Joinville, 20. März 1875.
Heute morgens erreichte mich die Kunde, daß mein Freund
Brémont, Unteroffizier bei den Spahis, eben in Saint-Louis im
Senegal den Verletzungen erlegen ist, die er in der Expedition
gegen den König Lal-Dior davongetragen hat. Und diese
Nachricht war für mich ein schwerer Schlag.
Den ganzen Tag hindurch irrte ich allein ohne Ziel durch
die Wälder, und achtete nicht des furchtbaren eisigen Windes.
Als ich zurückgekommen war, bin ich dann tief erschöpft in
meinem Lehnstuhl eingeschlafen.
Viel später erst erwachte ich, beim Anbruch einer
gespensterhaften Märznacht, trotz meines Mantels vor Kälte
starr, die Füße vor dem erloschenen Feuer.
Mein erster Gedanke beim Erwachen: Brémont ist tot. Und
wieder einmal ging all mein Denken fort von Joinvilles
glanzlosem Himmel in jenes Sonnenland, das erfüllt war von
Leben für mich, inmitten der Freunde, die ich dort besessen.
Brémont ist tot, er ruht nun auch im Gottesacker von Sorr,
er, den ich immer voll von Leben kannte, der so
bewunderungswürdig schön gewesen, und der eines Abends beim
Liebesmahl fröhlich sein Glas erhob: »Auf jene, die gefallen
sind in Bobdiarah und in Mekka!«
Und nun ist auch er so gestorben; er war einer jener
Ausnahmemenschen, denen in ihrer seltsamen Existenz der
Senegal zur Heimat ward, die Sandwüste zum Vaterland.
Mein Freund Brémont hinterließ Schulden in Saint-Louis, und
darum mußte seine Habe – seine Waffen, sein Affe und sein Hund
– an Mulattinnen verkauft werden. Das ist das Ende der Spahis.