Buchari berichtet in seinem Sahih-Werk,
Band 2, Seite 170, dass Abu Huraira den Heiligen Propheten
Muhammad (s.) erzählen lässt:
„Es gab drei Männer unter dem Volke
Israel, einen Leprakranken, einen Kahlköpfigen und einen
Blinden, die Gott prüfen wollte. So schickte Gott einen Engel
zu den dreien. Der Engel kam zum Leprakranken und sagte: „Was
begehrst du am meisten?“ Der Leprakranke sagte: „Die Leute
halten mich für schmutzig; deshalb möchte ich gerne eine
hübsche Farbe und eine hübsche Haut haben.“ Der Engel rieb ihn
und ging hinweg. Der Mann bekam eine hübsche Farbe und eine
hübsche Haut. Dann sagte der Engel: „Welche Besitztümer
begehrst du am meisten?“ Der Mann antwortete: „Ein Kamel!“ So
gab ihm der Engel ein gefügiges Kamel und sprach: „Gott möge
dich durch das Kamel segnen.“
Dann kam der Engel zum Kahlköpfigen
und sagte: „Was begehrst du am meisten?“ Der Kahlköpfige
sagte: „Schönes Haar, da die Leute mich Kahlköpfigen eklig
finden.“ Der Engel rieb ihn und gab ihm schönes Haar. Dann
sagte der Engel: „Welche Besitztümer begehrst du am meisten?“
Der Mann antwortete: „Die Kuh!“ So gab ihm der Engel eine
trächtige Kuh und sprach: „Allah möge dich durch die Kuh
segnen.“
Dann kam der Engel zum Blinden und
sagte: „Was begehrst du am meisten?“ Der Blinde sagte: „Möge
Gott mein Augenlicht wieder herstellen!“ So rieb der Engel es,
und Allah gab ihm wieder das Augenlicht. Dann sagte der Engel:
„Welche Besitztümer begehrst du am meisten?“ Der Mann
antwortete: „Ziegen!“ So gab ihm der Engel eine trächtige
Ziege, die bald werfen würde. Die Ziege warf, ebenso die Kuh,
und ebenso die Kamelstute. Der eine Mann bekam eine Herde
Kamele, der zweite Mann eine Herde Rindern, und der dritte
eine Herde Ziegen.
Dann kam der Engel zum ersten Mann in
der Gestalt eines Leprakranken und sagte zu ihm: „Ich bin ein
armer Mann. Mein Geld ging bei der Reise drauf, und heute kann
ich niemanden um Hilfe bitten außer Allah und dich. Ich bitte
dich im Namen Gottes, Der dir diese hübsche Farbe und diese
hübsche Haut gegeben hat, so wie die Kamele als deinen
Besitzt, mir bei der Reise zu helfen. Der Mann erwiderte: „Es
gibt viele Forderungen:“ Dann sagte der Engel: „Ich kenne
dich. Warst du nicht ein Aussätziger? Die Leute hielten dich
für schmutzig und mieden dich. Dann gab dir Gott all dies.“
Der Mann sagte: „Ich erbte das von meinen Eltern.“ Der Engel
(in der Gestalt eines Aussätzigen) sagte: „Wenn du lügst, so
mache dich Gott, wie du zuvor warst.“ Dann kam der Engel zum
zweiten Mann in der Gestalt eines Kahlköpfigen und sprach zu
ihm die Worte wie beim ersten Mann, und der zweite Mann gab
die gleichen Antworten, und so bemerkte der Engel (in der
Gestalt eines Kahlköpfigen: „Wenn du lügst, so mache dich
Gott, wie du zuvor warst.“
Dann kam der Engel zum dritten Mann in
der Gestalt eines Blinden und sagte zu ihm:„Ich bin ein armer
Mann und ein Wanderer. Mein Geld ging bei der Reise drauf, und
heute kann ich niemanden um Hilfe bitten außer Allah und dich
. Ich bitte dich im Namen Gottes, Der dir dein Augenlicht
wieder herstellte, gib mir eine Ziege, mit der ich meine Reise
zu Ende bringe.“ Der dritte Mann sagte: „Ich war blind, aber
Gott stellte mein Augenlicht wieder her. Ich war verelendet,
Gott machte mich reich. So nimm, was immer du möchtest. Bei
Gott, über nichts will ich mit dir streiten, was ich im Namen
Gottes empfing.“ Der Engel (in Gestalt eines Blinden) sagte
dann: „Behalte, was immer du hast, denn ich habe euch drei
einer Prüfung unterzogen. Allah ist mit dir zufrieden, aber
mit deinen beiden Freunden ist Er nicht zufrieden.“
Bemerkungen
Offensichtlich ist dies eine erfundene
Geschichte, gesponnen von Abu Huraira auf den Linien der
Phantasie, und laufend geschrieben und verbreitet in den
späteren Tagen; auch diese Geschichte zielt darauf ab, die
Folgen von Dankbarkeit für die Gunst Gottes zu beschreiben,
und auch die Folgen, wenn sie nicht gewürdigt werden.
Tatsächlich ist sie so rührend, dass man sie fast glauben
möchte. Wiederum aber wird der Grundsatz der Wunder außer acht
gelassen, dass derartige Erscheinungen grundsätzlich nur zur
Bestätigung von Auserwählten Gottes dienen und als Beweis für
die anderen! Alle diese Faktoren sind in diesen Geschichten
nicht gegeben. Vielmehr wird hier durch die Gewöhnlichkeit der
Geschichte - die ja scheinbar jedem Unbekannten jederzeit
durch jeden unbekannten Engel passieren kann - die Bedeutung
einer anderen sehr entscheidenden Geschichte aus der
Prophetenzeit heruntergewürdigt. Damals kam der Engel Gabriel
in drei aufeinander folgenden Nächten in das Haus Alis und
Fatimas (a.) als Bettler gekleidet und erbat das wenige Essen,
welches die beiden mit ihren jungen Kindern Hassan und Hussain
nach gelobten Fastentagen zu sich nehmen wollten. Er erhielt
es jeweils, so dass diese heiligen Personen weiter hungerten,
bis schließlich der Engel in der dritten Nacht der Familie die
besondere Liebe Gottes verkündete. Derartige unbestreitbare
und bei allen Muslimen bekannte Tatsachen sollten
offensichtlich durch erfundene Geschichten "relativiert"
werden, nach dem Motto: Das kann doch jedem passieren!