Buch der Rechtleitung
Buch der Rechtleitung [kitab-ul-irschad]

Aussprache: kitaab-ul-irschaad
arabisch:
كتاب الارشاد
persisch:
كتاب الارشاد
englisch: Book of Guidance [kitab al irshad]

Hintergrundinformationen zum Buch siehe: Buch der Rechtleitung [kitab-ul-irschad]

Imam Hassan ibn Ali (a.)

Berichte über die Ursache des Ablebens al-Hassans (a.), wie Muawiya ihn vergiftete, die Geschichte seines Begräbnisses sowie die Erörterungen und Reden darüber

Isa ibn Mihran überlieferte Folgendes: ’Ubaidullah ibn Sabbah erzählte uns: ‘Dscharir berichtete uns von Mughira: Muawiya schickte zu Dschu´da bint al-Asch´ath ibn Qais (folgende Nachricht): ‘Ich werde dich (mit meinem Sohn Yazid) verheiraten, unter der Bedingung, dass du al-Hassan vergiftest’, und er schickte ihr (auch) hunderttausend Dirham. Sie tat dies, sie vergiftete al-Hassan (a.). Er (Mu´awiya) ließ ihr das Geld zukommen, verheiratete sie aber nicht mit Yazid, sondern gab ihr stattdessen als Ersatz einen Mann von der Familie Talha, und von ihm bekam sie Kinder. Immer, wenn zwischen ihnen und den Klans der Quraisch ein Wortgefecht entstand, warfen sie ihnen Folgendes vor: ‘Söhne einer Gattenmörderin!’ (wörtlich: -vergifterin)[1]

‘Isa ibn Mihran überlieferte: „’Uthman ibn ‘Umar berichtete mir: ‘Ibn ‘Aun erzählte mir von ‘Umar ibn Ishaq, welcher berichtete: ‘Ich war bei al-Hassan und al-Hussain (a.) im Hause, als al-Hassan (a.) den Abtritt betrat, ihn dann verließ und sprach: ‘Mir wurde mehrere Male Gift zu trinken gegeben, aber mir wurde nie (so ein Gift) gegeben wie dieses Mal. (Es ist so, als wenn) ich ein Stück meiner Leber ausgespuckt (hätte), und ich drehte es um mit einem Stock, den ich bei mir hatte.‘Wer gab dir das zu trinken?’, fragte al-Hussain (a.), ‘und was willst du für ihn (als Strafe)? Willst du, das er getötet wird? Wenn er so bleibt, wie er ist, dann wird Allah härter in Seiner Rache sein als du. Wenn er nicht so bleibt, wie er ist, dann wünsche ich, dass ich frei bin von jeder Schuld.’[2]

Abdullah ibn Ibrahim überlieferte von Ziyad al-Machariqi, welcher berichtete: „Als al-Hassan (a.) der Tod nahte, rief er al-Hussain ibn Ali (a.), und sagte: ’Mein Bruder, ich werde dich verlassen und mich meinem Herrn (s.t.)[3] anschließen. Mir wurde Gift zu trinken gegeben, (es ist so, als ob) ich meine Leber in ein Becken gespieen (hätte). Ich kenne die Person, die mich vergiftet hat und woher mir dies zugestoßen ist. Ich werde vor Allah, Dem Erhabenen, gegen ihn opponieren. Bei meinem Recht, das ich über dich habe, sage nichts darüber und warte, was Allah, Der Mächtige und Hohe, in meiner Sache geschehen lassen wird. Wenn ich verschieden bin, schließe meine Augen, wasche und hülle meinen Körper ins Totengewand ein und lasse mich auf meiner Bahre zu dem Grabe meines Großvaters (s.) bringen, auf dass ich meinen Bund mit ihm erneuere. Dann bringe mich zurück zu dem Grabe meiner Großmutter Fatima bint Asad (r.) und lasse mich dort begraben. Und du wirst erfahren, o Sohn meiner Mutter, dass das Volk vermutet, dass ihr mich bei dem Gesandten Allahs (s.) bestatten wollt, und sie werden sich versammeln, um euch daran zu hindern. Bei Allah, ich beschwöre dich, dass du nicht einmal einen Schröpfkopf voll Blut vergießen sollst in (der Ausführung) meines Befehls.’ [4]Dann legte er ihm gegenüber sein Testament fest bezüglich seiner Familie, seiner Kinder und ihrer Hinterlassenschaften sowie dessen, was der Fürst der Gläubigen (a.) ihm testamentarisch aufgetragen hatte, als er ihn zu seinem Nachfolger machte und ihn seiner Position zuführte, und er zeigte seiner Schia, dass er sein Nachfolger war und erhob ihn für sie als ein Wahrzeichen.

Als er seine (letzte) Reise angetreten hatte, wusch al-Hussain (a.) ihn, hüllte ihn in sein Leichentuch und trug ihn auf seiner Bahre. Marwan und jene der Banu Umayya, die bei ihm waren, hatten keine Zweifel, dass sie ihn (al-Hassan., a.) beim Gesandten Allahs (s.) bestatten würden. Sie versammelten und bewaff­neten sich. Als al-Hussain ibn Ali (a.) sich mit ihm dem Grab seines Großvaters, des Gesandten Allahs (s.), näherte, auf dass er seinen Bund mit ihm erneuere, kam man mit ihrer Gruppe auf sie zu. Aischa[5] begleitete sie auf einem Maultier und sagte: ‘Was gibt es zwischen euch und mir, dass ihr jemanden in mein Haus eintreten lassen wollt, den ich nicht will?’

Marwan begann zu rezitieren: ‘Kampf ist besser als Sanftmut,’ (dann fuhr er fort): ‘Soll ‘Uthman in den Randbezirken Medinas bestattet werden, und al-Hassan soll neben dem Propheten begraben werden?! Das wird niemals geschehen, während ich ein Schwert trage.“

Fast entstand Zwietracht zwischen den Banu ‘Umayya und den Banu Haschim. Ibn Abbas eilte zu Marwan und sprach: ‘Gehe dorthin zurück, woher du gekommen bist, Marwan. In der Tat wollen wir nicht (unseren Gefährten) neben dem Gesandten Allahs (s.) (begraben), aber wir wollen mit unserem Besuch das Versprechen ihm gegenüber erneuern, dann bringen wir ihn zu seiner Großmutter Fatima[6] (r.) und begraben ihn neben ihr gemäß seines Letzten Willens. Hätte er verfügt, dass er mit dem Propheten (s.) begraben werden soll, weißt du, dass du am wenigsten in der Lage wärst, uns davon abzuhalten. Er (Imam Hassan, a.) jedoch war sich Allahs und Seines Gesandten sowie der Heiligkeit seines Grabes zu bewusst, um Zerstörung durch gewaltsames Eindringen darüber zu bringen, wie jemand anderes es getan hatte, indem er sein Haus ohne seine Erlaubnis betrat.’[7] Dann ging er auf Aischa zu und sagte zu ihr: ‘Welch ein Unheil bringst du, ein Tag auf einem Maultier und ein Tag auf einem Kamel. Willst du das Licht Allahs auslöschen und die Freunde Allahs (auliya’) bekämpfen? Gehe zurück! Du bist vor dem beschützt worden, was du fürchtest, und du hast erreicht, was du wolltest. Bei Allah, Dem Erhabenen, siegreich werden die Leute dieses Hauses (der Ahl-ul-Bait) sein, sei es auch (erst) nach einiger Zeit.’

Al-Hussain (a.) sagte: ‘Bei Allah, wenn al-Hassan mich nicht dazu verpflichtet hätte, Blutvergießen zu vermeiden, und nicht einmal einen Schröpfkopf voll Blut zu vergießen, würdet ihr wissen, wie die Schwerter Allahs von euch ihren Tribut fordern würden. Ihr habt die Vereinbarung zwischen uns gebrochen, und ihr habt das ungültig gemacht, was wir uns selbst an Bedingungen auferlegt haben.’

Und sie gingen mit al-Hassan (a.) (weiter) und bestatteten ihn auf (dem Friedhof) Baqi’ neben seiner Großmutter Fatima bint Asad ibn Haschim ibn Manaf (r.), möge Allah sie in den Gärten der Glückseligkeit weilen lassen.[8]

[1] „Maqatil al-Talibiyyin“: 73, und „Scharh ibn Abu Hadid“:16:49, und Allamah al-Madschlisi überlieferte es in „al-Bihar“:44:155/25

[2] „Maqatil al-Talibiyyin“: 74, „Scharh ibn Abu al-Hadid“:16:49, und al-Mas´udi erwähnte es in „Marwadsch al-Dhahab“: 2:427, mit abweichendem Wortlaut, siehe auch „Tardschuma al-Imam al-Hassan (a.) in „Tarich al-Dimaschq“: 207-208, und Allamah al-Madschlisi überlieferte es in „al-Bihar“:44:156.

[3] Abkürzung für „subhanahu wa ta´alah - gepriesen ist Er und Erhaben. (Anm. d. Übers.)

[4] Imam Hassan deutete an, dass er nicht gegen den Willen des Volkes neben seinem Großvater, dem Propheten (s.) bestattet werden sollte, wie es dann auch später so kam, und er etwas davon entfernt im Friedhof Baqi begraben wurde. (Anm. d. Übers.)

[5] Witwe des Propheten (s.) und Tochter Abu Bakrs (Anm. d. Übers.)

[6] Fatima bint Asad, die Mutter Imam Alis (a.) - (Anm. d. Übers.)

[7] Hier wird darauf angespielt, dass Abu Bakr und Umar ohne eine Erlaubnis des Propheten (s.) direkt neben ihm begraben wurden, während sein eigener Enkel es nicht darf. (Anm. d. Übers.)

[8] Dieser Bericht wurde sowohl von der Amma als auch von der Chassa überliefert unter Änderung bestimmter Ausdrücke gemäß der (jeweiligen) Rechtsschule. Siehe „Dala´il al-Amma: 61, und „Maqatil al-Talibiyyin“: 74, und „Scharh al-Nahdsch al-Hadidi“:16:49-51, und „al-Chara´idsch wa al-Dschara´ih“:1:242/8, und Allamah al-Madschlisi überlieferte es in „al-Bihar:“ 44:156

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