Der Islam im Dialog

Der Islam im Dialog - Aufsätze

Prof. Abdoldjavad Falaturi

Inhaltsverzeichnis

Durchführung eines Dialoges und dessen Voraussetzungen

Die Erfüllung dieser Dialogbedingungen setzen in erster Linie die gleichberechtigte Partnerschaft unter den Dialogparteien voraus. Ansonsten liegt die Gefahr einer hochmütigen Einseitigkeit nahe, woraus sich - wie oft in christlich-islamischen Gesprächen erlebt wird - die Bevormundung eines Gesprächspartners durch den anderen entwickelt.

Damit ist eine weitere Voraussetzung eng verbunden, nämlich der gegenseitige Respekt. Jeder hat den anderen in seiner Religiosität und seinem Festhalten an seiner Glaubensüberzeugung zu respektieren bzw. tolerieren. Tolerieren, aber nicht im Sinne, ihn zu dulden.

Tolerieren gleich dulden impliziert nämlich schon die Überzeugung, dass der Partner sich sowieso auf einer unteren Stufe befindet, man lässt ihn nur großzügigerweise weiter existieren. Gemeint ist also nicht Toleranz im Sinne der Aufklärung, sondern im koranischen Sinne, nämlich im Sinne der Anerkennung des Partners in seiner vollen Identität; darauf komme ich zurück.

Diese tolerante Haltung zieht folgerichtig eine dritte Voraussetzung nach sich, nämlich die Bereitschaft und sogar die Neugierde, von dem Gesprächspartner zu lernen, nicht nur die positiven Lebenswerte des anderen, sondern auch seinen Umgang mit den Alltagsproblemen und seiner Lösungsversuche.

Trotzdem und gerade deshalb gilt die Bewahrung der eigenen Identität als eine wichtige Voraussetzung für fruchtbare Dialoge im oben genannten Sinne. Die Unsicherheit in der eigenen Sache zeugt von einer strukturellen Verunsicherung auf beiden Seiten. Genauso sind Kompromissversuche mit der Absicht, dem Partner einen Gefallen zu tun, dahingehend irreführend, als sie bestenfalls rein individuellen Charakter haben und in keiner Weise die Ansicht der Anhänger der jeweiligen Religionen repräsentieren.

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