Leben des Fürsten der Gläubigen ‘Ali ibn Abi Talib
Hintergrund des Lebens des Fürsten der Gläubigen(a.)
(Dieses Kapitel) berichtet über den
ersten der Imame der Gläubigen, der Herrscher (wulat) der
Muslime, den (von Allah ernannten) Nachfolger der Religion
nach dem Propheten Allahs, dem Wahrhaftigen und
Vertrauenswürdigen, Muhammad ibn ‘Abdullah, dem Siegel der
Propheten (s.). (Imam ‘Ali (a.) war) sein Bruder und sein
Cousin, sein Helfer (wazir) in seiner Sache, sein
Schwiegersohn (verheiratet) mit Fatima al-Batul, der Herrin
der Frauen der Welten. (Das Buch berichtet) über ‘Ali ibn Abi
Talib ibn ‘Abd-al-Mutallib ibn Haschim ibn ‘Abd-al-Manaf, den
Herrn der Testamentsvollstrecker, die allerbesten Segnungen
und Frieden seien mit ihm.
Sein Beiname (kunya) war Abu al-Hassan,
er wurde in Mekka im Heiligen Haus (Kaaba) am Freitag, den 13.
Radschab
geboren, dreißig Jahre nach dem Jahre des Elefanten (570
n.Chr.).
Vor und nach ihm ist niemand im Hause Allahs (Baitullah)
geboren worden außer ihm, (ein Zeichen) der Ehrung für ihn von
Allah, Dem Erhabenen sowie seiner Position, die in ihrer Größe
gewürdigt wurde.
Seine Mutter war Fatima Bint Asad ibn
Haschim ibn ‘Abd-al-Manaf (r.), und sie war dem Gesandten
Allahs (s.) wie eine Mutter, und er (der Prophet) wurde in
ihrer Obhut aufgezogen.
Er war dankbar für ihre Freundlichkeit,
und sie war unter den ersten, die an ihn glaubten. Sie
wanderte mir ihm in der Schar der Auswandernden (Muhadschirun)
aus. Als Allah, Der Erhabene sie zu Sich nahm, wickelte der
Prophet (s.) sie in sein Hemd ein, um die Insekten der Erde
von ihr fernzuhalten. Er bettete sie in ihr Grab, um sie damit
vor dem Druck (der Enge) im Grab zu schützen. Er gab ihr die
Festsetzung der Nachfolge (wilaya) ihres Sohnes ein, dem
Fürsten der Gläubigen (a.), damit sie bei der Befragung (im
Grab) damit würde antworten können. Er zeichnete sie mit
diesem großen Vorzug aus aufgrund ihrer Stellung sowohl bei
Allah, Dem Erhabenen, als auch bei ihm (dem Gesandten Allahs),
und der Bericht darüber ist wohlbekannt.
Der Fürst der Gläubigen (a.) und seine
Brüder waren unter den führenden Mitgliedern der Nachkommen
von den Haschim der zweiten Generation. Auf diese Weise gewann
er zwei Ehrungen, durch sein Aufwachsen unter der Fürsorge des
Gesandten Allahs (s.). Er war der Erste der Familie des
Propheten (Ahl-al-Bait) und unter seinen Gefährten, der an
Allah, Den Erhabenen, und Seinen Gesandten (s.) glaubte, und
der erste Mann, den der Gesandte Allahs (s.) zum Islam einlud
und der (der Einladung) nachkam. Er unterstützte unaufhörlich
die Religion und bekämpfte die Götzendiener. Er verteidigte
den Glauben und kämpfte gegen die Parteigänger der Abweichung
(von der Wahrheit) und Despotie. Er verbreitete die Lehren von
der Sunna (die Lebensführung des Propheten) und des Qur´ans,
er urteilte gerecht und befahl das Gute (zu tun).
Er war mit dem Gesandten Allahs (s.) nach
dessen Berufung zum Prophetentum (bi´tha) 23 Jahre zusammen,
davon 13 Jahre in Mekka vor der Hidschra. Er teilte mit ihm
alle schweren Prüfungen und trug die meisten seiner Härten,
und zehn Jahre nach der Hidschra in Medina verteidigte er ihn
gegen die Götzendiener und kämpfte mit ihm gegen die
Ungläubigen. Er schützte ihn mit seinem eigenen Leben vor
seinen Feinden bzw. denjenigen der Religion, bis Allah, Der
Erhabene, ihn (den Propheten) ins Paradies nahm und ihn auf
die höchste Stufe im Paradies (‘iliyyin) erhob. An jenem Tage,
als der Prophet heimkehrte, war der Fürst der Gläubigen
dreiunddreißig Jahre alt.
Die Ummah war über sein Imamat am Tage
des Ablebens des Propheten (s.) uneinig. Seine Schi´a, die aus
allen Mitgliedern der Banu Haschim bestanden, darunter (auch)
Salman, ‘Ammar, Abu Dharr, Miqdad, Chuzaima ibn Thabit, der
Mann mit den beiden Zeugnissen, Abu Ayyub al-Ansari, Dschabir
ibn ‘Abdullah al-Ansari, Abu Sa´id al-Chudri und andere von
den Bedeutenden unter den Auswanderern (Muhadschirun) und den
Helfern (Ansar) waren der Ansicht, dass er der Kalif nach dem
Gesandten Allahs (s.) sein sollte und der Imam aufgrund seiner
hervorragenden Verdienste (fadhl) über die gesamte Menschheit,
durch die Tatsache dass in ihm die Eigenschaften von
hervorragendsten Charaktereigenschaften und vollkommener
Urteilskraft vereinigt waren. (Auch, weil er derjenige war,)
welcher der Gemeinschaft im Glauben vorangegangen war,
(aufgrund) seiner Auszeichnung ihnen gegenüber in Wissen über
die (religiösen) Urteile (ahkam), seines Vorangehens vor ihnen
im Kampf, die Unterscheidung, die ihn hervorstechen ließ im
Grad seiner Gottesfurcht, Genügsamkeit und Rechtschaffenheit.
Er hatte auch eine besondere Stellung beim Propheten (s.)
unter all seinen Verwandten, die niemand anderer von seinen
Verwandten teilte. Dann (auch) aufgrund der Ernennung Allahs
im Qur´an, wo Er sagte:
„Eure Führer (wali) sind Allah, Sein
Gesandter und die Gläubigen, die das Gebet verrichten, die die
Zakat zahlen, während sie sich beugen (im Gebet die
Ruku´-Stellung einnehmen)“
Es ist bekannt, dass niemand in seinem
Ruku’ Zakat gezahlt hat (außer Imam Ali, a.). Es ist in der
Sprache festgelegt worden, dass ’wali’ „Der
Angemessenste, um die Macht innezuhaben“ (awla) ist, ohne
dass es irgendeine Kontroverse darüber geben würde.
Da der Fürst der Gläubigen (a.) für die
Herrschaft über die Leute aufgrund des Urteils des Qur´ans
angemessener als sie war, weil er der ’wali ’ war gemäß der
Ernennung (nass) in der klaren Erklärung (tibyan), war es
offensichtlich obligatorisch für sie, ihm zu gehorchen, wie
beim Gehorsam gegenüber Allah und dem Gehorsam gegenüber dem
Propheten (s.), wie es im Bericht über ihre Herrschaft (wilaya)
über die Geschöpfe in dem Vers mit klarem Beweis enthalten
ist.
(Ein anderer Grund für ihre Unterstützung
des Fürsten der Gläubigen (a.) war) was der Prophet (s.) am
Tage der Versammlung in seinem Hause sagte - er hatte die Banu
‘Abd-al-Mutallib dort versammelt, besonders um folgende
Versprechen (auszusprechen): „Wer immer mir in dieser
Sache hilft, wird mein Bruder, mein Testamentsvollstrecker (wasi),
mein Helfer (wazir), mein Erbe und mein Nachfolger nach mir.“
Dann stand der Fürst der Gläubigen (a.)
vor der versammelten Gesellschaft auf, und er war der Jüngste
unter ihnen. Er sagte: „O Gesandter Allahs, ich werde dir
helfen.“ Der Prophet sagte zu ihm : „Setze dich, du
bist mein Bruder, mein Testamentsvollstrecker, mein Helfer,
mein Erbe und nach mir mein Nachfolger.“ Das ist ein
klarer Ausspruch über die Nachfolgerschaft (des Propheten).
Es gibt außerdem seinen Ausspruch am Tage
von Ghadir Chumm. Die gesamte Ummah hatte sich versammelt, um
seine Ansprache zu hören, (in der er fragte): „Bin ich
nicht angemessener für die Führerschaft (awla) über euch als
ihr?“ „Ja, bei Allah“, antworteten die (Leute). Da
sagte er zu ihnen in gleichmäßiger Form, ohne seine Rede zu
unterbrechen: „Wessen Herr (mawla) ich bin, dessen Herr ist
auch ‘Ali.“
(Der Prophet) machte ihnen den Gehorsam
ihm (‘Ali, a.) gegenüber zur Pflicht und verlangte die gleiche
Macht (wilaya) für ihn, wie er selbst sie über sie (die Ummah)
innehatte. Er brachte sie damit dazu, das anzuerkennen, und
sie leugneten es nicht. Auch das ist ein klarer Beweis für
seine (Imam ‘Alis, a.) Ernennung für das Imamat und seine
Nachfolge für die Position (der Führung).
Außerdem ist da die Aussage (des
Propheten, s.) an dem Tage, als sie sich auf den Weg nach
Tabuk machten: „Du stehst zu mir wie Harun (Aaron) zu Musa
(Moses) (a.), nur dass es nach mir keinen Propheten mehr
gibt.“ Dadurch verpflichtete er ihn (Imam ‘Ali, a.) zu dem
Amt des Helfers (wazir) und dazu, sich gegenüber allen
(anderen) durch Liebe und hervorstechende Verdienste (fadhl)
auszuzeichnen, und er (verlangte auch) seine Funktion als
Stellvertreter sowohl während seines Lebens als auch nach
seinen Ableben. Der Qur´an bezeugt all das hinsichtlich Haruns
und Musas (a.): „Und gib mir einen Beistand aus meiner
Familie mit, Harun, meinen Bruder, mit dem ich meine Kraft
steigere, und lasse ihn an meiner Aufgabe teilhaben, auf dass
wir Dich oft preisen mögen und Deiner oft gedenken, denn Du
siehst uns wohl. (Allah) sprach: Dein Wunsch ist gewährt, o
Musa“
Dadurch wurde festgelegt, dass Harun (a.)
mit Musa (a.) einen Anteil am Prophetentum hatte sowie
am Beistand (für Musa, a.), die Botschaft zu vermitteln, und
seine Unterstützung wurde durch seine Hilfe gestärkt. (Musa,
a.) sagte ihm auch hinsichtlich seiner Funktion als
Stellvertreter: „...Vertritt mich bei meinem Volk und führe
(es) richtig, und folge nicht dem Pfade derer, die Unfrieden
stiften.“
Dies bekräftigt seine
Stellvertreterschaft durch das offenbarte Urteil (im Qur´an),
da der Gesandte Allahs (s.) dem Fürsten der Gläubigen (a.) all
die Rangstufen gab, die Harun (a.) von Musa (a.) gegeben
wurden, außer der des Prophetentums. (All diese Dinge) waren
verpflichtend für ihn wie die Unterstützung des Gesandten
(s.), ihm zu helfen sowie Verdienst (um die Religion) und
Liebe, da in der Tat diese Charaktereigenschaften durch diese
(Stellvertreterschaft) erforderlich waren. Dann wurde seine
Stellvertreterschaft während seines Lebens (des Lebens des
Propheten, s.) klar bestimmt. „Nach dem Prophetentum“ (welches
auf seine Nachfolgerschaft hinweist) durch die Herausstellung
der Ausnahme (des Prophetentums), von dem er ihn (Imam Ali,
a.) ausschließt, indem er „nach mir“ sagt.
Es gibt zahlreiche solcher Beweise, deren
Erwähnung in (diesem) Buch zu weit führen würde, da wir
bereits die Aussage darüber an anderen Stellen unserer Bücher
angeführt haben, Preis sei Allah.
Das Imamat des Fürsten der Gläubigen (a.)
dauerte dreißig Jahre nach dem Propheten, von denen er
vierundzwanzig Jahre und einige Monate daran gehindert wurde,
nach den Gesetzen (seines Amtes) zu regieren, (und er war
gezwungen, sich der Mittel der) taqiyya
und Rückzug zu bedienen. Für fünf Jahre und sechs Monate davon
wurde er von Kriegen gegen die Heuchler geprüft, die ihre Eide
gebrochen hatten, von den Ungerechten und denjenigen, die (von
der Religion) abgewichen waren. Er wurde verfolgt von der
Zwietracht der Irregegangenen, wie auch der Gesandte Allahs
(s.) dreizehn Jahre seines Prophetentums durch (den Versuch
der) Einschüchterung, Spionage und Vertreibung an der Führung
der Regierungsgeschäfte gehindert wurde. So konnte er nicht
die Ungläubigen bekämpfen, und er war auch nicht in der Lage,
die Gläubigen zu verteidigen. Dann wanderte er aus und kämpfte
für zehn Jahre nach der Auswanderung gegen die Götzendiener
und wurde von den Heuchlern malträtiert, bis Allah, Der
Erhabene, ihn zu Sich nahm und ihn in den Gärten der
Glückseligkeit weilen ließ.
Das Ableben des Fürsten der Gläubigen
(a.) ereignete sich gegen Dämmerung des Freitags, des 21. des
Monats Ramadan im Jahre 40 n.H. . Er wurde durch das Schwert
ermordet. Ibn Muldscham al-Muradi (l.)
tötete ihn in der Moschee von Kufa, zu der er (a.) sich
aufgemachte hatte, um die Leute zum Morgengebet zu wecken in
der (sich dem Ende zuneigenden) Nacht des 19. Ramadan. Er (Ibn
Muldscham) hatte ihm seit Einbruch der Nacht deswegen
aufgelauert. Er (Imam Ali, a.) ging an ihm vorbei, während
Letzterer seinen Plan verbarg, indem er Schlaf vortäuschte in
der Gruppe der Schlafenden. Er (Ibn Muldscham) sprang auf ihn
(a.) zu und hieb ihn mit dem Schwert, das vergiftet war,
mitten auf den Kopf. Er überlebte noch den Tag des 19. sowie
die Nacht und den Tag des 20 (Ramadan) sowie das erste Drittel
der Nacht des 21. (Ramadan), dann starb er den Märtyrertod und
traf seinen Herrn, Den Erhabenen, als jemand, dem Unrecht
zugefügt worden war.
Er (Imam Ali, a.) hatte noch vor der Zeit
(des Eintreffens dieses Ereignisses) davon gewusst, und er
kündigte es den Leuten vorher an. Seine Leichenwaschung und
die Einhüllung ins Begräbnisgewand vollzogen seine beiden
Söhne al-Hassan und al-Hussain (a.) gemäß seiner Verfügung.
Dann trugen sie ihn nach al-Ghari in Kufa und bestatteten ihn
dort. Gemäß seines diesbezüglichen Testaments verwischten sie
die Spuren seines Grabes, aufgrund dessen, was er über das
Regime der Banu Umayya (Umayyaden) wusste, die nach ihm kommen
würden, ihre feindliche Einstellung gegen ihn, (er kannte
auch) ihre bösen Taten und Worte, zu denen sie durch ihre
bösen Absichten verleitet werden könnten, wenn sie dazu in der
Lage gewesen wären (wenn sie den Ort des Grabes Imam Alis (a.)
gekannt hätten). Sein Grab blieb verborgen, bis Imam al-Sadiq
Dscha´far ibn Muhammad (a.)
es in der Abbasiden-Zeit offenbar machte, als er es besuchte,
als er zu Abu Dscha´far
ging, während dieser in al-Hira war. Da erfuhren die Schi´iten
davon und begannen von dieser Zeit an, ihn (Imam ‘Ali) zu
besuchen, Friede sei mit ihm und seinen reinen Nachkommen. An
seinem Todestag war er 63 Jahre alt.