Abu Huraira protestierte immer gegen
jene, die ihn einen Lügner nannten oder Fehler bei ihm fanden.
Er sagte: „Die Leute sagen, dass Abu Huraira zu viele
Hadithe erzählt, aber zu Allah ist die Rückkehr. Die Leute
sagen auch, dass die Muhadschirun (Auswanderer aus Mekka nach
Medina) und die Ansar (die zwei einheimischen Stämme Aus und
Chasradsch in Medina, welche sich dem Propheten angeschlossen
haben) nicht so erzählen, wie er es tut. Gewiss, meine
Genossen unter den Muhadschirun waren immer mit Kaufen und
Verkaufen auf dem Markt beschäftigt, während meine Genossen
unter den Ansar mit ihren Besitztümern zu tun hatten.
Anderseits war ich ein Bettler und blieb dicht am Propheten
Gottes – gerade dass ich meinen Bauch füllen konnte. So war
ich beim Propheten, wenn sie abwesend waren; ich behielt mein
Gedächtnis, während sie vergaßen. Und eines Tages sagte der
Heilige Prophet: „Niemand von euch sollte seinen Mantel
anziehen, bis ich die jetzige Predigt beendet habe; dann
sollte er das Gehörte an seine Brust legen, so dass er nichts
meiner Predigt vergisst.“ So breitete ich meinen Flickenmantel
aus, da ich kein anderes Tuch hatte, und ich blieb sitzen, bis
der Heilige Prophet seine Predigt beendet hatte; und dann
legte ich das Gehörte und den Flickenmantel auf meine Brust.
So, bei Dem (Gott), Der ihn (den Propheten Muhammad) mit der
Wahrheit sandte, ich vergaß gar nichts von jener Rede bis auf
den heutigen Tag. Bei Allah, nur wegen zweier Verse des
Heiligen Qur´an habe ich euch überhaupt etwas erzählt, nämlich
(Sure 2, Vers 159-160): „Diejenigen, welche die deutliche
Lehre verheimlichen, auch die Rechtleitung, welche Wir (Gott)
offenbart und die Menschen deutlich in der Schrift gelehrt
haben..... usw. ...... denn Ich (Gott) bin vergebend und
barmherzig.“
Offensichtlich musste Abu Huraira dieses
Hadith erfinden, um jene zu besänftigen, die ihm bezüglich der
Unmenge wie der Inhalte seiner Hadithe der Lüge beschuldigten.
Aber sicherlich ist dieses Hadith das Schlimmste der
erfundenen Hadithe und am weitesten von der Wahrheit entfernt.
Eigentlich sollte es nicht notwendig sein, darüber überhaupt
nachzusinnen, aber aufgrund der Tatsache, dass die beiden
großen Hadith-Sammler es in die echten Hadithe eingegliedert
haben, ganz offensichtlich im Einklang mit ihren guten
Meinungen über die Prophetengefährten als Ganzes, wiewohl sie
damit gegen die Vernunft wie auch gegen die Wahrhaftigkeit
verstießen, soll diese Überlieferung daher diskutiert werden.
Es gibt mehrere Gründe, dieses Hadith Abu Hurairas für
inkorrekt zu halten.
Erstens, Abu Huraira behauptete, dass
Kaufen und Verkaufen auf dem Markt (in Medina) die
Muhadschirun vom Heiligen Propheten Muhammad (s.) fern
hielten, während die Beschäftigung der Ansar mit ihren
Besitztümern sie gleicherweise fern hielt. Aber welchen Wert
hat diese Aussage angesichts der klaren Aussage des Heiligen
Qur´an: „Es gibt Leute, die weder durch Kauf noch Verkauf
vom Gottesgedenken abgelenkt werden.“? Glaubt Abu Huraira
in einem Anfall von Größenwahn, dass nur er mit diesem Vers
gemeint war?
Welch eine Verdrehung der Tatsachen, dass
Abu Huraira sagt, dass er immer beim Heiligen Propheten (s.)
blieb, während die Oberhäupter alle abwesend waren! Und er
spricht derart ohne die geringsten Gewissensbisse und Skrupel,
denn er spricht derart erst in der Regierungszeit Muawiyas,
als Umar, Uthman, Ali, Talha, Zubair, Salman Farsi, Ammar,
Miqdad, Abu Dhar und ihresgleichen nicht mehr anwesend waren.
Gewiss hat er hier jegliche Grenze von Glaubhaftigkeit
überschritten. Wie weit ist das von der Wirklichkeit
entfernt?! Die Leute kannten sehr gut Alis (a.) Position zum
Heiligen Propheten (s.): Seine nahe doppelte Verwandtschaft,
seinen außerordentlichen Rang, dass er als kleiner Junge in
den Armen des Propheten war, dass er auf dem Bett des
Propheten liegen durfte, so dass beide Körper sich berührten
und Ali (a.) den Geruch des Propheten roch; und der Heilige
Prophet (s.) kaute die Speisen vor und fütterte damit das Baby
Ali (a.). So fand man keine Lüge im Wort und keine Fehler in
Tun Alis (a.). Gott stellte Ali (a.) direkt neben den Heiligen
Propheten Muhammad (s.), der die Verkörperung des hohen
Charakters und des edlen Verhaltens war; und bereits der junge
Ali (a.) folgte immer dem Propheten Gottes Muhammad (s.), wie
ein junges Fohlen in den Fußspuren seiner Mutter läuft. Der
Heilige Prophet Muhammad (s.) führte ihn jeden Tag höher und
höher an Wissen und Verhalten und befahl ihm die Nachfolge
seiner Person. In jenen Tagen waren beim Heiligen Propheten
Muhammad (s.) nur zwei Individuen ständig zugegen, nämlich Ali
und Chadidscha, die Mutter der Gläubigen. So sah Ali (a.) das
Gotteslicht der Offenbarung und roch den Geruch des Propheten.
Zusätzlich zu diesen Auszeichnungen war er auch das Tor zum
Wissen des Heiligen Propheten Muhammad (s.); er war der
intelligenteste der Muslime; er war die Lagerstätte der
Geheimnisse des Heiligen Propheten Muhammad (s.); er war der
Erbe seiner Befehle, der Hüter seiner Sorgen, er besaß
aufmerksame und gelehrige Ohren; Ali (a.) hatte das Wissen
über das Buch. War es für solch eine Persönlichkeit möglich,
irgendetwas von den Taten und Worten des Heiligen Propheten
Muhammad (s.) zu vergessen, was Abu Huraira angeblich im
Gedächtnis bewahrte, oder konnte Ali (a.) irgend etwas der
Taten und Worte des Propheten verbergen, während Abu Huraira
sie angeblich enthüllte? Dies wäre tatsächlich eine große
Anschuldigung. Aber selbst, wenn man das Tor zur Stadt des
Wissens Ali (a.), wie ihn der Prophet nannte, einmal beiseite
lässt, wie viele große und großartige Gefährten hatte der
Prophet, die mitunter die vier- bis fünffache Zeit länger bei
ihm waren und sowohl vom Intellekt als auch von ihrer Stellung
in der Gesellschaft viel besser die Prophetenworte wiedergeben
konnten!
Weiterhin ist folgendes zu beachten:
Unter den Muhadschirun (Zuwanderer nach Medina) gab es sehr
wenige, die sich mit Kauf und Verkauf auf dem Markt
beschäftigten. Es gab beispielsweise Abu Dhar, Miqdad, Ammar
und die siebzig Männer der Suffa (Obdachlose in der Moschee zu
Medina), die alle Zeitgenossen Abu Hurairas waren, und die,
wie von ihm selbst erwähnt, nur Fetzen am Leibe trugen,
während Abu Huraira selber immerhin ein Lendentuch und einen
Mantel hatte. Wie soll man dann glauben, warum diese Männer
nicht Hadithe in der Menge wie Abu Huraira erzählten, obwohl
sie schon viel früher zum Propheten stießen. Und in der Tat,
die Gesamtsumme der Hadithe all dieser Männer zusammen ist
geringer als die speziellen Hadithe Abu Hurairas alleine.
Das gleiche gilt für die Lage der Ansar.
Nicht alle von ihnen waren Männer des Reichtums und des
Besitzes, wie Abu Huraira behauptet. Unter den mittellosen
Ansar waren u.a. Abu Ayyub Ansari, der nichts an irdischen
Gütern außer ein paar Schlappen hatte, was ihm vom Wissen oder
tugendhaften Taten fernhalten konnte. Desgleichen war die Lage
bei Abu Said Chudri, Abu Fasalatul Ansari und anderen
ihresgleichen, die alle zu Gelehrten und Oberhäuptern der
Ansar gerechnet wurden.
Man sollte auch daran denken, dass die
Zeit des Heiligen Propheten (s.) nicht planlos vergeudet
wurde, sondern all seine Stunden bei Tage und bei Nacht waren
für bestimmte Werke ordentlich bemessen. So hatte er für die
Verkündigung des Wissens eine bestimmte Zeit festgesetzt, die
sich weder mit Handelsgeschäften auf dem Markte, noch mit der
Beschäftigung der Vermögensangelegenheiten überlappte.
Dementsprechend verfehlten weder die Muhadschirun noch die
Ansar jemals diese Zeit, da sie viel wissbegieriger waren als
es sich törichte Leute vorstellen können.
Zweitens, wenn das Wort das Heiligen
Propheten (s.): „Wer immer den Mantel (als Sitzdecke)
ausgebreitet hat, bis meine Rede beendet ist.....“ wahr
wäre, wie Abu Huraira behauptet, würden sie alle mit Eifer dem
Propheten zugelaufen sein, denn Lorbeeren können nicht durch
bloßes Reisen erlangt werden, noch kann klares Wissen durch
bloßes Geldausgeben gewonnen werden. Überdies, was sollte sie
denn daran hindern, Wissen zu erwerben? Warum sollten sie den
Mantel zum Weggehen wieder anziehen, wenn sie (die Sahaba)
Wissen erwerben wollten? Warum hätten sie schon während der
Predigt verschwinden sollen, wenn sie doch Wissen suchten und
begierig nach dem waren, wozu der Heilige Prophet (s.) sie
einlud? Es ist undenkbar, dass die Prophetengefährten (Sahaba)
schon während seiner Predigt verschwanden, besonders da sie
alle sehr eifrig waren, den Befehlen des Heiligen Propheten
(s.) zu gehorchen und eilends das zu tun, wozu er sie
aufrief!?
Drittens, wenn Abu Hurairas Hadith wahr
wäre, so hätten die Prophetengefährten tiefste Reue und
tiefste Scham empfunden, weil ihnen eine große Auszeichnung
entgangen wäre und weil sie auf volles Wissen verzichtet
hätten. Sie hätten beständig getrauert, nicht auf ihren
ausgebreiteten Mänteln (als Sitzdecke am Boden) sitzen
geblieben zu sein, um sich die Predigt des Propheten ganz
anzuhören, wiewohl das Sitzen bleiben und Zuhören ja keine
Mühe und Arbeit bedeutete. In der Tat, hätten sie sich
gegenseitig den Fehler vorgeworfen und hätten sich gegenseitig
kritisiert, nicht sitzen geblieben und zugehört zu haben.
Zugleich wären sie neidisch auf Abu Huraira gewesen, der sie
offenbar als einziger übertrumpft hätte, wiewohl er nur einen
einzigen Mantel hatte, während einige zwei oder mehr Roben
hatten.
Viertens, wenn die Tatsache so gewesen
wäre, wie Abu Huraira erzählte, so hätten diese, die der
Heilige Prophet Muhammad ansprach, darüber berichtet, dass
(viele oder alle) Prophetengefährten nicht auf ihren
ausgebreiteten Mänteln (als Sitzdecke am Boden) sitzen blieben
und schon während der Predigt verschwanden. In der Tat, sie
hätten diese Geschichte als eines der Zeichen des
Prophetentums betrachtet, als besonderes Merkmal des Islam und
als Argument zugunsten der Religion. Hadithe über diesen
Vorfall wären vielfältig gewesen, und sie wären offenkundig
geworden wie die Mittagssonne. Da derartige Hadithe über den
angeblichen Vorfall nicht existieren, haben wir es mit einem
Lügenmärchen Abu Hurairas zu tun.
Fünftens, es gibt eine Variante in der
Erzählung dieses Vorfalls durch Abu Huraira selber. Gemäß des
Berichts von A’radsch, der im Sahih-Werke Bucharis, Band 2,
Seite 34, zu finden ist, erzählte Abu Huraira, dass der
Heilige Prophet Muhammad (s.) eines Tages zu seinen Gefährten
sagte:
„Wer auf seinem ausgebreiteten Mantel
(als Sitzdecke am Boden) sitzen bleibt und meine Rede ganz
anhört und dann erst aufsteht und den Mantel anzieht, wird für
immer gar nichts meiner Predigt vergessen.“ So breitete ich
(Abu Huraira) meinen Flickenmantel aus – denn ich hatte kein
anderes Gewand – und ich blieb sitzen und hörte zu, bis der
Heilige Prophet seine Predigt beendet hatte, und erst dann
stand ich auf und zog den Flickenmantel über meinen Leib. Bei
Dem (Gott), Der den Propheten mit der Wahrheit schickte, bis
heute habe ich gar nichts von der Predigt des Propheten
vergessen.
An anderer Stelle, wie von Magbari
berichtet, erzählt Abu Huraira dieses Hadith so: Ich (Abu
Huraira) sagte:
„Oh Prophet Gottes, ich lauschte einer
Rede von dir und vergaß sie.“ Der Prophet sagte: „Breite
deinen Mantel aus!“ Dann bewegte er seine Hand über den ganzen
Mantel, und dann sagte er: „Zieh den Mantel an.“ Ich zog den
Mantel an und danach vergaß ich nichts.
Nun, gemäß der von A’aradsch berichteten
Version war die Sache zwischen dem Heiligen Propheten und
seinen Gefährten so, dass der Heilige Prophet (s.) alle Leute
aufrief, auf ihren ausgebreiteten Mänteln (als Sitzdecke am
Boden) sitzen zu bleiben und zuzuhören, da er ihre
Vergesslichkeit befürchtete; aber in der von Magbari
berichteten Version war die Sache zwischen Abu Huraira als
Einzelnen und dem Heiligen Propheten (s.): Abu Huraira klagte
dem Heiligen Propheten (s.) seine Vergesslichkeit. Weiterhin
deutet die Version durch A’aradsch auf das Nichtvergessen
jener besonderen Predigt des Heiligen Propheten (s.), aber die
durch Magbari berichtete Version deutet auf das
Nichtvorhandensein von Vergesslichkeit allgemein, d.h. für
jede Sache, sei es nun ein Hadith oder etwas anderes.
Es gibt aber noch eine andere Version
dieses Hadith Abu Hurairas. Muslim berichtete in seinem
Sahih-Werk, Band 2, Seite 358, von Ibnul Masayyab, wonach Abu
Huraira gesagt haben soll:
„Nach diesem Tage vergaß ich gar
nichts, was der Heilige Prophet mir erzählte.“
Diese Version spricht über größere
Befreiung von der Vergesslichkeit als die Version durch
A’aradsch, aber weniger als jene durch Magbari.
Dann gibt es die Version durch Ibn Sa´d
in seinem Buche Tabaqat, Band 4, Seite 56, gestützt auf Amr
bin Mardas bin Abdurrahman al-Dschundi, wonach Abu Huraira
gesagt haben soll:
Der Prophet Gottes sagte zu mir:
„Breite deinen Mantel aus!“ So breitete ich meinen Mantel aus.
Dann erzählte mir der Prophet den ganzen Tag. Dann zog ich
meinen Mantel an, und ich vergaß gar nichts von dem, was der
Prophet mir erzählt hatte.
Hier ist bemerkenswert, dass die Worte:
„Dann erzählte mir der Prophet den ganzen Tag“ nur in
dieser Version auftauchen und in keiner anderen.
Das Buch Isabah von Ibn Hadschar enthielt
noch eine andere Version dieses Hadith Abu Hurairas zusammen
mit den anderen, wonach Abu Huraira zum Heiligen Propheten
(s.) gegangen sein soll, um ihn in seiner Krankheit zu sehen.
So grüßte er stehend den Heiligen Propheten (s.), und dieser
lehnte sich gegen die Brust Alis (a.), dessen Hand auf der
Brust des Heiligen Propheten (s.) lag, und er winkte ihn zu
sich. Die Beine des Heiligen Propheten (s.) waren
ausgestreckt. Der Heilige Prophet (s.) sagte:
„Komm noch näher, oh Abu Huraira!“ Und
Abu Huraira trat noch näher heran. Der Prophet sagte wiederum:
„Komm noch näher, oh Abu Huraira!“ Und Abu Huraira trat noch
näher heran. Der Prophet sagte wieder: „Komm noch näher, oh
Abu Huraira!“ Und Abu Huraira trat noch näher heran. Der
Prophet sagte wieder: Dann trat Abu Huraira noch näher heran,
bis seine Finger die Finger des Heiligen Propheten (s.)
berührten. Dann sagte der Prophet zu Abu Huraira: „Setze dich
nieder!“ So setzte sich Abu Huraira nieder. Dann sagte der
Prophet: „Reiche mir deinen Mantel!“ Abu Huraira öffnete den
Mantel, zog ihn aus und breitete ihn neben dem Heiligen
Propheten (s.) aus. Der Heilige Prophet (s.) sagte dann zu Abu
Huraira: „Soll ich dir eine Verhaltensweise erzählen, die du
dein ganzes Leben lang nicht aufgeben solltest?“ Abu Huraira
sagte: „Erzähle mir.“ Dann sagte der Prophet: „Du solltest am
Freitag ein Bad nehmen, und zwar frühmorgens; und du solltest
dich nicht Frivolitäten hingeben. Und ich rate dir, für drei
Tage im Monat zu fasten, was dem Fasten das ganze Jahr lang
gleich kommt. Und ich rate dir, beiden Rakat im Morgengebet zu
machen und sie nie zu verfehlen, selbst wenn du die ganze
Nacht hindurch beten solltest, denn diese zwei Rakat haben
viele hervorragende Merkmale.“ Der Heilige Prophet (s.)
wiederholte das dreimal. Dann sagte er: „Zieh deinen Mantel
wieder an!“ So zog Abu Huraira seinen Mantel wieder an.
Gemäß Abu Hurairas Erzählung durch Ibn
Hadschar im Buche "Isaba" berichtete Abu Yala, gestützt auf
Walid bin Dschami, dass Abu Huraira gesagt haben soll:
Ich beklagte mich beim Propheten
Gottes über mein mangelndes Gedächtnis. Da sagte der Prophet:
„Zieh deinen Mantel wieder an!“ Ich (Abu Huraira) zog den
Mantel wieder an. Danach vergaß ich kein Wort des Propheten.“
Wiederum, gemäß dem Buche "Isaba" von Ibn
Hadschar berichtete Abu Yala, gestützt auf Yunus bin Ubaid,
dieser gestützt auf Hasan Basri, dieser gestützt auf Abu
Huraira, der den Propheten Gottes (s.) sagen lässt:
„Wer nimmt von mir einen Satz oder
zwei Sätze oder drei Sätze meiner Rede, um sie zu binden und
dann (im Volke) zu verbreiten?“ Daraufhin breitete ich meinen
Mantel vor dem Propheten aus, während er sprach. Dann zog ich
den Mantel wieder an. So hoffte ich, gar nichts von dem zu
vergessen, was der Prophet sprach. Imam Ahmad berichtete
ebenfalls diese obige Version des Hadith Abu Hurairas.
Abu Naim berichtete in seinem Buche "Hilyat-ul-Aulia",
Seite 381, gestützt auf Abdullah bin Abi Yahya, dieser
gestützt auf Said bin Abi Hind, dieser gestützt auf Abu
Huraira, der den Heiligen Propheten (s.) sagen lässt:
„Abu Huraira, willst du von mir nicht
die wertvollen Dinge erbitten, die deine Genossen erbitten?“
Ich sagte: „Ich bitte dich: Lehre mich das, was Allah dich
gelehrt hat.“ Dann nahm ich den Flickenmantel von meinem Leibe
und breitete ihn zwischen mir und dem Propheten aus. Es ist,
als könnte ich noch jetzt die Läuse bemerken, die sich auf dem
Mantel bewegten. Dann erzählte mir der Heilige Prophet, und
ich hörte ihm aufmerksam zu. Dann gebot er mir, den Mantel
aufzuheben und ihn wieder anzuziehen. Folglich vergaß ich kein
Wort von dem, was der Prophet mir erzählte.
Nun wer immer diese Hadithe Abu Hurairas
in all ihren Versionen untersucht, wie sie durch die
verschiedenen Erzählerketten weitergereicht werden, wird
finden, dass die Hadith bei jeder Erzählerkette im Wort wie
auch im Sinne differiert, und er wird beobachten, dass weder
Wort noch Sinn zu einem einzigen Ziel führen, noch bewegen
sich Wort und Sinn in eine einzige Richtung, da sich die
Versionen einander widersprechen. Das Hadith Abu Hurairas ist
daher offenkundig nicht korrekt. Ein grundsätzlicher
Unterschied zwischen all den Versionen besteht darin, ob das
Ereignis alleine oder mit mehreren Personen war. Besondere
Auszeichnungen von Gefährten durch den Propheten erfolgten
entweder immer in Anwesenheit von Zeugen, damit diese es
verbreiten konnten, oder der Prophet selbst erzählte es
möglichst vielen, denn sonst hätte die Auszeichnung im
Geheimen wenig Sinn gehabt. Obige Überlieferung hat aber außer
Abu Huraira niemand mitbekommen! Wenn sich hingegen das
Ereignis unter vielen abspielt, dann ist es umso
erstaunlicher, dass niemand davon berichtet!
Sechstens, Abu Huraira sagte: „So breitete ich meinen
Flickenmantel aus, da ich kein anderes Kleid bei mir hatte.“
Dies bedeutet, dass er nackt da saß oder
sich nackt hinstellte. Diese Position ist sicherlich nicht
annehmbar. Um diese Position zu vertuschen, versuchten
Qastalani und Sakaria Ansari in ihren Kommentaren, sie so zu
interpretieren, als habe Abu Huraira nur einen Teil seines
Flickenmantels (gemeint ist wohl ein Umhang) ausgebreitet.
Dies wird jedoch durch Abu Hurairas eigene Worte nicht
gestützt.
Sechstens, in ihrem eigenen Gewebe ähnelt
die in dem betrachteten Hadith Abu Hurairas geschilderte
Geschichte den Fabeln, die von unwissenden Männern allgemein
gesponnen werden, und es zeichnet sich nicht einmal als
Produkt eines bösen Genies aus. In jedem Fall kann dieses
Hadith überhaupt nicht zu den Wundern des Heiligen Propheten
Muhammad (s.) gerechnet werden.
Der Charakter der tatsächlichen Wunder
des Propheten soll im folgenden als Kontrast zu den
Möchtegernwundern aufgezeigt werden, die Abu Huraira miterlebt
haben will. Dabei wird dann auch deutlich, dass es jemand
anderen gab, der kein einziges Prophetenwort jemals vergessen
hat, und dessen Auszeichnung sollte wohl auch mit einem
Märchen Abu Hurairas abgeschwächt werden.