Abu Huraira

Abu Huraira

Ursache und Wirkung seiner Überlieferungen

Sayyid Abdalhussain Scharaffuddin al-Musawi

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Abu Huraira protestiert gegen jene, die seine Aussagen ablehnen

Abu Huraira protestierte immer gegen jene, die ihn einen Lügner nannten oder Fehler bei ihm fanden. Er sagte: „Die Leute sagen, dass Abu Huraira zu viele Hadithe erzählt, aber zu Allah ist die Rückkehr. Die Leute sagen auch, dass die Muhadschirun (Auswanderer aus Mekka nach Medina) und die Ansar (die zwei einheimischen Stämme Aus und Chasradsch in Medina, welche sich dem Propheten angeschlossen haben) nicht so erzählen, wie er es tut. Gewiss, meine Genossen unter den Muhadschirun waren immer mit Kaufen und Verkaufen auf dem Markt beschäftigt, während meine Genossen unter den Ansar mit ihren Besitztümern zu tun hatten. Anderseits war ich ein Bettler und blieb dicht am Propheten Gottes – gerade dass ich meinen Bauch füllen konnte. So war ich beim Propheten, wenn sie abwesend waren; ich behielt mein Gedächtnis, während sie vergaßen. Und eines Tages sagte der Heilige Prophet: „Niemand von euch sollte seinen Mantel anziehen, bis ich die jetzige Predigt beendet habe; dann sollte er das Gehörte an seine Brust legen, so dass er nichts meiner Predigt vergisst.“ So breitete ich meinen Flickenmantel aus, da ich kein anderes Tuch hatte, und ich blieb sitzen, bis der Heilige Prophet seine Predigt beendet hatte; und dann legte ich das Gehörte und den Flickenmantel auf meine Brust. So, bei Dem (Gott), Der ihn (den Propheten Muhammad) mit der Wahrheit sandte, ich vergaß gar nichts von jener Rede bis auf den heutigen Tag. Bei Allah, nur wegen zweier Verse des Heiligen Qur´an habe ich euch überhaupt etwas erzählt, nämlich (Sure 2, Vers 159-160): „Diejenigen, welche die deutliche Lehre verheimlichen, auch die Rechtleitung, welche Wir (Gott) offenbart und die Menschen deutlich in der Schrift gelehrt haben..... usw. ...... denn Ich (Gott) bin vergebend und barmherzig.“

Offensichtlich musste Abu Huraira dieses Hadith erfinden, um jene zu besänftigen, die ihm bezüglich der Unmenge wie der Inhalte seiner Hadithe der Lüge beschuldigten. Aber sicherlich ist dieses Hadith das Schlimmste der erfundenen Hadithe und am weitesten von der Wahrheit entfernt. Eigentlich sollte es nicht notwendig sein, darüber überhaupt nachzusinnen, aber aufgrund der Tatsache, dass die beiden großen Hadith-Sammler es in die echten Hadithe eingegliedert haben, ganz offensichtlich im Einklang mit ihren guten Meinungen über die Prophetengefährten als Ganzes, wiewohl sie damit gegen die Vernunft wie auch gegen die Wahrhaftigkeit verstießen, soll diese Überlieferung daher diskutiert werden. Es gibt mehrere Gründe, dieses Hadith Abu Hurairas für inkorrekt zu halten.

Erstens, Abu Huraira behauptete, dass Kaufen und Verkaufen auf dem Markt (in Medina) die Muhadschirun vom Heiligen Propheten Muhammad (s.) fern hielten, während die Beschäftigung der Ansar mit ihren Besitztümern sie gleicherweise fern hielt. Aber welchen Wert hat diese Aussage angesichts der klaren Aussage des Heiligen Qur´an: „Es gibt Leute, die weder durch Kauf noch Verkauf vom Gottesgedenken abgelenkt werden.“? Glaubt Abu Huraira in einem Anfall von Größenwahn, dass nur er mit diesem Vers gemeint war?

Welch eine Verdrehung der Tatsachen, dass Abu Huraira sagt, dass er immer beim Heiligen Propheten (s.) blieb, während die Oberhäupter alle abwesend waren! Und er spricht derart ohne die geringsten Gewissensbisse und Skrupel, denn er spricht derart erst in der Regierungszeit Muawiyas, als Umar, Uthman, Ali, Talha, Zubair, Salman Farsi, Ammar, Miqdad, Abu Dhar und ihresgleichen nicht mehr anwesend waren. Gewiss hat er hier jegliche Grenze von Glaubhaftigkeit überschritten. Wie weit ist das von der Wirklichkeit entfernt?! Die Leute kannten sehr gut Alis (a.) Position zum Heiligen Propheten (s.): Seine nahe doppelte Verwandtschaft, seinen außerordentlichen Rang, dass er als kleiner Junge in den Armen des Propheten war, dass er auf dem Bett des Propheten liegen durfte, so dass beide Körper sich berührten und Ali (a.) den Geruch des Propheten roch; und der Heilige Prophet (s.) kaute die Speisen vor und fütterte damit das Baby Ali (a.). So fand man keine Lüge im Wort und keine Fehler in Tun Alis (a.). Gott stellte Ali (a.) direkt neben den Heiligen Propheten Muhammad (s.), der die Verkörperung des hohen Charakters und des edlen Verhaltens war; und bereits der junge Ali (a.) folgte immer dem Propheten Gottes Muhammad (s.), wie ein junges Fohlen in den Fußspuren seiner Mutter läuft. Der Heilige Prophet Muhammad (s.) führte ihn jeden Tag höher und höher an Wissen und Verhalten und befahl ihm die Nachfolge seiner Person. In jenen Tagen waren beim Heiligen Propheten Muhammad (s.) nur zwei Individuen ständig zugegen, nämlich Ali und Chadidscha, die Mutter der Gläubigen. So sah Ali (a.) das Gotteslicht der Offenbarung und roch den Geruch des Propheten. Zusätzlich zu diesen Auszeichnungen war er auch das Tor zum Wissen des Heiligen Propheten Muhammad (s.); er war der intelligenteste der Muslime; er war die Lagerstätte der Geheimnisse des Heiligen Propheten Muhammad (s.); er war der Erbe seiner Befehle, der Hüter seiner Sorgen, er besaß aufmerksame und gelehrige Ohren; Ali (a.) hatte das Wissen über das Buch. War es für solch eine Persönlichkeit möglich, irgendetwas von den Taten und Worten des Heiligen Propheten Muhammad (s.) zu vergessen, was Abu Huraira angeblich im Gedächtnis bewahrte, oder konnte Ali (a.) irgend etwas der Taten und Worte des Propheten verbergen, während Abu Huraira sie angeblich enthüllte? Dies wäre tatsächlich eine große Anschuldigung. Aber selbst, wenn man das Tor zur Stadt des Wissens Ali (a.), wie ihn der Prophet nannte, einmal beiseite lässt, wie viele große und großartige Gefährten hatte der Prophet, die mitunter die vier- bis fünffache Zeit länger bei ihm waren und sowohl vom Intellekt als auch von ihrer Stellung in der Gesellschaft viel besser die Prophetenworte wiedergeben konnten!

Weiterhin ist folgendes zu beachten: Unter den Muhadschirun (Zuwanderer nach Medina) gab es sehr wenige, die sich mit Kauf und Verkauf auf dem Markt beschäftigten. Es gab beispielsweise Abu Dhar, Miqdad, Ammar und die siebzig Männer der Suffa (Obdachlose in der Moschee zu Medina), die alle Zeitgenossen Abu Hurairas waren, und die, wie von ihm selbst erwähnt, nur Fetzen am Leibe trugen, während Abu Huraira selber immerhin ein Lendentuch und einen Mantel hatte. Wie soll man dann glauben, warum diese Männer nicht Hadithe in der Menge wie Abu Huraira erzählten, obwohl sie schon viel früher zum Propheten stießen. Und in der Tat, die Gesamtsumme der Hadithe all dieser Männer zusammen ist geringer als die speziellen Hadithe Abu Hurairas alleine.

Das gleiche gilt für die Lage der Ansar. Nicht alle von ihnen waren Männer des Reichtums und des Besitzes, wie Abu Huraira behauptet. Unter den mittellosen Ansar waren u.a. Abu Ayyub Ansari, der nichts an irdischen Gütern außer ein paar Schlappen hatte, was ihm vom Wissen oder tugendhaften Taten fernhalten konnte. Desgleichen war die Lage bei Abu Said Chudri, Abu Fasalatul Ansari und anderen ihresgleichen, die alle zu Gelehrten und Oberhäuptern der Ansar gerechnet wurden.

Man sollte auch daran denken, dass die Zeit des Heiligen Propheten (s.) nicht planlos vergeudet wurde, sondern all seine Stunden bei Tage und bei Nacht waren für bestimmte Werke ordentlich bemessen. So hatte er für die Verkündigung des Wissens eine bestimmte Zeit festgesetzt, die sich weder mit Handelsgeschäften auf dem Markte, noch mit der Beschäftigung der Vermögensangelegenheiten überlappte. Dementsprechend verfehlten weder die Muhadschirun noch die Ansar jemals diese Zeit, da sie viel wissbegieriger waren als es sich törichte Leute vorstellen können.

Zweitens, wenn das Wort das Heiligen Propheten (s.): „Wer immer den Mantel (als Sitzdecke) ausgebreitet hat, bis meine Rede beendet ist.....“ wahr wäre, wie Abu Huraira behauptet, würden sie alle mit Eifer dem Propheten zugelaufen sein, denn Lorbeeren können nicht durch bloßes Reisen erlangt werden, noch kann klares Wissen durch bloßes Geldausgeben gewonnen werden. Überdies, was sollte sie denn daran hindern, Wissen zu erwerben? Warum sollten sie den Mantel zum Weggehen wieder anziehen, wenn sie (die Sahaba) Wissen erwerben wollten? Warum hätten sie schon während der Predigt verschwinden sollen, wenn sie doch Wissen suchten und begierig nach dem waren, wozu der Heilige Prophet (s.) sie einlud? Es ist undenkbar, dass die Prophetengefährten (Sahaba) schon während seiner Predigt verschwanden, besonders da sie alle sehr eifrig waren, den Befehlen des Heiligen Propheten (s.) zu gehorchen und eilends das zu tun, wozu er sie aufrief!?

Drittens, wenn Abu Hurairas Hadith wahr wäre, so hätten die Prophetengefährten tiefste Reue und tiefste Scham empfunden, weil ihnen eine große Auszeichnung entgangen wäre und weil sie auf volles Wissen verzichtet hätten. Sie hätten beständig getrauert, nicht auf ihren ausgebreiteten Mänteln (als Sitzdecke am Boden) sitzen geblieben zu sein, um sich die Predigt des Propheten ganz anzuhören, wiewohl das Sitzen bleiben und Zuhören ja keine Mühe und Arbeit bedeutete. In der Tat, hätten sie sich gegenseitig den Fehler vorgeworfen und hätten sich gegenseitig kritisiert, nicht sitzen geblieben und zugehört zu haben. Zugleich wären sie neidisch auf Abu Huraira gewesen, der sie offenbar als einziger übertrumpft hätte, wiewohl er nur einen einzigen Mantel hatte, während einige zwei oder mehr Roben hatten.

Viertens, wenn die Tatsache so gewesen wäre, wie Abu Huraira erzählte, so hätten diese, die der Heilige Prophet Muhammad ansprach, darüber berichtet, dass (viele oder alle) Prophetengefährten nicht auf ihren ausgebreiteten Mänteln (als Sitzdecke am Boden) sitzen blieben und schon während der Predigt verschwanden. In der Tat, sie hätten diese Geschichte als eines der Zeichen des Prophetentums betrachtet, als besonderes Merkmal des Islam und als Argument zugunsten der Religion. Hadithe über diesen Vorfall wären vielfältig gewesen, und sie wären offenkundig geworden wie die Mittagssonne. Da derartige Hadithe über den angeblichen Vorfall nicht existieren, haben wir es mit einem Lügenmärchen Abu Hurairas zu tun.

Fünftens, es gibt eine Variante in der Erzählung dieses Vorfalls durch Abu Huraira selber. Gemäß des Berichts von A’radsch, der im Sahih-Werke Bucharis, Band 2, Seite 34, zu finden ist, erzählte Abu Huraira, dass der Heilige Prophet Muhammad (s.) eines Tages zu seinen Gefährten sagte:

„Wer auf seinem ausgebreiteten Mantel (als Sitzdecke am Boden) sitzen bleibt und meine Rede ganz anhört und dann erst aufsteht und den Mantel anzieht, wird für immer gar nichts meiner Predigt vergessen.“ So breitete ich (Abu Huraira) meinen Flickenmantel aus – denn ich hatte kein anderes Gewand – und ich blieb sitzen und hörte zu, bis der Heilige Prophet seine Predigt beendet hatte, und erst dann stand ich auf und zog den Flickenmantel über meinen Leib. Bei Dem (Gott), Der den Propheten mit der Wahrheit schickte, bis heute habe ich gar nichts von der Predigt des Propheten vergessen.

An anderer Stelle, wie von Magbari berichtet, erzählt Abu Huraira dieses Hadith so: Ich (Abu Huraira) sagte:

„Oh Prophet Gottes, ich lauschte einer Rede von dir und vergaß sie.“ Der Prophet sagte: „Breite deinen Mantel aus!“ Dann bewegte er seine Hand über den ganzen Mantel, und dann sagte er: „Zieh den Mantel an.“ Ich zog den Mantel an und danach vergaß ich nichts.

Nun, gemäß der von A’aradsch berichteten Version war die Sache zwischen dem Heiligen Propheten und seinen Gefährten so, dass der Heilige Prophet (s.) alle Leute aufrief, auf ihren ausgebreiteten Mänteln (als Sitzdecke am Boden) sitzen zu bleiben und zuzuhören, da er ihre Vergesslichkeit befürchtete; aber in der von Magbari berichteten Version war die Sache zwischen Abu Huraira als Einzelnen und dem Heiligen Propheten (s.): Abu Huraira klagte dem Heiligen Propheten (s.) seine Vergesslichkeit. Weiterhin deutet die Version durch A’aradsch auf das Nichtvergessen jener besonderen Predigt des Heiligen Propheten (s.), aber die durch Magbari berichtete Version deutet auf das Nichtvorhandensein von Vergesslichkeit allgemein, d.h. für jede Sache, sei es nun ein Hadith oder etwas anderes.

Es gibt aber noch eine andere Version dieses Hadith Abu Hurairas. Muslim berichtete in seinem Sahih-Werk, Band 2, Seite 358, von Ibnul Masayyab, wonach Abu Huraira gesagt haben soll:

„Nach diesem Tage vergaß ich gar nichts, was der Heilige Prophet mir erzählte.“

Diese Version spricht über größere Befreiung von der Vergesslichkeit als die Version durch A’aradsch, aber weniger als jene durch Magbari.

Dann gibt es die Version durch Ibn Sa´d in seinem Buche Tabaqat, Band 4, Seite 56, gestützt auf Amr bin Mardas bin Abdurrahman al-Dschundi, wonach Abu Huraira gesagt haben soll:

Der Prophet Gottes sagte zu mir: „Breite deinen Mantel aus!“ So breitete ich meinen Mantel aus. Dann erzählte mir der Prophet den ganzen Tag. Dann zog ich meinen Mantel an, und ich vergaß gar nichts von dem, was der Prophet mir erzählt hatte.

Hier ist bemerkenswert, dass die Worte: „Dann erzählte mir der Prophet den ganzen Tag“ nur in dieser Version auftauchen und in keiner anderen.

Das Buch Isabah von Ibn Hadschar enthielt noch eine andere Version dieses Hadith Abu Hurairas zusammen mit den anderen, wonach Abu Huraira zum Heiligen Propheten (s.) gegangen sein soll, um ihn in seiner Krankheit zu sehen. So grüßte er stehend den Heiligen Propheten (s.), und dieser lehnte sich gegen die Brust Alis (a.), dessen Hand auf der Brust des Heiligen Propheten (s.) lag, und er winkte ihn zu sich. Die Beine des Heiligen Propheten (s.) waren ausgestreckt. Der Heilige Prophet (s.) sagte:

„Komm noch näher, oh Abu Huraira!“ Und Abu Huraira trat noch näher heran. Der Prophet sagte wiederum: „Komm noch näher, oh Abu Huraira!“ Und Abu Huraira trat noch näher heran. Der Prophet sagte wieder: „Komm noch näher, oh Abu Huraira!“ Und Abu Huraira trat noch näher heran. Der Prophet sagte wieder: Dann trat Abu Huraira noch näher heran, bis seine Finger die Finger des Heiligen Propheten (s.) berührten. Dann sagte der Prophet zu Abu Huraira: „Setze dich nieder!“ So setzte sich Abu Huraira nieder. Dann sagte der Prophet: „Reiche mir deinen Mantel!“ Abu Huraira öffnete den Mantel, zog ihn aus und breitete ihn neben dem Heiligen Propheten (s.) aus. Der Heilige Prophet (s.) sagte dann zu Abu Huraira: „Soll ich dir eine Verhaltensweise erzählen, die du dein ganzes Leben lang nicht aufgeben solltest?“ Abu Huraira sagte: „Erzähle mir.“ Dann sagte der Prophet: „Du solltest am Freitag ein Bad nehmen, und zwar frühmorgens; und du solltest dich nicht Frivolitäten hingeben. Und ich rate dir, für drei Tage im Monat zu fasten, was dem Fasten das ganze Jahr lang gleich kommt. Und ich rate dir, beiden Rakat im Morgengebet zu machen und sie nie zu verfehlen, selbst wenn du die ganze Nacht hindurch beten solltest, denn diese zwei Rakat haben viele hervorragende Merkmale.“ Der Heilige Prophet (s.) wiederholte das dreimal. Dann sagte er: „Zieh deinen Mantel wieder an!“ So zog Abu Huraira seinen Mantel wieder an.

Gemäß Abu Hurairas Erzählung durch Ibn Hadschar im Buche "Isaba" berichtete Abu Yala, gestützt auf Walid bin Dschami, dass Abu Huraira gesagt haben soll:

Ich beklagte mich beim Propheten Gottes über mein mangelndes Gedächtnis. Da sagte der Prophet: „Zieh deinen Mantel wieder an!“ Ich (Abu Huraira) zog den Mantel wieder an. Danach vergaß ich kein Wort des Propheten.“

Wiederum, gemäß dem Buche "Isaba" von Ibn Hadschar berichtete Abu Yala, gestützt auf Yunus bin Ubaid, dieser gestützt auf Hasan Basri, dieser gestützt auf Abu Huraira, der den Propheten Gottes (s.) sagen lässt:

„Wer nimmt von mir einen Satz oder zwei Sätze oder drei Sätze meiner Rede, um sie zu binden und dann (im Volke) zu verbreiten?“ Daraufhin breitete ich meinen Mantel vor dem Propheten aus, während er sprach. Dann zog ich den Mantel wieder an. So hoffte ich, gar nichts von dem zu vergessen, was der Prophet sprach. Imam Ahmad berichtete ebenfalls diese obige Version des Hadith Abu Hurairas.

Abu Naim berichtete in seinem Buche "Hilyat-ul-Aulia", Seite 381, gestützt auf Abdullah bin Abi Yahya, dieser gestützt auf Said bin Abi Hind, dieser gestützt auf Abu Huraira, der den Heiligen Propheten (s.) sagen lässt:

„Abu Huraira, willst du von mir nicht die wertvollen Dinge erbitten, die deine Genossen erbitten?“ Ich sagte: „Ich bitte dich: Lehre mich das, was Allah dich gelehrt hat.“ Dann nahm ich den Flickenmantel von meinem Leibe und breitete ihn zwischen mir und dem Propheten aus. Es ist, als könnte ich noch jetzt die Läuse bemerken, die sich auf dem Mantel bewegten. Dann erzählte mir der Heilige Prophet, und ich hörte ihm aufmerksam zu. Dann gebot er mir, den Mantel aufzuheben und ihn wieder anzuziehen. Folglich vergaß ich kein Wort von dem, was der Prophet mir erzählte.

Nun wer immer diese Hadithe Abu Hurairas in all ihren Versionen untersucht, wie sie durch die verschiedenen Erzählerketten weitergereicht werden, wird finden, dass die Hadith bei jeder Erzählerkette im Wort wie auch im Sinne differiert, und er wird beobachten, dass weder Wort noch Sinn zu einem einzigen Ziel führen, noch bewegen sich Wort und Sinn in eine einzige Richtung, da sich die Versionen einander widersprechen. Das Hadith Abu Hurairas ist daher offenkundig nicht korrekt. Ein grundsätzlicher Unterschied zwischen all den Versionen besteht darin, ob das Ereignis alleine oder mit mehreren Personen war. Besondere Auszeichnungen von Gefährten durch den Propheten erfolgten entweder immer in Anwesenheit von Zeugen, damit diese es verbreiten konnten, oder der Prophet selbst erzählte es möglichst vielen, denn sonst hätte die Auszeichnung im Geheimen wenig Sinn gehabt. Obige Überlieferung hat aber außer Abu Huraira niemand mitbekommen! Wenn sich hingegen das Ereignis unter vielen abspielt, dann ist es umso erstaunlicher, dass niemand davon berichtet!

Sechstens, Abu Huraira sagte: „So breitete ich meinen Flickenmantel aus, da ich kein anderes Kleid bei mir hatte.“

Dies bedeutet, dass er nackt da saß oder sich nackt hinstellte. Diese Position ist sicherlich nicht annehmbar. Um diese Position zu vertuschen, versuchten Qastalani und Sakaria Ansari in ihren Kommentaren, sie so zu interpretieren, als habe Abu Huraira nur einen Teil seines Flickenmantels (gemeint ist wohl ein Umhang) ausgebreitet. Dies wird jedoch durch Abu Hurairas eigene Worte nicht gestützt.

Sechstens, in ihrem eigenen Gewebe ähnelt die in dem betrachteten Hadith Abu Hurairas geschilderte Geschichte den Fabeln, die von unwissenden Männern allgemein gesponnen werden, und es zeichnet sich nicht einmal als Produkt eines bösen Genies aus. In jedem Fall kann dieses Hadith überhaupt nicht zu den Wundern des Heiligen Propheten Muhammad (s.) gerechnet werden.

Der Charakter der tatsächlichen Wunder des Propheten soll im folgenden als Kontrast zu den Möchtegernwundern aufgezeigt werden, die Abu Huraira miterlebt haben will. Dabei wird dann auch deutlich, dass es jemand anderen gab, der kein einziges Prophetenwort jemals vergessen hat, und dessen Auszeichnung sollte wohl auch mit einem Märchen Abu Hurairas abgeschwächt werden.

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