Hadith-Experten stimmen darin überein,
dass Abu Huraira die größte Anzahl an angeblichen
Überlieferungen (Hadithen) erzählte. So hat er 5374 Hadithe zu
verbuchen; das Sahih-Werk Bucharis alleine enthält 446 dieser
Hadithe. Wenn wir uns die Hadithe anschauen, die von allen der
ersten vier Kalifen (Abu Bakr, Umar, Uthman, Ali) erzählt
werden, so finden wir, dass sie insgesamt nur 27 Prozent der
von Abu Huraira allein erzählten Hadithe betragen, denn die
von Abu Bakr erzählten Hadithe kommen auf 142, jene von Umar
auf 537, jene von Uthman auf 146 und jene von Imam Ali (a.)
auf 586, was die Gesamtsumme von 1411 ergibt, während von Abu
Huraira alleine 5374 Hadithe erzählt wurden, wie bereits
erwähnt. Selbst ein Mensch schlichten Verständnisses wundert
sich über dieses Ungleichgewicht, da der Stamm beider Eltern
Abu Hurairas so obskur und damit seine Bildung so ungewiss,
und seine Zeit mit dem Propheten so kurz ist, was eigentlich
zu einer kleineren Anzahl an Hadithen führen müsste, während
anderseits die ersten vier Kalifen in einer weit besseren
Position waren, weil sie im Islam höchste Stellung hatten,
weil sie in der engsten Gefolgschaft des Heiligen Propheten
Muhammad (s.) waren, weil sie mit dem Erlass religiöser
Vorschriften vertraut waren, weil ihre günstige Position eine
Zeitspanne von vollen 52 Jahren andauerte, von denen 23 Jahre
mit dem Heiligen Propheten Muhammad (s.) verbracht wurden, und
in den 29 übrigen Jahren nach ihm sie die Angelegenheiten der
islamischen Nation und anderer Völker managten, und während
dieser Zeitspanne sie das Reich des römisch-byzantinischen
Kaisers und Herrschers (zur Hälfte) und das Reich des
persischen Kisra und Großkönigs (zur Gänze) eroberten. Sie
bauten Städte, erschlossen neue Landschaften und Gebiete,
trugen die Botschaft des Islam zu neuen Völkern und neuen
Ländern, propagierten islamische Vorschriften und sandten
Politiker in diese Länder und zu diesen Völkern, und sie
beherrschten ein riesiges Reich. Wie können dann die von Abu
Huraira erzählten Hadithe ein Mehrfaches aller von den ersten
vier Kalifen erzählten Hadithe betragen?
Abu Huraira kann auch nicht wie Aischa
sein, wiewohl auch sie Hadithe überreichlich erzählte, denn
sie war schon zehn Jahre mit dem Heiligen Propheten Muhammad
(s.) verheiratet, als Abu Huraira zum Islam konvertierte. Sie
war daher 14 Jahre lang im Zentrum der Herabsendung der
Offenbarung, des Heiligen Qur´an und im Treffpunkt der Engel
Gabriel und Michael, und sie starb nur kurz vor Abu Huraira.
Die beiden unterscheiden sich in der Sache der Gefährtenschaft
mit dem Heiligen Propheten Muhammad (s.) und auch in der Sache
des individuellen Geistes. Was die Zeitspanne der
Gefährtenschaft anbelangt, ist die Differenz offensichtlich.
Was den Geist anbelangt, wetteiferte ihr Geist mit ihrem
Gehör, während ihr Verstand eifriger als ihr Gehör war. Sie
hatte eine sehr rasche Auffassungsgabe. Im Moment, da sie ein
Ding hörte, verwandelte sie es in Poesie. Uswa berichtet, dass
er kaum eine fand, die gelehrter war als Aischa in Fragen der
religiösen Vorschriften, der Medizin und der Poesie. Masruq
berichtet, dass die Stammesoberhäupter Aischas Urteile unter
den großen Prophetengefährten öfters suchten, insbesondere in
Sachen der religiösen Vorschriften. Darüber hinaus hatte
Aischa ihr gegenüber Wohlwollende und Unterstützer im gesamten
islamische Reich, mit deren Beistand sie eine starke Armee
gegen Basra führen konnte, wobei sie befehlend auf einem
Kamele saß, weswegen die Geschichte von der "Kamelschlacht"
spricht. Trotz all dieser Faktoren ist die Anzahl der von ihr
erzählten Hadithe weitaus geringer, entspricht nur der Hälfte
jener von Abu Huraira erzählten Hadithe.
Selbst wenn die von Aischa erzählten
Hadithe zu denen von Umm Salama - eine weitere Frau des
Propheten - hinzugezählt werden, die bis kurz nach der
Tragödie von Kerbela (680 n.Chr.) lebte, und wenn diese zu den
Hadithen der anderen Frauen des Propheten hinzugefügt werden,
und dazu noch die Hadithe von Hassan (a.), Hussain (a.), und
Fatima (a.), dazu noch die Hadithe der ersten vier Kalifen,
würde die Gesamtsumme all dieser Hadithe immer noch weniger
als die von Abu Huraira erzählten Hadithe betragen. Das ist
sicherlich äußerst verblüffend für Menschen mit Verstand.
Als Spitzenleistung behauptet Abu
Huraira, der Heilige Prophet Muhammad (s.) habe ihm Worte
mitgeteilt, die er nicht jedermann enthüllte, und daher
blieben sie in seinem eigenen Geiste wie ein vergrabener
Schatz eingeschlossen. Deswegen sagte Abu Huraira; "Ich
habe vom Propheten Gottes zwei Behälter für Hadithe empfangen,
und ich habe nur den einen Behälter geleert, aber müsste ich
auch den zweiten Behälter entleeren, würde meine Gurgel
auseinander reißen."
Und er sagte: "Würde ich euch alles
enthüllen, was ich weiß, würden die Leute mich mit Steinen
bewerfen und sagen, Abu Huraira sei verrückt."
Und er sagte: "Würde ich euch alles
sagen, was in mir steckt, würdet ihr mich mit Mist bewerfen."
Und er sagte: "Die Leute sagen: 'O
Abu Huraira, du hast übertrieben!' Beim Gott, Der mein Leben
in Seinen Händen hat, wenn ich euch alles erzähle, was ich vom
Propheten Gottes gehört habe, würdet ihr mich mit Müll
bewerfen, und danach hättet ihr mich nicht mehr gesehen."
Der erste obige Ausspruch Abu Hurairas
ist enthalten im Sahih-Werk Bucharis, Band 1, Seite 14, und
die anderen drei sind bei Ibn Sad in seinem Buche 'Tabaqat',
Teil 4, Kapitel 2, Seite 52, zu finden.
Abu Huraira sagte auch: "Ich
erlangte Worte vom Propheten Gottes, die ich euch nicht
erzählt habe, und wenn ich euch ein einziges Wort davon
erzähle, würdet ihr mich steinigen."
Dieser Ausspruch Abu Hurairas ist
enthalten im Buch "Mustadrak" von Hakim, im Teil 3, Seite 509,
und Hakim hält diesen Ausspruch für korrekt.
Gemäß dem Buch "Hilayatul Aulia" von
Abu Naim, Seite 381, sagte Abu Huraira: "Ich erlangte vom
Propheten Gottes fünf Säcke Worte (Hadithe), von denen ich nur
zwei geleert habe. Wenn ich den dritten Beutel hätte leeren
müssen, hättet ihr mich gesteinigt."
Es wird nicht klar, warum der Heilige
Prophet Muhammad (s.) seine Worte einem Manne anvertraute, der
nicht fähig war, sie den Leuten zu verraten, weil er
befürchtete, gesteinigt oder mit Dung oder anderem Müll
beworfen zu werden. Anderseits, gemäß dem Buche "Tabaqat" von
Ibn Sad, Teil 2, Kapitel 2, Seite 119, sagte Abu Huraira oft:
"Abu Huraira verbirgt nichts, noch verdreht er
irgendetwas." Wie kann sich diese Behauptung mit allen
obigen prahlerischen Sprüchen decken?
Weiterhin, wenn Abu Huraira eine große
Anzahl von Worten des Heiligen Propheten Muhammad (s.) nicht
enthüllte, weil er befürchtete, gesteinigt oder mit Dung und
Müll beworfen zu werden, ist es nicht möglich, diese Haltung
mit vielen der von ihm erzählten Hadithe in Einklang zu
bringen?
Abu Huraira behauptete auch, dass der
Heilige Prophet Muhammad (s.) vergesslich wurde und einmal nur
zwei statt vier Gebetsabschnitte (Rakat) betete, und als Abu
Huraira gefragt wurde, ob der Prophet (s.) es absichtlich
vergaß oder absichtlich verkürzte, sagte er, er wisse das
nicht!
Abu Huraira erzählte, der Heilige Prophet
(s.) habe öfters im Zorn einige geschlagen, geschmäht,
verflucht und gepeitscht, die das gar nicht verdienten!
Abu Huraira erzählte, dass der Heilige
Prophet (s.) gesagt habe: "Wir (der Prophet selbst) sind
dem Zweifel mehr unterworfen als Abraham!"
Abu Huraira dichtete doch dem Propheten
Lot (a.)Mangel an Gottvertrauen an! Abu Huraira gab den
Propheten Adam, Noah, Abraham, Moses und Jesus (der Friede sei
mit ihnen allen) Eigenschaften, die gar nicht zu ihnen passen!
Abu Huraira beschuldigte den Propheten Moses (a.), er habe dem
Todesengel ein Auge ausgeschlagen; und einmal sei Moses nackt
herumgerannt, mitten unter den Israeliten, so dass man seine
Geschlechtsteile sehen konnte!
Abu Huraira erzählte, der Prophet Salomon
(a.) habe die Urteile seines Vaters David (a.) aufgehoben, und
Salomon (a.) habe nicht gemäß des Willens Gottes regieren
wollen, und daher blieb er erfolglos in seiner Herrschaft!
Abu Huraira erdichtet über Allah, was
nicht zu Gott passt, weder gemäß der Vernunft noch gemäß
Glaubensdoktrin! So würde beispielsweise die Hölle erst dann
total gefüllt werden, wenn Allah Seinen Fuß hineinstelle! Oder
Allah erscheine den Leuten am Tage des Gerichts in einer
Gestalt, die ihnen unbekannt sei! Sie würden dann zu Gott
sagen: "Wir suchen bei Allah Zuflucht vor dir." Dann
würde Allah in einer Gestalt zu ihnen kommen, die ihnen
bekannt wäre! Und dann würden alle sagen: "Du bist unser
Herr!"
Abu Huraira erzählte, der Prophet Adam
(a.) sei nach dem Ebenbild Allahs geschaffen; und Allah schuf
Adam nach Ihm selbst! Die Gestalt Gottes sei sechzig
Längenmaße breit!
Abu Huraira erzählte all solche
lächerlichen Hadithe, aber er wurde weder gesteinigt, noch mit
Dung oder Müll beworfen.
Gemäß dem Sahih-Werke Bucharis, Band 1,
Seite 22, behauptete Abu Huraira: "Unter den Gefährten (Sahaba)
des Propheten Gottes erzählte keiner seine Worte und Taten
mehr als ich, ausgenommen Abdullah bin Amr (bin Aas), denn er
pflegte niederzuschreiben, während ich nicht schrieb."
Hier sagt Abu Huraira, dass Abdullah bin
Amr mehr Worte und Taten des Heiligen Propheten Muhammad (s.)
berichtet habe als er selber, aber wenn wir nachforschen,
finden wir, dass Abdullah bin Amr exakt 700 Hadithe erzählte,
was nur ein Achtel der Hadithe Abu Hurairas ausmacht.
Die Sachlage scheint so zu sein, dass Abu
Huraira anerkennen musste, Abdullah bin Amr bin Aas habe ihn
im Erzählen von Hadithen in der ersten Zeitspanne nach dem
Tode des Heiligen Propheten Muhammad (s.) übertroffen, während
die meisten seiner lächerlichen Hadithe während der Herrschaft
Muawiyas entstanden und nicht in den Regierungstagen Abu Bakrs,
Umars oder Alis (a.), vor all denen Abu Huraira sehr viel
Angst hatte.