Abu Huraira

Abu Huraira

Ursache und Wirkung seiner Überlieferungen

Sayyid Abdalhussain Scharaffuddin al-Musawi

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35. Eine dritte Erdichtung: Wenn man dankbar für Gunsterweise ist, hat das gute Folgen; und wenn man undankbar ist, hat das negative Folgen

Buchari berichtet in seinem Sahih-Werk, Band 2, Seite 170, dass Abu Huraira den Heiligen Propheten Muhammad (s.) erzählen lässt:

„Es gab drei Männer unter dem Volke Israel, einen Leprakranken, einen Kahlköpfigen und einen Blinden, die Gott prüfen wollte. So schickte Gott einen Engel zu den dreien. Der Engel kam zum Leprakranken und sagte: „Was begehrst du am meisten?“ Der Leprakranke sagte: „Die Leute halten mich für schmutzig; deshalb möchte ich gerne eine hübsche Farbe und eine hübsche Haut haben.“ Der Engel rieb ihn und ging hinweg. Der Mann bekam eine hübsche Farbe und eine hübsche Haut. Dann sagte der Engel: „Welche Besitztümer begehrst du am meisten?“ Der Mann antwortete: „Ein Kamel!“ So gab ihm der Engel ein gefügiges Kamel und sprach: „Gott möge dich durch das Kamel segnen.“

Dann kam der Engel zum Kahlköpfigen und sagte: „Was begehrst du am meisten?“ Der Kahlköpfige sagte: „Schönes Haar, da die Leute mich Kahlköpfigen eklig finden.“ Der Engel rieb ihn und gab ihm schönes Haar. Dann sagte der Engel: „Welche Besitztümer begehrst du am meisten?“ Der Mann antwortete: „Die Kuh!“ So gab ihm der Engel eine trächtige Kuh und sprach: „Allah möge dich durch die Kuh segnen.“

Dann kam der Engel zum Blinden und sagte: „Was begehrst du am meisten?“ Der Blinde sagte: „Möge Gott mein Augenlicht wieder herstellen!“ So rieb der Engel es, und Allah gab ihm wieder das Augenlicht. Dann sagte der Engel: „Welche Besitztümer begehrst du am meisten?“ Der Mann antwortete: „Ziegen!“ So gab ihm der Engel eine trächtige Ziege, die bald werfen würde. Die Ziege warf, ebenso die Kuh, und ebenso die Kamelstute. Der eine Mann bekam eine Herde Kamele, der zweite Mann eine Herde Rindern, und der dritte eine Herde Ziegen.

Dann kam der Engel zum ersten Mann in der Gestalt eines Leprakranken und sagte zu ihm: „Ich bin ein armer Mann. Mein Geld ging bei der Reise drauf, und heute kann ich niemanden um Hilfe bitten außer Allah und dich. Ich bitte dich im Namen Gottes, Der dir diese hübsche Farbe und diese hübsche Haut gegeben hat, so wie die Kamele als deinen Besitzt, mir bei der Reise zu helfen. Der Mann erwiderte: „Es gibt viele Forderungen:“ Dann sagte der Engel: „Ich kenne dich. Warst du nicht ein Aussätziger? Die Leute hielten dich für schmutzig und mieden dich. Dann gab dir Gott all dies.“ Der Mann sagte: „Ich erbte das von meinen Eltern.“ Der Engel (in der Gestalt eines Aussätzigen) sagte: „Wenn du lügst, so mache dich Gott, wie du zuvor warst.“ Dann kam der Engel zum zweiten Mann in der Gestalt eines Kahlköpfigen und sprach zu ihm die Worte wie beim ersten Mann, und der zweite Mann gab die gleichen Antworten, und so bemerkte der Engel (in der Gestalt eines Kahlköpfigen: „Wenn du lügst, so mache dich Gott, wie du zuvor warst.“

Dann kam der Engel zum dritten Mann in der Gestalt eines Blinden und sagte zu ihm:„Ich bin ein armer Mann und ein Wanderer. Mein Geld ging bei der Reise drauf, und heute kann ich niemanden um Hilfe bitten außer Allah und dich . Ich bitte dich im Namen Gottes, Der dir dein Augenlicht wieder herstellte, gib mir eine Ziege, mit der ich meine Reise zu Ende bringe.“ Der dritte Mann sagte: „Ich war blind, aber Gott stellte mein Augenlicht wieder her. Ich war verelendet, Gott machte mich reich. So nimm, was immer du möchtest. Bei Gott, über nichts will ich mit dir streiten, was ich im Namen Gottes empfing.“ Der Engel (in Gestalt eines Blinden) sagte dann: „Behalte, was immer du hast, denn ich habe euch drei einer Prüfung unterzogen. Allah ist mit dir zufrieden, aber mit deinen beiden Freunden ist Er nicht zufrieden.“

Bemerkungen

Offensichtlich ist dies eine erfundene Geschichte, gesponnen von Abu Huraira auf den Linien der Phantasie, und laufend geschrieben und verbreitet in den späteren Tagen; auch diese Geschichte zielt darauf ab, die Folgen von Dankbarkeit für die Gunst Gottes zu beschreiben, und auch die Folgen, wenn sie nicht gewürdigt werden. Tatsächlich ist sie so rührend, dass man sie fast glauben möchte. Wiederum aber wird der Grundsatz der Wunder außer acht gelassen, dass derartige Erscheinungen grundsätzlich nur zur Bestätigung von Auserwählten Gottes dienen und als Beweis für die anderen! Alle diese Faktoren sind in diesen Geschichten nicht gegeben. Vielmehr wird hier durch die Gewöhnlichkeit der Geschichte - die ja scheinbar jedem Unbekannten jederzeit durch jeden unbekannten Engel passieren kann - die Bedeutung einer anderen sehr entscheidenden Geschichte aus der Prophetenzeit heruntergewürdigt. Damals kam der Engel Gabriel in drei aufeinander folgenden Nächten in das Haus Alis und Fatimas (a.) als Bettler gekleidet und erbat das wenige Essen, welches die beiden mit ihren jungen Kindern Hassan und Hussain nach gelobten Fas­tentagen zu sich nehmen wollten. Er erhielt es jeweils, so dass diese heiligen Personen weiter hungerten, bis schließlich der Engel in der dritten Nacht der Familie die besondere Liebe Gottes verkündete. Derartige unbestreitbare und bei allen Muslimen bekannte Tatsachen sollten offensichtlich durch erfundene Geschichten "relativiert" werden, nach dem Motto: Das kann doch jedem passieren!

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