Buch der Rechtleitung
Buch der Rechtleitung [kitab-ul-irschad]

Aussprache: kitaab-ul-irschaad
arabisch:
كتاب الارشاد
persisch:
كتاب الارشاد
englisch: Book of Guidance [kitab al irshad]

Hintergrundinformationen zum Buch siehe: Buch der Rechtleitung [kitab-ul-irschad]

Leben des Fürsten der Gläubigen ‘Ali ibn Abi Talib

Einige seiner Worte, als Talha und al-Zubair von ihrem Treueid ihm gegenüber abfielen und sich nach Mekka aufmachten, um mit Aischa zusammenzutreffen, um (Leute) gegen ihn zusammenzurotten und gegen ihn eine Allianz zu bilden

Die religiösen Gelehrten haben von ihm (a.) bewahrt, dass er sagte, nachdem er Allah gelobt und gepriesen hatte: „Allah hat Muhammad (s.) zu allen Menschen gesandt und hat ihn zu einer Barmherzigkeit für die Welten gemacht, und er führte aus, was Er ihm befohlen hatte. Er verbreitete die Botschaften seines Herrn. Durch ihn fügte er den Riss zusammen, und das Zerspaltete vereinigte er durch ihn. Er machte die Wege durch ihn sicher, und das Blut (vergießen) hielt er durch ihn zurück. Er brachte durch ihn Versöhnung zwischen denen, die verwurzelte Feindschaften und Animositäten in ihren Herzen gegeneinander hegten, sowie mit Groll, der in ihren Herzen fest verwurzelt waren. Dann nahm Allah ihn zu sich als ein Preiswürdiger, der sein Ziel nicht verfehlt hatte, für das er seine Mission durchgeführt hatte. Nichts von dem, was er erreichte, verfehlte sein Ziel. Nach ihm entstand ein Streit über die Führerschaft, und Abu Bakr übernahm die Macht, dann nach ihm ´Umar, dann ´Uthman. Als das passierte hinsichtlich seines Falles, was ihr bereits wisst. Ihr kamt zu mir und sagtet: `Wir haben dir den Treueid geleistet´, und ich sagte: ´Ich werde es nicht machen (das Imamat übernehmen)´. ´Doch´, habt ihr gesagt, und ich sagte: ´Nein´, und ihr habt meine Hand ergriffen und ihr strecktet (eure) aus. Ich versuchte, sie euch zu entziehen, aber ihr zogt sie (meine Hand) an euch, doch ihr habt euch an mich gepresst wie durstige Kamele an ihren Wasserstellen am Tage ihrer Ankunft, so dass ich dachte, dass ihr mich töten oder euch gegenseitig töten würdet, so streckte ich meine Hand aus, und ihr leistetet mir den Treueid, indem ihr mich gewählt habt. Die ersten unter euch, die mir den Treueid leisteten, waren Talha und al-Zubair, freiwillig und ohne Zwang. Dann dauerte es nicht lange, bis sie von mir die Erlaubnis erbaten, zur ´Umra (kleine Wallfahrt) zu gehen, und Allah weiß, dass sie (bereits da) Verrat begehen wollten. Ich ließ sie ihre Verpflichtung zum Gehorsam (mir gegenüber) erneuern, dass sie (durch ihre Taten) kein Unheil über die Ummah bringen würden, und sie verpflichteten sich mir gegenüber dazu. Aber sie handelten mir gegenüber untreu, brachen ihren Treueid gegen mich und lösten ihr Versprechen nicht ein. Wie seltsam ist ihre Nachgiebigkeit gegenüber Abu Bakr und ´Umar und ihre Gegnerschaft mir gegenüber. Doch ich bin nicht weniger wert als einer der beiden Männer! Wenn ich gewollt hätte, dann hätte ich gesagt: ´Oh Allah, richte sie für das, was sie gegen mein Recht getan haben und dafür, dass sie versucht haben, meine Führungsgewalt zu untergraben und gib mir den Sieg über sie.´“ [1]

An einem anderen Ort sprach er in diesem Sinne, was von ihm überliefert worden war: Er sagte, nachdem er Allah gelobt und gepriesen hatte: „Als Allah, Der Erhabene, Seinen Propheten (s.) zu Sich nahm, sagten wir: ´Wir sind seine Ahl-al-Bait, seine Gefährten, seine Erben, seine engsten Freunde und die Geschöpfe, die bezüglich ihm die meisten Rechte haben. Es gibt keinen Disput über sein Recht und seine Befehlsgewalt. Als wir in dieser Position waren, kamen die Heuchler hervor und entrissen uns die Befehlsgewalt unseres Propheten (s.) und übergaben sie jemand anderem. Bei Allah, all unsere Augen und Herzen weinten insgesamt, und unser Innerstes war erfüllt von Furcht (um die Ummah), und die Seelen waren voller Unruhe und Kummer. Und ich schwöre bei Allah, wenn ich nicht die Furcht vor der Spaltung der Muslime hätte und davor, dass die meisten von ihnen wieder zum Unglauben zurück­kehren würden und die Religion Schaden nehmen würde, dann hätten wir das, so wie wir konnten, geändert. Doch nun habt ihr mir den Treueid geleistet, und (auch) diese beiden Männer, Talha und al-Zubair, haben mir Treue geschworen. Sowohl sie als auch ihr habt es freiwillig und durch euren Vorzug geleistet. Dann haben sich beide erhoben und auf den Weg nach Basra gemacht, um eure Gemeinschaft zu spalten und unter euch Unheil zu streuen. Oh Allah, ergreife sie für ihren Betrug an dieser Ummah und für ihre üble Einstellung der Allgemeinheit gegenüber.“

Dann sagte er zu den Leuten: „Möge Allah euch barmherzig sein, gehet hinaus und sucht diese beiden wortbrüchigen, sündigen Meineidigen, bevor die (Gelegenheit zur Verhinderung) der Verwirklichung ihrer Verbrechen verstreicht.“ [2]

Als er (a.) über die Reise ´A´ischas, Talhas und al-Zubairs von Mekka nach Basra erfuhr, lob und pries er Allah, dann sagte er: „´A´ischa, Talha und al- Zubair haben sich auf die Reise begeben. Jeder dieser beiden[3] beansprucht das Kalifat ohne seinen Kameraden. Talha beansprucht das Kalifat nur, weil er der Sohn des Onkels väterlicherseits von ´A´ischa ist, und al-Zubair beansprucht es nur, weil er der Schwager ihres Vaters[4] ist. Bei Allah, wenn die beiden erreichen, was sie wollen, dann würde al-Zubair Talha köpfen, und Talha würde al-Zubair köpfen, da jeder über die Herrschaft über den anderen streiten würde. Bei Allah, ich weiß, dass sie[5] ein Kamel[6] reitet, sie wird an keiner Weide anhalten, keinen Gebirgspfad überwinden und an keinem Rastplatz anhalten außer in Rebellion, bis ihre Seele und die derer, die mit ihr sind, zu ihrer endgültigen Bestimmung gelangen. Ein Drittel von ihnen[7] wird getötet, ein Drittel in die Flucht geschlagen werden, und ein Drittel wird zurückkehren. Bei Allah, Talha und al-Zubair wissen, dass sie im Unrecht sind, und sie sind nicht unwissend (darüber). Wie oft tötet den Wissenden seine Unwissenheit, während das Wissen, das er hat, ihm nichts nützt. Bei Allah, die Hunde von al-Haw´ab bellen sie an[8], aber lässt sich ein (ansonsten) Belehrbarer warnen, denkt ein (ansonsten) Nachdenkender nach? Die sündhafte Partei ist aufgestanden, und wo sind die, die Gutes tun?“ [9]

Als sich der Fürst der Gläubigen (a.) in Richtung Basra aufmachte, hielt er in Ar-Rabdha[10] an. Die letzten (zurückkehrenden) Pilger trafen dort auf ihn. Sie versammelten sich, um seine Worte zu hören, während er (noch) in seinem Zelt war.

Ibn ´Abbas (r.) sagte: Ich ging zu ihm und fand ihn, wie er eine Sandale flickte, und ich sagte zu ihm: „Wir haben größtes Bedürfnis, was du tun wirst, um unsere Angelegenheiten zu bereinigen.“ Er sprach nicht zu mir, bis er mit seiner Sandale fertig war, dann stellte er sie zu der anderen und sagte danach zu mir: „Schätze ihren Wert ein.“ Ich sagte: „Sie hat keinen Wert“. „(Sag) mehr als das“. „Ein Bruchteil eines Dirhams“, sagte ich. „Bei Allah“, sagte er, „sie sind mir lieber als diese Befehlsgewalt über euch, wenn ich nicht Recht einsetzen oder Unrecht abwehren müsste.“

 „Die Pilger haben sich versammelt, um deine Worte zu hören“, sagte ich, „so erlaubst du mir, zu ihnen zu sprechen? Wenn es gut ist, dann sind es deine Worte, und wenn sie nicht gut sind, dann sind es meine.“ „Nein“, sagte er, „ich werde sprechen“, und er legte seine Hände auf meine Brust - und sie waren rau und hart und taten mir weh. Dann erhob er sich, und ich ergriff sein Gewand und sagte: „Ich beschwöre dich bei Allah und meinen Verwandten“, und er antwortete: „Beschwöre mich nicht“, dann ging er hinaus. Sie versammelten sich um ihn. Er lobte und pries Allah, dann sagte er: „Allah sandte Muhammad (s.), während es keinen unter den Arabern gab, der ein Buch las noch das Prophetentum beanspruchte. Er trieb die Menschen ihrer Rettung zu, und bei Allah, ich treibe sie immer noch dazu, ich habe nichts geändert und nichts verraten, bis alles davon vergangen war. Was ist zwischen mir und den Quraisch? Bei Allah, ich habe sie bekämpft, als sie Ungläubige waren, und ich werde sie bekämpfen, wenn sie Zwietracht stiften. Diese meine Reise erfolgt aufgrund eines Versprechens (des Propheten) mir gegenüber. Bei Allah, ich werde das Falsche aufspalten, bis die Wahrheit aus ihren Seiten zutage tritt. Die Quraisch werden sich nicht an uns rächen, da Allah uns vor ihnen erwählt hat, und wir werden sie unter unsere Kontrolle bringen.“ Er rezitierte: „Bei meinem Leben, du trankst weiterhin reine Milch, und dein Essen bestand aus erlesenen geschälten Datteln bester Sorte. Dennoch verliehen wir dir den höchsten Rang, obwohl du nicht hoch genug (dafür) bist, und wir ließen uns vor dir vom Ross (vom Rang) herab.“

Als er bei Dhu-Qar anhielt, nahm er von den Anwesenden den Treueid entgegen, dann sprach er zu ihnen. Er lobte und pries Allah ausgiebig, und er entbot ebenfalls reichliche Segenswünsche (salawat) an den Gesandten Allahs (s.), dann sagte er: „Es haben sich Dinge zugetragen, denen gegenüber wir standhaft blieben, und in unseren Augen war der Splitter der Ergebung Allahs Befehl gegenüber in Dingen, die uns geprüft haben. Darin ist Hoffnung auf den Lohn dafür, und die Standhaftigkeit demgegenüber war besser als die Spaltung der Muslime und das Vergießen ihres Blutes. Wir sind die Ahl-al-Bait des Prophetentums, die Geschöpfe, die der Macht und der (prophetischen) Mission würdiger sind (als andere). Wir sind die Quelle der Ehre, mit der Allah anfangs diese Ummah ausstattete. Und diese, Talha und al-Zubair, gehören nicht zu der Familie des Prophetentums, noch zu den Nachkommen des Gesandten. Als sie sahen, dass Allah unser Recht an uns nach einiger Zeit zurückgegeben hatte, konnten sie kein einziges Jahr aushalten, auch keinen vollständigen Monat, (ohne) einen Angriff zu starten, indem sie in die Fußstapfen ihrer Vorgänger traten, damit sie mein Recht wegnehmen und die Gemeinschaft der Muslime von mir abtrennen könnten.“ Dann sprach er ein Gebet gegen sie.

´Abd al - Hamid ibn ´Imran al- ´Idschli überlieferte von Salamah ibn Kuhail: Als die Kufiten in Dhu-Qar den Fürsten der Gläubigen (a.) trafen, begrüßten sie ihn und sagten: „Preis sei Allah, Der uns ausersehen hat, in deiner Nähe zu sein und uns damit geehrt hat, dass wir dir helfen dürfen.“.

Da stand der Fürst der Gläubigen (a.) auf, um zu ihnen zu sprechen. Er lob und pries Allah, dann sagte er: „Ihr Leute Kufas, ihr seid die Edelsten unter den Muslimen, die Zielbewusstesten im Verfolgen des richtigen Weges, die Aufrechtestes in der (Glaubens-)Aus­übung, die Besten, die Anteil am Islam hatten, und die besten unter den Arabern hinsichtlich (eurer) Zusammensetzung und Abstammung. Ihr seid die eifrigsten Araber hinsichtlich der Liebe zum Propheten (s.) und seiner Ahl-al-Bait. Ich bin nur deshalb zu euch gekommen, weil ich (nach Allah) Vertrauen zu euch hatte, dass ihr euer Leben geben werdet gegen den Vertragsbruch Talhas und al-Zubairs und deren Aufgabe des Gehorsams mir gegenüber, sowie gegen ihren Auszug mit A´ischa, um Zwietracht zu sähen, dass sie sie veranlasst hatten, ihr Haus zu verlassen, bis sie sie nach Basra gebracht hatten, und sie verführten dort das einfache Volk und die Massen. Jedoch ich bin informiert worden, dass die Menschen von Tugend und die Erlesenen in der Religion unter ihnen sich fernhielten und das, was Talha und al-Zubair getan hatten, missbilligten.“

Dann schwieg er, und die Kufiten sagten: „Wir sind deine Helfer und deine Unterstützer gegen deinen Feind, und wenn du uns rufst, damit wir (ihren Einfluss) auf die Menschen schwächen, dann werden wir es als etwas Gutes betrachten und darauf hoffen (es zu tun)“.

Der Fürst der Gläubigen (a.) ließ sie rufen und lobte sie, dann sagte er: „Ihr wisst, ihr Schar der Muslime, dass Talha und al-Zubair mir aus freien Willen und von sich aus den Treueid geschworen haben. Dann erbaten sie von mir die Erlaubnis, zur Kleinen Pilgerfahrt (´Umra) zu gehen, und ich erlaubte es ihnen. Doch sie reisten nach Basra, töteten die Muslime und taten Schändliches. Oh Allah, sie haben (sich) von mir abgeschnitten, mir Unrecht zugefügt und ihren Treueid zu mir gebrochen, und sie haben die Menschen gegen mich zusammengerottet. So löse, was sie gebunden haben, richte nicht (Gutes) über das, was sie gut gemacht haben, und zeige ihnen das Böse dessen, was sie gewirkt haben.“ [11]

[1] „Al-Ihtidschadsch“: 161, Ähnliches in „al-´Aqd al-Farid“: 4: 162 und 5: 67, „Scharh Ibn Al-Hadid“: 1: 309, und ´Allamah al-Madschlisi überlieferte es in „al-Bihar“: 8: 412.

[2] „Amali al-Mufid“: 154, mit leichter Abweichung auch in; „Al-Dschamal“: 233, abgekürzt; „Scharh Ibn Abu al-Hadid“: 1:307; und ´Allamah al-Madschlisi überlieferte es in „al-Bihar“: 6:415.

[3] Talha und al-Zubair, Anm. d. Übers.

[4] Abu Bakr, Anm. d. Übers.

[5] ´A´ischa, Anm. d. Übers.

[6] Weshalb die darauf folgende Schlacht auch „Kamelschlacht“ genannt wurde, Anm. d. Übers.

[7]  Den Mitstreitern ´A´ischas, Anm. d. Übers.

[8] Es gibt eine Überlieferung, dass der Prophet (s.) ´A´ischa warnte, dass wenn sie diese Hunde bellen hören würde, sie daran erkennen würde, dass sie auf dem Weg zu einen schweren Fehler sei und unbedingt umkehren solle, Anm. d. Übers.

[9] Ähnliches erschien in „Scharh Nahdsch Ibn al-Hadid“: 1: 233, und ´Allamah al-Madschlisi überlieferte es in „al-Bihar“: 8: 416.

[10] Ar-Rabdha: Ein Dorf um Medina in drei Kilometern Entfernung, und es gehört zu den Rastplätzen der Pilger aus dem Irak. Dort befindet sich das Grab Abu Dharr al-Ghaffaris (r.) (siehe „Mu´dscham al-Buldan“: 3: 24.

[11] Allamah al-Madschlisi in „Al-Bihar“: 8: 416.

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