkeit nicht kennt. Gewiss, Allah und Seine Propheten sind weit erhaben über solche Beschuldigungen.

Viertens, dieses Hadith zeigt eindeutig, dass Prophet Salomon die Entscheidung zugunsten der jüngeren Frau fällte, weil sie nicht wollte, dass das Kind vom Messer zerschnitten werde. Dies allein kann kein Grund für eine legale Entscheidung sein, nur weil die Jüngere zugunsten der Älteren zustimmte und zumal Davids Urteil ebenfalls in dieser Richtung war. Und solch eine Androhung, ein unschuldiges Baby zu töten, kann nicht von einem Propheten kommen, selbst wenn er die Vollstreckung nie vor hatte.

Fünftens, man kann sich nur wundern über jene, die Abu Huraira für wahrhaft halten, wenn er sagt, er hätte bis zu jenem Tage das Wort „Sikin“ nicht gehört, und dass das von ihnen gebrauchte Wort „Mid­yah“ gewesen sei. Es bedarf keiner Erwähnung, dass in der arabischen Literatur das Wort Sikin mehr gebraucht wird als das Wort Midyah, und es ist nicht vernünftig, jemand könne den Sinn von Sikin und Midyah nicht wissen. Überdies, wie kann man annehmen, dass Abu Huraira den Qur´an-Vers in der Sure Yusuf nicht kannte. Der Qur´an-Vers sagt:

 „Und sie gab jeder der Frauen ein Messer (Sikin).“

Und wir wissen, dass die gesamte Sure Yusuf in Mekka offenbart wurde, außer den ersten vier medinensischen Versen, und dass Abu Huraira den Islam mehr als sieben Jahre nach dieser Offenbarung annahm, und diese Sure wurde im Gedächtnis der Muslime bewahrt, welche die Sure bei Nacht und Tag zu rezitieren pflegten, und Abu Huraira muss gehört haben, wie die Leute die Sure Yusuf in ihren Gebeten, in ihren Freizeitstunden und in vielen anderen Lebensstunden rezitierten.

Es wird noch überraschender, denn es gibt ein anderes Hadith, die von Ahmad bin Hanbal in seinem Musnad-Werk aufgezeichnet ist, in Band 2, Seite 230. Dieses Hadith wird von Muhammad bin Dschafar erzählt, und die Erzählerkette endet bei Abu Huraira, der den Heiligen Propheten Muhammad (s.) sprechen lässt:

„Wenn jemand zum Richter für das Volk gemacht wird, ist das so, als sei er ohne Sikin (Messer) abgeschlachtet worden.“

© seit 2006 - m-haditec GmbH - info@eslam.de