An Bord des »Petrel«.
Dakar, Dezember 1873.
In diesem Moment entdecke ich, daß wir mitten in der
Weihnachtsnacht sind. Bei unserem Seemannshandwerk ist es
nicht ganz leicht, Monate und Tage auseinanderzuhalten.
Aber diese Weihnacht kann mich nicht tiefer ergreifen. Kein
Vergleich zwischen ihr und den schönen frostig-klaren heiligen
Nächten der Heimat. Die Luft ist lau, der Himmel bewölkt, aber
ein wenig Mondsichel ist trotzdem zu sehen. Der »Petrel«
nähert sich mit vollen Segeln dem Kap Verd, und die reisenden
Negerinnen auf Deck sind jede mit ihrem Schurz bekleidet.
Durchsichtige Finsternis lagert über dem stillen Meer,
heiße Feuchtigkeit dringt in die Lungen, gemischt mit dem
exotischen Duft, der den Negerinnen eigen ist ...
... Ich erinnere mich, daß ich vor einem Jahr zur gleichen
Stunde Mutter und Tante Claire zur Kirche von Rochefort
begleitete. Wir wollten dort den Weihnachtsbaum betrachten in
Erinnerung an meine Kinderzeit. Und plötzlich hörte ich die
stillen Straßen entlang ein singendes Rufen wie in alter Zeit:
»Frische Kuchen, noch ganz warm!« So lebte sie also noch, die
Kuchenfrau, die mir schon uralt erschienen war zur Zeit
frühester Jugendtage. O wie trug da dies unveränderte Lied all
mein Denken weit, weit zurück! Es schien, als erwachten mit
ihm alle Winterabende im Kinderland, im warmen Zimmer rund um
den Kamin ...
Morgen werden wir zu Dakar erwachen. Dort harren unser
unsere Hütten, breite Landflächen und blattlose Riesenbäume,
auf denen Geier nisten ...