Buch der Rechtleitung
Buch der Rechtleitung [kitab-ul-irschad]

Aussprache: kitaab-ul-irschaad
arabisch:
كتاب الارشاد
persisch:
كتاب الارشاد
englisch: Book of Guidance [kitab al irshad]

Hintergrundinformationen zum Buch siehe: Buch der Rechtleitung [kitab-ul-irschad]

Leben des Fürsten der Gläubigen ‘Ali ibn Abi Talib

Berichte über ihn über das Ereignis (seines Ablebens) und seine Kenntnis darüber, bevor es eintrat

Es wurde durch ‘Ali ibn al-Mundhir al-Tariqi berichtet, über Ibn al-Fudhail al-Abdi[1], von Fitr, von Abu Tufail ‘Amir ibn Wathila (r.), welcher berichtete:

Der Fürst der Gläubigen (a.) versammelte die Leute um Treueid (bai´a), und ‘Abd-al-Rahman ibn Muldscham al-Muradi (l.) kam (zu ihm), und er (Imam ‘Ali, a.) weigerte sich zwei- oder dreimal, (seinen Treueid anzunehmen). Dann ließ er ihn den Treueid leisten und sagte währenddessen zu ihm (Ibn Muldscham, l.): „Was hindert die verdorbenste Person (der Ummah, ihre böse Tat jetzt auszuführen)? Denn bei Dem, in dessen Hand mein Leben ist, du wirst dieses (mit Blut) von diesem färben“, und er legte seine Hand auf seinen Bart und seinen Kopf. Als Ibn Muldscham (l.) sich von ihm abwandte und ihn verließ, rezitierte er (Imam ‘Ali, a.) folgendes:

„Stärke deine Brust für den Tod, denn er wird dir begegnen,

Zeige keine Besorgnis vor dem Tod, wenn er in dein Tal tritt.

So wie das Leben dich lachen ließ, so wird es dich zum Weinen bringen.“[2]

Es wurde von al-Hassan ibn Mahbub überliefert, von Abu Hamza al-Thumali, von Abu Ishaq al-Sabi´i, von al-Asbagh ibn Nubata, welcher berichtete:

Ibn Muldscham kam zu dem Fürsten der Gläubigen (a.) und leistete ihm den Treueid mit denjenigen, die ihm die Treue schworen. Dann wandte er sich von ihm ab, und der Fürst der Gläubigen (a.) rief ihn und ermahnte ihn, vertrauens­würdig zu sein und sicher zu sein, nicht verräterisch zu handeln und nicht seinen Eid zu brechen. Er tat dies (d.h. er versprach, sein Wort zu halten), dann wandte er sich ab. Der Fürst der Gläubigen rief ihn ein weiteres Mal und warnte ihn, vertrauenswürdig zu sein und sich zu versichern, nicht verräterisch zu handeln und nicht seinen Eid zu brechen, und er tat (d.h. versprach) es, dann wandte er sich von ihm ab, und der Fürst der Gläubigen (a.) rief ihn ein drittes Mal und ermahnte ihn, vertrauenswürdig zu sein und sich zu versichern, nicht verräterisch zu handeln und nicht seinen Eid zu brechen, da sagte Ibn Muldscham (l.): „Bei Allah, oh Fürst der Gläubigen, ich habe nicht gesehen, dass du so etwas bei einem anderen außer mir gemacht hast“, und da sagte der Fürst der Gläubigen (a.): „Ich will sein Leben, und er will meine Ermordung. Derjenige, der bei euch Entschuldigungen vorbringt, ist einer deiner Freunde der (vom Stamme) Murad. Geh, Ibn Muldscham, und bei Allah, ich sehe nicht, dass du das, was du gesagt hast, halten wirst.“

Es wurde von Dscha´far ibn Sulaiman al-Dhab´i überliefert, von al-Mu´alla ibn Ziyad, welcher berichtete: ‘Abd-al-Rahman ibn Muldscham (l.) kam zum Fürsten der Gläubigen (a.) und bat ihn, ihm ein Pferd zu geben. Er sagte: „O Fürst der Gläubigen, gib mir ein Pferd“, und der Fürst der Gläubigen (a.) sah ihn an und sagte: „Bist du ‘Abd-al-Rahman ibn Muldscham al-Muradi?“ „Ja“, antwortete er, und (Imam ‘Ali, a.) sagte: „Ghazwan, gib ihm den Fuchs[3],“ und er kam mit einem Fuchs. Ibn Muldscham (l.) stieg auf und nahm die Zügel auf. Als er sich entfernt hatte, sagte der Fürst der Gläubigen: „Ich will sein Leben, und er will meinen Tod. Derjenige, der bei euch Entschuldigungen vorbringt, ist einer deiner Freude (vom Stamme) der Banu Murad.“

Und als er (Ibn Muldscham, l.) das, was er vorhatte, ausgeführt und den Fürsten der Gläubigen (a.) (mit dem Schwert) getroffen hatte, wurde er ergriffen, als er die Moschee verließ und wurde zu dem Fürsten der Gläubigen (a.) gebracht. Da sagte der Fürst der Gläubigen (a.) zu ihm: „Bei Allah, ich habe dich so behandelt, wie ich es getan hatte. Obwohl ich wusste, dass du mein Mörder sein wirst, habe ich das getan, um Allah um Unterstützung gegen dich zu bitten.“

Es gibt andere Berichte, in denen er (Imam ‘Ali, a.) seinen eigenen Tod seiner Familie und seinen Gefährten vor seiner Ermordung ankündigte: Abu al-Ahwal überlieferte von al-Adschlah, von den Scheichs von Kinda, dass er sie mehr als zwanzig Mal sagen hörte: „Wir hörten ’Ali auf der Kanzel (minbar) sagen: ‘Was hindert den Niedrigsten von ihr (d.h. der Ummah) daran, dieses mit dem Blut von dem Darüberliegenden rot zu färben?’, und er legte seine Hand an seinen Bart.

‘Ali ibn al-Hazawwar berichtete von al-Asbagh ibn Nubata: Der Fürst der Gläubigen (a.) predigte in dem Monat, in dem er ermordet wurde und sagte: „Der Monat Ramadan ist zu euch gekommen, und der ist der Herr der Monate und der Vorderste im Jahr. In ihm (d.h. im Monat Ramadan) dreht sich die Mühle der Macht von neuem. Fürwahr, ihr werdet die Pilgerfahrt im (nächsten) Jahr in einer Reihe antreten (d.h. ohne einen Imam, der euch anführt). Das Zeichen dafür wird sein, dass ich nicht mehr unter euch sein werde.“ So kündigte er seinen Tod an, aber wir haben es nicht verstanden.

Al-Fadhl ibn Dukain überlieferte von Hayyan ibn al-Abbas, von ‘Uthman ibn al-Mughira: Als der Monat Ramadan begonnen hatte, nahm der Fürst der Gläubigen (a.) sein Abendessen einen Abend mit al-Hassan (a.) ein, einen Abend bei al-Hussain (a.) und einen Abend bei ‘Abdullah ibn al-Abbas. Er begnügte sich mit drei Bissen (Essen). Als er eines Abends danach gefragt wurde, sagte er: „Ich möchte, dass die Bestimmung Allahs zu mir kommt, während ich hungrig bin“. Es war nur eine oder zwei Nächte später, als er gegen Ende der Nacht (vom Schwert) getroffen wurde.

Isma´il ibn Ziyad berichtete von Umm Musa, einer Dienerin Imam ‘Alis (a.) und Amme seiner Tochter Fatima. Sie sagte: Ich hörte ‘Ali (a.) zu seiner Tochter Umm Kulthum sagen: „Oh mein Töchterchen, ich sehe, dass mir nur noch wenig Zeit mit euch bleibt.“ „Wie das, mein Vater“, fragte sie. „Ich sah den Gesandten Allahs (s.) in meinem Traum, wie er den Staub von meinem Gesicht wischte und sagte: ‘’Ali, sorge dich nicht, du hast deine Aufgabe vollbracht.’“ Nur drei Tage später wurde er mit jenem (Schwert-)Streich niedergestreckt. Umm Kulthum schrie auf (vor Kummer), und er (Imam ‘Ali, a.) sagte: „Mein Töchterchen, mach das nicht, denn ich sehe den Gesandten Allahs (s.) mit der Hand auf mich zeigen und sagen: ‘Ali, komm zu uns, denn was bei uns ist, ist besser für dich.’“

‘Ammar al-Duhni überlieferte von Abu Salih al-Hanafi, welcher berichtete: Ich hörte ‘Ali (a s.) sagen: „Ich sah den Propheten (s.) im Traum, und ich klagte bei ihm weinend über die Belastungen und Zwistigkeiten, die ich von seiner Ummah erfuhr. Er sagte: ‘Weine nicht, ‘Ali, schaue hinter dich’, und ich schaute mich um und sah zwei gefesselte Männer, und ihre Köpfe wurden von Felsbrocken zerschmettert.“ (Abu Salih fügte hinzu:) Ich ging am nächsten Morgen zu ihm, wie ich es jeden Morgen zu tun pflegte. Als ich zu dem Platz der Metzger kam, traf ich die Leute, und sie sagten mir, dass der Fürst der Gläubigen (a.) ermordet worden war.

‘Abdullah bin Musa überlieferte von al-Hassan ibn Dinar, von al-Hassan al-Basri, der erzählte: Der Fürst der Gläubigen (a.) durchwachte die Nacht, an deren folgendem Morgen er ermordet wurde, und ging nicht in die Moschee, um das Nacht-Gebet[4] zu verrichten, wie es (sonst) seine Gewohnheit war. Seine Tochter Umm Kulthum (r.) fragte ihn, was es denn sei, das ihn wach halte. Er antwortete: „Wenn es Morgen wird, werde ich getötet werden.“ Da kam Ibn al-Nabbah zu ihm und rief ihn zum Gebet. Er (Imam ‘Ali, a.) ging nicht weit, dann kehrte er zurück. „Sage Dscha´da, dass er mit den Leuten beten soll“, sagte Umm Kulthum. „Ja“, sagte er, „sage Dscha´da, dass er mit den Leuten das Gebet verrichten soll.“ Doch dann sagte er: „Es gibt kein Entkommen von der (mir) bestimmten Zeit“, und er ging zur Moschee. Da war plötzlich ein Mann, der die ganze Nacht wach geblieben war, um ihm aufzulauern. Als es vor der Morgendämmerung kühl geworden war, war er eingeschlafen. Da berührte ihn der Fürst der Gläubigen (a.) mit dem Fuß und sagte: „Das Gebet“, da stand er auf und schlug ihn (mit dem Schwert) nieder.

In einem anderen Hadith hieß es: Der Fürst der Gläubigen (a.) war jene Nacht aufgeblieben und oft hinausgegangen, um zum Himmel zu schauen und zu sagen: „Bei Allah, ich habe nie gelogen, noch bin ich (jemals von Allah) belogen worden. Dies ist die Nacht, die mir verheißen wurde.“ Dann ging er zurück auf sein Nachtlager, und als die Dämmerung heraufzog, zog er sein Taillengewand (izar) an, ging hinaus und sagte: „Stärke deine Brust für den Tod, denn der Tod wird dir begegnen. Zeige dem Tod gegenüber keine Besorgnis, wenn er dein Tal betritt.“ Als er auf den Hof seines Hauses trat, kamen ihm die Gänse entgegen und schnatterten ihm ins Gesicht. (Die Leute) versuchten, sie zu vertreiben, doch er (Imam ‘Ali a.) sagte: „Lasst sie, sie trauern“, dann ging er hinaus und wurde niedergeschlagen.

[1] Möglicherweise handelt es sich um al-‘Abdi Taschif al-Dhab’i, Muhammad ibn al-Fudhail ibn Ghazwan al-Dhab’i, ihr Gefolgsmann war ‘Abdurrahman, und Scheich Tusi (q.s. = „quddisallahu sirrahu - möge Allah sein Geheimnis heiligen) zählte ihn unter die Anhänger von Imam Sadiq (a.) und vertraute ihm („Ridschal al-Scheich“: 297), und ‘Ali ibn al-Mundhir al-Tariqi überlieferte von ihm, siehe: „al-Tabaqat al-kubra“: 6: 389, und „Ansab al-Ma’ani“: 8: 145, und „Mizan al-I’tidal“: 3: 157, und „Tahdhib al-Tahdhib“ 7: 386, und 9: 405.

[2] „Al-Tabaqat al-Kubra“: 3: 33, „Ansab al-Aschraf“: 2: 500, „Maqatil al-Talibiyyin“: 31, „Chara´idsch wa al-Dschara’ich“: 1: 182 bis zum Ende des Hadith 14, und Allamah al-Madschlisi überlieferte es in „al-Bihar al-Anwar“: 42: 192 / 6.

[3] Eine Pferdefarbe, Anm. d. Übers.

[4] Gemeint ist das freiwillige (nafilah) Gebet zwischen Mitternacht und Morgendämmerung (salat al-lail), nicht zu verwechseln mit dem Pflichtgebet nach dem Abend-Gebet (salat al-‘ischa’).

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