Buch der Rechtleitung
Buch der Rechtleitung [kitab-ul-irschad]

Aussprache: kitaab-ul-irschaad
arabisch:
كتاب الارشاد
persisch:
كتاب الارشاد
englisch: Book of Guidance [kitab al irshad]

Hintergrundinformationen zum Buch siehe: Buch der Rechtleitung [kitab-ul-irschad]

Biographien der anderen Imame (a.)

Imam Hassan ibn Ali (a.)

Dies ist ein Bericht über den Imam nach dem Fürsten der Gläubigen (Amir al-Mu´minin, a.), sein Geburtsdatum, die Beweise für sein Imamat, die Periode seines Kalifats, die Zeit seines Ablebens, den Ort seines Grabes und die Anzahl seiner Kinder. (Er enthält auch) eine kurze Zusammenfassung der Berichte über ihn.

Der Imam nach dem Fürsten der Gläubigen (a.) war sein Sohn al-Hassan, der Sohn der Fürstin der Frauen der Welten, Fatima, der Tochter von Muhammad, dem Fürsten der Gesandten, möge Allah ihn und seine Familie segnen.

Seine Kunya (Beiname) war Abu Muhammad. Er wurde am 15. Tag des Monats Ramadan im dritten Jahre nach der Hidschra in Medina geboren. Fatima (a.) brachte ihn am siebenten Tage nach seiner Geburt zum Propheten (s.)[1], und er (Imam Hassan, a.) war in ein seidenes Tuch aus dem Paradies (eingewickelt), das Gabriel (a.) zu dem Gesandten Allahs (s.) herabgebracht hatte. Er nannte ihn Hassan und opferte für ihn einen Widder (in der Aqiqa-Zeremonie[2]).

Es wird von einer Gruppe (angesehener Männer) berichtet, einschließlich Ahmad ibn Salih al-Tamimi, von Abdullah ibn Isa, von Dscha´far al-Sadiq ibn Muhammad (a.): „Al-Hassan (a.) war derjenige, der dem Gesandten Allahs (s.) am ähnlichsten sah im Hinblick auf Aussehen, Verhaltensweise und Edelmut.“

Dies wird von einer Gruppe (angesehener Männer) berichtet, unter denen sich (auch) Ma´mar befand, der von al-Zuhri überlieferte, von Anas ibn Malik, welcher berichtete: „Niemand war dem Gesandten Allahs (s.) ähnlicher als al-Hassan ibn Ali (a.).“[3]

Ibrahim ibn Ali al-Rafi´i berichtete von seinem Vater, von seiner Großmutter Zainab bint Abi Rafi’, und sie sagte: „Fatima (a.) brachte ihre beiden Söhne al-Hassan und al-Hussain zu dem Gesandten Allahs (s.) während dessen Krankheit, an der er starb. „O Gesandter Allahs“, sagte sie, „dies sind deine beiden Enkel. Hinterlasse ihnen etwas als Erbe“, und er sagte: „Hassan hat mein Aussehen und meinen Edelmut, und Hussain meine Freigiebigkeit und meinen Mut.[4]

Hassan ibn Ali (a.) war der Testamentsvollstrecker seines Vaters, des Fürsten der Gläubigen für seine Familie, seine Kinder und seine Anhänger. Er wies ihn (in seinem Testament) an, seiner Position gerecht zu werden und sich um die Almosen (Sadaqa) zu kümmern, und er hinterließ ihm schriftlich einen wohlbekannten Auftrag (‘ahd)[5]. Seine (Stellung als) Testamentsvollstrecker war offensichtlich (erkennbar an) den Merkmalen des Glaubens, den wesentlichen Besonderheiten der Weisheit und der guten Moral. Eine große Anzahl von Gelehrten haben dieses Testament überliefert, und viele der Rechtsgelehrten (fuqaha’) haben es (dessen Wahrheit) durch seinen Glauben und seine (Einstellung) zur Welt erkannt.

Als der Fürst der Gläubigen (Imam Ali, a.) starb, hielt al-Hassan (a.) vor den Leuten eine Rede. Er erinnerte sie an sein Recht (als Nachfolger seines Vaters), und die Gefährten seines Vaters leisteten ihm den Treueid (bai´a), indem sie bekannten, mit denjenigen im Krieg zu sein, die ihn bekämpften und mit denjenigen im Frieden zu sein, mit denen er Frieden geschlossen hatte.

Abu Michnaf Lut ibn Yahya überlieferte: „Asch´ath ibn Suwar berichtete mir von Abu Ishaq al-Sabi´i und anderen [6]: „Al-Hassan ibn Ali (a.) sprach zu den Leuten gegen Dämmerung in der Nacht, in welcher der Fürst der Gläubigen (Imam Ali, a.) starb. Er lobpries und verherrlichte Allah sowie den Gesandten Allahs und seine Familie (s.). Dann sagte er: „In dieser Nacht ist ein Mann verschieden, welcher der Erste unter den Ersten (Muslime) war in guten Taten, und niemand der Späteren (Muslime) erreichte ihn in guten Taten. Er pflegte zusammen mit dem Gesandten Allahs (s.) zu kämpfen und beschützte ihn mit seinem eigenen Leben. Er schickte ihn voraus mit seinem Banner, während (der Engel) Gabriel (a.) ihn an seiner Rechten beschützte und (der Engel) Michael (a.) an seiner Linken. Er kehrte nicht zurück, ohne dass Allah durch seine Hand den Sieg brachte. Er (a.) starb in dieser Nacht, in der Jesus, Sohn der Maria (a.) (in den Himmel) gehoben wurde, in der Nacht, in der Josua, Sohn des Nun, der Testamentsvollstrecker Moses’ (a.), starb. Er hinterließ weder Gold noch Silber außer siebenhundert Dirham, die von seiner Schenkung übrig geblieben waren, mit der er einen Diener für seine Familie (frei) kaufen wollte.“ Dann erstickten Tränen seine Stimme, und die Leute weinten mit ihm. Dann fuhr er fort: „Ich bin der Enkel des Bringers der Frohen Botschaft. Ich bin der Enkel des Warners. Ich bin der Enkel desjenigen, der die Leute zu Allah mit Dessen Erlaubnis aufrief. Ich bin der Enkel des Lichtes, das (die Welt) erleuchtete. Ich bin von den Ahl-al-Bait, von denen Allah jegliche Unreinheit hinweggenommen und sie rein und lauter gemacht hat.[7]

Ich bin von den Ahl-al-Bait, welche zu lieben Allah in Seinem Buch zur Pflicht gemacht hat, in dem Er, Erhaben und Gepriesen sei Er, sagte:

‚Sprich: Ich verlange von euch keinen Lohn dafür außer die Liebe zu (meinen) Verwandten. Und wer eine gute Tat begeht, dem machen Wir sie noch schöner.’[8]

Das Gute ist die Liebe zu uns, den Leuten des Hauses.“

Dann setzte er sich hin. Abdullah ibn Abbas (r.) stand vor ihm auf und sprach: „Leute, dies ist der Enkel eures Propheten und der Testamentsvollstrecker eures Imams, so schwört ihm den Treueid.“ „Niemand ist beliebter bei uns (als er)“, antworteten die Leute, „und niemand hat ein größeres Recht über uns (zu regieren)“

Die Leute eilten herbei, um ihm als Nachfolger (Imam Alis, a.) den Treueid zu leisten.[9] Dies begab sich am Freitag, dem 21. des Monats Ramadan. Im 40. Jahre nach der Hidschra (660. nach christlicher Zeitrechnung). Er bestimmte die obersten Regierungsbeamten und gab den Gouverneuren Anweisungen. Er schickte Abdullah ibn Abbas nach Basra und übernahm (die Verantwortung) für alle Dinge.

Als Muawiya ibn Abu Sufyan vom Ableben des Fürsten der Gläubigen (Imam Ali, a.) erfuhr und davon hörte, dass die Leute al-Hassan (a.) den Treueid geschworen hatten, schickte er heimlich einen Mann von Himyar nach Kufa und einen von den Banu al-Qain[10] nach Basra, damit sie ihm berichten und al-Hassans (a.) Angelegenheiten verderben konnten. Al-Hassan (a.) erfuhr davon und ließ den Himyari von den Hadscham in Kufa herausbringen. Er ließ ihn rufen und köpfen. Er schrieb nach Basra, dass der Qaini von den Banu Sulaim herbeigeholt und geköpft werden solle.

Dann schrieb al-Hassan (a.) an Mu´awiya: „Du hast Männer zwecks Täuschung und Meuchelmord ausgeschickt, und du hast Spione ausgesandt, als ob du das Zusammentreffen (in der Schlacht) suchst. (Zweifellos) ist das etwas, was eintreffen wird, so Allah will. Du bist schadenfroh geworden in einer Weise, die einem klugen Mann nicht ansteht. In dieser Hinsicht bist du so, wie al-Awwal sagte: ‚Sage zu dem, der das Gegenteil von demjenigen wünscht, der gestorben ist: ‚Mache dich bereit für etwas anderes als das, als sei es von der (gleichen) Gestalt. Denn wir und derjenige, der gestorben ist, sind wie derjenige, der am Abend geht, damit (der andere) am Morgen kommt.’“[11] Muawiya antwortete ihm auf diesen Brief, welches der Erwähnung nicht bedarf.

Zwischen al-Hassan (a.) und ihm (Mu´awiya) folgten Briefwechsel, Korrespondenz und (Austausch von) Argumenten hinsichtlich des Rechts von al-Hassan (a.) auf die Führerschaft, der Machtergreifung derjeniger, die vor seinem Vater waren (und diesem das Amt des Kalifats streitig machten), Mu´awiyas (Versuch), dem Cousin des Gesandten Allahs (s.) die Führerschaft zu entreißen sowie über ihr (der Ahl-al-Bait) Recht darauf und anderes, dessen Erwähnung zu weit führen würde.

Muawiya brach nach Irak auf, um ihn zu überwältigen. Als er die Brücke von Manbidsch[12] erreichte, reagierte al-Hassan (a.). Er schickte Hudschr ibn Adi aus, damit er den Heerführern (´ummal) Anweisung zum Aufmarschieren erteile, und damit er die Leute zum Dschihad zusammenrufe. Sie setzten sich nur langsam in Bewegung, dann (aber) eilte eine gemischte Gruppe zu ihm herbei: Einige gehörten zu seiner Schia und der seines Vaters (a.); einige davon gehörten der Muhakkima[13] an, die von dem Wunsch, Muawiya mit allen Mitteln zu bekämpfen, erfüllt war. Und einige von ihnen liebten Zwistigkeiten und waren gierig auf Beute; einige waren Zweifler; andere wiederum waren Stammesanhänger, die den Führern ihrer Stämme folgten, die sich nicht auf die Religion stützten.

Er marschierte weiter, bis er zu (einem Dorf namens) Hammam ‘Umar kam, dann ging er weiter zu Dayr Ka´b. Er hielt in Sabat an, genau vor einer Brücke und übernachtete dort. Am morgen wollte er (al-Hassan, a.) seine Gefährten prüfen und ihren Zustand hinsichtlich des Gehorsams ihm gegenüber klären, um damit seine Freunde von seinen Feinden unterscheiden zu können und eine klare Erkenntnis zu gewinnen (über seine Position) beim Zusammentreffen mit Muawiya und den Syrern. Dann ließ er, die Leute zum Gemeinschaftsgebet (salat dschami’a) zusammenzurufen. Sie versammelten sich, er bestieg die Kanzel (minbar) und sprach zu ihnen mit folgenden Worten:

„Alles Lob gebührt Allah, wann immer Ihn jemand lobpreist. Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allah gibt, wenn immer jemand (dies) bezeugt, und ich bezeuge, dass Muhammad (s.) Sein Diener und Gesandter ist, den Er mit der Wahrheit sandte und den Er mit Offenbarung betraute, möge Allah ihn und seine Familie segnen.“ Er fuhr fort: „Bei Allah, ich hoffe, dass ich immer mit der Lobpreisung Allahs sein werde und mit Seiner Gnade. Von Allahs Geschöpfen bin ich der aufrichtigste Ratgeber für sie, ich bin keiner geworden, der gegen irgendeinen Muslim Hass hegt oder ihm Übel oder Unheil wünscht. In der Tat, das, was euch an der Gemeinsamkeit (dschama’a) missfällt, ist besser für euch als das, was euch an der Spaltung gefällt. Ich sehe besser als ihr, was für euch am besten ist, so wendet euch nicht gegen meinen Befehl und lehnt mein Urteil nicht ab. Möge Allah mir und euch vergeben, und möge Er mich und euch zu dem rechtleiten, worin Seine Liebe und Wohlgefallen liegt.“[14]

Die Leute schauten sich an. „Was glaubst du, was er damit meint, was er gesagt hat?“ fragten sie einander. „Wir vermuten - bei Allah - dass er mit Muawiya Frieden schließen und ihm die Macht übergeben will,“ sagten sie. „Bei Allah, der Mann ist ein Ungläubiger geworden,“ erklärten sie. Dann stürmten sie zu seinem (Imam Hassans, a.) Zelt und plünderten es so weit, dass sie (sogar) seinen Gebetsteppich unter ihm wegnahmen. Dann stürmte ‘Abd ar-Rahman ibn Abdullah ibn Dscha´al al-Azdi zu ihm heran und riss ihm seinen wertvollen Schal von den Schultern. Er blieb sitzen, mit seinem Schwert angetan, doch ohne Schal.

Dann rief er nach seinem Reittier und bestieg es. Gruppen seiner engsten Vertrauten und seiner Schia umringten ihn und hielten alle von ihm fern, die ihn (angreifen) wollten. Er sagte: „Ruft die (Stämme der) Rabi´a und die Hamdan zu mir.“ Sie wurden gerufen, sie umringten ihn und hielten die Leute von ihm ab. Eine gemischte Gruppe von Leuten ging mit ihm. Als er die dunkle Gasse von Sabat passierte, stürzte ein Mann von den Banu Asad namens al-Dscharrah ibn Sinan auf ihn zu, ergriff die Zügel seines Maultieres, und in seiner Hand hatte er eine Mighwal[15]. Er sagte: „Allahu akbar, du bist ein Götzendiener geworden, Hassan, wie auch dein Vater ein Götzendiener vor dir wurde.“ Dann stach er ihn in den Oberschenkel bis zum Knochen. Er (al-Hassan, a.) ergriff ihn bei seinem Nacken, und beide fielen zu Boden. Da stürzte sich ein Mann von der Schia al-Hassans (a.) namens Abdullah ibn Chatal al-Ta´i auf ihn (al-Dscharrah), entriss ihm die Mighwal und stieß ihn damit in den Bauch. Ein anderer namens Zubiyan ibn ‘Umara griff ihn an und traf seine Nase, woran er (al-Dscharrah) starb. Ein weiterer, der bei ihm (al-Dscharrah) gewesen war, wurde (ebenfalls) getötet.

Al-Hassan (a.) wurde auf einer Bahre nach al-Mada´in getragen, wo er bei Sa´d ibn Mas´ud al-Thaqafi untergebracht wurde. Dieser war dort der Gouverneur (eingesetzt) von Ali (a.), dem Fürsten der Gläubigen (Amir al-Mu´minin) gewesen, und al-Hassan (a.) hatte ihn in diesem (Amt) bestätigt. Er (al-Hassan, a.) war mit sich und der Versorgung seiner Verletzung beschäftigt. (Währenddessen) schrieb eine Gruppe von Stammesführern heimlich an Mu´awiya, dass sie ihm gehorchen würden. Sie drängten ihn, zu ihnen zu kommen und garantierten ihm, ihm al-Hassan (a.) auszuliefern, wenn sie sich seinem Lager näherten, oder ihn meuchlings zu ermorden. Al-Hassan (a.) erfuhr davon, als ein Brief von Qais ibn Sa´d (r.) bei ihm eintraf. Er hatte ihn mit ‘Ubaidullah ibn ‘Abbas vorausgeschickt, als er von Kufa (kommend) unterwegs war, um Muawiya zu treffen und ihn aus dem Irak zu vertreiben. Er machte ihn zum Anführer einer Gruppe und sagte (zu ‘Ubaidullah): „Wenn du niedergeschlagen wirst, dann wird der Führer Qais ibn Sa´d sein.“ Qais ibn Sa´ds Brief traf bei ihm ein, in welchem stand, dass sie Muawiya bei einem Dorf namens al-Habubiyya[16] angehalten hatten, gegenüber von Maskan[17], und dass Muawiya nach ‘Ubaidullah ibn ‘Abbas geschickt hatte, wobei er ihn drängte, zu ihm zu kommen und ihm eine Million Dirham angeboten hatte. Die eine Hälfte davon würde er ihm sofort geben, die andere bei seinem Eintritt in Kufa. ‘Ubaidullah ibn Abbas schlüpfte heimlich nachts zu dem Lager von Muawiya mit seinen Vertrauten. Am Morgen sahen die Leute, dass ihr Führer fehlte. Qais (r.) verrichtete das Gebet mit ihnen und kümmerte sich um ihre Angelegenheiten.

Al-Hassan (a.) wurde zunehmend bewusst, dass die Leute sich von ihm zurückzogen, wie auch die ruchlosen Absichten der Muhakkima (die Charidschiten) gegen ihn, welche sie offensichtlich gemacht hatten, indem sie ihn beschimpften, ihn des Unglaubens bezichtigten und das Vergießen seines Blutes sowie Plünderung seines Eigentums für erlaubt erklärten. Es war niemand mehr da, der ihn vor seinem Unheil beschützen könnte außer seinen engsten Vertrauten von seiner Schia und der seines Vaters, dem Fürsten der Gläubigen, und sie waren eine Gruppe, die den syrischen Soldaten nichts entgegenzusetzen hatte.

Muawiya schrieb ihm einen Brief über (einen Vertrag über) Waffenstillstand und Frieden. Er schickte ihm auch Briefe seiner Anhänger, in welchen sie ihm zugesichert hatten, ihn (al-Hassan, a.) heimtückisch zu ermorden oder ihn auszuliefern. Er (Mu´awiya) verpflichtete sich zu vielen Bedingungen, damit al-Hassan (a.) seiner Einladung zum Frieden entsprechen möge und verpflichtete sich zu Abmachungen, durch deren Einhaltung die Interessen aller gewahrt werden würden. Doch al-Hassan (a.) vertraute ihm nicht. Er war sich über seine (Mu´awiyas) List dahinter und seine Meuchelmorde im Klaren. Er fand jedoch keine Alternative dazu, seinem Ersuchen stattzugeben, den Krieg aufzugeben und einen Waffenstillstand zu vereinbaren, da seine Gefährten gegen ihn standen mit ihrem, wie schon beschrieben, schwachen Verständnis von seinem Recht (Imam zu sein) sowie mit ihrer korrupten Einstellung und Opposition gegen ihn. (Auch war er sich bewusst), dass viele von ihnen es für islamisch erlaubt erklärten, sein Blut zu vergießen und ihn an seinen Widersacher auszuliefern. (Er wusste auch) von dem Rückzug seines Cousins von ihm und seinem Überlaufen zu seinem Feind, sowie von der Zuneigung der Menschen zum Diesseits und ihrem Desinteresse am Jenseits.

So band er sich an (den Vertrag mit) Muawiya aufgrund der Verdichtung der Beweise seiner Situation, während er Allah, Den Großartigen und Erhabenen, um Verziehung bat, sowie alle Muslime für das, was zwischen ihm (al-Hassan, a.) und Muawiya stattgefunden hatte. Er stellte diesem folgende Bedingungen:

·       Abschaffung der Beschimpfung des Fürsten der Gläubigen (Imam Ali, a.),

·       Aufgabe der Benutzung des Qunuts[18] im Ritualgebet (als Gebet) gegen ihn.

·       Gewährleistung von Sicherheit für seine Schia (r.) und dass niemand von ihnen irgendeinem Übel ausgesetzt werden soll,

·       Gewährleistung der Rechte eines jeden von ihnen, der im Besitze bestimmter Rechte ist.

Muawiya gab all dem statt, schloss einen Vertrag mit ihm darüber und schwor, sich daran zu halten.

Als der Waffenstillstand (unter diesen Bedingungen) geschlossen worden war, reiste Muawiya weiter, bis er al-Nuchaila[19] erreichte. Das war an einem Freitag, und er betete mit den Leuten das Vormittagsgebet (dhuha al-nahar[20]), und er hielt ihnen folgende Rede:

„Bei Allah, ich habe euch nicht bekämpft, damit ihr betet, noch dass ihr fastet, die Hadsch verrichtet oder Zakat gebt. In der Tat tut ihr das (schon). Vielmehr habe ich euch bekämpft, damit ich über euch Macht gewinne, und Allah hat mir dies gegeben, als ihr unwillig wart (Ihm zu gehorchen). In der Tat bin ich von al-Hassan (a.) gebeten worden, ihm etwas zu geben, und ich gewährte ihm (einige) Dinge. All das ist (nun) zu meinen Füßen, und von jetzt an werde ich mich ihm gegenüber an nichts mehr halten.“

Dann reiste er weiter, bis er in Kufa eintraf, wo er sich einige Tage aufhielt. Als der Treueid (bai´a) von den Einwohnern (Kufas) geleistet werden sollte, stieg er auf die Kanzel und hielt den Leuten eine Ansprache. Er erwähnte (darin) den Fürsten der Gläubigen (Imam Ali, a.), und was er von ihm erhalten hatte wie auch von al-Hassan (a.). Al-Hassan und al-Hussain (a.) waren beide anwesend. Al-Hussain (a.), stand auf, um ihm (etwas) zu erwidern, aber al-Hassan (a.) nahm seine Hand und hieß ihn sich setzen. Dann stand er auf und sprach: „O du, der du von Ali sprichst, ich bin al-Hassan, und mein Vater ist Ali; du bist Mu´awiya, und dein Vater ist Sachr (Abu Sufyan). Meine Mutter ist Fatima, deine Mutter ist Hind. Mein Großvater ist der Gesandte Allahs, dein Großvater war Harb. Meine Großmutter war Chadidscha, und deine Großmutter war Futaila. Allah verfluche denjenigen, der unser Ansehen schwächt, unsere edle Abkunft verächtlich macht, unseren von Ewigkeit an existierenden Vorrang schlecht macht und uns vorangeht in Unglaube und Heuchelei.“ Einige Gruppen in der Moschee riefen „Amin, Amin“.

Als der Frieden zwischen al-Hassan (a.) und Muawiya geschlossen wurde, wie wir berichteten, brach al-Hassan (a.) nach Medina auf. Er blieb dort und unterdrückte seinen Ärger, blieb nahe bei seinem Haus und erwartete den Befehl seines Herrn, Dem Allmächtigen und Hohen, bis Muawiya zehn Jahre seiner Amtszeit vollendet hatte. (Dieser) beschloss, dass der Treueid (bai´a) seinem Sohn Yazid (als sein Nachfolger) geleistet werden sollte. Er beriet sich heimlich mit Dschu´da bint al-Asch´ath ibn Qais - sie war die Frau von al-Hassan (a.) - um sie dazu zu bringen, ihn zu vergiften, er sicherte ihr zu, sie mit seinem Sohn Yazid zu verheiraten, und er schickte ihr hunderttausend Dirham. Dschu´da gab ihm (al-Hassan, a.) das Gift zu trinken, und er war vierzig Tage krank. Er trat seine (letzte) Reise in dem Monat Safar im 50. Jahr nach der Hidschra (670) an. Zu jener Zeit war er 48 Jahre alt. Sein Kalifat dauerte zehn Jahre. Sein Bruder und Testamentsvollstrecker al-Hussain (a.) nahm die Waschung und Einhüllung seines Körpers vor und bestattete ihn neben seiner Großmutter Fatima bint Asad ibn Haschim ibn Abd Manaf (r.) auf dem Friedhof Baqi’[21].

[1] Sallalahu aleyhi wa alihi wa-sallam: Gottes Segnungen und Gruß seien mit ihm und seiner Familie (Anm. d. Übers.)

[2] Aqiqa nennt man die Zeremonie, bei welcher der Kopf eines Neugeborenen am siebenten Tage nach seiner Geburt rasiert und ein Schaf für das Kind geopfert wird. (Anm. d. Übers.)

[3] „Sahih al-Buchari“: 5:33; „Sunan al-Tirmidhi“: 5:659/3776; „Tarich-i-Dimaschq Tardschuma al-Imam al-Hassan (a.)“:28/48; und Allamah al-Madschlisi überlieferte es in „al-Bihar“:43:338/10.

[4] Al-Saduq erwähnte dies in „al-Chisal“:77/122; al-Chawarizmi in „Maqtal Imam Hussain (a.)“ 105; Asakir in „Tarich Dimaschq“ unter „Tardschuma al-Imam al-Hassan (a.):123; Al-Kandschi al-Schafi´i in „Kifaya al-Talib“: 424; Ibn Hidschr in „al-Isaba“ 4:316, und Allamah al-Madschlisi überlieferte es in „al-Bihar“: 43:263/10.

[5] Al-Saduq erwähnte es in „al-Chisal“: 77/122, und al-Chawarizmi in „Maqtal Imam Hussain (a.)“:1:105, und Ibn Asakir überlieferte es in „Tarich Dimaschq“ in „Tardschuma al-Imam al-Hassan (a.)“:123, und Al-Kandschi al-Schafi´i in „Kifaya al-Talib“: 424, und Ibn Hidschr in „al-Isaba“:4:316, und Allamah al-Madschlisi überlieferte es in „al-Bihar“ 43:263/10.

[6] Die Überlieferungskette ist nicht so vollständig wie bei Abu al-Faradsch al-Isfahani, aber der Rest des (überlieferten) Ereignisses geht damit konform, mit geringen Veränderungen (vgl.: „Maqatil al-Talibiyyin“:53-60

[7] siehe Heiliger Qur´an: 33:33 (Anm. d. Übers.)

[8] Heiliger Qur´an:42:23

[9] „Maqatil al-Talibiyyin“: 51, „Scharh ibn Abu al-Hadid“ 16:30, und Allamah al-Madschlisi überlieferte es in „al-Bihar“:43:362, die meisten der Geschichtsschreiber ließen ein Teil davon weg.

[10] Arab. Stamm

[11] Abu al-Faradsch al-Isfahani berichtete es in „Maqatil al-Talibiyyin“: 53, wie er auch das Nachfolgende detailliert (beschreibt) bis zum Ende des Kapitels, und Ibn Abu Al-Hadid in seiner Erläuterung:16:31, und Allamah al-Madschlisi überlieferte es in „al-Bihar“:44:45/5.

[12] Manbidsch: Ein Gebiet, das zu Syrien gehörte.

[13] Andere Bezeichnung für die Charidschiten (Abtrünnige gegen Imam Ali, a.).

[14] „Maqatil al-Talibiyyin“: 63

[15] Mighwal: Ein scharfes Schwert, dessen Scheide an der Rückseite wie eine Peitsche aussieht

[16] In anderen Quellen auch „al-Achnuniyya“ genannt, wie in „Tarich Bagdad“ 1:208, und in „Mu´dscham al-Buldan“ heißt es: Ein Ort, der zu der Provinz Bagdad gehörte, auch Harbi genannt. Harbi: Ein kleiner Ort in dem Außenbezirk von Dudschail, zwischen Bagdad und Tikrit, gegenüber al-Huzaira.

[17] Maskan: eine Ortschaft bei Awana am Fluss Dudschail („Mu´dscham al-Buldan“: 5:127)

[18] Bittgebet im Stehen nach dem zweiten Gebetsabschnitt (Anm. d. Übers.)

[19] Ort nahe Kufa (Mu´dscham al-Buldan: 5:278

[20] freiwilliges Gebet am Vormittag (Anm. d. Übers.)

[21] in Medina (Anm. d. Übers.)

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