Aus der Sicht des Studiums und der Beurteilung des
Menschen
Das bedeutet Gleichheit und
Gleichwertigkeit der Menschen in ihrem Bezug zu Gott. Er ist
Herrscher und Herr aller Menschen. Niemand hat aus Sicht
seiner menschlichen Natur eine vorrangige und besondere
Beziehung zu Ihm. Niemand hat mit Ihm eine
Verwandtschaftsbeziehung. Er ist nicht Gott eines bestimmten
Volkes, eines Stammes oder einer Sippe, was bedeuten würde,
dass alle anderen um ihrer selbst willen – gleichsam als
Mittel, über das sie verfügen können – geschaffen und ernährt
worden wären. Alle sind Ihm gegenüber gleich. Und wenn es um
Unterschiede vor Gott gehen sollte, wäre dies nur aufgrund der
Tatsache, dass der einzelne Mensch sich auf den Weg macht,
Wohltaten im Interesse der Menschheit zu vollbringen, und der
sich zugleich um die Durchführung des göttlichen Programms
bemüht, denn dieses stellt als Einziges eine beruhigende
Garantie für die Transzendenz des Menschen dar.
„Und sie sagten: ,Gott hat sich Kinder
genommen.’ Preis sei Ihm! Nein, vielmehr gehört Ihm alles, was
in den Himmeln und auf der Erde ist. Alles ist Ihm demütig
ergeben.“
„Wer etwas an rechtschaffenen Werken
tut und dabei gläubig ist, der wird für sein Bemühen nicht
Undank ernten; Wir schreiben es ihm gut.“
„O ihr Menschen, Wir haben euch ja von
einem männlichen und von einem weiblichen Wesen erschaffen,
und Wir haben euch zu Verbänden und Stämmen gemacht, damit ihr
einander kennen lernt. Gewiss, der Angesehenste unter euch bei
Allah ist der Gottesfürchtigste von euch.“
Monotheismus bedeutet auch Einigkeit und
Gleichheit der Menschen in der Schöpfung und gemäß der
menschlichen Natur. Die menschliche Natur ist ein
einheitliches Element, das bei jedem Einzelnen gleichartig
fließt und strömt. Die Menschen verschiedener
gesellschaftlicher Schichten sind nicht Diener und Geschöpfe
von verschiedenen Göttern! Ansonsten wären nämlich die
Elemente und deren Schöpfung untereinander verschieden, und
dementsprechend bestünde eine unpassierbare Grenze zwischen
ihnen, als ob es einen Gott auf einer höheren Ebene gäbe, der
mächtiger und erhabener wäre als die darunterliegenden Götter.
Alle sind Geschöpfe eines einzigen Gottes, in ihrer
juwelenhaften Essenz gleich, und sie befinden sich auf einer
Ebene.
„Oh ihr Menschen, fürchtet euren
Herrn, der euch aus einem einzigen Wesen erschuf, …“
Das bedeutet auch die Gleichheit und
Gleichwertigkeit der Menschen auf dem Wege, sich zu erhöhen
und zu entwickeln, weil die Essenz und Natur in allen Menschen
gleich ist. Und das ist die Grundlage, die durch die Weisheit
Gottes geschaffen worden ist. Dementsprechend gibt es
niemanden, der gemäß seinem Wesen und seiner Natur infolge des
Einhaltens des geraden Weges der Transzendenz und der eigenen
Entwicklung keine Fähigkeiten hätte. Deswegen ist die
Einladung zu Gott eine allgemeine Einladung und betrifft nicht
nur ein Volk oder eine Schicht.
Obwohl die verschiedenen Bedingungen
unterschiedliche Auswirkungen haben, könnte deren
Vergänglichkeit niemals aus dem Menschen auf Dauer einen Dämon
oder einen Engel machen, die beide in ihrer Natur gebunden
bzw. gezwungen sind, denn beim Menschen ist eine Veränderung
nie auszuschließen.
„Und Wir haben dich für die Menschen
allesamt nur als Freudenboten und Warner gesandt.“
„Und Wir haben dich als Gesandten den
Menschen geschickt.“
„Oh ihr Menschen, gekommen ist nunmehr
zu euch ein Beweis von eurem Herrn. Und Wir haben zu euch ein
offenkundiges Licht hinabgesandt. Diejenigen nun, die an Allah
glauben und an Ihm festhalten, wird Er in seine Barmherzigkeit
und Huld eingehen lassen und auf einem geraden Weg zu sich
führen.“
Das bedeutet die Freiheit aller Menschen
von der Sklaverei wie auch von der Anbetung von Götzen. Und
das ist eine andere Bedeutung des Begriffes Gottesanbetung.
Es geht um die Freiheit der Menschen, die
auf verschiedene Art und Weise vor der Macht der Götzen
kapitulieren und von ihnen gefangen sind. Es ist wie geistige
und kulturelle Gefangenschaft, wirtschaftliche Einkerkerung
und politische Verwahrung. Und die Rettung der Menschen, die
in Bezug auf den erweiterten Begriff “Gottesdienst“ in
Sklaverei und Anbetung anderer Menschen, wie sie selbst es
sind, verharren und diese anstelle von Gott als Ihm ebenbürtig
und als Seine Rivalen ausgesucht haben, ist durch den
Monotheismus gewährleistet.
Der Monotheismus lehnt solche (von Götzen
abhängige) Lebenseinstellungen ab. Denn er betrachtet die
Menschen ausschließlich als Geschöpfe Gottes und befreit ihn
aus der Sklaverei und Gefangenschaft aller Menschen, aller
Ordnungen und grundsätzlich aller anderen hegemonialen
Machtfaktoren, die gegen Gott gerichtet sind und Ihn als
Rivalen betrachten und Ihm gleichwertig erscheinen wollen.
Schließlich bedeutet Monotheismus die Akzeptanz der Herrschaft
Gottes und selbstverständlich die Ablehnung und Ächtung aller
Arten von außergöttlichen Hegemonien jeder Färbung, jeder Art
und auch jeder Verpackung.
„Das Urteil gehört Gott allein. Er hat
befohlen, dass ihr nur Ihm dienen sollt. Das ist die richtige
Religion.“
„Und dein Herr hat bestimmt, dass ihr
nur Ihm dienen sollt.“
Aus diesem Blickwinkel bedeutet der
Monotheismus auch, dem Menschen Ehre zu erweisen und ihn
wertzuschätzen. Das prächtige und glanzvolle Element des
Menschen ist wertvoller, als dass der Mensch gefangen,
unterworfen und demütig allen anderen außer Gott gegenüber
wäre. Nur Dessen absolute Existenz und Dessen vollkommene und
absolute Schönheit sind es wert, dass der Mensch Ihm gegenüber
fasziniert wäre und Ihn lobpreist und anbetet, zumal die
Neigung (des Menschen) zu dieser (göttlichen) Vollkommenheit
eine Art der Erhabenheit darstellt und es außer jener
erhabenen Existenz (Gottes) keinen Menschen und erst recht
keine Dinge gibt, denen der Mensch zu dienen und die er zu
lobpreisen hätte.
Alle lebenden und toten Götzen, die
Gehirn, Herz und Körper des Menschen belasten und die
Souveränität Gottes im menschlichen Lebensbereich räuberisch
okkupieren, sind lediglich schmutzige und missgestaltete
Ausgeburten, die den Menschen aus seiner Reinheit und der
Klarheit seines Wesens absinken lassen und ihm nur Demütigung
und Untertänigkeit bringen. Um seine erhabene Stellung
wiederzufinden, muss der Mensch ihnen den Rücken zukehren und
sich von dem Schmutz der Schande ihrer Anbetung reinwaschen.
Keine humanistisch-materialistische
Sichtweise könnte die Erhabenheit, die herausragende Bedeutung
und den Edelmut des Menschen in solcher Feinheit und Tiefe
ausdrücken!
„…So meidet den Gräuel der Götzen, und
meidet die falsche Aussage, als Anhänger des rechten Glaubens
gegenüber Allah, die Ihm nichts beigesellen. Und wenn einer
Allah (etwas) beigesellt, es ist, als würde er vom Himmel
herunterfallen, von den Vögeln weggeschnappt oder vom Wind an
einen fernen Ort hinabgestürzt werden.“
„Setze neben Allah keinen anderen
Gott, sonst wirst du gescholten und im Stich gelassen
dasitzen.“
„Und setze neben Allah keinen anderen
Gott, sonst wirst du in die Hölle geworfen, getadelt und
verstoßen.“
Das bedeutet auch die Ganzheit und
Einheit des Lebensbereichs bzw. der Existenz des Menschen. Das
Leben des Menschen ist eine Mischung aus subjektivem Erfassen
und Realität, aus Gedanken und Handeln. Wenn jeweils nur ein
Teil davon durch antigöttliche Pole und Mächte besetzt wird
und der Gott suchende menschliche Geist mit einer agnostischen
Realität oder die göttliche Wirklichkeit mit einem
agnostischen Geist zusammenkommen, entsteht im menschlichen
Lebensbereich ein Widerspruch und auf dem Gebiet der
Gottesverehrung eine Art Polytheismus. In diesem Fall ist der
Mensch wie ein Zeiger, der sich im magnetischen Spektrum eines
fremden Elements aufhält und der, wenn er nicht vom
eigentlichen, richtigen Pol und der richtigen Richtung
angezogen und dadurch zumindest schwankend und in Verwirrung
geraten würde, vollends von der richtigen Richtung und vom
geraden Weg der menschlichen Natur bzw. von der Ausrichtung
auf Gott abkommt.
„Glaubt ihr denn an einen Teil der
Schrift und verleugnet einen anderen? Wer von euch aber
solches tut, dessen Lohn ist nur Schande im diesseitigen
Leben. Und am Tag der Auferstehung werden sie der schwersten
Strafe zugeführt werden.“
Das bedeutet ebenfalls Harmonie und
Gleichklang des Menschen mit der Welt seiner Umgebung. Die
unendliche Weite des Universums ist das Feld der Aktion und
Reaktion unzähliger Gesetze der Schöpfung, und kein noch so
kleines Phänomen des Alls befindet sich außerhalb der
Ausstrahlung dieser Gesetzmäßigkeiten. Im Einklang und in der
Begegnung von Regeln und Gesetzen der Schöpfung formt sich die
rhythmische Melodie der Existenz und kommt die natürliche
Ordnung des Kosmos zustande.
Der Mensch ist ein Teil dieser Ganzheit,
der ihren allgemeinen und besonderen Regelungen unterworfen
ist, sich aber auch gleichzeitig im Einklang mit der Ordnung
anderer Erscheinungsformen befindet. Aber im Gegensatz zu
seinen Verwandten, die gezähmt und angebunden ihren ihrer
Natur gemäßen angeborenen Weg gehen, hat der Mensch die
Fähigkeit zu wählen und einen Willen zu besitzen. Er muss
seinen angeborenen und natürlichen Weg in aller Freiwilligkeit
gehen, und dies ist das Geheimnis bzw. die Bedingung seiner
Transzendenz- und Entwicklungsfähigkeit. Dies bedeutet auch,
dass der Mensch befähigt ist, von diesem natürlichen Kurs
abzuweichen.
„Wer nun will, der soll glauben, und
wer will, der soll ungläubig sein.“
Der Monotheismus ruft den Menschen auf,
seinen natürlichen und angeborenen Weg zu gehen, auf dem er in
der ganzen Welt wie ein Reisender unterwegs ist. Der
Monotheismus verbindet den Menschen mit der Welt. So ist er
das Hauptverbindungsglied zum All, womit er auf dem Terrain
des Daseins eine absolute Einheit und Einigkeit herstellt.
„Begehren sie denn eine andere als
Allahs Religion, wo sich Ihm doch jeder ergeben hat, der in
den Himmeln und auf der Erde ist, freiwillig oder widerwillig.
Und zu Ihm werden sie zurückgebracht.“
„Siehst du nicht, dass sich vor Gott
jeder niederwirft, der in den Himmeln und der auf der Erde ist
und auch die Sonne, der Mond und die Sterne, die Berge, die
Bäume und die Tiere und viele von den Menschen?“