Auf fernen Meeren

Auf fernen Meeren

Tagebuchfragmente und Briefe

1924 n.Chr.

Pierre Loti

Inhaltsverzeichnis

Joinville, 10. April 1875.

Wieder haben wir April, und der Frühling ist da. Das Wetter ist mild, die Wiesen stehen in voller Blütenpracht, und die »Golos« führen ein fröhliches Leben. Da gibt es kein ländliches Fest, an dem wir nicht teilnehmen, bei dem unsere kaltblütige Unverschämtheit nicht irgendwie in Aktion tritt.

Die Gegend hier, im Stil der Umgebung von Paris nahe verwandt, wird mir langsam unerträglich dank ihrer Heiterkeit und ihrem Blumenflor. An schönen Tagen kommen ganze Wirbelwinde Pariser Leutchen zu Landpartien hergeweht. Schiffer, Schiffermädchen, Grisetten, Ladenjünglinge, – all das hüpft und springt und singt und pflückt Blumen.

Zweimal in jeder Stunde speit der Eisenbahnzug aus Vincennes einen solchen Strom vor meinem Fenster aus.

In solchen schönen Frühlingsnächten bleiben wir lange auf dem Balkon; Delguet, seine Freundin und ich sind immer die letzten. Dann überschüttet die Fratine in ihrer Art, die schelmisch ist und tief zugleich, mich mit einem Schwall von Fragen: Über den Himmel, über die Welten, über fremde Länder. Sie ist lernbegierig und erfaßt alles mit verblüffender Leichtigkeit.

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