Biographien der anderen Imame (a.)
Imam Hassan ibn Ali (a.)
Dies ist ein Bericht über den Imam nach
dem Fürsten der Gläubigen (Amir al-Mu´minin, a.), sein
Geburtsdatum, die Beweise für sein Imamat, die Periode seines
Kalifats, die Zeit seines Ablebens, den Ort seines Grabes und
die Anzahl seiner Kinder. (Er enthält auch) eine kurze
Zusammenfassung der Berichte über ihn.
Der Imam nach dem Fürsten der Gläubigen
(a.) war sein Sohn al-Hassan, der Sohn der Fürstin der Frauen
der Welten, Fatima, der Tochter von Muhammad, dem Fürsten der
Gesandten, möge Allah ihn und seine Familie segnen.
Seine Kunya (Beiname) war Abu Muhammad.
Er wurde am 15. Tag des Monats Ramadan im dritten Jahre nach
der Hidschra in Medina geboren. Fatima (a.) brachte ihn am
siebenten Tage nach seiner Geburt zum Propheten (s.),
und er (Imam Hassan, a.) war in ein seidenes Tuch aus dem
Paradies (eingewickelt), das Gabriel (a.) zu dem Gesandten
Allahs (s.) herabgebracht hatte. Er nannte ihn Hassan und
opferte für ihn einen Widder (in der Aqiqa-Zeremonie).
Es wird von einer Gruppe (angesehener
Männer) berichtet, einschließlich Ahmad ibn Salih al-Tamimi,
von Abdullah ibn Isa, von Dscha´far al-Sadiq ibn Muhammad
(a.): „Al-Hassan (a.) war derjenige, der dem Gesandten
Allahs (s.) am ähnlichsten sah im Hinblick auf Aussehen,
Verhaltensweise und Edelmut.“
Dies wird von einer Gruppe (angesehener
Männer) berichtet, unter denen sich (auch) Ma´mar befand, der
von al-Zuhri überlieferte, von Anas ibn Malik, welcher
berichtete: „Niemand war dem Gesandten Allahs (s.)
ähnlicher als al-Hassan ibn Ali (a.).“
Ibrahim ibn Ali al-Rafi´i berichtete von
seinem Vater, von seiner Großmutter Zainab bint Abi Rafi’, und
sie sagte: „Fatima (a.) brachte ihre beiden Söhne al-Hassan
und al-Hussain zu dem Gesandten Allahs (s.) während dessen
Krankheit, an der er starb. „O Gesandter Allahs“, sagte
sie, „dies sind deine beiden Enkel. Hinterlasse ihnen etwas
als Erbe“, und er sagte: „Hassan hat mein Aussehen und
meinen Edelmut, und Hussain meine Freigiebigkeit und meinen
Mut.“
Hassan ibn Ali (a.) war der
Testamentsvollstrecker seines Vaters, des Fürsten der
Gläubigen für seine Familie, seine Kinder und seine Anhänger.
Er wies ihn (in seinem Testament) an, seiner Position gerecht
zu werden und sich um die Almosen (Sadaqa) zu kümmern, und er
hinterließ ihm schriftlich einen wohlbekannten Auftrag (‘ahd).
Seine (Stellung als) Testamentsvollstrecker war offensichtlich
(erkennbar an) den Merkmalen des Glaubens, den wesentlichen
Besonderheiten der Weisheit und der guten Moral. Eine große
Anzahl von Gelehrten haben dieses Testament überliefert, und
viele der Rechtsgelehrten (fuqaha’) haben es (dessen Wahrheit)
durch seinen Glauben und seine (Einstellung) zur Welt erkannt.
Als der Fürst der Gläubigen (Imam Ali,
a.) starb, hielt al-Hassan (a.) vor den Leuten eine Rede. Er
erinnerte sie an sein Recht (als Nachfolger seines Vaters),
und die Gefährten seines Vaters leisteten ihm den Treueid (bai´a),
indem sie bekannten, mit denjenigen im Krieg zu sein, die ihn
bekämpften und mit denjenigen im Frieden zu sein, mit denen er
Frieden geschlossen hatte.
Abu Michnaf Lut ibn Yahya überlieferte: „Asch´ath
ibn Suwar berichtete mir von Abu Ishaq al-Sabi´i und anderen
: „Al-Hassan ibn Ali (a.)
sprach zu den Leuten gegen Dämmerung in der Nacht, in welcher
der Fürst der Gläubigen (Imam Ali, a.) starb. Er lobpries und
verherrlichte Allah sowie den Gesandten Allahs und seine
Familie (s.). Dann sagte er: „In dieser Nacht ist ein Mann
verschieden, welcher der Erste unter den Ersten (Muslime) war
in guten Taten, und niemand der Späteren (Muslime) erreichte
ihn in guten Taten. Er pflegte zusammen mit dem Gesandten
Allahs (s.) zu kämpfen und beschützte ihn mit seinem eigenen
Leben. Er schickte ihn voraus mit seinem Banner, während (der
Engel) Gabriel (a.) ihn an seiner Rechten beschützte und (der
Engel) Michael (a.) an seiner Linken. Er kehrte nicht zurück,
ohne dass Allah durch seine Hand den Sieg brachte. Er (a.)
starb in dieser Nacht, in der Jesus, Sohn der Maria (a.) (in
den Himmel) gehoben wurde, in der Nacht, in der Josua, Sohn
des Nun, der Testamentsvollstrecker Moses’ (a.), starb. Er
hinterließ weder Gold noch Silber außer siebenhundert Dirham,
die von seiner Schenkung übrig geblieben waren, mit der er
einen Diener für seine Familie (frei) kaufen wollte.“ Dann
erstickten Tränen seine Stimme, und die Leute weinten mit ihm.
Dann fuhr er fort: „Ich bin der Enkel des Bringers der
Frohen Botschaft. Ich bin der Enkel des Warners. Ich bin der
Enkel desjenigen, der die Leute zu Allah mit Dessen Erlaubnis
aufrief. Ich bin der Enkel des Lichtes, das (die Welt)
erleuchtete. Ich bin von den Ahl-al-Bait, von denen Allah
jegliche Unreinheit hinweggenommen und sie rein und lauter
gemacht hat.
Ich bin von den Ahl-al-Bait, welche zu
lieben Allah in Seinem Buch zur Pflicht gemacht hat, in dem
Er, Erhaben und Gepriesen sei Er, sagte:
‚Sprich: Ich verlange von euch
keinen Lohn dafür außer die Liebe zu (meinen) Verwandten. Und
wer eine gute Tat begeht, dem machen Wir sie noch schöner.’
Das Gute ist die Liebe zu uns, den
Leuten des Hauses.“
Dann setzte er sich hin. Abdullah ibn
Abbas (r.) stand vor ihm auf und sprach: „Leute, dies ist
der Enkel eures Propheten und der Testamentsvollstrecker eures
Imams, so schwört ihm den Treueid.“ „Niemand ist
beliebter bei uns (als er)“, antworteten die Leute,
„und niemand hat ein größeres Recht über uns (zu regieren)“
Die Leute eilten herbei, um ihm als
Nachfolger (Imam Alis, a.) den Treueid zu leisten.
Dies begab sich am Freitag, dem 21. des Monats Ramadan. Im 40.
Jahre nach der Hidschra (660. nach christlicher Zeitrechnung).
Er bestimmte die obersten Regierungsbeamten und gab den
Gouverneuren Anweisungen. Er schickte Abdullah ibn Abbas nach
Basra und übernahm (die Verantwortung) für alle Dinge.
Als Muawiya ibn Abu Sufyan vom Ableben
des Fürsten der Gläubigen (Imam Ali, a.) erfuhr und davon
hörte, dass die Leute al-Hassan (a.) den Treueid geschworen
hatten, schickte er heimlich einen Mann von Himyar nach Kufa
und einen von den Banu al-Qain
nach Basra, damit sie ihm berichten und al-Hassans (a.)
Angelegenheiten verderben konnten. Al-Hassan (a.) erfuhr davon
und ließ den Himyari von den Hadscham in Kufa herausbringen.
Er ließ ihn rufen und köpfen. Er schrieb nach Basra, dass der
Qaini von den Banu Sulaim herbeigeholt und geköpft werden
solle.
Dann schrieb al-Hassan (a.) an Mu´awiya:
„Du hast Männer zwecks Täuschung und Meuchelmord
ausgeschickt, und du hast Spione ausgesandt, als ob du das
Zusammentreffen (in der Schlacht) suchst. (Zweifellos) ist das
etwas, was eintreffen wird, so Allah will. Du bist schadenfroh
geworden in einer Weise, die einem klugen Mann nicht ansteht.
In dieser Hinsicht bist du so, wie al-Awwal sagte: ‚Sage zu
dem, der das Gegenteil von demjenigen wünscht, der gestorben
ist: ‚Mache dich bereit für etwas anderes als das, als sei es
von der (gleichen) Gestalt. Denn wir und derjenige, der
gestorben ist, sind wie derjenige, der am Abend geht, damit
(der andere) am Morgen kommt.’“
Muawiya antwortete ihm auf diesen Brief, welches der
Erwähnung nicht bedarf.
Zwischen al-Hassan (a.) und ihm (Mu´awiya)
folgten Briefwechsel, Korrespondenz und (Austausch von)
Argumenten hinsichtlich des Rechts von al-Hassan (a.) auf die
Führerschaft, der Machtergreifung derjeniger, die vor seinem
Vater waren (und diesem das Amt des Kalifats streitig
machten), Mu´awiyas (Versuch), dem Cousin des Gesandten Allahs
(s.) die Führerschaft zu entreißen sowie über ihr (der
Ahl-al-Bait) Recht darauf und anderes, dessen Erwähnung zu
weit führen würde.
Muawiya brach nach Irak auf, um ihn zu
überwältigen. Als er die Brücke von Manbidsch
erreichte, reagierte al-Hassan (a.). Er schickte Hudschr ibn
Adi aus, damit er den Heerführern (´ummal) Anweisung zum
Aufmarschieren erteile, und damit er die Leute zum Dschihad
zusammenrufe. Sie setzten sich nur langsam in Bewegung, dann
(aber) eilte eine gemischte Gruppe zu ihm herbei: Einige
gehörten zu seiner Schia und der seines Vaters (a.); einige
davon gehörten der Muhakkima
an, die von dem Wunsch, Muawiya mit allen Mitteln zu
bekämpfen, erfüllt war. Und einige von ihnen liebten
Zwistigkeiten und waren gierig auf Beute; einige waren
Zweifler; andere wiederum waren Stammesanhänger, die den
Führern ihrer Stämme folgten, die sich nicht auf die Religion
stützten.
Er marschierte weiter, bis er zu (einem
Dorf namens) Hammam ‘Umar kam, dann ging er weiter zu Dayr
Ka´b. Er hielt in Sabat an, genau vor einer Brücke und
übernachtete dort. Am morgen wollte er (al-Hassan, a.) seine
Gefährten prüfen und ihren Zustand hinsichtlich des Gehorsams
ihm gegenüber klären, um damit seine Freunde von seinen
Feinden unterscheiden zu können und eine klare Erkenntnis zu
gewinnen (über seine Position) beim Zusammentreffen mit
Muawiya und den Syrern. Dann ließ er, die Leute zum
Gemeinschaftsgebet (salat dschami’a) zusammenzurufen. Sie
versammelten sich, er bestieg die Kanzel (minbar) und sprach
zu ihnen mit folgenden Worten:
„Alles Lob gebührt Allah, wann immer
Ihn jemand lobpreist. Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer
Allah gibt, wenn immer jemand (dies) bezeugt, und ich bezeuge,
dass Muhammad (s.) Sein Diener und Gesandter ist, den Er mit
der Wahrheit sandte und den Er mit Offenbarung betraute, möge
Allah ihn und seine Familie segnen.“ Er fuhr fort: „Bei
Allah, ich hoffe, dass ich immer mit der Lobpreisung Allahs
sein werde und mit Seiner Gnade. Von Allahs Geschöpfen bin ich
der aufrichtigste Ratgeber für sie, ich bin keiner geworden,
der gegen irgendeinen Muslim Hass hegt oder ihm Übel oder
Unheil wünscht. In der Tat, das, was euch an der Gemeinsamkeit
(dschama’a) missfällt, ist besser für euch als das, was euch
an der Spaltung gefällt. Ich sehe besser als ihr, was für euch
am besten ist, so wendet euch nicht gegen meinen Befehl und
lehnt mein Urteil nicht ab. Möge Allah mir und euch vergeben,
und möge Er mich und euch zu dem rechtleiten, worin Seine
Liebe und Wohlgefallen liegt.“
Die Leute schauten sich an. „Was
glaubst du, was er damit meint, was er gesagt hat?“
fragten sie einander. „Wir vermuten - bei Allah - dass er
mit Muawiya Frieden schließen und ihm die Macht übergeben
will,“ sagten sie. „Bei Allah, der Mann ist ein
Ungläubiger geworden,“ erklärten sie. Dann stürmten sie zu
seinem (Imam Hassans, a.) Zelt und plünderten es so weit, dass
sie (sogar) seinen Gebetsteppich unter ihm wegnahmen. Dann
stürmte ‘Abd ar-Rahman ibn Abdullah ibn Dscha´al al-Azdi zu
ihm heran und riss ihm seinen wertvollen Schal von den
Schultern. Er blieb sitzen, mit seinem Schwert angetan, doch
ohne Schal.
Dann rief er nach seinem Reittier und
bestieg es. Gruppen seiner engsten Vertrauten und seiner Schia
umringten ihn und hielten alle von ihm fern, die ihn
(angreifen) wollten. Er sagte: „Ruft die (Stämme der)
Rabi´a und die Hamdan zu mir.“ Sie wurden gerufen, sie
umringten ihn und hielten die Leute von ihm ab. Eine gemischte
Gruppe von Leuten ging mit ihm. Als er die dunkle Gasse von
Sabat passierte, stürzte ein Mann von den Banu Asad namens
al-Dscharrah ibn Sinan auf ihn zu, ergriff die Zügel seines
Maultieres, und in seiner Hand hatte er eine Mighwal.
Er sagte: „Allahu akbar, du bist ein Götzendiener geworden,
Hassan, wie auch dein Vater ein Götzendiener vor dir wurde.“
Dann stach er ihn in den Oberschenkel bis zum Knochen. Er (al-Hassan,
a.) ergriff ihn bei seinem Nacken, und beide fielen zu Boden.
Da stürzte sich ein Mann von der Schia al-Hassans (a.) namens
Abdullah ibn Chatal al-Ta´i auf ihn (al-Dscharrah), entriss
ihm die Mighwal und stieß ihn damit in den Bauch. Ein anderer
namens Zubiyan ibn ‘Umara griff ihn an und traf seine Nase,
woran er (al-Dscharrah) starb. Ein weiterer, der bei ihm (al-Dscharrah)
gewesen war, wurde (ebenfalls) getötet.
Al-Hassan (a.) wurde auf einer Bahre nach
al-Mada´in getragen, wo er bei Sa´d ibn Mas´ud al-Thaqafi
untergebracht wurde. Dieser war dort der Gouverneur
(eingesetzt) von Ali (a.), dem Fürsten der Gläubigen (Amir
al-Mu´minin) gewesen, und al-Hassan (a.) hatte ihn in diesem
(Amt) bestätigt. Er (al-Hassan, a.) war mit sich und der
Versorgung seiner Verletzung beschäftigt. (Währenddessen)
schrieb eine Gruppe von Stammesführern heimlich an Mu´awiya,
dass sie ihm gehorchen würden. Sie drängten ihn, zu ihnen zu
kommen und garantierten ihm, ihm al-Hassan (a.) auszuliefern,
wenn sie sich seinem Lager näherten, oder ihn meuchlings zu
ermorden. Al-Hassan (a.) erfuhr davon, als ein Brief von Qais
ibn Sa´d (r.) bei ihm eintraf. Er hatte ihn mit ‘Ubaidullah
ibn ‘Abbas vorausgeschickt, als er von Kufa (kommend)
unterwegs war, um Muawiya zu treffen und ihn aus dem Irak zu
vertreiben. Er machte ihn zum Anführer einer Gruppe und sagte
(zu ‘Ubaidullah): „Wenn du niedergeschlagen wirst, dann
wird der Führer Qais ibn Sa´d sein.“ Qais ibn Sa´ds Brief
traf bei ihm ein, in welchem stand, dass sie Muawiya bei einem
Dorf namens al-Habubiyya
angehalten hatten, gegenüber von Maskan,
und dass Muawiya nach ‘Ubaidullah ibn ‘Abbas geschickt hatte,
wobei er ihn drängte, zu ihm zu kommen und ihm eine Million
Dirham angeboten hatte. Die eine Hälfte davon würde er ihm
sofort geben, die andere bei seinem Eintritt in Kufa.
‘Ubaidullah ibn Abbas schlüpfte heimlich nachts zu dem Lager
von Muawiya mit seinen Vertrauten. Am Morgen sahen die Leute,
dass ihr Führer fehlte. Qais (r.) verrichtete das Gebet mit
ihnen und kümmerte sich um ihre Angelegenheiten.
Al-Hassan (a.) wurde zunehmend bewusst,
dass die Leute sich von ihm zurückzogen, wie auch die
ruchlosen Absichten der Muhakkima (die Charidschiten) gegen
ihn, welche sie offensichtlich gemacht hatten, indem sie ihn
beschimpften, ihn des Unglaubens bezichtigten und das
Vergießen seines Blutes sowie Plünderung seines Eigentums für
erlaubt erklärten. Es war niemand mehr da, der ihn vor seinem
Unheil beschützen könnte außer seinen engsten Vertrauten von
seiner Schia und der seines Vaters, dem Fürsten der Gläubigen,
und sie waren eine Gruppe, die den syrischen Soldaten nichts
entgegenzusetzen hatte.
Muawiya schrieb ihm einen Brief über
(einen Vertrag über) Waffenstillstand und Frieden. Er schickte
ihm auch Briefe seiner Anhänger, in welchen sie ihm
zugesichert hatten, ihn (al-Hassan, a.) heimtückisch zu
ermorden oder ihn auszuliefern. Er (Mu´awiya) verpflichtete
sich zu vielen Bedingungen, damit al-Hassan (a.) seiner
Einladung zum Frieden entsprechen möge und verpflichtete sich
zu Abmachungen, durch deren Einhaltung die Interessen aller
gewahrt werden würden. Doch al-Hassan (a.) vertraute ihm
nicht. Er war sich über seine (Mu´awiyas) List dahinter und
seine Meuchelmorde im Klaren. Er fand jedoch keine Alternative
dazu, seinem Ersuchen stattzugeben, den Krieg aufzugeben und
einen Waffenstillstand zu vereinbaren, da seine Gefährten
gegen ihn standen mit ihrem, wie schon beschrieben, schwachen
Verständnis von seinem Recht (Imam zu sein) sowie mit ihrer
korrupten Einstellung und Opposition gegen ihn. (Auch war er
sich bewusst), dass viele von ihnen es für islamisch erlaubt
erklärten, sein Blut zu vergießen und ihn an seinen
Widersacher auszuliefern. (Er wusste auch) von dem Rückzug
seines Cousins von ihm und seinem Überlaufen zu seinem Feind,
sowie von der Zuneigung der Menschen zum Diesseits und ihrem
Desinteresse am Jenseits.
So
band er sich an (den Vertrag mit) Muawiya aufgrund der
Verdichtung der Beweise seiner Situation, während er Allah,
Den Großartigen und Erhabenen, um Verziehung bat, sowie alle
Muslime für das, was zwischen ihm (al-Hassan, a.) und Muawiya
stattgefunden hatte. Er stellte diesem folgende Bedingungen:
·
Abschaffung der Beschimpfung des Fürsten der
Gläubigen (Imam Ali, a.),
·
Aufgabe der Benutzung des Qunuts
im Ritualgebet (als Gebet) gegen ihn.
·
Gewährleistung von Sicherheit für seine Schia
(r.) und dass niemand von ihnen irgendeinem Übel ausgesetzt
werden soll,
·
Gewährleistung der Rechte eines jeden von ihnen,
der im Besitze bestimmter Rechte ist.
Muawiya gab all dem statt, schloss einen
Vertrag mit ihm darüber und schwor, sich daran zu halten.
Als der Waffenstillstand (unter diesen
Bedingungen) geschlossen worden war, reiste Muawiya weiter,
bis er al-Nuchaila
erreichte. Das war an einem Freitag, und er betete mit den
Leuten das Vormittagsgebet (dhuha al-nahar),
und er hielt ihnen folgende Rede:
„Bei Allah, ich habe euch nicht
bekämpft, damit ihr betet, noch dass ihr fastet, die Hadsch
verrichtet oder Zakat gebt. In der Tat tut ihr das (schon).
Vielmehr habe ich euch bekämpft, damit ich über euch Macht
gewinne, und Allah hat mir dies gegeben, als ihr unwillig wart
(Ihm zu gehorchen). In der Tat bin ich von al-Hassan (a.)
gebeten worden, ihm etwas zu geben, und ich gewährte ihm
(einige) Dinge. All das ist (nun) zu meinen Füßen, und von
jetzt an werde ich mich ihm gegenüber an nichts mehr halten.“
Dann reiste er weiter, bis er in Kufa
eintraf, wo er sich einige Tage aufhielt. Als der Treueid (bai´a)
von den Einwohnern (Kufas) geleistet werden sollte, stieg er
auf die Kanzel und hielt den Leuten eine Ansprache. Er
erwähnte (darin) den Fürsten der Gläubigen (Imam Ali, a.), und
was er von ihm erhalten hatte wie auch von al-Hassan (a.).
Al-Hassan und al-Hussain (a.) waren beide anwesend. Al-Hussain
(a.), stand auf, um ihm (etwas) zu erwidern, aber al-Hassan
(a.) nahm seine Hand und hieß ihn sich setzen. Dann stand er
auf und sprach: „O du, der du von Ali sprichst, ich bin
al-Hassan, und mein Vater ist Ali; du bist Mu´awiya, und dein
Vater ist Sachr (Abu Sufyan). Meine Mutter ist Fatima, deine
Mutter ist Hind. Mein Großvater ist der Gesandte Allahs, dein
Großvater war Harb. Meine Großmutter war Chadidscha, und deine
Großmutter war Futaila. Allah verfluche denjenigen, der unser
Ansehen schwächt, unsere edle Abkunft verächtlich macht,
unseren von Ewigkeit an existierenden Vorrang schlecht macht
und uns vorangeht in Unglaube und Heuchelei.“ Einige
Gruppen in der Moschee riefen „Amin, Amin“.
Als der Frieden
zwischen al-Hassan (a.) und Muawiya geschlossen wurde, wie wir
berichteten, brach al-Hassan (a.) nach Medina auf. Er blieb
dort und unterdrückte seinen Ärger, blieb nahe bei seinem Haus
und erwartete den Befehl seines Herrn, Dem Allmächtigen und
Hohen, bis Muawiya zehn Jahre seiner Amtszeit vollendet hatte.
(Dieser) beschloss, dass der Treueid (bai´a) seinem Sohn Yazid
(als sein Nachfolger) geleistet werden sollte. Er beriet sich
heimlich mit Dschu´da bint al-Asch´ath ibn Qais - sie war die
Frau von al-Hassan (a.) - um sie dazu zu bringen, ihn zu
vergiften, er sicherte ihr zu, sie mit seinem Sohn Yazid zu
verheiraten, und er schickte ihr hunderttausend Dirham.
Dschu´da gab ihm (al-Hassan, a.) das Gift zu trinken, und er
war vierzig Tage krank. Er trat seine (letzte) Reise in dem
Monat Safar im 50. Jahr nach der Hidschra (670) an. Zu jener
Zeit war er 48 Jahre alt. Sein Kalifat dauerte zehn Jahre.
Sein Bruder und Testamentsvollstrecker al-Hussain (a.) nahm
die Waschung und Einhüllung seines Körpers vor und bestattete
ihn neben seiner Großmutter Fatima bint Asad ibn Haschim ibn
Abd Manaf (r.) auf dem Friedhof Baqi’.